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Godkiller: Walk Among Us

Originaltitel: Godkiller: Walk Among Us__Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2010__ Regie: Matt Pizzolo__ Stimmen in der engl. OV: Justin Courtney Pierre, Lance Henriksen, Danielle Harris, Nicki Clyne, Davey Havok, Tiffany Shepis, Bill Moseley, Lydia Lunch,
Das Cover-Motiv der Gesamt-DVD-Edition.

Das Cover-Motiv der Gesamt-DVD-Edition.

Das Cover-Motiv der zweiten Episode.

Das Cover-Motiv der zweiten Episode.

 

Das Cover-Motiv der ersten Episode.

Das Cover-Motiv der ersten Episode.

Das Cover-Motiv der dritten Episode.

Das Cover-Motiv der dritten Episode.

 

httpv://www.youtube.com/watch?v=2nL4nkm59xc

Bei Matt Pizzolo´s „Godkiller: Walk Among Us“ (2010) handelt es sich nicht etwa um einen typischen Animationsfilm – weder im klassischen noch modernen Sinne – und auch nicht um einen Vertreter der in jüngster Zeit (zumindest bei einigen) ja recht beliebt gewordenen Motion Comics (wie etwa im Falle von „Watchmen“ aus dem Jahre 2008), sondern um einen so genannten Illustrated Film. Für alle, denen die konkrete Unterscheidung fremd ist, hier mal der Versuch einer Erklärung: U.a. weil bei ihnen die „optische Präsentation“ im Rahmen des betreffenden Projekts jeweils nur bedingt „neu erschaffen“ wird, heben sich letztere beiden „Kunstformen“ (speziell seitens ihres Ausgangsmaterials und grundlegenden Stils) merklich von der vorangestellten ab – sie basieren nämlich immerzu direkt auf bereits existierende Comic-Vorlagen, deren Illustrationen im Zuge ihrer „cineastischen Aufbereitung“ (für gewöhnlich in Gestalt relativ „grob“ gearteter Animationen) weitestgehend beibehalten bzw. stets nur wenig verändert werden…

Wie also kann man sich das vorstellen? Im Prinzip wie ein hochwertiges Flash Movie, das einzelne visuelle Effekte sowie regelmäßige Zooms und Änderungen des Bildausschnitts aufweist. Die zu sehenden Figuren „regen“ sich dabei nahezu überhaupt nicht, was selbst ihre Münder (beim Sprechen) mit einschließt – stattdessen werden sie förmlich durch die (zweidimensionalen) Szenerien „geschoben“. Fließende Bewegungen gibt es kaum. Während das generelle Sound-Design (z.B. die zu vernehmenden Hintergrundgeräusche) ebenfalls eher spartanischer Natur ist, werden die meisten Informationen indes über Dialoge und innere Monologe transportiert – fast schon wie bei einem Hörspiel. Bereits anhand dieser Beschreibung – noch ohne irgendwie auf den Plot eingegangen zu sein – lässt sich unschwer erahnen, dass ein Werk wie dieses eine wahre „Frage des Geschmacks“ markiert. Ich für meinen Teil empfand das Sichten des Streifens durchaus als eine interessante Erfahrung – selbst unabhängig der Gegebenheit, dass ich bis heute einen „ganz bestimmten Unterschied“ (trotz der folgenden Erläuterung Pizzolos) noch immer nicht so hundertprozentig verstanden habe: „Illustrated films are an attempt to merge comic book sequential art with cinematic storytelling – whereas motion comics seem more intent on re-purposing comic books into cartoons…“

