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Funny Man

Originaltitel: Funny Man__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Simon Sprackling__Darsteller: Tim James, Christopher Lee, Benny Young, Ingrid Lacey, Pauline Black, Matthew Devitt, Chris Walker, Rhona Cameron, George Morton, Jamie Heard, Harry Heard, Bob Sessions u.a.

Funny Man Banner

Funny Man Cover

Mediabook Cover B von “Funny Man”

Dass sein Leben eine Komödie ist und nicht wie fälschlich angenommen eine Tragödie, realisierte der Joker erst neulich in unseren Kinos. Es kommt eben auf die Perspektive an… und wohl auch ein wenig auf den Geisteszustand.

Des Jokers Artverwandter, der Funny Man, kennt diesen Zwiespalt der Gefühle ebenfalls. Geschrieben als Ausgestoßener, als Sonderling und Rächer an denen, die über ihn und seine hässliche Visage lachen, wird er in der eigentlichen Performance zum überdrehten Spaßvogel, der sein Schicksal als närrische Mordmaschine längst akzeptiert hat. Hin und wieder meint man in seiner Mimik ein Flehen zu erkennen, dass er doch bitte trotz seiner unorthodoxen Erscheinung als Teil der normalen Gesellschaft akzeptiert werden möge. Aber letztlich führt der Smalltalk vor dem Club, der Flirt in der Kunstgalerie oder das Kinderversteckspiel zuverlässig jedes Mal in einen einfallsreich arrangierten Kill, der Freddy Krueger anerkennend mit den Scheren klappern lassen würde.

Konzipiert ist der Suppenkasper mit der Hakennase als ein Alter Ego von Regisseur Simon Sprackling, der nach eigener Aussage auch privat mal öfter über die Stränge geschlagen hat. An seine Zeit Anfang der Neunziger erinnert er sich durch den Dunst beschlagener Biergläser aus schottischen Kneipen und weiterer Bewusstseinsveränderungen… Danny Boyles „Trainspotting“ muss ihm vorgekommen sein, als habe zumindest einer in seinem Milieu den Anstand gehabt, nüchtern zu bleiben, um den kompletten Absturz einer ganzen Generation zu dokumentieren.

Auch „Funny Man“ soll unter benebelten Umständen entstanden sein und das glaubt man bei der Sichtung auf Anhieb. Wohl noch selten ist jemand mit einer derart zerfransten Abfolge von völlig sinnlosen, mit Insider-Gags für die Crew gespickten, auf jegliche Kontinuität einen dampfenden Haufen setzenden Zufallsereignissen durchgekommen. Das Drehbuch mitten in der Produktion einfach zu verwerfen und stattdessen auf reine Improvisation zu setzen, ist Zuschauerverachtung vom Feinsten, die in diesem Fall zu einem ganz besonderen Erlebnis führt: Obwohl Hauptdarsteller Tim James sich in seiner Harlekin-Montur fortwährend an den Zuschauer richtet, ihm zuzwinkert, eine lange Nase macht oder anderweitig interaktiv in sein buntes Treiben einbindet, fühlt man sich als Betrachter völlig außen vor gelassen – wie bei der Anekdote, die nur witzig ist, wenn man dabei war. Oder bei dem Running Gag, der nur innerhalb der Clique Sinn ergibt.

Schaut in den Trailer zu „Funny Man“

httpv://www.youtube.com/watch?v=hOIdgipHuH0

So trägt es sich auch zu, dass Rhona Cameron ohne sichtbaren Grund in ein Velma-Kostüm gesteckt wird und Scooby-Doo-Vibes einbringt; eine Aufmachung, die viel zu nah am Cartoon-Original ist, um einfach als freche Anspielung durchzugehen. Das kann man schon Plagiat nennen. Oder dass aus völlig unerfindlichen Gründen der große Christopher Lee als dunkle Eminenz ein Cameo feiert, bei dem er zunächst im Pokerspiel völlig entmystifiziert und dann zum Irren degradiert wird, der in einem weißen Raum Spielkarten auslegt und dämonisch wie ein Voodoo-Zauberer ins Fischauge der Kamera grinst. Der schon damals altehrwürdige Mime musste für diesen Film wenigstens nicht mehr als einen Drehtag und ein wenig Promotion-Arbeit leisten. In seiner Dürreperiode Anfang der 90er war das immerhin eine gute Gelegenheit, das ein oder andere Scheinchen abzugreifen, für den stets klammen Sprackling hingegen der letzte Bodensatz des Sparschweins, das er des große Namens wegen zu schlachte bereit war. Wer Lee bekommen kann, wäre schließlich ein Narr, sein Mitwirken auszuschlagen, egal was die Geldbörse dazu zu sagen hat…

