Originaltitel: Gutshot Straight__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Justin Steele__Darsteller: George Eads, AnnaLynne McCord, Stephen Lang, Ted Levine, Steven Seagal, Vinnie Jones, Tia Carrere, Fiona Dourif, Elsie Fisher, John Lewis, Daniel Aldema u.a. |
Jack Daniel verdient seine Brötchen mit Glücksspiel. Darin ist er allerdings nicht einmal sonderlich gut, weshalb er sich nur dank einer Vielzahl an Krediten, die er über diverse Geldhaie, Banken usw. gestreut hat, über Wasser halten kann. Sobald er nun also Geld gewinnt, ist es auch schon wieder weg und deckt maximal Bruchteile seiner Schulden. Eines Tages begegnet er im Casino einem Typ namens Duffy. Dieser verkündet ihm, dass er ihm helfen könne, an das ganz große Geld zu kommen. Doch Jack will sich seine Unabhängigkeit bewahren. Blöderweise ist er genau jetzt so richtig klamm. Also lässt er sich doch auf Duffys Angebot ein…
Dieser spielt mit ihm kleinere Spielchen und füttert Jack mit kleineren Summen an. Am Ende des Tages bringt Duffy Jack zu seinem Haus. Ein Prachtbau. Jack ist sofort hin und weg und noch heißer darauf, zu erfahren, was Duffy wirklich mit ihm vor hat. Der legt allsbald die Karten auf den Tisch: Jack soll mit Duffys Frau May schlafen. Mehr noch: Duffy will dabei zusehen. Jack lehnt dankend ab, kann Duffy aber nicht mehr entrinnen, der irgendwann sogar seine May schlägt. Es kommt zu einer Handgreiflichkeit, an deren Ende Duffy tot neben dem Pool liegt.
Gemeinsam mit May verwischt Jack alle Spuren und macht sich von dannen. Doch er muss bald bemerken, dass er seinen Geldbeutel in dem Prunkbau vergessen hat. Diesen will er freilich zurück, auch um zu vertuschen, dass er jemals in Duffys Haus war. Doch auf dem Anwesen angekommen steht plötzlich ein Typ namens Lewis vor Jack. Dieser scheint irgendetwas über die letzte Nacht zu wissen und auch er hat eine ganz besondere Aufgabe für Jack…
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Wenn man „Gutshot Straight“ eines nicht vorwerfen kann, dann dass er vorhersehbar sei. Und das ist auch gut so, denn der Film möchte ein moderner Vertreter des Film Noir sein und dahingehend hat zuletzt „Sin City 2“ bewiesen, wie schädlich es für einen Film dieses Genres ist, wenn der Zuschauer jeden weiteren Schritt meilenweit im Voraus erahnt. Dabei bedient „Gutshot Straight“ auch nur die bekanntesten Topoi des Genres: Ein Normalo, für den es aktuell nicht so gut läuft, trifft auf eine Femme Fatale, die von ihrem Mann verprügelt und drangsaliert wird. Der Normalo hilft der Femme Fatale und findet sich ab sofort in einer noch steileren Abwärtsspirale gefangen. Kurzum: Die Geschichte hinter „Gutshot Straight“ ist nicht neu, aber sie wird intelligent genug entwickelt, um den Zuschauer nicht zu langweilen.
Im Gegenteil: Mehr als einmal ertappt man sich bei der Frage, wie der Film nun eigentlich weiter gehen soll. Wodurch ein netter Spannungsbogen etabliert wird, der bis zum Ende hervorragend funktioniert. Leider macht der Film aber gerade zum Ende hin ein paar kleinere Fehler. So bleiben die Motive von Lewis vollends schleierhaft und wenn im Showdown auf einmal zwei bisher komplett unwichtige Figuren auftauchen und den Tag retten, ist das leider arg unglaubwürdig. Bis auf die holprige Auflösung funktioniert das teilweise vollkommen entschleunigte Drehbuch hinter dem Film aber erstaunlich gut!
