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Happy Deathday

Slasher trifft Zeitschleifenfilm. In Christopher Landons Horrorkomödie „Happy Deathday“ wird Studentin Jessica Rothe an ihrem Geburtstag ermordet, nur um den Tag wieder und wieder von vorne zu beginnen. Um ihrem Schicksal zu entgehen, muss sie dem Killer entgehen und zu diesem Zweck am besten seine Identität aufdecken.

Originaltitel: Happy Death Day__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Christopher Landon__Darsteller: Jessica Rothe, Israel Broussard, Ruby Modine, Charles Aitken, Laura Clifton, Jason Bayle, Rob Mello, Rachel Matthews, Ramsey Anderson, Brady Lewis, Phi Vu, Tenea Intriago u.a.
Happy Deathday

In der Blumhouse-Produktion “Happy Deathday” treffen Slasher und Zeitschleifenfilm aufeinander

Bereits seit 2007, damals noch unter dem Titel „Half to Death“, sollte das Script zu „Happy Deathday“ von Comic- und Drehbuchautor Scott Lobdell in Filmform erscheinen, doch bis zum Release sollte es weitere zehn Jahre dauern, in denen Blumhouse als Produktionsfirma mit einem Faible für ungewöhnliche Horrorstoffe übernahm.

Das Ergebnis ist ein Zitatfilm, der sein Vorbild offenherzig angibt, wenn auch erst in der letzten Szene des Films explizit auf „Und täglich grüßt das Murmeltier“ angespielt wird. Auch hier geht es um jemanden mit erheblichen Charakterdefiziten, nämlich die Studentin Theresa Gelbman (Jessica Rothe), genannt Tree. Das Sorority-Girl wacht nach einer durchzechten Nacht im Bett ihres Kommilitonen Carter Davis (Israel Broussard) auf, an ihrem Geburtstag. In Carters Zimmer, auf dem Weg zum Wohnheim oder am College selbst – überall verhält sich Tree als schnippische Oberbitch, die ihre Umwelt wahlweise ignoriert oder runterputzt, eine Affäre mit einem Dozenten hat und auch sonst nichts anbrennen lässt. Ohne den Schlawiner-Charme eines Phil Connors ist sie schon eine extrem Unsympathin, was durchaus gewagt für eine Hauptfigur ist.

Zu „Scream“, dem großen postmodernen Slasher, der die Blaupause für Metafilme des Genres lieferte, gibt es in „Happy Deathday“ eine personelle Verbindung, denn auch hier wurde die Maske des Mörders von Tony Gardner kreiert. Wieder ist diese intradiegetisch ein beliebtes Utensil, gehört das Konterfei doch dem College-Sport-Maskottchen, weshalb viele Leute eine Babyface-Maske tragen. So denkt sich Tree auch erst wenig dabei, als ihr abends eine Person mit entsprechender Kostümierung den Weg versperrt. Das ändert sich schlagartig, als die Gestalt ein Messer zieht und die Verbindungsstudentin über den Jordan schickt – die daraufhin erneut in Carters Bett erwacht.

Tree ist natürlich komplett durch den Wind, denkt vorerst nicht an Übernatürliches, umgeht den Mörder im zweiten Anlauf – der sie jedoch an anderer Stelle um die Ecke bringt. Als sich der Tag erneut wiederholt, wird Tree so langsam klar, dass sie in einer Zeitschleife steckt…

Schaut euch den Trailer zu „Happy Deathday“ an

„Und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft hier also auf den Slasherfilm, wobei es viele Ähnlichkeiten und Zitate zum Harold-Ramis-Klassiker gibt. Das fängt beim nervigen Musikstück zum unsanften Erwachen an und geht bis zur obligatorischen Vom-Saulus-zum-Paulus-Wandlung der Heldin. Diese muss nämlich feststellen, dass ihr überraschend viele Leute einfallen, die ihr eventuell ans Leder wollen, und ändert sich im Laufe der Zeitschleife dementsprechend zum Positiven. Die Gründe für das Aufkommen des Time Loop werden zwar nie erklärt, doch damit konnte man ja schon beim Murmeltier leben, dessen Märchenanlage sich allerdings dafür mehr anbot. Tree wird allerdings eher nebenbei zum besseren Menschen werden, denn erst die Enttarnung des Killers und das Nicht-Ermordet-Werden versprechen Rettung. Wer Erklärungen für den ganzen Time-Loop-Bumms möchte, der muss sich dafür das Sequel „Happy Deathday 2U“ ansehen, dessen Ausführungen allerdings nur begrenzt sinnig sind und weitaus weniger charmant als das Offene des Erstlings daherkommen.

