Originaltitel: Hollywood Monster__Herstellungsland: Deutschland, USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Roland Emmerich__Darsteller: Jason Lively, Tim McDaniel, Leonard Lansink, Jill Whitlow, Paul Gleason, Ian MacNaughton, Chuck Mitchell, Julian Curry, Cynthia Frost, Andreas Kovac-Zemen, Toby Kaye u.a. |
Warren und Fred sind beide echte Filmnerds. Fred ist mehr der Macher, mit einem augenscheinlichen Faible für fantastische und gruselige Stoffe. Warren dagegen will sich als Schauspieler seine Brötchen verdienen. Beide leben zusammen in einer mit Filmrequisiten zugemüllten Wohnung. Und das nicht ohne Grund, denn so können der dauerklamme zukünftige Filmstar und der Regiegott die Kosten klein halten. Da kommt es den beiden gerade recht, als Warren zur Testamentseröffnung seines Vaters eingeladen wird. Blöderweise springt dabei nichts weiter heraus als ein brauner Lederkoffer, in dem sich eine güldene Standuhr befindet. Was die beiden zunächst nicht ahnen: Immer um Mitternacht erwacht ein in der Uhr gefangener Geist eines englischen Butlers zum Leben. Fred macht als erstes Bekanntschaft mit dem netten Geist und gemeinsam mit Warren dämmert ihm bald, dass der Geist etwas über den verschwundenen Schatz von Warrens Opa wissen könnte, der einst seinem eigenen Sohn nicht sein hartverdientes Geld vermachen wollte und mit dem Reichtum verschwand…
„Hollywood Monster“ war Roland Emmerichs dritte Regiearbeit und wie schon bei „Joey“ davor und bei „Moon 44“ danach schielte er auch hier bei der Inszenierung des Filmes auf den internationalen und dabei vornehmlich den amerikanischen Markt. Die Folge: (Erstmals durchweg) amerikanische Darsteller, eine englische Tonspur und ein Look und Feel, der an amerikanische Jugendstreifen a la „Die Goonies“ oder „Young Sherlock Holmes“ erinnerte und hier und da auch Entlehnungen bei diesen Jugendfilmklassikern vornahm. Des Weiteren fühlt sich der Film an, als sei er Emmerichs Verbeugung vor dem Genre des Fantasy- und des Horrorfilmes. Überall hängen Plakate großer Klassiker, Karloff und Co. werden immer wieder in Dialogen erwähnt, im Heimkino von Warren und Fred läuft „Dawn of the Dead“, ziemlich viel an „Hollywood Monster“ erinnert sicher nicht ganz unabsichtlich an „E.T.“ und die beiden Hauptcharaktere denken und handeln nach filmischen Klischees, als sei es das Normalste der Welt. Dank der liebevollen und vor allem detailverliebten Ausstattung zünden gerade die Film im Film Jokes richtig gut und es macht Spaß, immer neue kleine Hinweise auf andere Filme zu entdecken.
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Auch die Geschichte von „Hollywood Monster“ macht durchaus Spaß. Zwar ist auch sie reinstes Zitatkino, hat aber ein ordentliches Tempo und eine durchaus involvierende Handlung. Milde Horrorreferenzen stehen hierbei deutlich dominanteren Fantasy- und Abenteuerfilmkomponenten gegenüber. Wo „Hollywood Monster“ allerdings ein wenig versagt, sind seine Darsteller, denn obwohl die Charaktere liebevoll herausgearbeitet wirken, wollen sie nie so recht zünden. Das liegt vor allem daran, dass einem die beiden Hauptdarsteller Jason Lively („Die Nacht der Creeps“) und Tim McDaniel, der nach „Hollywood Monster“ mehr oder weniger sang- und klanglos aus dem Business verschwand, niemals vollkommen sympathisch erscheinen wollen. Jill Whitlow („Die Nacht der Creeps“) ist zumindest hübsch anzusehen und Paul Gleason („Stirb Langsam“) als geldgeiler Filmmagnat war schon damals das bekannteste Gesicht im Cast.
Inszenatorisch weiß „Hollywood Monster“ durchaus zu gefallen. Emmerich dirigiert mit sicherer Hand und lässt seinen Film keine Minute wie eine deutsche Produktion aussehen. Ausgerechnet die Effektsparte, mit der er später großes Aufsehen erregen sollte, ist ein wilder Mischmasch aus gelungenen und misslungenen Szenen. Begeistern können noch heute die Animatronics des Butlergeistes, der in ein Filmrequisit fährt und es mit Leben erfüllt. Dabei erstaunt vor allem die extrem lebendige Mimik des Gesichtes. Dass Hände und Körper meist Kinderdarstellern gehörten, geschenkt. Dagegen fällt dann der zu offensichtliche Modelltrick bei der Hausexplosion gegen Ende des Filmes ganz schön aus der Reihe, genau wie ein extrem offensichtliches Matte Painting. Und manch anderer „Trick“ (etwa die Hommage an das Finale von „Young Sherlock Holmes“) ist viel zu offensichtlich und auch zu billig getrickst. Aber Emmerich übte hier ja noch.
Sehr cool an „Hollywood Monster“ ist der geniale 80s Soundtrack geraten, der in einigen Sequenzen auch lang und breit ausgespielt wird und so manche Montage begeisternd untermalen darf. Eher schlecht gealtert sind dagegen die Kostüme der Darsteller, die noch offensiver nach 80er Jahre Mode aussehen, als die modischen Entgleisungen in zeitgleich entstandenen 80er Jahre Knallern der Amerikaner. Davon abgesehen hat der Zahn der Zeit noch gar nicht so offensichtlich an „Hollywood Monster“ genagt! Die Geschichte gefällt, die Filmanspielungen sind gelungen, die Filmzitate zu entdecken, macht Spaß und Ton und Humor des Filmes wissen durchweg zu gefallen. Das hat kaum Anspruch, ist aber durchweg unterhaltsam und maximal im Mittelteil ein wenig zu langatmig geraten.
Der Film kam 1987 in einer etwa 105 Minuten langen Fassung in die Kinos. Für die internationale Auswertung wurde er aber deutlich gestrafft und um beinahe 20 Minuten erleichtert. Etwa wurden diverse Schimpfwortkanonaden ebenso entfernt wie zu exzessives Glimmstengel-Anzünden. Auch kleinere Handlungsblöcke gingen so verloren. Auf dieser internationalen Fassung beruhten dann auch die meisten Heimkinoauswertungen. Etwa die letzte Kinoweltveröffentlichung. Universum Film kramte in den Archiven und förderte die ursprüngliche Fassung ans Tageslicht. Diese ist nun Teil der „Roland Emmerich Collection“ und mit einer FSK 12 Freigabe versehen. Die kurze internationale Fassung liegt als Bonus auf der DVD/Blu-ray bei.
In diesem Sinne:
freeman
Roland Emmerich Collection
Die Roland Emmerich Collection vereint die Frühwerke des international erfolgreichen Schwaben mit Hang zur Zerstörungsorgie. „Joey“, „Hollywood Monster“ und „Moon 44“ erscheinen im Zuge dessen erstmals auf Blu-ray. „Joey“ und „Hollywood Monster“ sind darüber hinaus erstmals auch in den ursprünglichen deutschen Kinofassungen enthalten! Hier mussten wir in Deutschland bisher immer mit den internationalen, stark gestrafften Versionen Vorlieb nehmen. |
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