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Gingerclown

Originaltitel: Gingerclown__Herstellungsland: Ungarn__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Balázs Hatvani__Darsteller: Tim Curry, Sean Young, Brad Dourif, Lance Henriksen, Michael Winslow, Erin Hayes, Ashley Lloyd, Joshua Brownwood, Michael Cannell-Griffiths, Soraya Hegyesi u.a.
Gingerclown

Lance Henriksen spricht den Brain Eater in “Gingerclown”.

Los Angeles. 1983. Ein paar Jugendliche lassen sich am Hollywood-Zeichen über der Stadt ordentlich volllaufen und erzählen richtig viel Mist. Vor allem Anführer Biff hält sich für einen echten Womanizer und Superstar und macht sich dabei vor allem bei seiner Freundin Jenny ziemlich unbeliebt. Da kommt auf einmal Supernerd Sam auf seinem Fahrrad an der Szenerie vorbei gefahren. Sam ist seit Jahren die ideale Mobbing-Zielscheibe für Biff, der auch an diesem Abend eine Überraschung für Sam bereithält.

Er bietet ihm einen Kuss von Jenny an, wenn er in den angrenzenden Vergnügungspark, der seit Jahren still gelegt ist, einbricht, dort eine gewisse Zeit aushält und einen Beweis dafür mitbringt, dass er nicht nur am Eingang zu dem Rummelplatz kampiert hat. Sam stimmt zu, glaubt er doch, eine Möglichkeit zu erhalten, seinen Mut zu beweisen und so den Bully Biff los zu werden. Und der Kuss von Jenny käme ihm auch gerade recht. Also bricht er tatsächlich in den Vergnügungspark ein. Ihm auf den Fersen: Jenny, die das rüde Verhalten von Biff einfach satt hatte und Sam auf seiner Queste unterstützen will. Keine gute Idee, wie die beiden sehr schnell bemerken müssen. Denn der Park ist nach wie vor erstaunlich lebendig…

httpv://www.youtube.com/watch?v=3YJt5WmXPW8

„Gingerclown“ erzählt im eigentlichen Sinne keine richtige Geschichte. Vielmehr geht es ihm darum, das Kino der 80er Jahre hochleben zu lassen. Was liegt da näher, als eine Erzählzeit zu wählen, die mitten in den Eighties liegt. Der Vorteil dieser Entscheidung: Man kann problemlos die damaligen Charakterklischees und Rollenmuster zelebrieren. Hier der erfolgreiche Sportmannschaftsanführer, der glaubt, seine Dummheit mit coolen Posen kaschieren zu können. Dort die Stadtschönheit, die sich an den Erfolg dranhängt, in ihrem Inneren aber die Nerds bevorzugt. NATÜRLICH. Und freilich der Nerd, der im Laufe des Filmes den Mann in sich entdeckt und am Ende der Reise zu einem Helden mutiert ist.

Des Weiteren sind dem Film Jump-Scares ebenso egal wie billige Schocks. „Gingerclown“ setzt auf das Erzeugen von Atmosphäre, was ihm auch aufgrund der technischen Umsetzung problemlos gelingt. Die harten Schatten, die beständig wabernden Nebelschwaden, die atmosphärische Lichtsetzung und die knalligen Komplementärfarben (der Film besteht weitgehend aus Rot, Grün, Gelb und Blau) versetzen einen förmlich in eine Parallelwelt, in der seltsame Kreaturen leben.

Diese hören auf prägnante Namen wie Gingerclown, Braineater, Worm Creature, Stomachcrumble und Nelly the Spiderwoman und sind die eigentlichen Stars des liebevoll und detailverliebt ausgestatteten 80er Jahre Wiedergängers, der irgendwann mehr an ein überdrehtes Abenteuer der „Goonies“ denn an einen Horrorfilm erinnert. Diese Kreaturen „herrschen“ jeweils über ganz spezielle Attraktionen des Freizeitparks und sind komplett old school gehalten. Sprich, es dominieren Animatronics und Handpuppenspielereien, die die grotesk geformten, missgestalteten und beständig tropfenden, schleimenden und aus diversen Öffnungen qualmenden Latex-Kreationen zum Leben erwecken. Diese sehen auf der einen Seite fantastisch schräg aus, sind auf der anderen Seite aber sehr unbeweglich und vor allem in ihren Komplettansichten etwas zu leicht als „Man in a Suit“-Effekte zu erkennen. Dennoch sind die Figuren ein tolles Statement gegen die langweiligen CGI-Kreaturen moderner Horrorfilme und zeigen auf, wie fantasievoll handgemachte Effekte noch immer ausfallen können. Schön, dass das Effekthandwerk für so manchen immer ein Handwerk zu bleiben scheint.

