Mit „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ startete das produzierende Toho-Studie den zweiten Zyklus an Filmen um den König der Monster. Der Startschuss in die Heisei-Ära ignoriert alle Vorgänger bis auf das Original und lässt die Riesenechse 30 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen zurückkehren. Da der Kalte Krieg herrscht, mischen sich auch die Blockparteien ein, womit das Sequel die politischen Untertöne des Originals aufgreift.
Originaltitel: Gojira__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Koji Hashimoto__Darsteller: Ken Tanaka, Yasuko Sawaguchi, Shin Takuma, Mizuko Suzuki, Raymond Burr, Yôsuke Natsuki, Eitarô Ozawa, Taketoshi Naitô, Junkichi Orimoto, Hiroshi Koizumi, Keiju Kobayashi u.a. |
Nachdem „Terror of Mechagodzilla“, hierzulande formschön als „Konga, Godzilla, King Kong: Die Brut des Teufels“ veröffentlicht, anno 1975 zu schlechtestbesuchten Godzilla-Film in seiner Heimat wurde, war für fast zehn Jahre Schicht im Schacht in Sachen Urzeit-Echse, auch weil diverse Neustartversuche (darunter eine US-Version von Steve Miner und Fred Dekker) im Sande verliefen. Doch 1984, 30 Jahre nach den Ur-„Godzilla“, schaffte Toho mit „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ den Neustart.
Dabei wandte man einen Trick an, den auch Sequels wie David Gordon Greens „Halloween“ von 2018 versuchten: Alle Filme seit dem Original werden ignoriert. Vorbei also die Entwicklung Godzillas im ersten Zyklus der Filmreihe, der sogenannten Showa-Ära, in der er zum Beschützer der Menschen und Freund der Kinder wurde. In der 1984 anbrechenden Heisei-Ära ist die Riesenechse wieder eine zerstörerische Naturgewalt, deren Wiederauftauchen direkt ein Fischerboot in Not bringt. Reporter Goro Mari (Ken Tanaka) findet den Kahn später, an Bord nur Leichen, der einzige Überlebende Hiroshi Okumura (Shin Takuma) sowie eine Riesenlarve, die gekillt werden muss. Dabei handelt es sich um einen mutierten Parasiten, der vom ollen Godzi abfiel, die Crew meuchelte und für etwas Creature-Feature-Horror sorgt.
Erst kehrt man das Wiederauftauchen des Urzeitgiganten nach 30 Jahren unter den Teppich, doch dann zerstört Godzilla ein U-Boot der Russen, die wiederum glauben, dass die Amerikaner dafür verantwortlich sind. Weil der Kalte Krieg nun heißer zu werden droht, informiert man die Blockmächte. Deren Lösungsvorschläge sind aber nur bedingt hilfreich. Damit versucht sich „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ auch am (dezent) politischen Erbe des Erstlings, wenn der Hintergrund des Kalten Krieges und das Gleichgewicht des Schreckens eingebracht werden. Natürlich ist das auch eine prima Gelegenheit um Japan als besonnene und friedliche Nation darzustellen, neben der Amerika und Russland verbohrt oder aggressiv erscheinen. Doch die Botschaft ist durchaus pazifistisch, wenn auch nicht sonderlich komplex.
Goro lernt derweil Hiroshis Schwester Naoko (Yasuko Sawaguchi) sowie deren Chef, den Wissenschaftler Dr. Hayashida (Yosuke Natsuki), kennen. Von ihnen möchte Goro gern mehr über Godzilla erfahren, um eine Story schreiben zu können, doch schon bald forschen sie gemeinsam nach einem Weg, um der Urzeit-Echse Paroli zu bieten, die sich auf Tokio zubewegt…
httpv://www.youtube.com/watch?v=1M4CT02p_gU
Nach Godzillas Imagewandel geht „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ wieder zurück den Wurzeln: Keine Monsterkloppereien mit illustren Gegnern und Verbündeten, dafür mehr Horror-Anklänge mit Godzilla als verkörperter Rache der Natur. Humor gibt es nur wenig, etwa wenn jemand die Godzilla-Attacke ausnutzt, um sich in einem verlassenen Restaurant mal satt zu essen, und auch auf allzu viel Fantasy oder Kitsch wie in manchem Vorgänger (etwa die singenden Feen) wurde verzichtet. Gleichzeitig ist „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ weniger technokratisch als etwa „Shin Godzilla“: Das Heldenquartett stellt die menschlichen Hauptfiguren, der Staatsapparat spielt nur selten eine Rolle und sorgt dann auch am ehesten für Hänger. Gerade die Szenen, in welchen der japanische Botschafter besondere Umsicht beweist und den Blockparteien erklärt, warum der Einsatz von Atomwaffen nicht sein darf, ziehen der Zuschauer eher aus dem Film heraus als rein.
