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Gate II – Das Tor zur Hölle

Originaltitel: The Gate II: Trespassers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Tibor Takács__Darsteller: Louis Tripp, Simon Reynolds, James Villemaire, Pamela Adlon, Neil Munro, James Kidnie, Irene Pauzer, Larry O’Brey, Elva Mai Hoover, Gerry Mendicino, Mark Saunders, Todd Waite u.a.

Gate II - Das Tor zur Hölle

Gate II - Das Tor zur Hölle Mediabook Cover A

Mediabook Cover A von “Gate II – Das Tor zur Hölle”

Man muss eben mit der Zeit gehen und sich den Umständen anpassen. Kaum eine Regie-Karriere dokumentiert das deutlicher als diejenige von Tibor Takács (Sabotage – Dark Assassin). Der Ungar hat den B-Movie-Kutter nie verlassen und fischt noch heute in seichten Gewässern herum (aktuell beschäftigt er sich offenbar mit Weihnachts-Romanzen fürs Fernsehen), als wären nicht bereits dreieinhalb Jahrzehnte verstrichen. So lange auf der Stelle zu treten, das kann man wenig inspirierend finden, aber Takács Lebenslauf bietet immerhin die Gelegenheit, unter ebenmäßigen Rahmenbedingungen einen Blick auf die Evolution des Creature Features und Monster Movies von den 80ern bis heute zu werfen.

Dabei fällt wenig überraschend ins Auge, dass es die Spezialeffekte sind, die der radikalsten Verwandlung unterlagen. Die CGI-Revolution hat den gesamten Ablauf der Produktion von Filmen grundlegend verändert, und das zumindest im Low-Budget-Sektor nicht unbedingt immer zum Wohle des endgültigen Resultats. Takács 1987er-Durchbruch „The Gate“ hat sich nicht zuletzt deswegen ein gewisses Standing erarbeitet, weil er eine erstaunliche Fülle an praktischen Trickeffekten bot und so das kindliche Vorstellungsvermögen von vorne bis hinten bediente. Die Fantasie bei der Realisation der hässlichen Gnome aus dem Erdreich ist der wilden Mischung aus Stop-Motion-Effekten, Gummianzügen, Make-Up und Bildmontagen immer noch anzusehen, während man sich eher schwer damit tut, die potenzielle Kreativität der Digitalkünstler eines „Spiders 3D“ (2013) am Ergebnis ihrer Arbeit abzulesen.

Nicht nur mit dem Wissen um die Austauschbarkeit moderner Creature Features mit CGI-Antrieb (sozusagen aus dem Zeitalter des Post-“Sharknado“), in deren Windschatten die 80er und ihre naiven Spezialeffekte seit einigen Jahren neu entdeckt werden… selbst ohne solche Vergleiche wird „Gate II – Das Tor zur Hölle“ oft unter seinem eigentlichen Wert verkauft. Dieser fällt zwar nicht übermäßig hoch aus, verbirgt aber immerhin ein paar Qualitäten, die gerne übersehen werden. Dazu gehört vielleicht mehr als alles andere, dass Takács sich nicht mit einem Quasi-Remake seiner eigenen Vorlage abfindet, sondern einen ganz neuen Weg sucht. Es liegen immerhin volle drei Jahre zwischen beiden Produktionen. Das erfordert einen frischen Ansatz zwingend, denn gemessen am schnellen Erwachsenwerden der Kinderdarsteller ist seither eine halbe Ewigkeit verstrichen.

Schaut in den Trailer zu “Gate II – Das Tor zur Hölle” hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=z13qGb-XiFA

„The Gate“ ist noch völlig auf die spielerischen Denkmuster des Kindes zugeschnitten, das der damals 14-jährige Stephen Dorff (“Blade“) in seinem ersten Auftritt als Schauspieler verkörpert. Tobe Hoopers und Steven Spielbergs Neusiedlung aus „Poltergeist“ diente als Vorlage für einen Spielplatz, der einerseits leer und unheimlich wirken sollte wie die Fassade eines Hohlkörpers, andererseits gerade deswegen dazu verführte, Löcher zu reißen bis auf den Grund.

