Originaltitel: Heatstroke__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Evelyn Purcell__Darsteller: Svetlana Metkina, Peter Stormare, Maisie Williams, Warrick Grier, Calvin Hayward, Jeanne Nielson, Stephen Dorff u.a. |
Paul ist mit Leib und Seele Hyänen-Forscher. Daran zerbrach sogar seine Familie, woran vor allem seine Tochter Josie leidet, die sich ohne väterliche Führung und aus Protest zu einem echten Problem-Teenager zu entwickeln scheint. Als sie mit Gras in der Schultasche verknackt wird, bittet Pauls Ex-Frau ihn, Josie auf eine seiner kommenden Forschungsreisen gen Südafrika mitzunehmen. Vielleicht hilft der Abstand von der Zivilisation und den vermeintlich falschen Freunden Josie. Blöderweise nimmt Paul auf seine Reise nicht nur Josie mit, sondern auch Tally, seine neue große Flamme. Man kann sich vermutlich ungefähr vorstellen, wie Josie bei einer solchen Konstellation drauf sein wird.
Und tatsächlich macht sie Paul und Tally das Leben zur Hölle. Paul zieht darum bald die Reißleine und will Josie nach Absprache mit ihrer Mutter in ein Flugzeug gen Heimat verfrachten. Kurz darauf bricht er mit ihr auf. Tally bleibt derweil allein in der Einöde zurück, will sie doch Paul und Josie die Chance geben, sich auszusprechen. Doch jene kommen nicht weit, geraten sie doch einigen Wilderern in die Quere, die kurzen Prozess mit Paul machen. In dem Glauben, dass sie tot sei, lassen sie Josie in der afrikanischen Wildnis allein…
Derweil wird Tallys Proviant von ein paar Hyänen vernichtet, was sie zwingt, in Richtung einer kleinen Stadt aufzubrechen. Auf dem Weg dahin entdeckt sie den toten Paul und… die verletzte Josie. Gemeinsam versuchen sie nun, den Wilderern zu entkommen, denen nicht entgangen ist, dass mit dem Tod von Paul die Bedrohung ihrer Geschäfte noch nicht vollends ausgeräumt wurde…
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Eine lebensfeindliche Umwelt und mittendrin ein dysfunktionales „Familien-Konstrukt“, das sich quasi von innen heraus zerfleischt. Spannender kann die Ausgangsprämisse eines Filmes kaum sein. Dazu kommt, dass man den Film zu Beginn schwer einzuschätzen vermag. Wird „Heatstroke“ ein reinrassiger Survival-Trip, der die Patchwork-Familie zusammenschweißt? Werden die alles andere als ungefährlichen Hyänen zum Zünglein an der Waage und machen den Film zu einem Creature Feature? Oder nimmt das Ganze einen vollkommen anderen Verlauf? Eingebettet ist dies in die Zeter und Mordio Show von Josie. Der Teenager macht den beiden Erwachsenen das Leben so richtig schwer und wird beinahe auch zur Geduldsprobe für den Zuschauer…
Allerdings eben nur beinahe, denn „Game of Thrones“-Star Maisie Williams legt den Teenager durchaus facettenreicher an, als man das sonst so gewohnt ist. Und sie meistert den schmalen Grad zwischen nervendem und tatsächlich wütendem Teenager ziemlich gut. Was sie vor allem Stephen Dorff („Blade“) verdankt, der mit seiner leicht betriebsblinden Sicht auf die Welt nachvollziehbar macht, was Josie an ihm so ankotzt. Bis dahin funktioniert „Heatstroke“ wirklich ziemlich gut. Doch dann trifft er diverse falsche Entscheidungen…
Zum einen entscheidet er sich, für den weiteren Verlauf auf das Survival-Szenario zu fokussieren, dieses aber zusätzlich mit einer laschen Bedrohung von außen zu flankieren. Diese Bedrohung, also die Wilderer, werden so saft- und kraftlos gezeichnet, dass sie für den Film schnell arg belanglos anmuten und von ihnen gefühlt gar keine Gefahr ausgeht. Was Peter Stormare („Lockout“) mit einem langweiligen, fünfminütigen, schmierigen Auftritt als Anführer trefflich unterstreicht.
