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Hard Ticket to Hawaii

Die Filme von Andy Sidaris funktionieren alle nach einem ähnlichen Schema, aber mit „Hard Ticket to Hawaii“ wurde eine Art Serie daraus. Der Film ist eine Quasifortsetzung zu „Malibu Express“, führt aber auch diverse Figuren und Stammdarsteller weiterer Sequels ein. Natürlich ist das Ganze wieder großer Kokolores mit verseuchten Schlangen, hüftsteifer Action und Beach-Party-Grazien.

Originaltitel: Hard Ticket to Hawaii__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Andy Sidaris__Darsteller: Ronn Moss, Dona Speir, Hope Marie Carlton, Harold Diamond, Rodrigo Obregón, Cynthia Brimhall, Patty Duffek, Wolf Larson, Lory Green, Rustam Branaman, David DeShay, Joseph Hieu u.a.
Hard Ticket to Hawaii

Andy Sidaris’ “Hard Ticket to Hawaii” gilt als vielleicht kultigster seiner Action-Trasher

Das Andy-Sidaris-Konzept der kostengünstigen Actionfilme und Thriller, in denen knackige Mädels durch übersichtliche bis sinnbefreite Plots huschen, verfolgte er seine Karriere lang, doch ab „Malibu Express“ wurde eine lose Serie daraus, deren zweiter Teil „Hard Ticket to Hawaii“ ist.

So ist die titelgebende Yacht aus dem Vorgänger zu sehen, dessen Held wird erwähnt und sein Cousin Rowdy Abilene (Ronn Moss) gehört zur Heldentruppe. Wir erfahren, dass Cody aus dem Vorgänger Schauspieler geworden ist und es deshalb „Malibu Express“ auch als Film-im-Film gibt, von dem Heldin Taryn (Hope Marie Carlton) sogar das Poster hat. Außerdem weitere Filmplakate (unter anderem das deutsche von „Seven – Die Super-Profis“, was sogar im Dialog besprochen wird), die allesamt Sidaris-Filme zeigen, da ist der Mann um Eigenwerbung nicht verlegen. Der ganze Metagag folgt zwar einer Gaga-Logik (schließlich war Cody ja eine Figur, kein Darsteller im Vorgänger), aber um Dinge wie Logik und Nachvollziehbarkeit sollte man sich eh nicht sorgen. So klotzt „Hard Ticket to Hawaii“ schon zu Beginn mit der Offerte los, dass Taryn aus nicht genau genannten Gründen ihren Tod vortäuschen musste und nun bei ihrer Spezialagentin-Freundin Donna (Dona Speir) wohnt. Dabei ist Taryn die Zivilistin unter den beiden und es wäre viel verständlicher, wenn Donna so etwas hätte tun müssen, aber lassen wir das.

Jedenfalls arbeiten die beiden als Charterpilotinnen, Donna anscheinend neben dem Agentenjob, der aber nicht viel Zeit zu beanspruchen scheint. Da Duo jedenfalls fliegt ein junges Pärchen nach Hawaii und nimmt noch eine Schlange mit, allerdings die falsche (das wird aber erst später wichtig). Auf der Insel tummeln sich aber auch noch Drogenhändler, die außerdem Diamanten schmuggeln, weil aus Gründen. Jedenfalls geraten Donna und Taryn in eine Anlieferung, können aber mit einem von zwei Diamantenpaketen fliehen, weshalb sie jetzt dolle Ärger mit den Schurken haben. Damit man weiß, dass diese es auch richtig ernst meinen, lässt das Drehbuch sie in einer früheren Szene auch noch zwei einheimische Polizisten umlegen, die Wind von ihrer Operation bekommen.

Daheim angekommen büxt den Mädels erst einmal die noch nicht abgelieferte Schlange aus, die böse verseucht ist. Dummerweise kriegen auch noch die Schurken rund um Seth Romero (Rodrigo Obregon) mit, wo sie wohnen. Doch zum Glück können die Mädels sich wehren und rufen außerdem noch Donnas Kollegen Rowdy und Jade (Harold Diamond) zu Hilfe…

httpv://www.youtube.com/watch?v=UV7h4-2ZUqE

Dass Sidaris-Filme im Allgemeinen und „Hard Ticket im Hawaii“ im Speziellen einen Kultstatus unter Trash-Aficionados besitzen, dürfte an dem abstrusen Genremix des Ganzen liegen, der jede Logik für die nächste krude Idee über Bord wirft. Da ist die Schlange megagefährlich, aber der Chef der Charter-Company verlässt das Funkgerät für Stunden, nachdem er Donna und Taryn nicht erreichen kann. Die beiden Polizisten am Anfang werden ohne Zeugen umgenietet, aber die Geheimagenten wissen trotzdem genau, wer wann und wo den Abzug betätigte. Die Schlange büxt in der Nähe des Hauses von Donna und Taryn aus, kann aber an beliebigen Stellen wieder auftauchen, selbst an fernen Stränden, welche die Helden eigentlich anfliegen müssen. Daneben ist es dann fast schon normale Actionfilmlogik, dass man hier Raketenwerfer in einer kleinen Hütte abfeuern kann, ohne selbst von der Detonation gegrillt zu werden.

