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Godzilla: Final Wars

Originaltitel: Gojira: Fainaru uôzu__Herstellungsland: Japan/China/Australien__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Ryûhei Kitamura__Darsteller: Masahiro Matsuoka, Rei Kikukawa, Akira Takarada, Don Frye, Kane Kosugi, Kazuki Kitamura, Maki Mizuno, Masami Nagasawa, Chihiro Ôtsuka, Kenji Sahara, Delcea Mihaela Gabriela u.a.
Godzilla: Final Wars

Jubiläumsparty für den König der Monster: “Godzilla: Final Wars”

Die Einspielergebnisse der Franchise waren nicht mehr das Gelbe vom Ei, doch der 50. Geburtstag des großen Grünen stand an. Was also tun? Die Toho-Studios entschlossen sich dazu dem König der Monster mit „Godzilla: Final Wars“ eine zünftige Jubiläumssause zu schmeißen, die gleichzeitig als Abschlussfilm der Reihe fungierte – ehe es als zwölf Jahre später mit „Shin Godzilla“ dann doch wieder weiterging.

Für die Regie holte man den damaligen Shootingstar Ryuhei Kitamura („The Doorman“) heran, für den Vorspann, der 50 Jahre Godzilla im Schnelldurchlauf (zu schnell) passieren lässt, engagierte man Title-Creator Kyle Cooper, der unter anderem die legendäre entsprechende Sequenz in „Sieben“ schuf. Wenn der Vorspann rollt, ist in „Godzilla: Final Wars“ bereits das geschehen, was sonst am Ende eines Godzilla-Films kommt: Im verzweifelten Kampf wird die Riesenechse besiegt. Verantwortlich dafür ist das Schiff Gotengo, welches den Monster-King durch Raketenbeschuss im ewigen Eis versenkt und einfriert.

Jahre später schützt sich die Menschheit selbst, zum einen durch menschliche Mutanten mit verbesserter Reaktionsfähigkeit und Kampfkraft, zum anderen durch neue Modelle der Gotengo, die als Mischung aus Unterseeboot und Raumschiff überall kämpfen können. Trotzdem wird der Menschheit beinahe in den Hintern getreten, als überall auf der Welt Kaiju auftauchen und für Rabatz sorgen – nur das Eingreifen freundlicher Aliens bewahrt den Planeten vor der Zerstörung. Im Zentrum stehen zwei Mutantenkumpels, die leitende Positionen bei der Earth Defense Force einnehmen, Shin’ichi Ozaki (Masahiro Matsuoka) und Katsunori Kazama (Kane Kosugi), die UN-Wissenschaftlerin Miyuki Otonashi (Rei Kikukawa) und der altgediente Gotengo-Kommandant Douglas Gordon (Don Frye), die alle Teil der Weltenrettungs- und Friedenmission sind, die sich aus dem Kaiju-Großangriff und dem Auftauchen der X-Aliens genannten Außerirdischen ergeben.

Doch bald kommen die Helden dahinter, dass die Aliens ein doppeltes Spiel spielen, die Kaiju kontrollieren können und die Menschheit versklaven wollen, während sie sich als vermeintliche Freunde ausgeben. Es gibt nur noch eine Waffe, die den Schurken und ihrer Monsterhorde Einhalt gebieten kann: Godzilla…

httpv://www.youtube.com/watch?v=o9jrtGZVYZw

„Godzilla: Final Wars“ macht nie einen Hehl daraus, dass er eine Hommage an die alten Filme und ein Abschiedsgeschenk an die treuen Fans sein soll, weshalb alle Modernisierungen in eng gestreckten Grenzen ablaufen. Godzilla und viele andere Kaiju werden weiterhin von Männern in Gummianzügen dargestellt, Modellgebäude und Spielfahrzeuge sind zum Zertrampeln und Kaputtmachen für sie da, obwohl die Monster sich meist gegenseitig was vor die Kauleisten hauen. Auch die CGI-Effekte, gerade bei der Inszenierung von Raumkämpfen und nicht-menschenartigen Monstern, sind bewusst billig und klobig gehalten, um sich an das Design anzupassen, das wirkt, als habe die Tricktechnik seit der Hochphase der Kaiju-Klopper keine Sprünge gemacht. Dass es durchaus besser gegangen wäre, sieht man in Sequenzen, in denen keine Monster oder Raumschiffe auftauchen, etwa wenn ein paar Mutanten von der Earth Defense Force durch ein Inferno aus Feuersbrünsten und durch die Luft fliegenden Autos sprinten, das ein Monster angerichtet hat.

