Originaltitel: The Covenant__Herstellungsland: Großbritannien, Spanien__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Guy Ritchie__Darsteller: Jake Gyllenhaal, Emily Beecham, Antony Starr, Alexander Ludwig, Dar Salim, Bobby Schofield, Swen Temmel, Jason Wong, Fahim Fazli, Sean Sagar u.a. |
2018 wird der Einheit von Master Sergeant John Kinley ein neuer Dolmetscher zugeteilt. Der eigensinnige und stolze Ahmed stellt Kinley einige Male vor Herausforderungen, hat aber ein verdammt gutes Gespür für Menschen und Situationen und rettet Kinley und seiner Einheit mehr als einmal den Kragen. Als die eines Tages entsandt wird, um eine Produktionsstätte der Taliban für Sprengstoff auszuheben, gerät sie in einen Hinterhalt.
Bis auf Kinley und Ahmed wird die gesamte Einheit aufgerieben. Die beiden Überlebenden treten die Flucht nach vorn an. Ihnen auf den Fersen: Zig Taliban. Lange Zeit können die beiden ihre Verfolger von sich fernhalten, bis Kinley bei einem Zwischenfall angeschossen und mit einem Gewehrkolben brutal k.o. geschlagen wird. Ahmed muss nun den verletzten Vorgesetzten und sich selbst am Leben erhalten.
Das gelingt. Doch die Amerikaner erweisen sich als undankbar. Während der Master Sergeant in seine Heimat ausgeflogen wird, wird der afghanische Dolmetscher sich selbst überlassen. Doch Kinley kämpft um das Leben seines Retters.
Kriegsfilm von Guy Ritchie mit Jake Gyllenhaal
Ende August 2021 zogen die Amerikaner ihre als Reaktion auf den Anschlag auf das World Trade Center in Afghanistan stationierten Truppen aus Afghanistan ab. Einen Monat später war das Land wieder in der Hand der Taliban, die man bis dahin bekämpft und auch zurückgedrängt hatte. Die Taliban verfolgten und töteten daraufhin alle Afghanen, die während der kriegerischen Auseinandersetzungen als Dolmetscher für die Amerikaner fungiert hatten. Auch vor den Familien machten sie nicht halt. Diese geschichtlich verbrieften Ereignisse nimmt Guy Ritchie („Cash Truck“) als Aufhänger für seine fiktive Story.
Diese kommt dreigeteilt. Dabei dauert es knapp 70 Minuten, bis man als Zuschauer eine Ahnung davon bekommt, dass Guy Ritchie hinter diesem Film stecken könnte. Denn bis dahin ist sein „The Covenant“ ein äußerst geradliniger Kriegsfilm. Erst wird das Team von Kinley aufgerieben, dann muss er sich mit seinem neuen Dolmetscher Ahmed durchschlagen. Nachdem er verletzt wird, muss der Afghane den Amerikaner alleine durch das Land schleifen – teils wortwörtlich.
Dabei macht er ein wahres Martyrium durch, ist den Gewalten der Natur ausgeliefert, muss vor jeder Begegnung auf der Hut sein und nebenbei den amerikanischen Soldaten am Leben erhalten. Guy Ritchie nutzt das für eindrückliche Bilder, in denen vor allem die menschenfeindliche Natur Afghanistans mehr und mehr zum Hauptdarsteller wird. Also abgesehen von dem angenehm wuchtig aufspielenden Dar Salim („Exodus“) als Dolmetscher, der spätestens hier Jake Gyllenhaal („Ambulance“) mehrfach überrundet hat mit seiner Leistung.
Dann kommen die fünf Minuten Guy Richtie Wahnwitz. Die Kamera steht Kopf, die Bilder senden Echoes aus, der Ton wirkt mal gedämpft, mal ohrenbetäubend. Einem Fiebertraum gleich erleben wir nun, wie der verletzte Kinley die lange Reise in Richtung rettende US-Basis wahrgenommen und erfahren hat. Ist die Montage zu Ende, entfährt einem ein staunendes „Wahnsinn“. Damit steigt dann auch Teil zwei des Filmes. Der Kampf von Kinley um seinen Dolmetscher – mithilfe der Bürokratie.
Und man kennt das, die Bürokratie mag selten helfen. Also ist es Zeit für Teil drei. In dem marschiert Kinley wieder in Afghanistan ein und will seinen auf diversen Todeslisten gelandeten Dolmetscher herausholen. Hier ist „The Covenant wieder ganz geradlinig erzählter Kriegsfilm. Taff, vorwärtsdrängend und immer wieder mit spannenden Einzelszenen versehen. Ein feiner Showdown mit amtlichem Bodycount bildet den actionreichen Höhe- und Schlusspunkt.