Immerhin inszeniert Sidaris diesen riesengroßen Unsinn mit Spaß am Quatsch und einem gewissen Maß an Selbstironie. So erklärt Rowdy etwa, dass er ein dermaßen lausiger Schütze ist, dass er anstelle einer Pistole immer einen Raketenwerfer mitnimmt. Der kommt auch mehrfach zum Einsatz, unter anderem in jener Szene, die zum Bad-Taste-Kult wurde: Jade und Rowdy tuckern mit ihrem Jeep die Straße entlang, als ihnen ein Skater entgegenkommt, der seine Tricks zeigt. Das ist allerdings ein Schurke, der sich ihnen bei der nächsten Vorbeifahrt mit einem Gewehr nähert. Das Gewehr verbirgt er, um unauffällig zu sein, hinter einer Gummipuppe (wohinter sonst?), schießt aber daneben. Die Jungs lassen ihnen gegen ihren Jeep krachen, danach schießt Rowdy den Schurken mit dem Raketenwerfer (!) ab und danach noch die Gummipuppe (what the fuck?). Ein ähnlicher Knaller ist die Killerschlange, die stets nach Gummiattrappe aussieht und so im Film auftaucht und wieder verschwindet, wie es dem Drehbuch gerade passt. Zwischendurch wird also mal ein Pärchen für etwas Tierhorror verknurpst, im Finale muss das Biest natürlich mindestens einen Schurken töten und die Helden bedrohen, Hauptsache, es ist was los.

So funktioniert dann auch der ganze Film, der irgendwo zwischen Tierhorror, Agententhriller, Action und Beach-Party-Film herumlaviert, aber keinerlei Story zu erzählen hat. Die Bösewichte verüben den einen oder anderen Mordanschlag, eine Freundin der Heldentruppe wird auch entführt, damit es am Ende wen zu retten gibt, aber irgendeine Handlungslogik oder ähnliches hat das Ganze nicht zu bieten. Sidaris kommt von Hölzchen auf Stöcken, unterbricht den Plot auch mal für Comedy-Einlagen (etwa ein Interview, das eine Nebenfigur mit betrunkenen Star-Athleten führt), Flirteinlagen und die vom Regisseur gewohnten Nackedei-Szenen, denn selbstverfreilich können die Grazien am besten im Whirlpool nachdenken und zwei bis drei Paare finden sich natürlich auch, die den Akt vollziehen. Wobei Sidaris die nackte Haut hier für seine Verhältnisse fast schon sparsam einsetzt. Aber er rekrutierte hier schon einige seiner späteren Stammdarsteller und -darstellerinnen, darunter Dona Speir („Savage Beach“), Cynthia Brimhall („Hawaii Connection“) und Rodrigo Obregon („Protect and Kill“). Großartiges Schauspiel vollbringt keiner davon, aber Mädels wie Jungs sollen ja in erster Linie knackig aussehen.

Als Actionfilm kommt „Hard Ticket to Hawaii” mit den üblichen Sidaris-Defiziten daher, also vor allem der Tatsache, dass jede Konfrontation etwas hüftsteif daherkommt und auch inszenatorisch wenig dynamisch ist. Besonders exzessiv ist das Ganze ebenfalls nicht: Ein Nahkampf hier, ein bisschen Geballer da, zwischendrin mal ein explodierender (Modell-)Helikopter. Eine Martial-Arts-Einlage gegen Ende zeugt vor allem davon, dass die Kontrahenten keine großen Martial-Arts-Kenntnisse haben, aber manches hat immerhin Trash- und Absurditätenbonus: Die erwähnten Einsätze des Raketenwerfers beispielsweise oder die Beseitigung eines Schurken via Rasierklingen-Frisbee.

„Hard Ticket to Hawaii“ mag trotz seines Rufs nicht die große Trash-Granate sein, denn zwischen diversen abstrus-amüsanten Ideen sind auch immer wieder Durststrecken zu beklagen, aber die bunte Mischung hat durchaus ihren Billigcharme, mit nackter Haut, Billigaction, Gummischlangen und gleich zwei Themesongs: Das schnulzige „Hard Ticket to Hawaii“ im Vorspann, die recht schmissige Eighties-Pop-Rock-Nummer „Hard Ticket“ im Abspann.

Schon auf VHS war „Hard Ticket to Hawaii” hierzulande ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Mit der gleichen Freigabe erschien er auch auf DVD, von Laser Paradise als Teil von deren Andy-Sidaris-Sammelbox und einzeln von Laser Paradise/Marketing Film. Die DVDs sind identisch und bieten als Bonusmaterial ein Behind-the-Scenes, einen Audiokommentar des Regisseurs, Trailer, Filmographien und eine Fotogalerie.

© Nils Bothmann (McClane)

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