Originaltitel: Heng Chong Zhi Zhuang Hao Li Wu__Herstellungsland: USA, Hongkong, China__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Timothy Kendall__Darsteller: Zhao Wei, Huang Xiaoming, Tong Dawei, Sung Kang, Rhys Coiro, Stephen Tobolowsky, Simon Helberg, Missi Pyle, Robert Patrick u.a. |
Yuming lebt eigentlich ein glückliches Leben. Doch plötzlich macht seine Freundin Yan mit ihm Schluss und zieht für ein Praktikum nach Hollywood. Yuming versucht, sie wieder umzustimmen und folgt ihr nach Los Angeles – doch das Unterfangen läuft aus dem Ruder, als er auf die Reiseleiterin Weiwei trifft.
Die Actionkomödie „Hollywood Adventures“ aus dem Jahr 2015, eine Co-Produktion aus China, Hongkong und den USA, wurde hierzulande sang- und klanglos für das Heimkino ausgewertet und scheint auch anderswo kaum Beachtung gefunden zu haben. Immerhin: Das Produktionsbudget konnte man scheinbar wieder reinholen – den größten Anteil am Umsatz dürfte man davon in China erzielt haben. Ein Kassenhit wurde der Film aber dennoch nicht, vielmehr scheint der Film bereits wieder vergessen zu sein.
Und obwohl die Komödie von einem Hollywood-Regisseur inszeniert wurde, sieht es auch so aus, als ziele „Hollywood Adventures“ eher auf den asiatischen Markt ab: So wird im Original-Ton weitgehend auf Chinesisch gesprochen und nur auf Englisch gewechselt, wenn man sich mit Einheimischen unterhält. Die deutsche Synchronisation dagegen verzichtet auf diesen Sprachwechsel und lässt es so aussehen, als sprächen alle dieselbe Sprache.
Das klingt auf dem Papier schlimmer, als es ist: Tatsächlich ist die Synchronisation für eine solche Blu-ray-Premiere erstaunlich hochwertig ausgefallen. Selbst Synchron-Legende Thomas Danneberg (bekannt als Sprecher von Schauspielern wie Sylvester Stallone oder John Travolta) konnte man für eine Rolle gewinnen (welche, wollen wir an dieser Stelle jedoch nicht verraten), obwohl es nur einige wenige Worte sind. Soviel Sorgfalt muss zweifellos anerkannt werden.
Schaut in die Komödie mit Robert Patrick hinein
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Apropos Sorgfalt: Auch „Hollywood Adventures“ selbst erstaunt durch eine überraschend hochwertige Inszenierung. Regisseur Timothy Kendall, der ansonsten meist bei TV-Serien arbeitete, vermag es dieser Komödie eine überraschend schicke Optik zu verleihen, die sich nicht hinter bekannteren Genre-Produktionen zu verstecken braucht.
Einen Anteil daran könnte auch Produzent Justin Li haben, der vor allem als Regisseur diverser „Fast & Furious“-Filme bekannt ist und hier am Drehbuch mitarbeitete. Wer nun auf ausschweifende Auto-Verfolgungsjagden hofft, könnte jedoch enttäuscht werden. Hier lässt man sich eine ganze Weile bitten.
Es werden jedoch gelegentlich dennoch einige nette Autostunts geboten, auch ein paar Schießereien und Nahkämpfe sind zu vermelden. Diese sind unblutig inszeniert, überraschen aber durch eine gute Choreografie von Stunt-Coordinator Mike Gunther („Bad Boys for Life“). Und obwohl sie in ihrer Summe nicht allzu zahlreich sind, wurden sie gut über den Film verteilt. Computertricks wurden augenscheinlich hin und wieder zur Unterstützung angewendet, was jedoch nur in einer auffällig schlecht umgesetzten Explosion in der Mitte des Films stört.
Inhaltlich ist „Hollywood Adventures“ dagegen eher ein zweischneidiges Schwert: So werden wirklich alle erdenklichen Klischees aufgefahren, die man sich über Hollywood vorstellen kann, und auch ansonsten verläuft die Komödie in weitgehend vorhersehbaren Bahnen. Immerhin: Sidekick Dawei (dargestellt von Tong Dawei, „Red Cliff“) macht mehrmals gleich selbst auf den Umstand aufmerksam, wie häufig hier die gängigen Genre-Klischees bemüht werden, was man durchaus mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nimmt.
Allerdings kann dieser Charakter mit seinen ständigen Kommentaren, Filmzitaten und seiner Vorstellung, es handle sich alles nur um einen Film, auch ein Stück weit auf die Nerven gehen. Einige seiner Szenen, inklusive einer irren Tanzszene mit Robert Patrick („The Protégé – Made for Revenge“) und tanzenden Kakteen (ja, richtig gelesen), dürften nicht jedermanns Geschmack sein – hier könnte die Geduld des Zuschauers ein Stück weit auf die Probe gestellt werden.
Allerdings sind diese Szenen teilweise derart doof, dass sie fast schon wieder gut sind – zumal der parodistische Charakter dieser Szenen auf gängige Hollywood-Streifen durchaus nett anzusehen ist. Das Gefallen oder Nichtgefallen dieses Films kann also tatsächlich von diesen Momenten abhängen.
Das Hauptdarstellergespann um Yuming (Huang Xiaoming, „Escape Plan 2: Hades“) und Weiwei (Zhao Wei, „Painted Skin – Die verfluchten Krieger“) trägt den Film jedoch bestens. Die Chemie der beiden Darsteller stimmt und es ist amüsant zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen, obwohl sie am Ende eigentlich das gleiche Ziel haben.
Der Film schart außerdem eine Menge bekannter Schauspiel-Gesichter aus Hollywoods zweiter und dritter Garde zusammen, was teilweise gut funktioniert, an manchen Stellen aber auch sehr erzwungen wirkt. Sung Kang („Shootout – Keine Gnade“), bekannt als Han aus den „Fast & Furious“-Filmen, kann hier als Bösewicht noch am ehesten Akzente setzen, auch wenn er nicht allzu viele Szenen spendiert bekommt. Rhys Coiro in einer weiteren Bösewichts-Rolle weiß dagegen nicht so wirklich zu überzeugen und wird vom Drehbuch etwas im Stich gelassen.
Der eigene Humor lässt „Hollywood Adventures“ funktionieren – oder auch nicht
Somit ist das Gefallen oder Nichtgefallen dieser Actionkomödie zweifellos vom eigenen Humorgeschmack abhängig. Man kann aber dem Film zumindest nicht attestieren, dass er ideenlos wäre oder nicht unterhalten würde. Optisch weiß „Hollywood Adventures“ zu überzeugen, die gebotene Action ist durchaus ansprechend inszeniert und die Hauptdarsteller scheinen sichtlich Spaß an ihren Rollen gehabt zu haben. Somit reicht es unter dem Strich, trotz einiger Probleme, zu knapp überdurchschnittlicher Genre-Unterhaltung, die zumindest für einen geselligen Filmabend mit Freunden nicht die verkehrteste Wahl sein dürfte.
Der Film erschien hierzulande 2016 von Splendid Film auf DVD und Blu-ray in sehr guter Bild- und Tonqualität. Ungeschnitten und mit einer Freigabe ab 16. Drei Featurettes zum Film haben es zusätzlich auf die Scheibe geschafft, diese sind jedoch sehr kurz ausgefallen – inklusive dem wohl (mit nicht mal drei Minuten) kürzesten „Making Of“ aller Zeiten.
© John Woo
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