Originaltitel: Gasoline Alley__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Edward Drake__Darsteller: Bruce Willis, Devon Sawa, Luke Wilson, Kat Foster, Kenny Wormald, Sufe Bradshaw, Steve Eastin, Eric Buarque, Rick Salomon, Adam Huel Potter u.a. |
Jeder Bruce-Willis-Fan dürfte inzwischen um das Schicksal des „Stirb Langsam“-Helden wissen. Eurovideo weist auf den deutschen Veröffentlichungen von „Gasoline Alley“ aber noch einmal darauf hin, dass der Thriller „einer der letzten Filme mit Bruce Willis vor seinem krankheitsbedingten Karriereende“ sei. Irgendwie kann halt alles als Werbung genutzt werden.
Gasoline Alley heißt das Tattoo-Studio von Jimmy Jane. Der ehemalige Knasti hat inzwischen wieder eine Richtung für sein Leben gefunden. Eines Tages beschließt er, den Tag gemütlich mit ein paar Drinks zu beenden. Dabei lernt er die aparte Star kennen. Eine Prostituierte mit großen Träumen von einer Filmkarriere. Es funkt zwischen beiden.
Am nächsten Tag wird ein Container mit vier Frauenleichen gefunden. Eine von ihnen ist Jimmys Star. Bei ihr findet man ein Feuerzeug von Jimmys Tattoo-Studio. Sofort werden die Cops Freeman und Vargas bei Jimmy vorstellig und können kaum verhehlen, dass sie ihn für den Mörder halten. Der beteuert seine Unschuld zwar nicht allzu vehement, wird aber dennoch nicht eingebuchtet. Aus Respekt vor seinem Vater – einem ehemaligen Cop.
Jimmy nutzt die sich bietende Gelegenheit und versucht, auf eigene Faust zu ergründen, wer die Frauen getötet hat und ihn als Täter hinhängen wollte.
Einer der letzten Thriller mit Bruce Willis
Der von dem Studio 308 Ent. produzierte „Gasoline Alley“ präsentiert eine Story, die man genauso schon hundertfach gesehen hat. Ein Charakter wird beschuldigt, etwas getan zu haben. Und weil ihm keiner seine Mär von der Unschuld glauben will, zieht er auf eigene Faust los, um Licht ins Dunkel zu bringen. Nett ist dahingehend der Beginn des Streifens, der neben den Cops auch den Zuschauer im Ungewissen lässt, ob Jimmy nun der Mörder ist oder auch nicht. Dahingehend lassen sich Drehbuch und Regie eine ganze Weile nicht in die Karten schauen.
Leider lichtet sich der Vorhang etwas zu früh und hegt man als Zuschauer beinahe genauso schnell die gleichen Zweifel wie Johnny. Das schadet der Spannung, von der es ohnehin nicht eben viel in „Gasoline Alley“ zu verzeichnen gibt. Und leider baut der Film in Richtung Finale immer mehr ab. Die Identität des großen Unbekannten überrascht nicht und seine Motive werden gar nicht erst erklärt. Weshalb man den Eindruck hat, das Drehbuch habe random irgendeinen Charakter als Täter herausgegriffen. Spätestens hier fällt die Erzählung dann auch komplett auseinander.
Dennoch hat „Gasoline Alley“ zwei große Pluspunkte zu verbuchen. Der erste heißt Devon Sawa („Escape Plan 3“). Der Mime, der aktuell im B-Bereich eine beeindruckende Wiederauferstehung erlebt und mit seiner Doppelrolle in der unterhaltsamen „Chucky“-Serie einen veritablen Hit hatte, ist hier einfach rotzencool. Mit Fluppe im Maul bestreitet er Verfolgungsjagden und ballert die Lumpen um – ich betone: ein rauchender Held!!! Seine Show sitzt auf den Punkt, wirkt beinahe beiläufig gespielt und macht wirklich Laune.