Die 2. wirklich schlechte Entscheidung: „Heatstroke“ nimmt dem Publikum die reizvolle, weil emotional stark aufgeladene, Vater-Tochter-Beziehung, indem er Paul aus dem Spiel nimmt. Dafür konzentriert er sich nun vornehmlich auf Tally und beugt Josie zum irrational handelnden Klotz am Bein. Das Hauptproblem dabei: Der Funke zwischen dem Zuschauer und Tally-Darstellerin Svetlana Metkina („Evidence“) springt niemals über. Sie wirkt überfordert mit der Rolle, hat keine echte Leinwandpräsenz und man schaut ihr irgendwie immer nur distanziert zu, ohne jemals eine Bindung zu ihrer Figur aufzubauen. Was auch daran liegt, dass man von Tally wirklich gar nichts erfährt. Zudem werden Andeutungen zu ihrer Figur in den Raum geworfen, die man nicht einmal wieder aufnimmt oder vertieft. Was die Beliebigkeit ihrer Figur freilich noch mehr steigert. Tja, und irgendwann beginnt dann auch noch der Zufall die Handlung anzutreiben…
So wird schnell der Drehort Südafrika zum eigentlichen Hauptdarsteller und punktet mit faszinierender Schönheit von der immer auch viel unterschwellige Gefahr ausgeht. Da flirrt und flimmert das Bild. Erspäht das Auge wirklich gar nichts am Horizont. Und lauert die Gefahr in jedem kleinen Erdloch. Technisch ist das alles sehr sauber umgesetzt und die transportierten Bilder sind gerade wegen dem südafrikanischen Setting durchweg kinoreif. Doch auch inszenatorisch springt der letzte Funke nie über. „Heatstroke“ findet nicht die richtigen Mittel, um die vorherrschenden Bedrohungen greifbar bzw. die Not der beiden Charaktere erfühlbar zu machen. Wasserknappheit? Hunger? Desorientierung? Angst? All das bleibt in „Heatstroke“ nur laut ausgesprochene Behauptung. Erfahrbar gemacht werden diese Bedrohungen nie.
Und so sind es die kleinen Momente, die den Film über die Runden retten. Etwa wenn angedeutet wird, dass ein Alpha-Tier der Hyänen die Beschützerrolle Pauls übernommen hat und über die verbliebenen beiden Frauen wacht. Wie zu Beginn schwebt hier viel Ungewissheit über dem Film. Ist die Hyäne wirklich beseelt von dem Gedanken, beide Frauen zu beschützen, oder wartet sie nur auf einen entscheidenden Moment der Schwäche?
Action im eigentlichen Sinne hat „Heatstroke“ nicht zu bieten. Ausnahme ist der deftig und eindrücklich inszenierte Abgang von Paul. Dieser Moment ist denn auch der einzig geniale Moment des sonst so verlässlichen Soundtrack-Maestros Pauls Haslinger, dem ansonsten wirklich gar nichts einfallen will, was „Heatstroke“ helfen könnte. Von ein paar fliegenden Kugeln abgesehen definiert sich die Action in „Heatstroke“ vornehmlich darüber, dass der Film beständig in Bewegung ist und so keinerlei Langeweile aufkommen lässt. In Verbindung mit den starken Bildern Südafrikas, den weitgehend ordentlichen Darstellerleistungen und einer durchaus vorhandenen (nicht allzu eindrücklichen) Grundspannung ergibt das ordentliche Unterhaltung für zwischendurch, deren größter Makel allerdings darin besteht, dass sie nicht einmal ansatzweise ihre definitiv vorhandenen Möglichkeiten umzusetzen weiß und ein paar echt blöde Entscheidungen trifft.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 23. Oktober 2014 von KochMedia und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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