Insgesamt dominiert ein straightes Storytelling. Das typische Guy-Ritchie-Storytelling über mehrere Zeitebenen hinweg oder mittels witziger Montagen hat hier vollkommen Pause. Und es steht dem Regisseur und seinem Film gut. Auch die sonst so wortgewaltigen Dialoge wirken hier heftigst auf das Wesentliche entschlackt. Es gibt kurzen Wortwitz, mehr aber auch nicht. Wenn die Odyssee um die Rettung von Kinley durch Ahmed steigt, verzichtet Ritchie sogar weitgehend auf Worte und lässt Bilder und Musik wirken.
Apropos Musik: Sein aktueller Leib- und Magen-Musik-Maestro Christopher Benstead („Operation Fortune“) haut auch für „The Covenant“ richtig einen raus. Lanciert wieder seine mahlenden, vorwärtsdrängenden, monotonen, sich aber sofort im Gehörgang festsetzenden Themen unter den geradlinigen Momenten. Doch diesmal gibt es auch feingliedrige Momente und die Musik unter der „Fieberwahn-Montage“ ist schlichtweg genial. Klasse.
Die Bilder dazu liefert Ed Wild („London has fallen“). Der scheint förmlich verliebt in die zerklüfteten und rauen Naturpanoramen der Drehorte. Im Übrigen doubelte Spanien äußerst überzeugend Afghanistan. Etwas Eye Candy liefern ein paar hübsche Drohnen-Aufnahmen, ansonsten ist die Bebilderung wie der Film: Geradeaus, wenig verspielt, auf den Punkt.
Actiontechnisch liefert „The Covenant“ zwei große Actionmomente. Im ersten gerät die Einheit von Kinley in einem coolen Minensetting in ein Feuergefecht mit den Taliban. Dabei reicht die Actionpalette von sich überschlagenden und explodierenden Transportern über explodierende Militärfahrzeuge bis hin zu Ballereien, in denen Kinleys Männer blutig aus dem Spiel genommen werden.
Die zweite große Actionszene ist der Showdown, bei dem ähnlich aufwändig aufgefahren wird. Als Schauplatz dient ein Staudamm, der allerdings nicht wirklich ausführlich bespielt wird. Das Highlight setzt der Einsatz eines Gunships, das mehr oder weniger den gesamten Landstrich in Schutt und Asche legt. Leider verzichtet Guy Ritchie diesmal auf Blutvergießen und lässt Freund wie Feind arg unspektakulär umkippen.
Darstellerisch gehört der Film Jake Gyllenhaal und Dar Salim. Beide entwerfen enorm sympathische Figuren und spielen gemeinsam sehr intensiv und physisch präsent. Dabei hat Dar Salim grundsätzlich die interessantere Figur abbekommen. Leider ist „The Covenant“ zu flott getaktet, um sich wirklich Zeit für seine Figur und deren Motivationen nehmen zu können. Alexander Ludwig („Bad Boys for Life“) und Johnny Lee Miller („Byzantium“) leisten in winzigen Parts guten Support. Antony Starr („Banshee“) hätte man als Parker gerne länger im Film gesehen.
„The Covenant“: Taffe Action von Guy Ritchie
„The Covenant“ bietet durch und durch geradlinige, temporeiche und vor allem spannende Actionunterhaltung, die von zwei richtig starken Darstellern getragen wird. Eine dichte Atmosphäre, tolle Bilder und die absolut grandiose Filmmusik ziehen einen richtig in die Story hinein. Die hätte gerne kritischer mit Amerika und dessen Rolle in Afghanistan umgehen und den Abzug der amerikanischen Truppen auch härter kritisieren dürfen. Als taffer, auf Unterhaltung ausgerichteter Männerfilm geht „The Covenant“ aber vollkommen in Ordnung.
Bei Amazon Prime kann man den Film seit Freitag, den 21. Juli 2023, streamen. Hier ist er mit einer Altersempfehlung ab 12 gestartet und kommt mit peinlichem Deppen-Apostroph-Titel: „Guy Ritchie’s Der Pakt“. In den USA gibt es ihn auf DVD und Blu-ray von dem Label MGM / Warner Home Video zu erstehen.
In diesem Sinne:
freeman
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