Quatsch und Blenderei ohne Ende also. Weiß der Geier, wie viel Stammtisch-Geschnatter tatsächlich seinen Weg in den fertigen Film gefunden hat. Fakt ist, die sogenannte Handlung ist vollgestopft mit Fußball (mit Funny Man als Torwart-Star), dubiosen Stripschuppen (mit Funny Man als Stripperin) und Verachtung der hohen Künste (Funny Man tut so, als würde er sich für Malerei interessieren), also Themen, die man gemeinhin auch in geselliger Proletenrunde erörtert.

Sprackling kann von Glück sagen, dass sein Hauptdarsteller den Laden so gut zusammenhält. Während die Dekorateure alles dafür tun, das gemietete Anwesen (je nach Quelle ein ehemaliges Irrenhaus oder Altenheim) mit den paar Kröten in eine surreale Wunderwelt zu verwandeln, tanzt Tim James darin herum wie ein junger Patrick Swayze. Mit Comedy im eigentlichen Sinne hat sein Gebaren natürlich nichts zu tun. Ein professioneller Komiker würde wahrscheinlich graue Haare bekommen, würde er seinen Beruf doch vielleicht mit dem eines Seiltänzers vergleichen: Präzision, Balance und Timing sind das A und O. James gibt darauf einen feuchten Furz. Er ist der erwartete Anti-Komiker, der nicht weiß, wann der Witz zu Ende erzählt ist. Gerade das macht den besonderen Charme seiner Auftritte aus. Wann immer er Tuchfühlung zu einem seiner Gäste aufnimmt, wirkt das in den ersten Annäherungsversuchen höflich, kumpelhaft und in gewissem Sinne auch unverdächtig (sieht man mal von der hässlichen Visage und dem schrägen Aufzug ab). Wenn die Situation schließlich eskaliert, dann stets mit dem milden Grinsen eines Soziopathen, der womöglich nicht einmal weiß, dass er gegen die Etikette verstößt, wenn er jemandem den Schädel einschlägt oder das Hirn aus der Hülse pustet.

Schrill wie die Hauptfigur geben sich entsprechend auch die Spezialeffekte, die das Wort „unmöglich“ nicht zu kennen scheinen. Das klamme Budget jedenfalls scheint kein Hinderungsgrund zu sein, Funny Man blutig aus einem Körper platzen zu lassen. Oder mit Koksantrieb durch einen Schornstein zu fliegen. Oder einen Möchtegern-Rockstar per Sternschnuppe in den Himmel zu schießen. Ziggy Stardust würde sich bei der Umsetzung dieses kühnen Vorhabens im Grabe umdrehen, aber die haben ihr Ding damals in den 90ern noch voll durchgezogen.

Kurz gesagt, „Funny Man“ ist faules, selbstbezogenes Filmhandwerk, das allen Regeln der Kunst widerspricht. Es fährt keine klare Linie. Es pfeift auf einen Masterplan. Es erdreistet sich, praktisch unverfilmbare Schnapsideen in die Tat umzusetzen, obwohl dafür sowohl Geld als auch Kreativität fehlen. Es gibt sich augenzwinkernd, doch wohl nur die Leute am Set wissen, was das Zwinkern zu bedeuten hat. Kurz gesagt: „Funny Man“ ist Punk pur.

6 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von „Funny Man“

Mediabooks

„Funny Man“ erscheint drei verschiedenen Mediabook-Varianten.