Von diesem Spieltrieb weicht das Sequel nun ab. Es richtet sich als Teenage-Fantasy-Horrordrama inzwischen an ein spürbar älteres Publikum, wächst also in Sachen Zielgruppe und Tonfall mit dem ehemaligen Sidekick Louis Tripp mit, der in Abwesenheit von Stephen Dorff zum Hauptdarsteller aufsteigen darf. In der deutschen Fassung sorgt Santiago Ziesmer noch einmal für einen ganz besonderen Coming-Of-Age-Einschlag, hat der charismatische Stammsprecher von Steve Buscemi zu jener Zeit doch viele Filme dieser Art mit seiner Stimme imprägniert (beispielsweise auf Anthony Michael Hall in „Breakfast Club“ und „L.I.S.A.“, Ralph Seymour in „Ghoulies“, Eric Stoltz in „Die Maske“ oder Matthew Broderick in „Ferris macht blau“). Tripp selber hat inzwischen deutlich hörbar den Stimmbruch hinter sich und damit auch irgendwo die Kindheit. Die Probleme, die den Jungen plagen, sind immer noch Sinnbild jugendlicher Naivität, kratzen aber durchaus ernste Themen an; so etwa das innige, aber schwierige Verhältnis des Halbwaisen zu seinem Vater, der als Alkoholiker versucht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Oder auch die Herzprobleme eines Halbstarken in einer Nebenrolle, die Simon Reynolds mit einem bitteren Lächeln wegwischt, was ihm mehr Sympathien einbringt, als man ihm aufgrund der Anlage seiner Figur zunächst zutrauen würde. James Villemaire, der zwischen aggressivem Bully und bemitleidenswertem Tor schwankt, ist so viel Charaktertiefe leider nicht vergönnt. Dafür überzeugt Pamela Adlon („Marcy“ aus „Californication“) als zuckersüße Nummer 4 im Bunde, auch wenn ihre Beziehung zur Hauptfigur etwas krude geknüpft ist.

Natürlich ist praktizierte Dämonologie mit Licht-Pentagrammen, violetten Kutten und Beschwörungsformeln nichts, worauf man nach den unerklärlichen Einbrüchen des Übernatürlichen in die Realität gehofft hatte, erst recht nicht, wenn sie von einem Teenie praktiziert wird. So ist man um jeden Moment froh, der doch wieder im kleinkarierten Vorstadt-Spießertum stattfindet. Das komplett in der Parallelwelt der Monster spielende Finale wirkt dem leider etwas entgegen und gibt dadurch ein Stück Franchise-Identität auf, denn vergleichbare Monsterwelten aus Modellbauten, die über Dimensionstore zu betreten waren, gab es zu jener Zeit einige. Ob nun „Buckaroo Banzai“ (1984), „Ghostbusters“ (1984), „From Beyond“ (1986), „Prince Of Darkness“ (1987) oder „Doctor Mordrid“ (1992), es schien damals angesagt zu sein, Dorothy aus Kansas hinauszubefördern in die unheimliche Welt von Oz. Immerhin, in Sachen Effekte hat man sich erfreulicherweise auf die Stärken des Vorgängers besonnen und knüpft da an, wo dieser aufhörte. Die als „Minions“ bezeichneten, kartoffelgroßen Mini-Dämonen sind wieder ein visuelles Highlight in jedem Moment, den sie ihre kleinen Teufelstänze tanzen dürfen. Das gilt zumindest rein handwerklich, denn kreativer und auch reichhaltiger gefüllt war die Trickkiste des Vorgängers, der einfach die raffiniertere Umsetzung genoss. Offene Münder, wie beim Zerbersten eines großen Minion auf dem Fußboden in viele kleine, so etwas findet nicht mehr statt. Nun ist der größte Teil der Laufzeit mit einem einzigen Exemplar zu absolvieren, das die Effekte als eine Art Wünsche erfüllender Djinn eher nach außen verlagert; so wird aus einem Puppentrickspektakel langsam eine Mutations- und Maskenparade. Schleimige Transformationsszenen mit Melt-Movie-Anleihen mögen die härtere Gangart des Sequels unterstreichen (ohne gleich die ganz harten Bandagen aufzulegen), passen aber nicht so recht in die Mythologie der „Unterirdischen“, die als kosmische Maulwürfe mit unberechenbaren Tunnelbohrungen doch wesentlich besser funktionieren.