Dass im Laufe des Films immer mehr Sympathien für Tree aufkommen, liegt an der extrem starken Leistung von Hauptdarstellerin Jessica Rothe („Body Brokers“). Anfangs ist es mit der Empathie für die Studentin nicht gerade einfach, die den Geburtstags-Cupcake ihrer Zimmernachbarin Lori Spengler (Ruby Modine) schnippisch in den Müll wirft, ihren Vater David (Jason Bayle) ohne Absage beim Geburtstagsessen versetzt und sich mit Sorority-Chefin Danielle Bousman (Rachel Matthews) einen regelrechten Bitch-Wettstreit liefert. Zwar kommt das Drehbuch Rothe zu Hilfe, wenn es das Verhalten Trees begründet und beleuchtet, doch es ist vor allem ihre einnehmende Performance, die das Ganze verkauft. Da hat der Rest der Belegschaft wenig zu vermelden: Israel Broussard („Extinction“) gibt den netten Helfer als potentielles Love Interest auf okaye, aber wenig einprägsame Weise, der Rest spielt seine Standardrollen brauchbar runter, darunter Ruby Modine („Satanic Panic“) als nettes Girl Next Door, Charles Aitken („The Knick“) als seitensprungwilliger Dozent und Rachel Matthews („Do Revenge“) als Bitch aus der Bullying-Hölle.

Natürlich ist das Inventar der Nebenfiguren auch gleich als Riege möglicher Mordverdächtiger da, doch da verschenkt „Happy Deathday“ jede Menge Möglichkeiten. Nachdem Tree erstmal auf den Trichter gekommen ist, wie der Hase läuft, stellt sie Nachforschungen an. Dargestellt als Montage, in der die Heldin verschiedene Verdächtige abarbeitet, aber jedes Mal von der unbekannten Person ermordet wird. Das ist zwar witzig gemacht, streicht aber in wenigen Filmminuten unheimlich viele rote Heringe von der Liste, deren Spannungs- und Mitratepotential dementsprechend ungenutzt bleibt. Das ist reichlich unbefriedigend, obwohl die finale Erklärung für die Morde tatsächlich nachvollziehbar, aber doch einigermaßen überraschend daherkommt. Außerdem macht sich die Auflösung einen Spaß daraus darauf hinzuweisen, dass Motive im Slasherfilm oft banal und nichtig sind. Im Gegensatz zum Murmeltier-Vorbild baut „Happy Deathday“ noch einen Stolperstein ein, warum Tree nicht unendliche viele Loops für die Lösung des Falles hat: Sie wird von Mord zu Mord schwächer, da Restverletzungen bleiben. Allerdings wird diese Tatsache erst vergleichsweise spät eingeführt, was dem Film etwas an Fallhöhe nimmt.

In Sachen Bodycount ist es meistens Tree, die hier draufgeht, das aber auf verschiedene, kreative Arten und Weisen, wird sie doch mit dem Messer weggeslasht, mit einer zerbrochenen Bong erstochen, ertränkt, vom Bus überfahren usw. Den expliziten Moment des Todes zeigt man bewusst nicht, wie Regisseur Christopher Landon („Freaky“), der auch das Script etwas überarbeitete, im Making Of erklärt. Angeblich wollte man Tree nie sichtbar sterben lassen, was natürlich auch dem PG-13-Rating entgegenkommt. Denn auch wenn es eine andere Figur erwischt, dann fährt „Happy Deathday“ in Sachen Geslashe mit angezogener Handbremse, gleicht das immerhin teilweise mit einer Portion schwarzen Humors aus. Sei es durch die kreativen Todesarten oder den genervten Gesichtsausdruck Trees, wenn sie nach jedem Fehlverhalten wieder in Carters Bett aufwacht.

So profitiert „Happy Deathday“ dann auch von den Vorzügen eines Zeitschleifenfilms: Der Spaß an den Variationen derselben Szenen und Momente, der geänderte Ausgang davon, das ironische Spiel mit dem Vorwissen und natürlich jene Szenen, in denen die Hauptfigur lustvoll die Konsequenzlosigkeit des eigenen Handelns auslebt (etwa beim nackten Stolzieren über den Campus). Das ist durchaus beschwingt und witzig, wird jedoch auch nie so ganz konsequent ausgespielt, da ja auch noch Platz für Slasher-Einlagen, Murder Mystery und introspektive Momente in den rund 90 Minuten Laufzeit untergebracht werden müssen. Und natürlich für die Läuterung Trees, wobei es natürlich schon ein seltsamer Gedanke ist, dass eine höhere moralische Instanz eine Besserer-Mensch-Werdung durch die Wiederholung eines Tages voller Mord, Totschlag und Gegenwehr wie in hier anordnen könnte.

Vielleicht sollte man sich aber auch gar nicht zu viele Gedanken machen, denn relativ kurzweilig ist der Mix aus Slasher und Zeitschleifenfilm schon. Gleichzeitig ist „Happy Deathday“, vor allem im Mittelteil, auch ein Film der verschenkten Möglichkeiten, der das Rätsel um die Identität des Killers wenig auskostet, indem er viele Personen schnell von der Verdächtigenliste nimmt. Der Slasherpart ist eher zahm, aber mit Augenzwinkern inszeniert, die Gags sind putzig und die Hauptdarstellerin stark, aber zur Genregroßtat fehlt angesichts der Schwächen doch etwas. Das Potential war zwar da, doch „Und täglich grüßt das Murmeltier“, „12:01“ und „Retroactive“ bleiben da schon die Referenzen im Zeitschleifenbereich.

Starke:

Universal hat „Happy Deathday“ hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es Trailer, ein alternatives Ende, entfallene Szenen und drei Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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