Originaltitel: Hell Hath No Fury__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Jesse V. Johnson__Darsteller: Nina Bergman, Louis Mandylor, Daniel Bernhardt, Timothy V. Murphy, Dominiquie Vandenberg, Luke LaFontaine, Charles Fathy, Andrew Bering, Josef Cannon u.a. |
Der Zweite Weltkrieg liegt in seinen letzten Zügen. Die Alliierten haben soeben Frankreich befreit. Hier rechnen die Befreiten alsbald mit den Kollaborateuren der Nazis ab. Auch Marie wird von dem Mob konfrontiert. Man schert ihr die Haare ab und malt ihr ein Hakenkreuz auf die Stirn. Um noch mehr Ungemach von sich abzulenken, verspricht Marie vier amerikanischen Soldaten, ihnen den Standort von mehreren Barren Nazigold zu verraten.
Die GIs versprechen, Marie zu beschützen, die sie daraufhin zu einem alten Friedhof am Rande der Stadt geleitet. Hier beginnt die Französin ein undurchsichtiges Spiel. Lässt die Soldaten mehrfach am falschen Ort graben und gibt vor, sich nicht mehr so genau an die Nacht zu erinnern, in der die Goldbarren versteckt wurden.
Allmählich werden die amerikanischen Soldaten unruhig, zumal sie auch Verluste hinnehmen müssen. Zudem erfahren sie über Funk, dass eine Abteilung SS-Soldaten auf ihrem Fluchtweg an dem Friedhof vorbei muss. Und irgendwie ahnen unsere GIs, dass die Nazis genau wie sie hinter dem Gold her sind.
Schaut in den Kriegsactioner von Jesse V. Johnson mit Daniel Bernhardt hinein
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Jesse V. Johnson („Avengement“) reduziert den Schauplatz seines neuesten Actioners auf ein absolutes Minimum. Abgesehen von wenigen Minuten in einem Zimmer des hohen Nazidienstgrades Von Bruckner spielt „Hell Hath No Fury“ ausschließlich auf dem Gelände des Friedhofes, der das Nazigold bergen soll. Hier steigt die bereits mehrfach gesehene Story der Glücksritter, die sich noch schnell am laufenden Zweiten Weltkrieg bereichern und die Grundlagen für einen guten Start ins Leben nach dem Krieg legen wollen. Man erinnere sich etwa an „Stoßtrupp Gold“ und ähnliche Werke.
Infolgedessen schauen wir den GIs in „Hell Hath No Fury“ bei allerhand Bekanntem zu: Es wird viel geflucht, der halbe Friedhof umgegraben, gedroht, geballert und man gerät mit französischen Widerständlern aneinander, mit denen man freilich nicht vor hat, zu teilen. Jesse V. Johnson versucht hier ein wenig mit dem Motiv der Gier zu arbeiten, macht dies aber leider etwas zu nachlässig. Auch dünnt er die amerikanischen GIs zu schnell zu deutlich aus, so dass giergetriebene Auseinandersetzungen der Amerikaner untereinander unmöglich werden. Dennoch ist dieser menschliche Makel immer mal wieder Thema in den gar nicht so schlechten Dialogen.
Reizvoll wird die ganze Grundsituation freilich erst durch die Figur der Marie. Die rettet sich erst mit Versprechungen vor größerem Unbill, nur um sich hernach erstaunlich störrisch bei der Einlösung ihrer Zusagen zu geben. Sie führt die amerikanischen Soldaten an der Nase herum. Dabei ist vor allem ihre Motivlage sehr nebulös. Diese wird erst in einigen Rückblicken, die ab und an auch bereits bekannte Szenen in ein etwas anderes Licht tauchen, offengelegt.
Denn wenn wir Marie zum ersten Mal erleben, ist es 1941 und sie fraternisiert gerade mit dem Nazi Von Bruckner. Kurz darauf erfahren wir, dass sie dies nicht ohne Hintergedanken macht, arbeitet sie doch für die französische Resistance. Drei Jahre später wird sie von den eigenen Leuten als „Kraut Fucker“ (O-Ton) bestraft und scheint eher auf eigene Rechnung zu arbeiten. Will sie also selbst das Gold? Will sie es für die Einwohner des Städtchens oder will sie es für den Widerstand? Ihr wahres Motiv ist sogar noch edler, aber dieses wird im Film erst sehr spät preisgegeben.
Vorher steht die große, abschließende Actionszene des Filmes. Zuvor ließ Jesse V. Johnson nur in zwei Momenten die Waffen sprechen. Im ersten darf Daniel Bernhardts Von Bruckner im Alleingang Maries Widerstandstruppe sehr blutig ausschalten, im zweiten legt Jesse V. Johnson Buddy Dominiquie Vandenberg los und bittet mit gewaltigem Messer zum Aderlass, nur um hernach über und unter dem Friedhof gejagt zu werden.
Fürs große Finale rücken dann zahllose Nazis an. Was Jesse V. Johnson Gelegenheit gibt, sein Gespür für feine Actionszenen wirken zu lassen. Leider nimmt sich der Regisseur hier etwas zurück. Die blutigen Exzesse bleiben aus, es platzen sogar nur selten – meist nur bei Schlüsselfiguren – Bloodpacks. Der Rest der Getöteten fällt eher unmotiviert um.
