Originaltitel: Hidden__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Matt Duffer & Ross Duffer (“the Duffer Brothers”)__ Darsteller: Alexander Skarsgård, Andrea Riseborough, Emily Alyn Lind, Steven Elliot, Heather Doerksen, William Ainscough, … |
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Bevor die „Duffer Brothers“ (Matt und Ross) die Welt mit ihrer „Netflix“-Serie „Stranger Things“ bereicherten, feierten sie ihr Spielfilm-Debüt (Drehbuch und Regie) in Gestalt des hier nun zur Besprechung vorliegenden dramatischen Horror-Thrillers „Hidden“ – seines Zeichens eine „eher klein“ geartete Produktion, die ursprünglich bereits 2012 entstand, letzten Endes jedoch erst 2015 (weitestgehend „unter dem Rader“ der meisten) veröffentlicht wurde. Erzählt wird die Geschichte der neunjährigen Zoe (Emily Alyn Lind), die inzwischen schon seit 301 Tagen gemeinsam mit ihren Eltern Claire (Andrea Riseborough) und Ray (Alexander Skarsgård) in einem Luftschutzbunker haust, in den sie geflüchtet waren, nachdem in ihrem Heimatstädtchen ein mysteriöser Menschen-befallender Virus ausgebrochen war. Sie hatten Glück, es inmitten des sich entfaltenden Chaos damals bis in diese „Zufluchtsstätte“ geschafft zu haben: Zwar ohne ihre Habseligkeiten – dafür aber mit ihren Leben. Im Laufe der Zeit sind die Umstände für sie „zur Normalität“ geworden: Trinkwasser gewinnen sie mit Hilfe einer Hand-Pumpe, eingelagerte Konserven bieten ihnen einen soliden Vorrat an Essen, Eintönigkeit und Langeweile versuchen sie mit Konversationen und Brettspielen entgegen zu wirken – worüber hinaus sie einige klar formulierte Regeln aufgestellt haben, deren Einhalten dazu beitragen soll, dass sie diese belastende Situation überstehen…
Es ist nicht absehbar, wie lange sie sich noch versteckt halten müssen. Gewiss ist nur, dass es an der Oberfläche nicht sicher ist – denn dort lauern die „Breather“, welche aufgrund ihrer „abnormen Atemlaute“ so genannt werden. Mit Hilfe eines selbst gebauten „Periskops“ ist es der Familie möglich, durch einen Lüftungsschacht ab und an mal einen Blick „nach draußen“ zu werfen – wo kaum mehr als einige zerstörte Gebäude in direkter Umgebung zu erkennen sind. Den Zugang zu dem vertikal nach unten führenden, mit Ketten und einer Stahltür verschlossenen Schacht hatten Ray und Claire so gut es geht mit Trümmern verborgen. Es ist weniger als ein Jahr her, da war das Gelände noch das einer idyllischen Schule – jetzt erinnert es einen unweigerlich an einen verlassenen Kriegs-Schauplatz. Trotz der gespenstischen Ruhe ist die Gefahr der „Breather“ aber weiterhin akut – weshalb sie sich stets darum bemühen, etwaige „Risiken“ unter allen Umständen zu meiden bzw. zu verhindern. Ohne Kontext-Informationen darzureichen, eröffnet der Film direkt mit dem Anbruch der 43. Woche ihres „neuen Alltags“. Was zuvor geschehen ist, erfährt man im Folgenden „häppchenweise“ (über den gesamten Verlauf verteilt) sowohl aus ihren Gesprächen heraus als auch auf der Basis einzelner (jeweils kurz eingebundener) Flashbacks. Ergiebig lernt man die drei Hauptprotagonisten „aus der Situation heraus“ kennen, während zugleich ein solides „Spannungs-Fundament“ implementiert wird…
Die karge, zweckmäßige Ausstattung des Bunkers (mit seinen Betonwänden und überwiegend metallischen Einrichtungsgegenständen; unter ihnen Regale und Etagenbetten) erinnert einen unweigerlich an die Trostlosigkeit von „the Divide“, statt etwa an die durchaus annehmbare Wohnlichkeit des Schutzraums in „10 Cloverfield Lane“. Mit Licht wird sparsam umgegangen – die Bezeichnung „Gemütlichkeit“ kommt einem keinesfalls in den Sinn – eine düster-dichte (u.a. Klaustrophobie beinhaltende) Atmosphäre ist von Anfang an vorhanden. Um nicht an „Lagerkoller“ oder Depressionen zu erkranken, wird viel Wert auf individuelle Befindlichkeiten gelegt – und so führt Zoe´s Vater sie z.B. regelmäßig (per Anregungen und Anmerkungen) durch bestimmte „Gedankenreisen“ an schönere Orte (in besseren Zeiten). In dieser Phase der Handlung haben die „Duffers“ die psychologischen Eigenheiten der Charaktere ebenso bedachtsam herausgestellt wie ein Neugier erweckendes Ausgangs-Szenario erschaffen: Ein reizvolles, glücklicherweise auch mit fähigen Darstellern gesegnetes „Kammerspiel“, das eine Menge von seiner inspiriert verfassten, nicht nur in Sachen „Preisgaben“ geschickt strukturierten Skript-Vorlage profitiert. Die Familien-Mitglieder sind sich darüber im Klaren, dass sie nicht ewig dort leben können – doch kommt eben jener Tag weitaus schneller als gedacht…
