Originaltitel: Hunt to Kill__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Keoni Waxman__Darsteller: Eric Roberts, Steve Austin, Gary Daniels, Gil Bellows, Emilie Ullerup, Michael Hogan, Adrian Holmes, Michael Eklund, Marie Avgeropoulos u.a. |
2010 dürfte als Jahr der Action Hero Team Ups in die Geschichte eingehen. Das Highlight dahingehend stellt ganz klar “The Expendables” dar. Dort wurde die Superbösewichterriege verkörpert von Gary Daniels, Steve Austin und Eric Roberts. Wer nun wissen will, was diese Darsteller so treiben, wenn sie nicht mit Sylvester Stallone aneinandergeraten, der sollte sich “Hunt to Kill” zu Gemüte führen, der mit der großartigen Werbezeile „Survival of the Baddest“ angepriesen wird, aber leider nur bedingt hält, was er verspricht.
Jim Rhodes arbeitete viele Jahre für die texanische Grenzpatrouille, als ausgerechnet einer seiner letzten Einsätze für diese Einheit gründlich schief geht und bei der Aushebung eines Crystal Meth Labors sein Partner und Freund Lee Davis erschossen wird. Dieses Ereignis bestärkt ihn nur in seinem Vorhaben, den Dienst zu quittieren. Jahre später lebt er mit seiner Tochter ein zurückgezogenes Leben in Montana, nahe der kanadischen Grenze. Seine Tochter, ein echter Wildfang, wird eines Tages von dem Sheriff der kleinen Gemeinde, in der Jim inzwischen wohnt, wegen Ladendiebstahls festgesetzt. Als Jim sie aus dem Sheriffsdepartement auslösen will, gerät er mitten in eine ziemlich verfahrene Situation.
Ein paar Badasses haben den Sheriff und Jims Tochter als Geisel genommen. Sie wollen eigentlich, dass der Sheriff ihnen hilft, einen ihrer Komplizen, der sie nach einem spektakulären zehn Millionen Coup verladen hat und gen Kanada ausbüxte, einzuholen und sich für dessen Untreue zu „bedanken“. Als Jim nun die Szenerie betritt, eskaliert die Situation. Die Baddies um Psycho Banks killen den Sheriff und nehmen Jim und seine Tochter mit sich, bot Jim sich doch an, ihnen zu helfen, wenn sie das Mädchen am Leben lassen. Schnell finden die Baddies heraus, dass Jim und Kim eine kleine Familie darstellen, was es ihnen leicht macht, den Koloss unter Kontrolle zu behalten. Doch Uneinigkeit im Gangsterteam und einige unkluge Entscheidungen führen bald dazu, dass Jim von der Gruppe getrennt wird, Kim die Gangster anführen muss und Jim rambolike aus dem Unterholz einen Guerillakrieg gegen Banks und Co. vom Zaun bricht.
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Die eigentliche Story von “Hunt to Kill” ist nur zu vertraut. Schon der Stallone Klassiker “Cliffhanger” nutzte ein ähnliches Szenario, in dem ein mit der Umgebung vertrauter Führer gezwungen wird, jemand oder etwas aufzufinden. Und “Cliffhanger” hat ja bewiesen, dass ein solches Szenario durchaus funktionieren kann. Leider macht “Hunt to Kill” einen ganz entscheidenden Fehler, der den Film ziemlich ausbremst. Er lässt die Gangster viel zu schnell darauf kommen, dass Jim und Kim miteinander verwandt sind und man mittels Druckmittel Kim den grobschlächtigen Jim zu einem lammfrommen Schoßhund machen kann. Dementsprechend wenig unternimmt Jim auch gegen die Gangster und dementsprechend wenig passiert denn auch in den ersten 60 Minuten. Und dass nach einem wirklich ordentlichen Einstieg, der mit Shotgun Shootouts, blutigen Treffereffekten und einem gigantischen Big Bang das Wasser im Munde des Actionfans zusammenlaufen lässt.
Doch dann folgt die bereits angedeutete Durststrecke, in der Männer durch einen Wald latschen, vollgeregnet werden, sich mal wammsen, im Dreck pennen, wieder durch den Wald latschen und so weiter und so fort. In dieser Phase fällt ein weiteres Manko des Filmes auf und das ist die gelackte Optik von Keoni Waxman. Dem Regisseur diverser aktuellerer Steven Seagal Filme gelingt es zu keiner Zeit, raue Naturbilder voll Dreck, Schlamm und Nässe zu etablieren, die den Männertrip wenigstens optisch hätten männlicher gestalten können. Alles wirkt viel zu sauber, langweilig und auf Hochglanz getrimmt. Von der düsteren Atmosphäre eines “Night Hunters” ist hier beispielsweise überhaupt nichts zu spüren. Einzig in den wenigen Momenten um einen imposanten Bergfluss, der teils eingefroren ist, entsteht so etwas wie ein unwohlig kaltes Gefühl im Heimkino. Interessanter als die Bilder sind in der Phase erstaunlicherweise die Figuren und die Dynamik derselben. So ist Wildfang Kim den Gangstern in ihrem ganzen Verhalten ähnlicher als ihrem rechtschaffenen Vater, so dass man irgendwann sogar meint, sie könnte überlaufen. Und Gil Bellows als Banks liefert einfach mal eine geile Show ab, die keinerlei Fragen ob seiner Gesinnung offen lässt. Und er hat sichtlich Spaß an dem derben Overacting mit einigen Whohoooo Elementen.