So hat „Gate II – Das Tor zur Hölle“ nie auch nur ansatzweise den Stand seines Vorgängers genossen. Seine Schwerpunkte orientieren sich an vielen Coming-Of-Age-Abenteuern der damaligen Zeit, ohne den besten von ihnen das Wasser reichen zu können. Die Effekte, obwohl handwerklich mindestens so überzeugend umgesetzt wie in „The Gate“, erreichen einfach nicht dessen Vielfalt. Der alte Zylinder des Zauberers bringt sozusagen nur noch einen verdorrten Blumenstrauß und vielleicht einen alten Hasen zutage, aber keine außer Kontrolle geratene Karnickel-Armee mehr. Wer sich auf diese Aspekte konzentriert, wird von der Fortsetzung vermutlich enttäuscht sein. Dabei geht sie einfach ihren eigenen Weg und erzeugt durchaus ein paar schöne Momente, die mit der Unterstellung eines schnöden Drehs für die Kasse nicht hinreichend erklärt werden können.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Gate II – Das Tor zur Hölle”

Gate II – Das Tor zur Hölle Mediabook Cover B

Pure Neon Awesomeness: Cover B von Daryl Joyce

„The Gate“ wurde immerhin schon vor 16 bzw. 13 Jahren von Marketing Film bzw. Sunfilm auf DVD veröffentlicht, wartet aber auch noch auf eine deutsche Blu-ray-Premiere. Die wesentlich unbekanntere Fortsetzung „Gate II – Das Tor zur Hölle“ hat es noch schlechter getroffen: Seit VHS-Zeiten hat es hierzulande keine offizielle Veröffentlichung des Titels mehr gegeben. Gut, dass Wicked-Vision diesem Zustand mit der „Limited Collector’s Edition#16“ nun Abhilfe schafft.

„Limited Collector’s Edition“ bedeutet traditionell immer: Mindestens 2 Discs, Mediabook, reichlich Extras. Die vorliegende Veröffentlichung aus dem MGM-Paket (das unter anderem die beiden Bronson-Streifen „10 To Midnight“ und „Das Gesetz bin ich“ zu Ehren einer BR-Veröffentlichung kommen ließ) bleibt der Tradition weitestgehend treu. Das Hochglanz-Mediabook erscheint in drei Covervarianten in den Auflagenhöhen 333 (A und C) bzw. 222 (B). Bei der Verteilung der Stückzahlen kann man sicherlich über die Sinnhaftigkeit streiten; die alten Video-Motive (Cover A und B) haben ästhetisch schließlich nicht viel zu bieten, Daryl Joyces neues Motiv ist dagegen ein pink-türkiser Neon-Traum und hätte möglicherweise höhere Stückzahlen gerechtfertigt. Das entscheiden dann aber letztlich die Verkaufszahlen, und beim Lieferanten sind ja offenbar bereits alle Exemplare ausverkauft. Insofern: alles richtig gemacht.

Für welches Cover man sich auch immer entscheidet, die inneren Werte sind natürlich stets dieselben. Das 24-seitige Booklet enthält neben diversen Szenenfotos den Text „Die Rückkehr zum Alptraum“ von Stuart Taylor Cameron in deutscher Übersetzung und, weil man auch auf den englischsprachigen Markt schielt, gleich noch einmal in der englischen Variante.

Wie wichtig bei die historische Einordnung gerade solcher wenig beachteter B-Filme ist, über die eben noch keine Bücher geschrieben wurden, macht sich beim Einlegen der Disc leider direkt am Fehlen eines Audiokommentars bemerkbar, der in den meisten Fällen zur Grundausstattung bei WV-Veröffentlichungen gehört. Diesmal eben nicht. Schade, aber doch verständlich, dass man nicht für jeden einzelnen Film Experten zusammentrommeln kann.