Vor allem auch, weil durch das extrem niedrige Tempo eine ganz eigene Atmosphäre aufgebaut wird, die in den Film hineinzieht und freilich auch seine Optik mitbestimmt. So definiert sich „Gutshot Straight“ vornehmlich über sehr lange, unaufgeregte Einstellungen, die mittels harten Kontrasten und cooler Licht- und Farbgestaltung einen eigenwilligen Look kreieren, der vor allem in den Casinoräumen beinahe eine eigene, vollkommen entrückte Welt erschafft. Da hängen dicke Zigarren- und Zigaretten-Qualm-Wolken in der Luft, Neonfarben bestimmen die breiten Widescreenbilder und die Ausstattung erinnert eher an 50er oder 60er Jahre Filme als an einen modernen Streifen zum Thema Glücksspiel.
Als Jack überzeugt der aus „CSI: Las Vegas“ bekannte George Eads. Er entwirft einen tollen Charakter, der trotz seiner Loser-Eigenschaften immer sympathisch bleibt und den Zuschauer komplett für sich einnimmt. Eads verleiht seiner Figur viel linkischen Charme und glücklicherweise wird sein Jack vom Drehbuch auch nicht zu blauäugig angelegt. Annalynne McCord („Nip/Tuck“) darf eine ziemlich überzeugende Femme Fatale entwerfen. Dabei bedient sie sowohl die verführerischen als auch die scheinbar hilfsbedürftigen Momente ihrer Figur trefflich. Leider stimmt die Chemie zwischen ihr und Eads nicht wirklich. Was dem Film im späteren Verlauf auch ein Stück weit schadet. Als Ekelpaket Duffy darf Stephen Lang („In The Blood“) ordentlich einen raushauen und einen richtig unberechenbaren Lump entwerfen. Mit seinem Ausscheiden kommt Ted Levine („Ohne Ausweg“) zum Zug, der Lang wahrlich in nichts nachsteht.
In einer Nebenrolle erleben wir Steven Seagal („Zum Töten freigegeben“) als Kredithai Pauly. Der – endlich mal wieder rasierte! – Mime sitzt dabei bevorzugt hinter irgendwelchen Tischen, qualmt Zigarre und labert vor sich hin. So ungewöhnlich die Rolle für ihn auch sein mag, aufgrund seiner geringen Screentime spielt er für den Film eine viel zu kleine Rolle, um das Ganze noch als Steven Seagal Film zu verkaufen. Zudem hat man ihm leider eine wirklich miese deutsche Synchronisation verpasst. Seagal klingt wie ein 80igjähriger beim Stuhlen. Und das ist noch höflich ausgedrückt. Das deutsche Cover darf man in Bezug auf Seagals Präsenz gleich gar nicht ernst nehmen. Als seine rechte Hand agiert Vinnie Jones („Escape Plan“), der auf noch weniger Auftritte als Seagal kommt und eigentlich nur böse in der Gegend herum starrt. Und 80er/90er Jahre Superbabe Tia Carrere („Harley Davidson und der Marlboro Mann“) wird in einem witzlosen 20 Sekunden Cameo komplett verheizt. Die Arme…
Unterm Strich bleibt ein gut erzählter, edel und stilvoll inszenierter, stark gespielter, komplett entschleunigter und über weite Strecken unberechenbarer Vertreter des Film Noirs, der sich erst zum Ende hin Nachlässigkeiten und Inkonsistenten erlaubt. Diese schaden dem atmosphärisch dichten Film leider enorm. Das komplett auf Seagal ausgerichtete deutsche Marketing wird dem Film leider ebenfalls einige Probleme einbringen, denn Cover und zu weiten Teilen auch Beschreibungstext wecken ziemlich falsche Erwartungen an den Film.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint von Maritim Pictures im Vertrieb von Ascot Elite. In Sachen Synchronisation scheint sich Maritim Pictures inzwischen deutlich mehr Mühe zu geben. Zwar hat kaum ein Darsteller seine Stammstimme bekommen, doch die deutschen Stimmen passen ziemlich gut auf die Charaktere. Eben mit Ausnahme von Steven Seagal und eines kleinen Mädchens. Da rollen sich dann schon die Zehennägel hoch. „Gutshot Straight“ ist in seiner ungeschnittenen Version ab 16 freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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