Sorted!

Es sollte am Ende mehr werden als nur eine weitere Filmveröffentlichung. Der „Funny Man“ wurde eine Zeit lang zum Maskottchen, Entertainer und PR-Gag für Wicked Vision. Schon lange vor dem eigentlichen Release präsentierte man ihn ironisch als Pressesprecher, Repräsentanten und heimlichen Präsidenten der Filmsammlerschmiede. Ein genialer Schachzug, denn die von Tim James gespielte Harlekin-Figur passt so gut zum Wicked-Image, dass man meinen könnte, sie sei eigens dafür erfunden worden. Inzwischen ist der Witzbold verstummt, doch hinterlassen hat er eine Menge Bauchkringeln und vor allem eine Collector’s Edition, die ihren Namen mehr als verdient hat.

Weil Regisseur Simon Sprackling offenbar dazu bereit war, Unmengen an Material bereitzustellen, wurde aus der insgesamt 33. „Collector’s Edition“ ein prall gefülltes 4-Disc-Set mit allerlei umfangreichem Bonusmaterial.

Die Verpackung

In Sachen Verpackung haben wir es mal wieder mit drei verschiedenen Mediabook-Varianten zu tun, die inhaltlich identisch sind, aber jeweils ein anderes Cover-Artwork zu bieten haben. Alles wie immer also? Nicht ganz; diesmal gibt es noch eine kleine Zusatzüberraschung auf dem Rücken. Doch widmen wir uns zunächst der Front. Gegenstand dieser Besprechung ist Cover B, dessen hervorstechendes Merkmal wohl seine Grundierung in einem satten Türkis darstellt, das teilweise von rostigen Brauntönen übertüncht wird. Das ist nicht unbedingt hübsch im ursprünglichen Wortsinn, hebt sich aber erfrischend von gängigen Farbpaletten für Mediabook-Artworks ab. Auch die auf der Front platzierte Collage kann man wohl irgendwie als „erfrischend“ bezeichnen, bietet sie doch verworrenes Chaos, das garantiert bar jeden Konzepts ist. Künstler Graham Humphreys, der unter anderem auch die Arrow-Artworks für „Howling II“ oder „The Fall of the House of Usher“ angefertigt hat, erkennt man auf Anhieb wieder. Der Funny Man liegt in Callboy-Pose auf dem eigenen Titelschriftzug und posiert gleich noch einmal zusätzlich im Seitenprofil in der oberen Mitte, gerahmt von einem weiteren Harlekin (der im Film in dieser Aufmachung einen Sekundenauftritt absolviert) und natürlich dem unvermeidlichen Christopher Lee, der wahrscheinlich froh wäre zu sehen, dass er in seinem unauffälligem Geistergrau neben der knallorangen Hauptfigur fast unsichtbar bleibt. Zur Krönung dann noch zwei technische Entwurfszeichnungen des Schauplatzes, eingefärbt in giftgrün und rosarot. Das sind schon Zusammenstellungen von Farbe und Form, die an ein altes kulinarisches Sprichwort erinnern: Im Magen kommt eh alles zusammen.

Die anderen beiden Motive geben sich da etwas schlichter, geschmackvoller und konventioneller. Ralph Krause zeichnet für die von einem weißen Rahmen geprägte Variante A verantwortlich, die mit 444 Einheiten die höchste Stückzahl aufweist (die anderen beiden kommen nur auf je 333 Stück). Krause neigt dazu, immer alles etwas blumig zu umschmeicheln und die Essenz in eines Films in Wolken einzufassen; so versammeln sich also auch hier einige der Nebenfiguren in einem Schwall aus Nebel, der aus einer Kiste strömt, während der Funny Man in Übergröße ein blutiges „Daumen hoch“ vergibt. Sein Buckel, sein Ellbogen und die Bommeln seiner Mütze ragen des 3D-Effektes aus dem Rahmen heraus. Schön, dass im Panorama im unteren Teil noch der Scooby-Doo-Van abgebildet ist. An diesem Artwork ist grundsätzlich nichts zu mäkeln, gerade die Hauptfigur ist hervorragend getroffen, und doch verströmen Krauses Motive immer etwas ungreifbar Glattes…

