Originaltitel: Grand Isle__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Stephen S. Campanelli__Darsteller: Nicolas Cage, Kelsey Grammer, Zulay Henao, Luke Benward, KaDee Strickland, Emily Marie Palmer, Oliver Trevena, Beatrice Hernandez, Isabella Grace Roark u.a. |
Walter hat ein Problem. Sein Zaun ist kaputt. Er ist daran nicht unschuldig, denn als er in der vorhergehenden Nacht einen Einbrecher auf frischer Tat ertappte, schoss er auf ihn. Der Einbrecher krachte getroffen in Walters Zaun. Eine zwei Meter große Lücke gilt es nun zu reparieren. Buddy, ein Mann so schlichten Gemütes wie es sein Name andeutet, bietet sich an, das Loch zu stopfen. Und obschon ein Hurrikan naht, bringt Walter Buddy dazu, seine Arbeit sofort aufzunehmen.
Fancy hat ein Problem. Sie ist die Frau von Walter und sexuell komplett unerfüllt. Nicht einmal die heißeste Reizwäsche an ihrem unfassbar sexy Körper bringt ihren Ehemann auf Touren. Doch Fancy sieht eine Lösung – in Buddy. Der junge, gut gebaute Mann kommt ihr gerade recht. Mit Inbrunst beginnt Fancy zu flirten. Und Buddy scheint nicht abgeneigt.
Buddy hat nicht nur ein Problem. Seine Frau will seit ihrer Niederkunft nicht mehr mit ihm ficken. Er hat kein Geld um seine kleine Familie durchzubringen. Last but not least ist sein aktueller Job die pure Hölle: Der Typ namens Walter ballert mal eben auf ihn und seine Frau Fancy erweist sich als mannstoll. Und warum zum Teufel ist die Tür zum Keller des Hauses mit zig Schlössern gesichert? Klingt verfahren? Dann stellt euch Buddys Gesicht vor, als Walter ihn bittet, seine Frau Fancy zu ermorden…
Schaut in den grotesken Thriller mit Nicolas Cage hinein
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Vielmehr sei zu der Geschichte von „Grand Isle“ nicht verraten. Denn es macht wahrlich Spaß, sich in die mit Fabulierlust ersonnene Story dieses schwarzhumorigen Retro-Thrillers mit perfektem 80s-Dekor fallen zu lassen. Der vor allem als Kameramann („Maze Runner“) bekannt gewordene Regisseur Stephen S. Campanelli lässt seinen Streifen mit Wonne eskalieren und immer neue Überraschungen auffahren. Wann immer man meint, zu wissen, wie der Hase in „Grand Isle“ läuft, sattelt Campanelli nach einem Drehbuch von Iver William Jallah und Rich Ronat immer noch mehr auf. Und trotz schwachem, pottlangweiligem Helden ist man immer in der Story drin.
Das liegt vor allem daran, dass Campanelli seine beiden Hauptdarsteller Nicolas Cage („Kill Chain“) und Kadee Strickland („Shut Eye“) nicht einmal ansatzweise an die Kette nimmt. Cage overacted dementsprechend wie in besten Zeiten durch den Film. Sein wüstes Äußeres passt perfekt auf seine herrlich schräge Figur. Strickland hingegen entwirft quasi die Mutter aller Femme Fatales. Jede Bewegung, jedes Wort, jede Geste – alles ein Versprechen und sexuell aufgeladen bis zum Gehtnichtmehr. Spätestens wenn sie mit ihren High-Heels die Knöpfe von Buddys Jeans fetzt, muss man(n) ihr verfallen.
Von dieser Spiellust wird Luke Benward („Wir waren Helden“) förmlich überfahren. Ja, seine Figur ist sehr passiv angelegt, aber der unfassbar blass agierende Darsteller bremst den Spaß an „Grand Isle“, einfach weil er als Identifikationsfigur in der Form nichts taugt. Auch eher egal ist Kelsey Grammer („The Expendables 3“), der eine erzählerische Klammer befeuert, die im Laufe des Filmes mehr und mehr zum Problem wird.
Denn in Richtung Finale versemmelt es „Grand Isle“ komplett. Der Kreis der agierenden Figuren wird grundlos extrem erweitert. Die bereits durchschaute Pointe des Streifens wird mehrfach total lapidar und öde erklärt. Schlimmer noch: Drehbuch und Regie finden einfach kein Ende für ihre lustvoll abgedrehte Geschichte. Infolgedessen quält sich der Zuschauer förmlich durch die letzten 15 Minuten und muss entgeistert mit ansehen, wie sich der bis dahin großartig unterhaltende Streifen selbst demontiert.
Sogar technisch baut „Grand Isle“ in seinem Finale ab. Schwelgte Camponelli zuvor in atmosphärisch dichten Bildern innerhalb des Hauses von Walter und Fancy, arbeitete mit einer tollen Licht- und Schattensetzung und konnte sich auf einen auf den Punkt funktionierenden Score verlassen, gerät die Optik zum Ende hin langweiliger, digitaler, glatter.
Anfang HUI, Ende PFUI: „Grand Isle“ versemmelt es auf der Zielgeraden
Nicolas Cage und Kadee Strickland spielen in „Grand Isle“ mit einer Verve, die begeistert, den faden Helden vergessen und kopfüber in die spinnerte, definitiv nicht unspannende Story eintauchen lässt. In Verbindung mit der tollen technischen Umsetzung, den starken Bildern und dem Suspense-Score macht „Grand Isle“ richtig Bock. Und dank Cage und Strickland kommt auch der Humor nicht zu kurz.
Doch ausgerechnet die letzten 15 Minuten des Filmes demontieren den bislang tollen Eindruck. „Grand Isle“ fällt komplett auseinander. Nichts passt mehr so wirklich zusammen und Erklärungen werden so beiläufig gereicht, dass sie einen gefühlt gar nicht erreichen. Jedes andere Ende wäre besser gewesen als das aktuelle.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von New KSM und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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