Originaltitel: Future Man – Season 1__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen, Anton Cropper, Nisha Ganatra, Brandon Trost, Michael Weaver, Wendey Stanzler, Michael Dowse__Darsteller: Josh Hutcherson, Eliza Coupe, Derek Wilson, Haley Joel Osment, Glenne Headly, Ed Begley Jr., Keith David, Jason Scott Jenkins u.a. |
Die Identifikationsfigur sei der Nerd! Seine Passion sei das Videospiel, sein Genre die Retro-SciFi! Möge er mit seinen wunderlichen Begleitern aus der Polygonwelt unzählige Zeitzonen durchkreuzen, auf dass die Autoren einen endlosen Vorrat an Filmzitaten einarbeiten können. Reichlich soll es zu lachen geben, eher über als mit dem milchgesichtigen Retter der Menschheit. So gebieten es jedenfalls die Experten von der Marktanalyse, sofern der US-Sender Hulu mit seiner neuen Serie einen kommerziellen Erfolg feiern möchte.
“Future Man” hat demnach einfach alles, was in den letzten Jahren beim Publikum eingeschlagen ist wie eine Bombe… und ziert sich nicht, das gesamte Arsenal schon in der Auftaktstaffel hemmungslos abzufeuern. Obwohl der SciFi-Action-Comedy-Mix auf altbekannte Rollenmuster vertraut, allen voran auf den jugendlichen Nixchecker, der vom Versager zum Helden des Tages wird, war wohl kaum ein Serienstart des vergangenen Jahres so typisch “2010er” wie dieser. Insbesondere betrifft das die ausgeprägte Affinität zu allem, was die 80er an Popkultur hinterlassen haben. Aufgrund der allgegenwärtigen Zeitreise-Thematik werden zwar auch mal die 40er oder 60er besucht, erwartungsgemäß spucken die 80er aber die meiste Lava und lassen allerlei unverblümte Zitate ins Bild regnen.
Dass es dabei an Werken wie “Zurück in die Zukunft” oder “Terminator” kein Weg vorbeiführen würde, war vorherzusehen, allerdings hätte man derart bekannte Meilensteine der Popkultur gerne noch subtiler in die Liste der Referenzen einbinden können. So keimt nun der Verdacht auf, dass man sein Publikum für dumm hält (was andererseits natürlich eine korrekte Beobachtung sein mag). Aber machen wir uns nichts vor, wenn der Held bei der Ankunft seiner zeitreisenden Besucher versehentlich auf selbige ejakuliert, ist im folgenden nicht viel Feingespür zu erwarten (ein Blick auf die Regisseursliste mit Seth Rogen erklärt dann auch einiges).
Werft einen Blick auf den Trailer zu “Future Man – Staffel 1”
httpv://www.youtube.com/watch?v=7wgNIKrlYh0
Trotz der bisweilen äußerst primitiven Gangart ist die Einbettung der virtuellen Welt in die unterschiedlichen Zeitebenen der Realität aber streckenweise erstaunlich witzig geraten, was hauptsächlich am gut harmonierenden Main Cast liegt. Josh Hutcherson ist als Mischung aus Marty McFly (“Zurück in die Zukunft”) und Morty (“Rick & Morty”) die ideale Identifikationsfigur für die durchschnittliche Couchkartoffel. In triangulärer Verbindung mit seinen Co-Stars fungiert er quasi als Weichstelle, die zum Auffanglager für alle Arten von Gags wird. Eliza Coupe könnte auch eine Warrior Princess in der geplanten “He-Man”-Verfilmung spielen, zumal sie die dafür notwendige Ironie unter Beweis stellt. Derek Wilson serviert derweil eine Karikatur von Actionhelden der Marke Michael Biehn und generiert durch den gezielten Bruch von Männlichkeitsregeln einige der größten Lacher, bevor er die Kurbel gegen Ende dann doch ein wenig überspannt. Hinzu gesellen sich schrille Nebenfiguren, von Akteuren wie Keith David (“Sie leben!“), Haley Joel Osment (“The Sixth Sense“) oder Ed Begley, Jr. (“Transylvania 6-5000“) teils mit der gleichen Lust an der Selbsterniedrigung verkörpert wie sie Hutchinson an den Tag legt.
Dass die Produktion offenbar nicht über ein grenzenloses Budget verfügte, verstärkt sogar noch einmal den parodistischen Effekt, hat man doch mitunter das Gefühl, eine Reihe von trashigen Kurzfilmen mit Stock Footage und anderen Handicaps zu sehen. Auf ein einheitliches Produktionsdesign oder runde Storybögen wurde anscheinend auch weniger Wert gelegt als auf ereignisreiche Drehbücher mit überraschenden Wendungen. Hier hat man sich vielleicht ein Beispiel an “Ash vs Evil Dead” genommen und versucht, dessen Rhythmus auf ein neues Genre zu übertragen. Hier wie dort ist das mit vergleichbaren Problemen verbunden, die aber stets zuverlässig zu frischen Ideen führen; alleine James Camerons Haus in der Zukunft (mitsamt künstlicher Intelligenz SIGORN-E) ist die investierte Zeit wert.
Aller Konventionsbrüche zum Trotz ist einem Produkt wie “Future Man” die Marktkalkulation natürlich von der Nase abzulesen. Das gut aufeinander abgestimmte Hauptdarstellertrio sorgt aber dafür, dass die ganze Nummer am Ende nicht zu berechnend wirkt.
“Future Man – Staffel 1” erschien zunächst exklusiv über die Video-on-Demand-Plattform Hulu. Seit Ende 2018 ist sie auch über Amazon Prime erhältlich. Zu einer physischen Veröffentlichung ist es zumindest in Deutschland nicht gekommen. Wer die Serie auf Disc haben will, kann allenfalls die australische Blu-ray oder DVD importieren.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie von “Future Man – Staffel 1”
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