Originaltitel: Future Man – Season 3__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Jonathan Watson, Alexander Buono__Darsteller: Josh Hutcherson, Eliza Coupe, Derek Wilson, Kevin Caliber, Seth Rogen, Laurent Pitre, Nicolas Grimes, Kimberly Hebert Gregory, Nick Wyman u.a. |
Game of Thrones, erste Staffel, 2012. Tyrion führt seine Krieger zur Schlacht am Grünen Arm, als einer seiner Mitstreiter ihn unbeabsichtigt mit dem Hammer K.O. schlägt. Weil die Szene aus Tyrions Perspektive gezeigt wird, verschwindet die Schlacht hinter dem dunklen Vorhang sich schließender Augenlider. Die zu jenem Zeitpunkt in Sachen Budget noch nicht gefestigte Serie spart sich auf diese Weise geschickt Kosten ein und lässt die Epik vorerst nur in Gedanken aufblühen.
Future Man, dritte Staffel, 2020. Josh befindet sich mit seinen Partnern Tiger und Wolf in einem Aufzug auf dem Weg in eine Kampfarena, wo er zur Belustigung des Publikums gegen unvorstellbare Ungeheuer antreten soll. Während seine Mitstreiter Witze reißen und sich auf das bevorstehende Abenteuer freuen, beobachtet er mit Schnappatmung die sich öffnende Aufzugtür. Blind kreischend läuft er geradewegs ins Licht – und wird nach einem Drei-Meter-Spurt von einem Speer an die Wand genagelt. Auch diesmal gilt das Motto: Hauptsache Geld gespart. Aber im Gegensatz zu Game of Thrones war hier von Epik ohnehin nie die Rede.
Es ist die Abschiedsrunde für das Zeitreise-Bübchen mit dem eingebrannten Stirnfragezeichen, dessen Nachname wie ein onomatopoetisches Kofferwort aus „Future“ und einem knatternden Furzgeräusch klingt. Für Josh Futturman wünscht man sich einen versöhnlichen Abgang, seit er seinen mitleiderregende Erscheinung erstmals den abgehärteten Elite-Besuchern aus einer anderen Welt präsentierte.
Der Abschluss der zweiten Staffel kokettierte mit einem Zuwachs an Budget und Größenwahn, ähnlich wie „Ash vs. Evil Dead“ am Ende der dritten Staffel, wissend darum, dass es keine vierte geben würde. Der ausführende Produzent und Regisseur Seth Rogen trat vor die Kamera und gewährte einen kurzen Ausblick auf eine abgedrehte Variation aus „Rollerball“ und „Running Man“. Doch man kannte die Serie bereits gut genug, um zu wissen, dass es niemals zur Einlösung dieses Tickets kommen würde. „Future Man“ war nie eine Serie der großen Bilder und des Spektakels; sie hat Derartiges durch den unendlichen Vorrat an Kostümen und Drehorten lediglich immer frech vorgegaukelt. Insofern ist es keine Enttäuschung, wenn statt pompöser Bilder aus der prall gefüllten Diecathalon-Arena mit ausrastenden Riesen-Kraken und anderen absurden Kampfgegnern lediglich eine Tentakel-Prothese ins Bild gehalten wird – und ein demolierter Josh, der in einem Kanister voller Heilungs-Gel schwimmt und die Stimme Gottes in seinem Kopf vernimmt.
Werft einen Blick auf den Trailer zu “Future Man – Staffel 3”
httpv://www.youtube.com/watch?v=nC42PXc4444
Die dritte Staffel ist ein Füllhorn von Zeitreisefilmklischees, sich hektisch aufeinander stapelnd, weil sie diesmal in nur vier Stunden beziehungsweise acht Episoden über die Bühne gegangen sein müssen. An die einstmals vorherrschenden Achtziger Jahre erinnern höchstens noch die Diecathalon-Gladiatorenanzüge. Ansonsten dominieren Impressionen mittelalterlicher Gefilde wie bei „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“, „Waxwork II“ oder „Just Visiting“ sowie eine von Salvador Dalís surrealistischen Träumen inspirierte Himmelswelt voller verstorbener Prominenter, die im klebrig-süßlichen Farbspektrum von buttergelb bis zuckerwatterosa schimmert. Als Schicksalsberg für das Finale hat man sich den Millenniumswechsel aufgehoben, dessen trostlos-düsteres Ambiente mit pickeligen Hackern und Anspielungen auf das glorreiche Filmjahr 1999 gespickt ist.
In dieser ebenso uneinheitlichen wie abwechslungsreichen Spanne an Sets geht es für das ungleiche Trio darum, die eigene jüngere Vergangenheit zu reüssieren: Wer bin ich, fragt sich jeder Einzelne von ihnen, und vor allem: Wer bin ich innerhalb der Ménage à Trois? Rollen werden getauscht, Gehirne gewaschen und neue Dinge ausprobiert, stets mit diesem pansexuellen Subtext, mit dem das Dreieck zur verschworenen Einheit verschmilzt. Josh Hutcherson, Derek Wilson und Eliza Coupe entwickeln ihre Rollen nicht unbedingt weiter, vielmehr verleihen sie ihre Charaktereigenschaften aneinander und beobachten sich hin und wieder auch mal von außen. Dass dabei auch mal der große Onkel den Besitzer wechselt, gehört dabei zur Normalität in diesem Universum – schließlich hat Josh bereits früh in der Serie das gewaltige Kriegsgerät von Wolf geerbt. Nur ein Symptom einer unwiderstehlichen Dreiecks-Liebesgeschichte mit Verschmelzungsgarantie.
Wer Spaß an derartigen Rollenwechseln hat und auch dem etwas eigenwilligen Humor Seth Rogens nicht abgeneigt ist, kann eine Menge Spaß haben mit der dritten Staffel und wird gegenüber der zweiten vielleicht auch wieder eine Steigerung sehen. Wenn es in das Zusammenspiel mit Prominenten der Marke Osama Bin Laden, Marilyn Monroe, Abraham Lincoln oder Jesus geht, wird es streckenweise schon herrlich bescheuert. Andererseits bleibt es stets eine Interaktion mit reinen Karikaturen. Man vermisst Figuren mit Herz, wie sie etwa von Haley Joel Osment, Ed Begley Jr. oder Robert Craighead vormals zum Leben erweckt wurden. Dadurch wirkt das Ambiente ein wenig lebloser als bisher.
Andererseits müht man sich immerhin, den gewaltigen Knoten zu entwirren, den die zweite Staffel hinterlassen hatte. Generell ist es eine schöne Sache, dass man sich darum bemüht hat, die Geschichte um Josh und seine außerdimensionalen Besucher zu einem vernünftigen Ende zu bringen. Das geschieht zwar nicht mit einem Knall, aber doch mit ansteckender Vorliebe für alberne Rollenspiele und einen entwaffnend flachen Humor, der so niedlich ist, dass man einfach mit ihm lachen muss.
Gute
Am 3. April 2020 feierte “Future Man – Staffel 3” seine Premiere auf Hulu. Hierzulande wurde sie zeitgleich auf Amazon Prime veröffentlicht.
Sascha Ganser (Vince)
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