Erzählt wird die Geschichte des jugendlichen Waisen Tommy (Justin C. Pierre), der in einer dystopischen (postapokalyptischen) Zukunftswelt innerhalb der Grenzen Silver Citys haust – einer dreckigen Großstadt unter der Fuchtel eines faschistischen Regimes, in welcher Dinge und Eigenheiten wie der „freie menschliche Wille“ konsequent unterdrückt werden. Als jener eines Tages (mit Entsetzen) feststellen muss, dass sich sein Arzt (Bill Moseley) zuletzt nicht mehr an die Zusage gehalten hat, sich um die medizinische Versorgung seiner komatösen Schwester zu kümmern, welche dringend ein neues Herz benötigt, heftet er sich kurzerhand an die Fersen der zwei Organ-stehlenden Prostituierten Halfpipe (Danielle Harris) und Angelfuck (Tiffany Shepis), um so eventuell an ein „Ersatz-Exemplar“ zu gelangen. Heimlich, da ihre erste Begegnung für ihn „nicht gerade angenehm“ ausgegangen war, folgt er ihnen bis nach Outer City: Einem stark von den Auswirkungen der atomaren Zerstörung geprägten Ort ohne Moral und Gesetze, an dem sich die verschiedensten Persönlichkeiten (Irre, Freaks, Mörder etc.) sowie gar einzelne „andersartige Wesen“ tummeln – unter ihnen der mächtige „Götter-Nachfahre“ Dragos (Davney Havok). Schon bald trifft er dort auf den rätselhaften Mulciber (Lance Henriksen) – seines Zeichens ein Stammkunde Halfpipes, der über „spezielle Befähigungen“ verfügt und ihm u.a. von der „Nibiru Box“ berichtet: Angeblich wäre es ihm mit Hilfe jenes geheimnisvollen Artefakts möglich, seinem Ziel ein bedeutendes Stück näher zu kommen – schließlich sei es ansonsten nahezu aussichtslos, ein solches Organ zu beschaffen, welches obendrein ja auch noch gesund und kompatibel sein muss. Begleitet von Mulciber, Halfpipe und einer jungen Kopfgeldjägerin namens Soledad (Nicki Clyne), bricht Tommy daraufhin zu einer Odyssee direkt hinein ins (sprichwörtliche) „Herz der Finsternis“ auf – welches in diesem Fall in einem Tunnelsystem unterhalb eines ehemaligen Konzentrationslagers gelegen ist…

Matt Pizzolo hat „Godkiller“ nicht bloß verfasst, produziert, in Szene gesetzt und über seine eigene Entertainment-Schmiede „Halo-8“ vertrieben, sondern das ganze Projekt im Rahmen seiner Veröffentlichung außerdem zu einem echten „transmedialen Ereignis“ werden lassen: In Addition zur erschienen Comic-Vorlage, welche ebenfalls von ihm stammt und neben dem klassischen Papierformat überdies in einer digitalen Variante im Internet zu finden bzw. zu erwerben ist, wurde der Film eingangs in drei Episoden (á zirka 25 Minuten) gesplittet und erst einmal jeweils für sich (dem „Komplett-Werk“ vorangehend) in Form preisgünstiger DVD-Editionen herausgebracht – in Anlehnung an die typische Wartezeit zwischen einzelnen Print-Ausgaben sowie gemäß der Gliederung der drei vorhandenen „Graphic Novel“-Bände. Dem vollständigen Streifen fügte man schließlich dann noch ein knapp 70-seitiges PDF-Dokument der ersten beiden Ursprungs-Teile hinzu – ebenso wie ein rund einstündiges Audio-Buch mit dem Titel „Silent War“, welches als ein zugehöriges „Prequel-Kapitel“ fungiert und dem geneigten Zuhörer die Geschehnisse im Vorfeld des durch einen nuklearen Anschlag des „sagenumwobenen“ Starkiller (einige Zeit vor den „aktuellen“ Ereignissen) ausgelösten atomaren Holocausts näher bringt…

Unterlegt mit einem pulsierenden, die Basisstimmung dienlich anreichernden Score Nic Endos und Alec Empires („the Hellish Vortex“), offenbart sich dem Publikum eine zutiefst hoffnungslose, kalte, düstere sowie von Schmerzen, Leid und Tod gezeichnete Welt, in der man sich entweder dem totalitären System der „Republic“ unterordnet oder selbst zu einem der „Gesetzlosen“ wird, welche (auf die eine oder andere Weise) nahezu unentwegt um ihr Überleben kämpfen müssen sowie vornehmlich die unsicheren Gegenden außerhalb Silver Citys bevölkern. Abgesehen von angrenzend allen nur erdenklichen lasterhaften und bedrohlichen Gestalten der „gängigen Art“, zum Beispiel Nutten, Diebe, Sadisten, Organhändler, Terroristen, Bounty Hunter und Killer, halten sich an letzteren Orten allerdings auch noch diverse „darüber hinaus reichende Ausprägungen Menschen-ähnlichen Lebens“ auf – wie etwa transsexuelle Vergewaltiger, Individuen mit Mutationen und/oder übernatürlichen Kräften, Außerirdische, Blut-trinkende Geschöpfe, geisterhafte Wesen, gefallene Götter sowie (my personal favorite) kannibalistische Zombie-Jungfrauen. Spätestens jetzt sollte jedem unmissverständlich klar geworden sein, dass das von Pizzolo kreierte Szenario (in ausnahmslos jeglichen Belangen) ein ungemein groteskes ist…