Dementsprechend ist die narrative Struktur hinter dem Film leicht erklärt: Unsere Helden treffen alleine oder zu zweit auf diese Kreaturen und müssen ihnen entkommen. Dabei fallen die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller ziemlich durchwachsen aus. Ashley Lloyd macht als Sam eine ordentliche Figur, während Erin Hayes als Jenny zwar ordentliche Scream-Queen-Qualitäten aufzufahren versteht, darstellerisch aber ziemliche Defizite aufweist. In den Nebenrollen wird dieses Problem noch weitaus eklatanter. Hier tummeln sich Amateurdarsteller, die sogar zu schlecht sind, um zu overacten! Die eigentlichen Stars des Filmes stecken hinter den eigenartigen Kreaturen: So wird Gingerclown von Tim Curry („Es“) vertont, der Brain Eater tönt mit Lance Henriksens („Aliens“) sonorer Stimme, die Worm Creature wird von Brad Dourif („Curse of Chucky“) gegeben, Stomachcrumble teilt sich mit dem Organ von Michael Winslow („Police Academy“) mit und Nelly the Spiderwoman säuselt mit dem Organ von Sean Young („Blade Runner“).

Allesamt 80s Stars und damit eine vortreffliche Wahl als stimmliche Talente für eine Hommage ans 80er Jahre Horrorkino. Dabei haben die Kreaturen auch die besten, versautesten und humorvollsten Dialoge des Filmes abbekommen. Davon bekommt man sogar in der deutschen Fassung etwas zu spüren, die ansonsten leider ziemlich misslungen ist. So hat keiner der „Stars“ seine deutsche „Stammstimme“ erhalten, was schon per se Punktabzug bedeutet, zum anderen wirken die gewählten Stimmen größtenteils unpassend. Dass die Stimmen nicht auf die Charaktere passen, mag bei den Kreaturen nicht so sehr auffallen (da die Stars dahinter ja nicht zu sehen sind), doch bei den wenigen menschlichen Hauptfiguren ist dieses Problem unüberseh- und unüberhörbar. Glücklicherweise liegt die atmosphärisch zigfach stimmigere Originalfassung bei.

Unterm Strich bleibt eine in Idee und technischer Umsetzung tolle Hommage ans 80er Jahre Kino. „Gingerclown“ sieht aus wie aus der Zeit gefallen und fügt sich organisch ins Kino seiner eigenen Erzählzeit ein. Leider kann die Geschichte des in einem Budapester Vergnügungspark gedrehten Streifens nicht mit dem Stil mithalten. Der Film zerfällt in einzelne Episoden, die für sich in den seltensten Fällen in der Lage sind, echte Spannung aufzubauen. Auch fehlt dem Film ein konkretes Ziel und erst recht eine konkrete Bedrohung. Auch werden die Kreaturen des Vergnügungsparks mit zu wenig Leben erfüllt. Was sind das für Wesen, warum leben sie in dem Park, was sind ihre Ziele, wieso ist der Park noch existent, wenn ihn letztlich niemand nutzt? Fragen über Fragen, die leider nicht einmal angerissen werden. Weshalb „Gingerclown“ letzten Endes auch ziemlich unpointiert ausklingt. Man schätzt den Aufwand hinter dem Film, das tolle Setting, die starke Technik, die wundervoll verspielte Musik und die coolen Kreaturen. Aber der letzte Funke, der will und will einfach nicht überspringen…

Die deutschen DVDs und Blu-rays zum Film erscheinen am 2. Dezember 2014 von Maritim Pictures. Diese sind mit einer äußerst sportlichen FSK 18 Freigabe (es stirbt im ganzen Film eine einzige Person! Unblutig und offscreen!) ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Maritim Pictures__Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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