Dafür aber überzeugt die technische Komponente von vorne bis hinten. Kräftige Dialoge, wirbelnde Effekte (natürlich nur, soweit das Stereo-Format es ermöglicht), charismatische Synchronstimmen… die deutsche Tonspur macht durchaus Freude und auch am englischen Originalton war beim gelegentlichen Reinzappen nichts auszusetzen. Ganz zu schweigen von der Bildqualität… blitzsauber, praktisch keine Verschmutzungen, natürliche Farben und hoher Detailgrad, das sind die Stärken der Blu-ray. Die DVD hat eine vergleichbare Qualität zu bieten, mit dem Unterschied, dass die Konturen in den Hintergründen hier etwas weicher sind.

Was das Extra-Material angeht: Wer möchte, zählt hier eine Gesamtlaufzeit von über 150 Minuten, rechnet dabei aber auch die (nur auf Blu-ray verfügbare) deutsche Nostalgie-Fassung des Hauptfilms im 4:3-Format mit ein.

Gate II – Das Tor zur Hölle Mediabook Cover C

Mit 222 Stück am stärksten limitiert: Cover C von “Gate II – Das Tor zur Hölle”.

Den Löwenanteil machen ansonsten zwei Interview-Making-Ofs auf. Das eine lässt binnen einer knappen Viertelstunde den Make-Up-Effekt-Mann Craig Reardon zur Sprache kommen, bei dem anderen sitzen Screenwriter Michael Nankin, Visual-Effects-Macher Randall William Cook und Regisseur Tibor Takács in einer Runde und teilen eine knappe halbe Stunde lang Erinnerungen. Auffällig ist es, dass jedes der Gespräche früher oder später in einer Abhandlung über die Spezialeffekte mündet; nicht nur der Zuschauerfokus lag also auf ihnen, sondern auch jener der Macher. Der Misserfolg des zweiten Teils wird am Ende auch daran festgemacht, wenngleich noch einmal Betont wird, dass nur die Quantität als unzureichend empfunden wurde, nicht etwa die Qualität, und dass man nicht weniger Arbeit und Mühe investiert habe, nur weil die Anzahl der Minions geschrumpft ist.

Trailer und Bildergalerien sind selbstverständlich auch wieder an Bord. Eine witzige Bonus-Dreingabe ist ein Radio-Gewinnspiel, mit dem man zur Zeit der Veröffentlichung 1000 Dollar gewinnen konnte. Hier wird es stilecht mit dem Bild eines alten Kassettenspielers untermalt, in dem gerade eine „Gate II – Das Tor zur Hölle“-Kassette rotiert.

Sehr interessant: Sogar ein restaurierter Trailer zum ersten Teil ist enthalten. Dabei sind die Hoffnungen, dass dieser ebenfalls über Wicked-Vision erscheinen könnte, gering zu halten bzw. abzulegen, da die Rechte von „The Gate“ anders verteilt sind als jene zur Fortsetzung. Fürs Erste stellt man „Gate II – Das Tor zur Hölle“ also neben die alte DVD.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie von “Gate II – Das Tor zur Hölle”

Gate II

Cockpit oder Paketband? Alkohol als Zünglein an der Waage.

Gate II

Pentagramme aus der Zukunft: Willkommen im Jahr 1990.

Gate II

Och, wenn du schon so fragst…

Gate II

Mindestens so nervig wie ein Papagei, der den Schnabel nicht halten kann: Der dämonische Grottenolm aus einer anderen Dimension.

Gate II

Man braucht nur die richtige Ausrüstung.

Gate II

Ob die bezaubernde Jeannie das auch alles hätte besorgen können?

Gate II

Sein Kumpel bestellte eine Monsterportion Schnecken in Weinsauce. Hätter er ihm doch nicht beim Leeren des Tellers geholfen…

Gate II

Der Moment, wenn du merkst, dass dein Minion dir inzwischen auf den Kopf spucken könnte.

Gate II

Weit weg von zu Hause: Dreharbeiten in einer anderen Dimension.

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision / MGM__FSK Freigabe: FSK16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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