Auch die früheren Godzilla-Filme waren immer ein Spiegel ihrer Zeit und bedienten sich bei gerade populären Genres und Erfolgsfilmen, was Kitamura hier auf die Spitze treibt. Bei den humanoiden Mutanten hört man „X-Men“ läuten, viele Raumschlachten stehen im Zeichen von „Star Wars“ und ganz besonders dreist sind die Anleihen bei „Matrix“: Nicht nur das Styling der Hauptfiguren und Schurken erinnert neben der Erlöser-Mythologie um den unwissenden Helden an den Wachowski-Hit, eine Bullettime-Szene wird hier sogar eins zu eins mit Laserstrahlen kopiert. Bei so viel Klauerei blieb Kitamura und seinem Co-Autor Isao Kiriyama („Azumi“) dann allerdings keine Zeit für einen auch nur irgendwie kohärenten Plot. Neben der simulierten Kaiju-Attacke gehören auch ein angeblich bevorstehender Meteoriteneinschlag sowie die Gedankenkontrolle der irdischen Führungselite zum Plan der Aliens, den man besser nicht auf Logik oder auch nur Sinn abklopft. Außerdem ist die Mutanten-DNA der Mitglieder der Earth Defense Force ein Überbleibsel eines früheren Besuchs der X-Aliens, was später für einen großen Twist im Finale (der null Nachwirkung hat) wichtig ist.

Dazu kommt noch ein ganzer Haufen von Subplots, der ebenfalls nirgendwohin führt. Die Best Buddies Shin‘ichi und Katsunori zoffen sich, als Katsunori unter Gedankenkontrolle der X-Aliens gerät, ehe er später Wiedergutmachung sucht. Shin‘ichi und Miyuki fühlen sich nach anfänglichem Knatsch zueinander hingezogen. Und Douglas ist ein Draufgänger, der wegen seiner Attitüde Stress mit seinen Vorgesetzten hat. Das soll wohl in den Bereich der Charakterzeichnung gehen, doch da die menschlichen Figuren trotz solcher Ansätze uninteressante Pappkameraden sind (wie so oft in Godzilla-Filmen), wirkt es eher wie unnötiges Füllmaterial. Klar, dass die Darsteller da auch wenig zu vermelden haben. Kane Kosugi („Hitman Undead“) ist immerhin für ein paar Martial-Arts-Einlagen gut, ähnlich wie Masahiro Matsuoka („Eiga Kaibutsu-kun“), der aber genauso blass wie sein Love Interest Rei Kikukawa („Dschingis Khan – Der blaue Wolf“) bleibt. Die Besetzung von Akira Takarada („Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer“) ist ein kleiner Coup, den der ist nicht nur Kaiju-Veteran, sondern spielte seine erste Filmrolle im Ur-„Godzilla“ von 1954. Viel zu tun hat aber auch nicht, sodass eigentlich nur Don Frye („13“) als knarziger Sprücheklopfer bleibenden Eindruck hinterlässt.

Da „Godzilla: Final Wars“ eine einzige Hommage an die legendäre Riesenechse ist, können enthusiastische Fans es vielleicht als Verbeugung vor dem Ausgangsmaterial durchwinken, dass man auch die Schwächen diverser Godzilla-Filme gleich mitimportiert. Damit ist noch nicht einmal gemeint, dass der Plot des Ganzen reichlich panne ist, denn auch in früheren Filmen prügelte sich der Monster-King schon mit Abgesandten aus dem Weltall oder dem versunkenen Atlantis, während im Hintergrund vollkommen depperte Pläne abliefen. Zu den wirklich nervigen Schwächen gehört anderem, dass der große Grüne nach der Eingangssequenz quasi den halben Film Sendepause hat. In dieser Zeit gibt es noch ein paar Krawallszenen wie den erwähnten Kaiju-Großangriff und ein Unterseegefecht gegen den Drachen Manda, das aber unter den sehr mäßigen CGI-Tricks leidet. Zudem sind diese Szenen eher kurz, sodass die erste Filmhälfte mit ihrem konfusen Plot, den uninteressanten Schablonencharakteren und vergleichsweise kurzen Monsterszenen dann phasenweise zur Geduldsprobe wird.