Getreu der generellen Konzeption des Projekts, welche aufgrund des gewählten Stils ja jegliche Mimik und Gestik der Protagonisten auf ein absolutes Minimum beschränkt, fiel der Arbeit der Synchronsprecher (demnach) eine besonders wichtige Bedeutung zu. Um diese kritische Aufgabe zu meistern, ist Pizzolo das Zusammenstellen einer interessanten Genre-Besetzung gelungen, der jener Herausforderung (unterm Strich) dann auch überwiegend gewachsen war. Nicht allein dank seiner markanten „Reibeisen-Stimme“ markierte Lance Henriksen („Hard Target“) einfach eine perfekte Wahl für die Rolle des erfahrenen Mulcibers: Neben der Gabe, sich durch die Kraft seiner Gedanken unsichtbar machen zu können, verfügt er außerdem u.a. über den Zugriff auf ein spezielles (als „the Ether“ bekanntes) „Netzwerk“ – entsprechend ist es sein geteiltes Wissen, das die Story in regelmäßigen Schüben vorantreibt. Tommy unterdessen ist sich der recht uncleveren Natur vieler seiner Entscheidungen gewahr: Für die bloße Hoffnung Schrägstrich Chance auf eine Rettung seiner Schwester ist er allerdings dazu bereit, die Schmerzen und Hürden dieser albtraumhaften Suche auf sich zu nehmen. Gesprochen wird er von Justin Courtney Pierre, dem Sänger der US-Punk-Rock-Pop-Band „Motion City Soundtrack“: Leider jedoch weniger überzeugend als erhofft bzw. gar notwendig – und das nicht nur, da man zu seinem zentralen Part normalerweise eine weitaus ersprießlichere „Verbindung“ aufbauen können sollte…

Danielle Harris („Hatchet 2“) verleiht Halfpipe, deren Auftritte ich im Übrigen stets geschätzt habe, eine vorzüglich passende „sexy-coole phonische Ausstrahlung“ – wohingegen „AFI“-Frontmann Davney Havok so ziemlich auf ganzer Linie versagt hat, dem mächtigen Dragos (in dieser Hinsicht) gerecht zu werden, schlichtweg weil sich weder seine Stimme noch Vortragsweise mit der eigentlich sehr gebieterischen, faszinierenden und Furcht-einflößenden „Aura“ der Figur deckt. Als Dr. West, Angelfuck und Soledad erfüllen Bill Moseley („the Tortured“), Tiffany Shepis („the Violent Kind”) und Nicki Clyne (TV´s „Battlestar Galactica“) die Anforderungen und Ziele ihrer jeweiligen Engagements allesamt ohne Veranlassung zur Klage – was ebenso für die in gewissen „Underground-Kreisen“ gefeierte Sängerin, Schauspielerin und Dichterin Lydia Lunch („Kill your Idols“) gilt, welche einem aus gleich mehreren Gründen „auf unbehagliche Weise“ (positiv) in Erinnerung verbleibt. Die gebotenen Dialoge sind zwar nicht unbedingt hochwertig, nichtsdestotrotz aber durchaus noch von akzeptabler Qualität, transportieren gelegentlich einige Infos mehr als im Prinzip nötig und werden obendrein recht häufig ein Stück weit „theatralisch“ vorgetragen – was alles in allem jedoch gut mit dem bewusst forcierten „unebenen“ Eindruck des gesamten Werks harmoniert…