Und dann, endlich, trennt Waxman Steve Austins Jim von dem Treck ziemlich pussyhaft rüberkommender Langweilergangster. Zu heldenhafter Mucke steigt er dann aus einem Bergfluss, brennt sich eine beigebrachte Wunde aus, schnitzt sich Pfeile für eine Armbrust, stellt ein paar Speere her und nutzt den Ruß eines Lagerfeuersteines für ein ordentliches Make Up a la “Rambo” oder “Predator”. Und auf einmal hat man ein ziemliches Feixen im Gesicht, denn man spürt, dass Waxman jetzt loslegen möchte und Austin auch genug hat von dem Weicheigehabe der letzten 60 Minuten. Und wirklich, “Hunt to Kill” beginnt endlich zum Actionfilm zu werden. Austin schenkt seinen Opfern hübsche One Liner ein, Waxman packt ein paar ordentliche Härten aus, die Mucke wird heldenhafter und endlich kommt so etwas wie Tempo in die ganze Chose. Und dann ist es endlich soweit! Der herrlich flappsige und kettenrauchende Gary Daniels trifft auf Steve Austin, ein Berg von einem Mann.
Und jetzt scheppert es gar köstlich. Knochen krachen, Kauleisten werden verbogen, Nasen gebrochen. Daniels und Austin toben sich richtig aus, wobei beide kleine Momente zum Glänzen abbekommen haben, der ganze Fight aber die Daniels Show ist, der mit diversen Sprungkicks und einigen harten Hand to Hand Manövern ordentliche Highlights setzt. Irgendwann stellen beide Kombattanten geschafft fest, dass es so wohl ewig weitergehen könnte und der Zuschauer denkt sich nur: Ja, bitte! Leider greifen die beiden daraufhin zu holzigen Hilfsmitteln, dreschen damit aufeinander ein und nach einem heftigen „Stick Around“ Finish ist alles rum. Für den Actionfilmfan könnte der Film jetzt gut und gerne vorbei sein, so befriedigend war das Gebotene, aber da ist ja noch Banks. Der erweist sich daraufhin als vollkommen unkaputtbar, was noch einmal ein paar hübsch heftige Momente in den Film zaubert und … Abspann.
Erwähnen muss man freilich noch Eric Roberts (“Best of the Best“). Dieser überlebt leider die Opening Sequenz nicht, punktet hier aber mit Charme und schnoddrigen Sprüchen und letztlich hätte man gerne noch viel mehr von ihm im Film gesehen. Austin (“Recoil“) macht als Jim Rhodes einen ordentlichen Job, agiert aber weit unter seiner “Damage” Leistung, was allerdings auch an der Anlage seiner Figur und der Grundsituation liegt. Diese kommt einfach nur dem Bösewicht entgegen. Da hätte man einen Oscargewinner als Good Guy gegen Gil Bellows auflaufen lassen können, Bellows wäre länger in Erinnerung geblieben. Die weibliche Riege bietet ordentliches Eye Candy, ist ansonsten aber ziemlich egal. Zumindest darf die aus der Serie “Sanctuary” bekannte Emilie Ullerup als Dominika (hmmmm, was ein Name ) ein paar Mal ordentlich hinlangen. Waxman macht im Übrigen – von dem Atmosphäredefizit abgesehen – alles richtig. Die Effekte sind handmade, die Kamera zweckdienlich und bei der Action versucht er durchaus Varianzen einzubringen (eine Ballerei, Gekeile, Armbrusteinsatz, Zufußverfolgungsjagden, zwei große Explosionen).
Letztlich versäumt er es aber, seinen “Hunt to Kill” viel früher durchstarten zu lassen. In den ersten 60 Minuten passiert einfach viel zu wenig, um sagen zu können, dass das Gebotene spannend oder sonst was wäre. Danach schaltet Keoni Waxman wenigstens deutlich ein paar Gänge nach oben und bietet dem Zuschauer das, weswegen er den Film eingelegt hat. Eine wütende Kampfmaschine beim sehr souveränen Guerillakampf gegen ein paar etwas zu weich aufgestellte Badasses. Dabei holt alleine schon der Fight Gary Daniels gegen Steve Austin einige Kohlen aus dem Feuer. Gegen diese Szene stinken alle anderen Actioneinlagen zwar deutlich ab, Spaß machen sie aber dennoch. Und für die neuerliche Waldschratversion der typischen „Einmannarmee legt ihre Waffen an“ Szene gibt’s eh einen Extrapunkt.
In England erschien “Hunt to Kill” auf DVD und Blu Ray von dem Label Anchor Bay und ist mit einer ab 15 Freigabe uncut. Die Blu Ray lässt HD Feeling leider nur beim Faltenzählen in einigen Gesichts Close Ups aufkommen. In Deutschland kommt der Film von Entertainment One und wird über WVG Medien vertrieben. Die ungeschnittene Fassung ist dabei ab 16 freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
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