Originaltitel: The Secret Invasion__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1964__Regie: Roger Corman__Darsteller: Stewart Granger, Raf Vallone, Mickey Rooney, Edd Byrnes, Henry Silva, Spela Rozin, William Campbell, Helmo Kindermann, Enzo Fiermonte, Peter Coe u.a. |
Als Roger Corman („Die wilden Engel“) 1964 seinen „Geheimauftrag Dubrovnik“ vorlegte, hatten Men-on-a-Mission-Filme, angeheizt durch Erfolge wie „Die Kanonen von Navarone“, sich als durchaus populäres und zugkräftiges Genre erwiesen. Doch obwohl Corman auf der Welle mitritt, so nimmt „Geheimauftrag Dubrovnik“ den Klassiker „Das dreckige Dutzend“ quasi um drei Jahre vorweg.
Dabei verplempert „Geheimauftrag Dubrovnik“ keine Sekunde mit langer Vorarbeit. Major Richard Maze (Stewart Granger) bestellt fünf Strafgefangene zu sich, deren Talente Grund für ihre Verhaftung, aber auch Qualifikationen sind: Das italienische Mastermind Robert Rocca (Raf Vallone), der IRA-Sprengmeister Terence Scanlon (Mickey Rooney), der Auftragsmörder John Durrell (Henry Silva), der Fälscher Simon Fell (Edd Byrnes) und der Verkleidungsexperte Jean Saval (William Campbell). Allen verspricht Maze Straffreiheit, sofern sie an einem Himmelfahrtskommando teilnehmen. Denn man schreibt das Jahr 1943 und benötigt die Hilfe italienischer Widerständler gegen die Achsenmächte.
Der Plan: Das Kommando soll einen inhaftierten italienischen General aus einer Festung im kroatischen Dubrovnik befreien, damit dieser seine Truppen gegen die Wehrmacht einsetzt. Die Zeit drängt, weshalb der Film jedwedes Training, jedwede Vorbereitung, die Filme wie „Das dreckige Dutzend“ und „Die Wildgänse kommen“ prägten, sein lässt, sondern das Quintett mehr oder weniger direkt ins Einsatzgebiet verfrachtet. Kleine Querelen liefern Fluchtversuche, vor allem von Simon, die auch mal eine zünftige Schießerei mit der Besetzung eines deutschen Patrouillenbootes zufolge haben, doch ansonsten hält „Geheimauftrag Dubrovnik“ die Exposition denkbar knapp.
Vom Partisanenführer Marko (Peter Coe) werden sie vor Ort in Empfang genommen, wo sie mithilfe von Verbündeten wie Marko oder Mila (Spela Rozin) an einem Befreiungsplan arbeiten, für den sie nur wenige Tage Zeit haben. Aber wie es das Gesetz jener Filme ist, ergeben sich bald Komplikationen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=3GqXU_GAhbw
Für Corman-Verhältnisse war hier durchaus ordentlich Geld da, weshalb man an Originalschauplätzen drehen und bei den gar nicht mal so zahlreichen Actionszenen durchaus Gas geben konnte. Für einige Härten in Form von blutigen Einschüssen und Einstichen ist daher ebenso Platz wie für ein wahrlich ausladendes Finalgefecht, in dem sich die Truppe gegen eine Hundertschaft deutscher Soldaten behaupten muss, ehe auch noch einheimische Kombattanten ins Geschehen eingreifen. Das hat trotz hohem Munitionsverbrauch nicht ganz die Eleganz und die Dynamik von Klassikern wie „Agenten sterben einsam“ oder „Das dreckige Dutzend“, liefert aber trotzdem immer noch knallige Balleraction. Freilich beschränkt sich diese Form von Schauwert dann vor allem aufs Finale, von kurzen Einzelscharmützeln wie der erwähnten Bootschießerei im vorigen Film einmal abgesehen – da verteilten jene Men-on-a-Mission-Actioner, die zu Klassikern aufstiegen, ihre Action doch besser.
Noch dazu kann Corman nicht ganz jene Spannung aus dem Szenario pressen, welche die Prämisse bietet: Zeitdruck, Komplikationen, ein Team, das teilweise an Flucht denkt. Doch der Plan erscheint etwas simpel (eine Buddelaktion ins Gefängnis) und kann nach einem großen Einschnitt problemlos durch einen anderen, improvisierten Plan ersetzt werden. Der setzt immerhin die Talente seiner Protagonisten sinnig ein und sorgt für eine spannende Passage innerhalb der Festung, mit der „Geheimauftrag Dubrovnik“ deutlich an Zug und Dynamik zunimmt – etwas, das man zuvor im Film leider etwas vermisst.