Abrar Ajmal zu guter Letzt nails it mit dem majestätischen, fast schon Game-of-Thrones-esquen Cover C, das den komplett schwarzen Hintergrund äußerst geschickt einsetzt, indem Spielkarten in verschiedenen Beleuchtungsstufen wild davor herumfliegen. Das ergibt wunderbare Schwarz-Rot-Kontraste und vor allem viel Raumtiefe und Dynamik. Da kann es sich der Funny Man dann auch durchaus erlauben, einfach nur mit seinem Knüppel faul auf dem Thron zu sitzen und in die Kamera zu grinsen. Das schlichteste, vielleicht aber auch beste Cover von allen.

Mediabook Rückseite

Jedes Mediabook verfügt über ein exklusives Zusatzmotiv auf der Rückseite.

So, und wer jetzt den Coverwender macht, gelangt auf die Rückseite… und findet heraus, dass die Infos (Inhaltsangabe, technische Details etc.) diesmal nicht etwa fest auf dem Buch aufgedruckt sind, sondern lediglich auf einem angeklebten Zettel stehen, den man ablösen kann. Dahinter wartet dann nicht einfach nur der Farbverlauf des Frontcovers, sondern ein jeweils weiteres exklusives Motiv: Cover A zeigt den Funny Man als Showgirl mit Fächer, bei Cover B gibt’s den Daumen mit fettem „Sorted“-Aufdruck und bei Cover C macht man Bekanntschaft mit Funny Mans Stinkefinger. Allesamt aufwändig gezeichnet. Es ist generell Geschmackssache, wenn die Infos vom Design verdrängt werden, aber es wäre schon zu schade um die Motive gewesen, sie nicht zu verwenden.

Das Booklet

Klappen wir das Mediabook auf, begrüßen uns an jeder Seite zwei Discs. Gleich vier Datenträger in einem gewöhnlichen Mediabook unterzubringen, ist immer ein wenig heikel, hier hat man aber erfreulicherweise auf die Einklammerungstechnik für die Außenränder verzichtet und normale Aufstecker für die Mitte verwendet. Dazwischen klemmt wie gewohnt ein 24-seitiges Booklet, doch diesmal ist es kein Filmhistoriker, der sich Analysen und Querbezüge aus den Fingern saugt. Stattdessen verbergen sich hinter dem Deckblatt mit dem blutigen, gerahmten Portrait unseres Spaßvogels gnadenlos offene, schreiend witzig geschriebene Produktionsnotizen von Simon Sprackling, die man sich durchaus sogar in Buchformat geben könnte. Man bekommt beim Lesen dieses spezielle „Trainspotting“-Flair, etwas über eine abgefuckte britische Subkultur zu erfahren. Zur Abrundung des Authentizitätsfaktors winkt am Ende dann sogar noch eine „kurze Einführung in das derbe Englisch der derben Engländer“, bei dem es sich um ein Mini-Lexikon für britischen Slang handelt. Selbstredend, dass auch „Sorted“ erläutert wird… für Kunden, die des Deutschen nicht mächtig sind, befindet sich außerdem die englischsprachige Version des Booklets als pdf-Datei auf Scheibe.

Interviews

Bild und Ton

Das Durchforsten der Discs sollte man natürlich möglichst mit dem Hauptfilm beginnen. „Funny Man“ entstand unter äußerst günstigen Umständen und das merkt man der Optik natürlich an. Es gibt recht viel Filmkorn und thematisch begründet viele überdrehte Farbpaletten mit starken Kontrasten. Bei Tageslicht und in der Dämmerung spielt Sprackling auch gerne mit Gegenlichtaufnahmen und lässt Darsteller als Silhouetten erscheinen, in der Nacht wiederum treten aus der Detailkargheit bunte Spezialeffekte hervor. Insgesamt ähnelt die Optik von „Funny Man“ sogar ein wenig einer Low-Budget-Variante für Live-Action-Comicverfilmungen der Marke „Flintstones“, nur dass die Sets eben eher jene eines billigen Full-Moon-Heulers sind. Das Backcover spricht übrigens von 1,85:1, tatsächlich dürfte es sich aber um 1,66:1 handeln.