Dafür funktionieren Ken Tanaka („Das Mädchen im Atelier“), Shin Takuma („Godzilla Against Mechagodzilla“), Yasuko Sawaguchi („Godzilla – Der Urgigant“) und Yosuke Natsuki („Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“) als menschliche Protagonisten recht gut, womit „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ ein Hauptproblem der Franchise recht gut angeht. Denn die Zuschauer sind ja stets wegen des oder der Kaiju da, aber irgendwie muss man ja noch Menschen haben, durch deren Augen man den Film erleben kann, die aber eigentlich nicht so wichtig sind. So ist manches hier eher Standard, etwa die angedeutete Lovestory zwischen Goro und Naoko, aber der Film zeichnet sie immerhin so brauchbar, dass sie nicht nur austauschbare Pappkameraden sind, widmet ihnen aber auch kein Übermaß an Screentime. Zudem sind sie sinnvoll in den Plot integriert, wenn Hayashida das Verhalten der Riesenechse beobachtet und einen Weg zur Godzilla-Bekämpfung. Denn auch hier schlägt wissenschaftliche Innovation mal wieder militärische Stärke.
Natürlich ist der Handlungsverlauf dann auch ein Standardplot: Godzilla taucht auf, macht Randale, das Militär bietet seine ganze Stärke auf (größtenteils erfolglos) und am Ende findet sich dann ein Weg zur Monsterzerstörung. Daran doktert auch „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ höchstens in Details herum, etwa wenn ein neues Spezialfahrzeug der Armee tatsächlich Schnitte gegen das Monster sieht, aber durch die Schuld der misstrauischen Russen erlangt Godzilla noch einmal neue Stärke. Doch der Film von Koji Hashimoto betreibt genug Fanservice, um die treuen Godzilla-Jünger anzuheizen, etwa wenn der große Grüne ein Atomkraftwerk zwecks Energieaufnahme überfällt, ohne zum reinen Selbstzitat zu verkommen. Stattdessen erweist man dem Erstling Ehre, indem man ihn auf modernere Art fortführt und sich erzählerisch bemüht, dass Godzilla gut über den Film verteilt Bambule macht – im Gegensatz zu manch anderem Film der Reihe muss man erfreulicherweise nicht bis kurz vor Schluss abwarten, bis ordentlich Monsteraction angesagt ist.
In der Hinsicht gibt es einen Kessel Buntes, wenn Godzilla gegen eine Panzerarmada im Hafen kämpft, Tokio plättet oder sich nachher ein Duell mit dem erwähnten Spezialvehikel liefert. War der erste „Godzilla“ eine Art Antwort auf die Werke Ray Harryhausens, so kann man auch Parallelen zwischen „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ und dessen Spätwerk „Kampf der Titanen“ ziehen. Beide Filme sind auf liebenswerte Weise altmodisch, auch wenn Hollywood zu jener Zeit in Werken wie „Das Ding aus einer anderen Welt“, „Ghostbusters“ und „Aliens – Die Rückkehr“ ganz andere Effektkaliber auffuhr. „Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ setzt immer noch auf den Mann im Anzug, der durch eine Kulissenstadt trampelt und sich Gefechte mit Spielzeugpanzern liefert, updatet das Ganze immerhin für die Eighties und sorgt so für zünftige Monsteraction der alten Schule. Nicht alles ist komplett gelungen, so sieht Godzilla teilweise aus als würde er schielen, aber insgesamt ist Hashimotos Film schon charmant getrickst und abwechslungsreich genug in seinen Gefechten.
„Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ muss man die typischen Schwächen vieler Kaiju-Filme nachsehen, darunter ein Schablonenplot und nur begrenzt interessante menschliche Figuren, auch wenn sich die Protagonisten hier besser schlagen als manch andere Pappkameraden. Aber der Neustart der Reihe hat trotz gelegentlicher Hänger ein ordentliches Tempo, bietet immer wieder charmant getrickste Zerstörungsorgien und verzichtet auf jenen Kitsch oder Klamauk, der manchen Vorgänger verleidete.
Knappe:
Im Ausland hatte der Film es nicht leicht. In den USA kam er als „Godzilla 1985“ heraus, wobei man dort rund 30 Minuten Handlung herauskürzte, dafür aber neue Szenen mit Raymond Burr einfügte. In Deutschland fehlten zu VHS-Zeiten ebenfalls rund 20 Minuten Handlung, die sich um die Bekämpfung Godzillas sowie die Atomwaffenfrage drehten. Diese gekürzte Version wurde auch von Astro/Best Entertainment auf DVD veröffentlicht. Marketing Film veröffentlichte dagegen die ungekürzte Fassung als angeblichen Director’s Cut auf DVD, wie die anderen Fassungen ab 12 Jahren freigegeben. Die vorher geschnittenen Szenen wurden nachsynchronisiert. Das Bonusmaterial umfasst ein Making Of, Trailer, Slideshows und Filmographien.
© Nils Bothmann (McClane)
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