Die von Pizzolo erschaffene Welt kann man prima mit dem Begriff twisted umschreiben: Zusammengesetzt aus verschiedenen Motiven und Elementen des „Dark Future“-Subgenres, unter ihnen markante Eigenschaften wie eine allgemeine Trostlosigkeit, reichlich Gewalt, seltsame Schauplätze, ein harscher Umgangston sowie diverse schräge Charaktere – überdies ergänzt um Handlungen á la Mord, Sex, Prostitution, Kannibalismus, dem Trinken von Blut und einigen weiteren „ungewöhnlichen Individualfähigkeiten“, wie etwa Angelfuck´s „Weaponized Orgasm“ oder die nur per Blowjob ausgelöste „seherische Gabe“ Mulcibers – ist es leicht zu erkennen, dass man als Zuschauer auf jeden Fall ein Faible für Materie dieser Art aufweisen bzw. mitbringen muss, um überhaupt einen „Zugang“ zu ihr finden zu können. Frei von solchen Problemen oder gar Aversionen, hat es mir persönlich gut zugesagt, Inhalte wie die aufgeführten präsentiert zu erhalten – schließlich ist das bei US-Produktionen ansonsten ja eher eine Seltenheit. In diesem Sinne konnte ich mich an so manchen Momenten erfreuen, die irgendwie cool und bizarr zugleich daherkommen – wie beispielsweise an den auffälligen Gesichts-Tattoos Halfpipes, welche sie sich stechen lässt, um ihre erlittenen Narben zu kaschieren, oder auch an einem Gespräch von zwei anschaffen-gehenden Organ-Diebinnen über die möglichen Vorzüge sichtbarer Wunden und Verstümmelungen im Hinblick auf neue Kundenkreise innerhalb ihrer Branche, während sie sich gerade selbst mal wieder mit Nadel und Faden ihr zerrissenes Fleisch zusammennähen…

Die erzählte Geschichte ist im Grunde nicht viel mehr als ein ausschweifendes Sammelsurium unterschiedlicher Ideen und Einflüsse: Mit Tommy´s Suche nach einem passenden Herzen für seine Schwester im Zentrum, entfaltet sich der Plot außerordentlich „ungeschliffen“ anmutend – was nicht ohne Reiz ist sowie die Gefahr einer drohenden Vorhersehbarkeit (simultan) auf ein Minimum reduziert. Fernerdrein sind zwischendurch regelmäßig einzelne echt nett konzipierte Details, Seitenhiebe und Anspielungen auszumachen – wie Comic-Hefte als versteckte Quellen bestimmter Wahrheiten „im Schatten“ jener strikt kontrollierten Gesellschaft oder einen des Öfteren in die Geschehnisse injizierten, alles ein wenig auflockernden Humor. Mit ihren vielen Figuren, Settings, Hintergründen, eingeflochtenen Philosophien und Schlenkern ist die Story an sich einigermaßen komplex geraten – und zudem nicht einmal abgeschlossen, denn am Ende wird man mit den Worten „to be continued“ in den Abspann entlassen, ohne eine Reihe von offen gebliebenen Fragen beantwortet zu bekommen. Im Gegensatz zur nicht sehr starken Dialogqualität wissen die Illustrationen Anna Muckcrackers allerdings umfassend zu überzeugen: Die Zeichnungen sind herrlich raw, dark, dirty and gritty, weisen zig inspirierte Perspektiven und visuelle Einfälle auf und variieren gar wiederkehrend seitens ihrer Stile – einige etwa sind perfekt ausgestaltet worden, wohingegen andere wie grobe Skizzen wirken. Kombiniert mit allen übrigen Aspekten des Werks – speziell der Editing-Arbeit und Musik-Untermalung – ist so ein durchweg stimmiges und straff gehaltenes Ergebnis entstanden, welches Freunde entsprechender Kost mit Sicherheit zufrieden stellen dürfte…

Fazit:  „Walk Among Us“ bildet das erste cineastische Kapitel der transmedialen „Godkiller“-Franchise Matt Pizzolos – und entpuppt sich relativ zügig als ein (auf geradezu „harmonische“ Weise) ebenso kantig-düsteres wie eigenwillig-interessantes Illustrated Movie, welches den sich darauf einzulassen bereiten Betrachter verhältnismäßig anständig zu unterhalten vermag, insgesamt jedoch (unter keinen Umständen) für die „breitere Masse“ geeignet ist…

zu verorten nahe der Grenze zur

In den USA wurde der Film von “Halo-8 Entertainment” im August 2010 auf RC1-DVD veröffentlicht und zugleich auch als “Digital Download” über seine offizielle Website (Godkillerseries.com) vertrieben – uncut und “unrated”. Eine ursprünglich eigentlich mal angekündigte BluRay-Edition ist dagegen leider nie herausgebracht worden – und hinsichtlich eines deutschen Erscheinungstermins ist mir bis zum heutigen Tage (05/2014) noch immer nichts bekannt…

Stefan SeidlGodkiller

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Godkiller

Copyright der Cover und Screenshots: Halo-8 Entertainment / King´s Mob Productions __ Infos zur amerikanischen VÖ: Freigabe: Unrated__ Geschnitten: nein__ DVD/BluRay: ja/nein__

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