Wer sich den britischen Slang zutraut, sollte in jedem Fall zum Originalton greifen, einfach weil einem ansonsten das ein oder andere Wortspiel durch die Lappen geht, das sich im Deutschen nicht übersetzen lässt. Beide Spuren liegen jedenfalls in DTS-HD Master Audio 2.0 vor.

Der Audiokommentar

Wer den Film nicht alleine schauen will und keine Freunde hat, schaltet einfach Regisseur Simon Sprackling und Hauptdarsteller Tim James hinzu. Jonathan Sothcott, ein britischer Autor und erfahrener Audiokommentator, moderiert die Unterhaltung der Beiden und stößt immer wieder neue Themen an. Es geht sehr locker zu, aber nicht übermäßig infantil, so dass das Gespräch informativer ausfällt als man bei einer solchen Konstellation vielleicht erwarten würde. Die Produktionsnotizen aus dem Booklet werden hier sozusagen als Hörbuch weitergeführt. Deutsche Untertitel für den Kommentar sind an Bord; der Hauptfilm verfügt derer sowohl in Deutsch als auch in Englisch.

Die Extras (Haupt-Disc)

Schon auf der Blu-ray stößt man auf die ersten Extras, die ebenfalls alle über deutsche Untertitel verfügen. Nicht nur begrüßt Sprackling den Zuschauer in einer einminütigen Einführung, es wird außerdem ein neueres, ausführliches Interview mit ihm, das in seinen 35 Minuten Laufzeit prall gefüllt ist mit zusätzlichen Hintergründen und Anekdoten. Alleine dieses Feature reicht schon aus, um ein umfassendes Verständnis für die Entstehungsumstände zu bekommen, die Motivation und die Herausforderungen beim Dreh.

Auch die kleineren Beigaben sind bereits auf der Haupt-Disc untergebracht. Dazu gehört natürlich der Trailer, ferner zwei Promos (jeweils mit Tim James in voller Maske), eine Artwork- und eine Fotogalerie. Der gesamte Inhalt der Blu-ray ist außerdem noch einmal auf einer inhaltsgleichen DVD enthalten.

Die Extras (Bonus-Disc)

Die dritte Disc ist eine DVD, die noch weiteres Zusatzmaterial beherbergt. Den Kern bilden dabei die beiden Kurzfilme, die nach gegenwärtigem Stand noch nicht einmal in der imdb eingetragen sind:

Piss Artist

Bei „Piss Artists“ handelt es sich um zehn Minuten derben britischen Sozialhumors. Hier werden im Dokumentarstil diverse Mini-Sketch-Epsioden wie bei Monty Python aneinander gekettet, nur dass anstatt von Terry-Gilliam-Animationen ein arg ironisch klingendes Scratch-Jingle als Überleitung fungiert. Vier überaus nichtsnutzige Obdachlose führen dabei durch ihren Alltag und erklären dem Kameramann, wie viel Talent es erfordert, nichts zu tun. Heutzutage hätte dieses Format das Zeug für eine endlose Youtube-Reihe, an deren Ende einem die Straßenphilosophen wahrscheinlich unheimlich ans Herz gewachsen wären.

Hand of Fate

Hand of Fate“ wiederum, der später in „Funny Man“ umgetauft wurde, ist der 1992er Prototyp für den späteren Spielfilm mit dem gleichen Namen. Die Handlung des Halbstünders konzentriert sich vollständig auf die Kernfamilie. Das bedeutet, die übrigen Anhängsel, die per Van zur Villa fahren, werden hier noch ausgespart. Dafür ereilt die Familienmitglieder jeweils beinahe das gleiche Schicksal wie in der finalen Langfassung. Obgleich der in 4:3 gedrehte, in Videoqualität vorliegende Kurzfilm diverse technische Mängel zu beklagen hat (teilweise ragen zB. die Schatten der Mikrofone ins Bild), ist ein Direktvergleich der Sequenzen durchaus interessant anzusehen, insbesondere wenn man das Augenmerk darauf legt, wie sie später alterniert, umgeschrieben und ergänzt wurden.