Dabei kann man in „Godzilla: Final Wars“ nicht über zu wenig Monster-Action klagen – nur über zu schlecht verteilte. Denn wenn Godzilla dann einmal aus dem Eis befreit ist, dann reiht sich quasi Monsterkampf an Monsterkampf, wobei man große Teile der Toho-Kaiju-Menagerie toben lässt. Viele streichen allerdings schnell die Segel, weil Godzilla sie mit wenigen Moves besiegt. Wenn der König der Monster den Emmerich-Godzilla in Rekordzeit in Sydney zerlegt und mit diesem das dortige Opernhaus zerdeppert, dann mag das noch als Gag durchgehen, manch anderer Erzfeind hätte aber etwas mehr Screentime verdient gehabt. Wobei nicht nur Feinde aufkreuzen, auch Mothra darf dem Titelhelden mal wieder unter die Arme greifen und wird natürlich wieder stilecht von dem magischen Zwillingsmädchen herbeigerufen, denen man dankenswerterweise keine Gesangseinlage spendierte – da haben Kitamura und Co. aus dem Ausgangsmaterial gelernt.

Auch sonst dürften altgedienten Fans die Freudentränen kommen, wenn Godzilla ein Tag Team aus Rodan, Anguirus und King Caesar zerlegt oder Gigan sowohl in einer Normal- als auch einer Upgrade-Variante zum Kampf gegen die Riesenechse und Mothra parat steht. Da ist es natürlich fast schon Ehrensache, dass sich der Endboss, das Monster X der X-Aliens, als Ghidorah-Variante entpuppt – hier nicht mehr König Ghidorah, sondern Kaiser Ghidorah. Dass während dieser Endschlacht immer wieder zu den Menschen im Mutterschiff der X-Aliens geschnitten wird, stört etwas, obwohl es bei der Menschenkeilerei gut choreographierte Martial-Arts-Fights zu sehen gibt. Im reichlich düsteren Endfight sieht es dann endlich mal nach einer Herausforderung für Godzilla aus – eine dementsprechende Fallhöhe hätten auch ein paar der anderen Monsterfights vertragen können, auch wenn es natürlich schon Spaß macht, wenn etwa ein chancenloser Kumonga in seine eigenen Netze verschnürt und weggeworfen wird. Was man sich bei diesem ganzen Buffet an Kaijus allerdings hätte sparen können: Godzillas Sohn, der mal wieder für Füllszenen und Kitschmomente zuständig ist. Aber wahrscheinlich gehört auch er zu einem solchen Rundumschlag dazu.

So können altgediente Kaiju- und Godzilla-Fans dieses Abschiedsgeschenk sicher mit (Freuden-)Tränen in den Augen abfeiern, denn je besser man mit der Monster-Mythologie vertraut ist, desto mehr Anspielungen und In-Jokes gibt es zu entdecken. „Godzilla: Final Wars“ bleibt dem Monsteranzüge-und-Modellbau-Stil der Vorgänger trotz aller Modernisierungen treu, leidet aber schwer unter seiner schlechten Actionverteilung: Während man sich in der ersten Hälfte mit dem teilweise ganz schön hirnrissigen Plot und uninteressanten Menschencharakteren herumschlagen muss, macht die zweite Hälfte den großen Kaiju-Action-Otto los, dass man die Vielzahl von Monstern kaum genießen kann, da viele davon viel zu schnell besiegt sind. Ein Film für Fans, aber kein makelloser.

Splendid Film hat „Godzilla: Final Wars” auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, sowohl einzeln als auch in diversen Sammelboxen. Der Film ist ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Bei der Singe-DVD gibt es nur ein paar Trailer zu anderen Titeln als Bonus, bei der Blu-Ray zusätzlich Godzilla-Trailer-Show, Promo und B-Roll, bei der Special-Edition-DVD außerdem noch ein Making Of.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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