Es ist eine Ratte, die eine alles verändernde Ereignisfolge in Gang setzt: Zuerst wird bemerkt, dass einige Konservendosen „geöffnet“ (aufgerissen oder aufgebissen) wurden – ihr Essens-Bestand also geringer als eigentlich angenommen ist – bevor der dafür verantwortliche Nager gefunden und getötet werden kann. Im Zuge dessen kippt allerdings eine Lampe um und löst einen Brand aus, den sie zwar löschen können – doch müssen sie nun befürchten, dass der abziehende Rauch ihre Position verrät. Und selbst wenn die „Breather“ dafür nicht schnell genug eintreffen würden – sprich: er dann schon aufzusteigen aufgehört hat – könnten sie den Bunker aufgrund der im Umkreis des Abzugsschachts niedergegangenen Asche wohlmöglich lokalisieren. Die akute Furcht vor Entdeckung reichert den bestehenden Grad an Paranoia und Suspense weiter an: Notgedrungen entscheiden sich Claire und Ray dazu, die „frischen Spuren“ (draußen) zu beseitigen, während Zoe „per Periskop“ Ausschau hält. Ohne Details zu verraten: Die „Bedrohungslage“ intensiviert sich anwachsend – bis die im Dunkeln kaum auszumachenden, anhand ihrer leuchtenden Augen und markanten Atmung jedoch (ab einer gewissen Nähe) zu registrierenden „Breather“ schließlich da sind und die Gefahr imminent wird, dass es ihnen tatsächlich gelingt, sich Zugang zu den subterranen Räumlichkeiten zu verschaffen, in denen die drei regelrecht „in der Falle sitzen“…
Die gebotenen Geschehnisse wären bloß halb so effektiv, würde man nicht derart ersprießlich mit den Figuren „mitfiebern“. Dies resultiert u.a. aus der Ruhe, mit der sie (samt ihrer „Dynamiken“ untereinander) eingangs eingeführt worden sind, aus den ihnen zugeschriebenen Persönlichkeiten und den sie verkörpernden Schauspielern. Alexander Skarsgård („the East“) mimt Ray als sympathischen Ehemann und fürsorglichen Dad, der sich beherzt-schützend für das Wohl seiner Liebsten einsetzt. Letzteres trifft gleichermaßen auf Claire zu, die mit ihrer Tochter allerdings etwas „disziplinarischer“ umgeht – bspw. indem sie sie immerzu an die wichtigen einzuhaltenden Regeln erinnert und nicht so viele Ausnahmen (á la anstelle von Bohnen ein weiteres Mal Pfirsiche als Mahlzeit auszuwählen) gestattet. Wie seit jeher gewohnt, liefern Skarsgård und Andrea Riseborough („Welcome to the Punch“) rundum solide Performances ab – doch war es die Zoe angepasst emotional und überzeugend portraitierende, mich unweigerlich an eine junge Chloë Grace Moretz denken lassende Emily Alyn Lind („the Babysitter“), welche mich wahrhaft positiv überrascht hat (auch wenn sie punktuell durchaus ein wenig „drüber“ agiert). Der Film profitiert davon, dass er sich aus Zoe´s Perspektive heraus entfaltet – u.a. in Bezug auf die (besonders für ein Kind) „an Gestalten aus Albträumen“ erinnernde äußere Erscheinung der „Breather“…
Der präsentierte Aufbau und Ablauf (inklusive der „Taktung“ der Rückblenden) zeugt davon, dass die Duffer-Zwillinge über ein feines Gespür für Timing und Pacing verfügen: Die „Slow Burn“-Phase zu Beginn erfüllt ihren Zweck in den Bereichen Inhalt und Atmosphäre prima – wonach der Action-Anteil eine kontinuierliche Steigerung erfährt sowie der Schluss-Akt dann mit einer Reihe packender Verfolgungen und Kämpfe aufwartet. Angesichts des nicht gerade hohen Budgets gehen die zu sehenden CGIs absolut in Ordnung – ebenso wie die Make-up-Arbeit bei den „Infizierten“, die Bebilderung Thomas Townends („You were never really here“) und der Score David Julyans („the Cabin in the Woods“). Meist nur minimal ausgeleuchtet, kann sich der Betrachter an mehreren spannend arrangierten Set-Pieces erfreuen – wie als sich die Zugschnur von Zoe´s Puppe an einem Nagel verfängt, während „Breather“ in ihrer unmittelbaren Nähe lauern. Natürlich kennt man vieles bereits aus ähnlichen Veröffentlichungen – doch „funktionieren“ die einzelnen Versatzstücke (in ihrer Kombination und Darbietung) hier einwandfrei; dem Talent der „Duffer Brothers“ sei Dank. Ein Highlight ist zudem ein dramatisch-cleverer „Twist“, mit dem „Hidden“ zum Ende hin aufzutrumpfen vermag: Eine gelungene, überraschende, aus zwei miteinander verknüpften Komponenten bestehende Offenbarung, die einem hoffentlich keiner im Vorfeld des Sichtens „spoilert“…
starke
Hierzulande ist „Hidden“ seit Ende 2015 auf DVD erhältlich. Generell ist mir bislang noch keine Veröffentlichung auf BluRay bekannt…
Stefan Seidl
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