Idealerweise schaut man sich zuerst die Kurzfilme an, denn das vorrangig einsortierte Making of „Sorting Funnyman“ (23 Min.) zeigt auch Ausschnitte aus der Kurzversion, bevor es auf die Langversion eingeht und somit die Entwicklung dokumentiert. Ferner gibt es noch eine Featurette namens „Who the Fuck is Tim James“, die überwiegend aus Interviews mit dem unmaskierten Witzbold und seinen Weggefährten besteht und bewusst ein wenig so aufgebaut ist, als sei James ein verkannter Filmstar. Der Beitrag befasst sich in den 18 Minuten tiefgehend mit der Herkunft des Schauspielers und ergründet seine Motivation, den Job ergriffen zu haben – um zu dem Schluss zu kommen, dass ihm eigentlich die Kernfähigkeit fehlt, jemand anderes als ihn selbst zu verkörpern. Was uns zur Schlussfolgerung führt: Tim James IST der Funny Man…

Von besonderem Interesse ist natürlich das kurze (3 Min.), aber äußerst aufschlussreiche Interview mit Christopher Lee („Rasputin – der wahnsinnige Mönch„). Aufschlussreich deswegen, weil Sprackling in den Produktionsnotizen und Interviews kein Blatt vor den Mund nimmt und ziemlich deutlich klar macht, warum Lee tatsächlich mitgemacht hat – was die Versuche Lees, die Macher des Films als junge, talentierte und ehrgeizige Nachwuchskräfte für den britischen Film zu zeichnen, äußerst… originell wirken lässt.

In den Outtakes (5 Min.) sehen wir noch ein paar dumme Gesichter in Großaufnahme, die sich einen Spaß mit der Kamera machen und in den Deleted Scenes (4 Min.) wird noch ein wenig mehr herumgealbert. Der Trailer zum Kurzfilm „Hand of Fate“ macht dann den Deckel auf die Extras.

Doch als wäre das noch nicht genug, gibt’s auch noch den Soundtrack auf die Ohren. Die Laufzeit der beigelegten CD misst satte 56 Minuten bei insgesamt 19 Titeln. Angeführt vom Titelsong, der mit seinem unschuldigen Kinderchor und dem bräsig nachgesungenen Refrain von Christopher Lee reinstes Comedygold ist, folgen schließlich viele Stücke aus dem Bereich Country („Wild Card“), Hard Rock („Rock ’n Roll Heaven“), Schmachtfetzen („One Moment Of Glory“), 80er Pop („They Don’t Like It Up Them“) und Dancefloor („Let Me Do My Thing“), verbunden durch die eigentlichen Soundtrack-Fragmente, die ihrerseits alle möglichen Formen annehmen können.

Und wenn man das ganze Paket dann durch hat, heißt’s: ab zum Blu-ray-Regal und SORTED!

Bildergalerie zum Film

Funny Man Screenshot 1

Am Pokertisch wechselt hoher Einsatz den Besitzer.

Funny Man Screenshot 2

Der Funny Man bricht mit einer ungeschriebenen Regel: Kinde gehören als erstes ins Bettchen.

Funny Man Screenshot 3

Annäherungsversuche in der Kunstgalerie.

Funny Man Screenshot 4

Nichts konnte die Game-Boy-Generation der 90er aus der Fassung bringen.

Funny Man Screenshot 5

Das Scooby-Doo-Mobil parkt vor dem Spukhaus.

Funny Man Screenshot 6

Achtung: Das Funny-Man-Theme malträtiert das Trommelfell.

Funny Man Screenshot 7

Christopher Lee grüßt aus der Ferne.

Funny Man Screenshot 8

In diesem beschaulichen Dörfchen wurde parallel zu „Funny Man“ Kenneth Branaghs „Frankenstein“ gefilmt.

Funny Man Screenshot 9

Schornsteingespräche.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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