Zahlreich verstecktes Dynamit kommt irgendwie nie so recht zum Tragen und auch richtige physische Konfrontationen bleiben trotz Gegenwart von Könnern wie Dominiquie Vandenberg und Daniel Bernhardt leider weitgehend aus. Nur ein paar Messerstechereien wirken gewohnt intensiv nach. Trotzdem mutet ausgerechnet das Finale von „Hell Hath No Fury“ ein wenig gebremst an.
Mit Dominiquie Vandenberg („The Mercenary“) und Louis Mandylor („Pay Day“) griff Jesse V. Johnson auf alte Bekannte zurück. Ersterer parliert ausschließlich in Französisch und hat ausgerechnet die dämlichsten Szenen von „Hell Hath No Fury“ abbekommen, in denen er sich in ziellosen Dialogen mit seinem gefallenen, wie ein Gockel herumstolzierendem Bruder austauschen muss. Zweiterer spielt seine Rolle souverän runter und muss mal nicht den Dampfplauderer geben.
Als Marie erleben wir Nina Bergman („Doom – Die Vernichtung“), der der Kurzhaarlook ihrer Figur überhaupt nicht steht, die dafür aber ihre Rolle weitgehend gut im Griff hat, allerdings vom Drehbuch nur wenige Szenen zugeschanzt bekommt, in denen ihre Figur irgendwie sympathisch erscheint. Freilich nicht die besten Voraussetzungen, um den Zuspruch des Zuschauers zu gewinnen.
Die darstellerischen Highlights des Streifens setzen aber ganz klar Timothy V. Murphy („Anti-Life“) und Daniel Bernhardt („Skylines“). Murphy spielt den harten Hund unter den amerikanischen Soldaten mit so viel Spaß und zwischen geschlossenen Zähnen hindurch gepressten Onelinern, dass er sofort als heimlicher Held des Streifens durchgeht.
Und Daniel Bernhardt darf als Von Bruckner sogar deutsche Dialogzeilen zum Besten geben und muss mal nicht den klischeewahnsinnigen Supernazi spielen. Stattdessen entwirft er einen erstaunlich menschlichen, normalen, geerdeten Deutschen, dem irgendwelche Endsiege egal sind, solange er nach dem Krieg ein normales Leben führen darf. Leider bekommt der Schweizer Actionheld keine Gelegenheit, seine Kampfsportfähigkeiten zu präsentieren. Er bleibt in der Action auf Geballer beschränkt.
In optischer Hinsicht schafft es der Regisseur, trotz des immer gleichen Schauplatzes, „Hell Hath No Fury“ nicht allzu eintönig werden zu lassen. Dass er dabei sogar Charaktere im Erdreich agieren lässt, sorgt beispielsweise für willkommene Abwechslung. Johnson arbeitet rund um den Friedhof mit einer reduzierten, kargen Farbpalette und einer leicht nervösen Handkamera, die das Geschehen trotzdem immer ideal einfängt.
Leider ist der Soundtrack nicht sonderlich interessant geraten und sieht man hier und da, das „Hell Hath No Fury“ nicht allzu viel kosten durfte. Da detonieren Dynamitstangen VOR einem Fahrzeug, damit dieses ja keinen Schaden nimmt, und das finale Großbombardement liefert zwar funktionale, aber eindeutig aus dem Rechner stammende Bilder von B-52 Bombern, deren „gesamte Ladung“ erstaunlich wenig Impact auf die bombardierte Fläche hat. Dafür mutet vor allem die Ausstattung weitgehend authentisch an, wenngleich sich manch faktische Fehler untergemischt haben, beispielsweise Ränge nicht wirklich mit den Abzeichen zusammenpassen.
„Hell Hath No Fury“ zündet nicht so gut wie die letzten Johnson-Werke
In Teilen funktioniert Jesse V. Johnsons Kriegsactioner ziemlich gut. Die meisten Charaktere verfangen, die Story ist trotz repetitiver Momente erstaunlich flott und mit Sinn für kleinere Überraschungen umgesetzt und sowohl die Handlungsszenen als auch die Action sind rundweg sauber inszeniert. Problematisch ist, dass ausgerechnet die Hauptfigur dem Zuschauer niemals wirklich sympathisch wird und Daniel Bernhardts Fieswicht irgendwie der coolste Charakter im ganzen Film ist. Was freilich nicht auf die vom Film intendierte Moral passt.
Außerdem wirkt Jesse V. Johnson ausgerechnet in der sonst von ihm knochenhart abgespulten Action seltsam gebremst. Und irgendwie hätte man erwartet, dass das Motiv der Gier besser herausgearbeitet wird – gerade auch aufgrund des Storyantriebs, der nunmal Nazigold ist. Infolgedessen schaut man zwar einem insgesamt unterhaltsamen Kriegsactioner zu, wird aber nie so wirklich von selbigem abgeholt.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bislang nichts bekannt. In den USA erschien „Hell Hath No Fury“ von Well Go USA auf DVD und Blu-ray. Beide Datenträger sind codefree. Die zahlreichen deutschen und französischen Dialoge sind englisch untertitelt. Englische Untertitel können zudem durchweg zugeschaltet werden.
In diesem Sinne:
freeman
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