So plätschert Cormans Reißer anfangs etwas dahin, füllt die Zeit mit den eher halbherzigen Fluchtversuchen Simons (welche der Genrelogik zufolge eh nicht von Erfolg gekrönt sein dürfen) und angerissenen Subplots, aus denen „Geheimauftrag Dubrovnik“ wenig macht. So steht John im Verdacht ein besonders skrupelloser Killer zu sein, der seine Aufträge sogar genießt. Doch ausgerechnet jener Killer bandelt mit Mila an und muss in einer überraschend schockierenden, ernsten Szene ihrem Baby den Mund zu halten, damit dessen Schreien die deutschen Soldaten nicht anlockt, was den Tod des Kindes zufolge hat. Das ist Anlass für Gedankenspiele (hätte ein Nicht-Zuhalten des Mundes den Tod von allen dreien bedeutet?) und gibt dem Film zumindest phasenweise einen nihilistischen Touch, der die Grausamkeit in Kriegszeiten unterstreicht, während das Ganze in anderen Phasen eher einem großen Abenteuer gleicht. Leider bleibt es eine Episode, die erst im späteren Verlauf wieder von Belang ist, wenn sich die Spätfolgen der Tat auf Johns Handeln auswirken.
So hat „Geheimauftrag Dubrovnik“ dann auch erst im Finale wieder ähnlich dramatische Höhen zu bieten, wenn sich die Unternehmung tatsächlich als Himmelfahrtskommando erweist, von dem nicht alle lebend zurückkehren. Manch einer entdeckt nach Opportunismus so etwas wie Heldenmut, während sich der sonst eher herrische, überlegene Maze seiner Einsatztruppe annähert, die nun erfährt, dass er doch nicht ganz so souverän ist: Durch vergangene Ereignisse ist seine Befehlsgewalt nicht unumstritten, das Himmelfahrtskommando ist seine Art sich zu beweisen und seine Ziele gegen skeptische Vorgesetzte durchzusetzen. Schade ist dabei, dass die Figuren erst so spät ein Profil gewinnen, das über ihre Spezialfähigkeiten hinausgeht, denn so bleiben die Protagonisten über weite Strecken Pappkameraden, mit deren Schicksal man sich erst gegen Ende und auch nur in einigen Fällen identifiziert.
Dabei schwankt allerdings die Besetzung, deren Rolleninterpretation die stilistische Uneinheitlichkeit des Films nur verdeutlicht. So spielt der später als Schurkendarsteller extrem gefragte Henry Silva („Cusack – Der Schweigsame“) als vom eigenen Gewissen geplagter Hitman stark auf, liefert die beste Performance des Films ab, doch seine dramatische Darbietung steht neben Mickey Rooney („Maximum Force“), der den Sprengmeister als luftiges Comic Relief mit putzigen Säufermarotten spielt. Stewart Granger („Rage to Kill“) und Raf Vallone („Ein Mann rechnet ab“) sind dagegen die kernigen Partner wider Willen, die Respekt füreinander entwickeln und markiges Profil besitzen, während Edd Byrnes („Death Squad“) und William Campbell („Visum für die Hölle“) eher profilarme Anhängsel bleiben. Auch Spela Rozin („Fünf blutige Stricke“) ist nicht unbedingt die ausdrucksstärkste Darstellerin, gerät aber zusätzlich dadurch ins Hintertreffen, dass der Film nur passagenweise etwas mit ihrer Figur anfangen kann.
So fehlen „Geheimauftrag Dubrovnik ” die gute Verteilung der Schauwerte und durchweg starke Figuren, was schade ist, denn gerade in der zweiten Hälfte kann Roger Cormans Men-on-a-Mission-Reißer mit schicken Locations, stark ansteigender Spannungskurve und einem dramatischen Finale punkten. Tonal ist „Geheimauftrag Dubrovnik“ zudem etwas uneinheitlich und kann trotz Pionierstatus nicht ganz mit späteren Werken wie „Das dreckige Dutzend“ oder „Agenten sterben einsam“ mithalten, aufgrund seiner Stellung allein ist er aber schon (action)filmhistorisch durchaus lohnenswert und gerade in der zweiten Hälfte ziemlich unterhaltsam.
In Deutschland gibt es „Geheimauftrag Dubrovnik“ bisher nur auf VHS von Warner, freigegeben ab 18 Jahren und wahrscheinlich um eine kurze Handlungsszene geschnitten. Ungekürzt und auf DVD gibt es den Film in den USA von MGM/20th Century Fox, unter dem Originaltitel „The Secret Invasion“ und ohne Bonusmaterial auf der Scheibe.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Unbekannt__Blu Ray/DVD: Nein/Nein |