Der zweite Pluspunkt resultiert aus der ungemein atmosphärischen Inszenierung. „Gasoline Alley“ wird in breiten Bildern gereicht, die farbsatt daherkommen und vor allem in den zahlreichen Nachtszenen mit Komplementärfarben zugeballert werden. Unter den Bildern vibriert ein irgendwann nicht mehr verstummender, elektronischer Soundtrack, der ordentlich Atmosphäre pumpt. So gelingen ein paar tolle Bild-Sound-Collagen. Highlight ist ganz klar eine Szenenfolge in einer Art Technoclub. Zudem weht dank Schwarz-Weiß-Szenen und der dichten Stimmung immer mal ein leichter Hauch Film Noir durch den Film.
Beide Punkte funktionieren so gut, dass sie den Zuschauer trotzt geringer Ereignisdichte bis zum Finale im Film halten. Geringe Ereignisdichte steht hier leider auch synonym für wenig Action. Eigentlich gibt es nur zwei richtige Actionmomente. Im ersten steigt eine höhepunktlos verlaufende und endende Autoverfolgungsjagd. Der zweite ist dann schon der Showdown, den man hier, im Gegensatz zu manch anderen 308-Ent.-Streifen, tatsächlich als selbigen bezeichnen kann. Es wird mal richtig geballert, einige Lumpen finden den CGI-Blut-Tod und sogar eine Granate darf explodieren.
Alles nicht aufregend, aber zumindest okay. Okay ist auch die Leistung von Bruce Willis („Apex“) als Detective Freeman. Im Vergleich zu seinen vorherigen 308-Ent.-Streifen hat er hier jedoch eine sehr geringe Screentime und wirkt in den wenigen Momenten auch wirklich etwas angeschlagen. Vor allem wenn der engagiert aufspielende Luke Wilson („Scream 2“) als sein Partner eine seine Labertiraden startet, wirkt es, als strenge es Willis schon extrem an, seine Einsätze nicht zu verpassen. Weniger schön: Der immer gern gesehene Johnny Messner beschränkte sich mal wieder auf die Produzentenrolle.
Was mich positiv überraschte, war, wie zurückhaltend „Gasoline Alley“ die Sexkomponente des Filmes inszeniert. Immerhin haben wir Prostituierte als Charaktere, besuchen einen Pornoset und erfahren von Charakteren, die eine Filmkarriere anstrebten und dann im Pornobereich endeten. Auch der aktuelle OnlyFans-Hype findet eine kleine Erwähnung.
„Gasoline Alley“ oder: Ein paar gute Ansätze machen noch keinen guten Film
Es ist schade, dass Regisseur Edward Drake („Cosmic Sin“), der auch am Drehbuch mitschrieb, nicht länger auf den Joker setzt, im Ungewissen zu lassen, ob Johnny nicht vielleicht doch der Mörder sein könnte. Diesen zu Beginn deutlich spürbaren Ansatz lässt er leider zu früh fallen und lenkt auf allzu vertraute Pfade ein. Ein Genickschuss für die Spannung des obendrein spürbar zu langsam erzählten „Gasoline Alley“.
Ein starker Devon Sawa und die atmosphärisch wirklich erstaunlich dichte Inszenierung helfen aber über manchen Tempohänger und diverse zu klischeehafte Story-Entwicklungen hinweg. Auch unlogische Momente, die sich so gut wie alle rund um Luke-Wilsons-Charakter und dessen Zusammenarbeit mit Sawas Figur ballen, werden so in Teilen glattgebügelt.
Spätestens bei der Enthüllung der Täter können dann aber auch Sawas Coolshow und die Inszenierung nichts mehr überspielen und wird offenkundig, dass „Gasoline Alley“ nicht wirklich durchdacht ist. Falls so mancher hofft, Bruce Willis könnte einige der Mankos mit zufahren, der dürfte sich leider getäuscht sehen. Für eine eine 308-Ent.-Produktion hat der Mime diesmal eine viel zu kleine Rolle inne, die der eigentlichen Bedeutung seiner Figur für die Handlung nicht gerecht wird.
Einen ersten Eindruck liefert der Trailer zum Film.
Eurovideo hat sich des Streifens angenommen und veröffentlichte ihn am 20. Oktober 2022 auf DVD und Blu-ray. Diese kommen uncut mit einer FSK 16 und haben neben dem Trailer keine Extras zu bieten. Dafür ballert der Sound ordentlich und die Bildqualität gefällt.
In diesem Sinne:
freeman
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