Hunted – Menschenjagd

„Hunted – Menschenjagd“ heißt ein aktueller Vertreter des Menschenjagd-Subgenres.

Der Londoner Großstadtjugendliche Leon will seinem kleinen Bruder Chaz ein besseres Leben ermöglichen. Entsprechend hat er beschlossen, dessen Studium zu finanzieren. Blöd nur, dass er kein Geld hat, das er dafür sparen könnte. Also schließt er einen Pakt mit einem zwielichtigen Antiquitätenhändler. Der verschafft ihm einträgliche Jobs, bei denen Leon mit zwei Freunden und Chaz als Aufpasser in ländlichen Regionen in herrschaftliche Anwesen eindringt und hier besonders wertvolle Gegenstände stiehlt.

Doch bei ihrem letzten Bruch muss das Diebesquartett schnell feststellen, dass es nicht allein in dem Haus ist. Mehr noch: Sie werden mittels Elektroschockern ausgeschaltet. Als sie wieder zu sich kommen, finden sich unsere Helden gefesselt und geknebelt auf der Ladefläche eines Geländewagens wieder. Am Zielort angekommen, scheint man ihnen aber gar nicht sonderlich böse zu sein. Eine ältere Dame hält ihnen eine moralische Standpauke, dann lässt sie sie scheinbar frei.

Doch warum überschüttet der Bedienstete der Frau die jungen Leute mit Pisse? Warum wünscht die Dame ihnen viel Glück und verabschiedet sich mit einem „Waidmannsheil“? Ihr ahnt es: Die vier Diebe werden teil einer Jagd – und sie sind die Beute.

Schaut in den Film hinein

Menschenjagd in England

„Hunted – Menschenjagd“, der eigentlich „Hounded“ heißt, ist ein britischer Vertreter des Menschenjagd-Genres. Dieser punktet damit, dass er seine Jagd recht flott angeschoben bekommt und auch bald das erste Opfer aufzubieten versteht. Doch nach dem turbulenten Start verliert „Hunted – Menschenjagd“ schnell an Tempo. Regisseur Tommy Boulding lässt in seinem Langfilmdebüt immer wieder zu große Pausen zwischen den Konfrontationen von Jägern und Gejagten.

Ab und an nutzt er die Pausen, um dem Zuschauer vor allem die Gejagten näher zu bringen. Was ganz ordentlich funktioniert und sie immer sympathischer erscheinen lässt – trotz ihrer wenig schönen „Profession“. Interessanter wird es jedoch, wenn der Film auf seine Jäger fokussiert. Die jagen nämlich anhand eines bestimmten Kodexes und entsprechender Jagdregeln. Das ist ein durchaus interessanter Kniff, der zumal regional fein unterfüttert ist.

Samantha Bond jagt in „Hunted – Menschenjagd“ Menschlein.

Insgesamt aber macht „Hunted – Menschenjagd“ genau daraus zu wenig. Auch aus den aufgebauten Gegensätzen hätte das Drehbuch mehr herausholen sollen. Denn wenn die arroganten Landadelsjäger auf ihre hemdsärmelige Beute treffen, wäre da mehr drin gewesen als nur der Überlebenskampf. Sowohl auf der Ebene der Dialoge als auch des Humors. Von dem hätte ich mir nämlich bei einem britischen Vertreter des Menschenjagdfilmes viel mehr versprochen. Immerhin wissen wir alle, dass die Engländer schwarzen Humor wirklich gut können. Und genau der hätte dem Streifen sehr geholfen.

So bleiben allenfalls Standards. Kaum ein Tod eines Jägers oder Gejagten wird richtig ausgekostet und zelebriert. Allgemein übt sich der Film ein wenig zu sehr in Zurückhaltung, was die Gewalt angeht. Auch das schadet der Gesamtwahrnehmung, denn „Hunted“ fehlt es letztlich komplett an Intensität. Und echte Spannung kommt eigentlich erst gegen Ende auf, wo der Film ein wenig unberechenbarer daherkommt.

Die Gejagten …

Zumindest die Schauspieler mühen sich redlich. Sowohl die Jäger als auch die Gejagten punkten mit guten Darstellungen. Das bekannteste Gesicht gehört der Leiterin der Jagdgesellschaft. Die wird von James-Bond-Star Samantha Bond („GoldenEye“) mit schön viel Arroganz/Überheblichkeit gegeben. Auch ihr Treiber dürfte so manchem bekannt vorkommen. Der wird von einem souveränen Nick Moran („Boudica“) gespielt.

Die Jagd führt vor allem über Felder und Wiesen sowie durch Wälder. Das wird alles durchaus ansprechend in Szene gesetzt. Irgendwie fühlt es sich jedoch den ganzen Film über fraglich an, ob sich in England tatsächlich noch so riesige Flurstücke finden lassen, in denen man nirgendwo auf Zivilisation zu treffen scheint. Das fühlt sich schon etwas unglaubwürdig an. Auf einer Art Bauernhof wird es mal (handgemacht) explosiv. Ansonsten strotzt der Film nicht eben vor (Action)Schauwerten. Musikalisch gibt es einen düsteren Elektroscore zu hören, der aber nicht wirklich verfängt.

„Hunting – Menschenjagd“ könnte alles irgendwie besser machen

Was am Ende bleibt, ist ein harmloser Beitrag zum Menschenjagdgenre, der leider nicht viel aus seinen Anlagen macht. So ist der Modus Operandi der Jagd spannend, wird aber immer nur mal am Rande erwähnt. Aus der Grundsituation, dass hier arroganter Landadel coole Londoner Jugendliche jagt, wird gar nichts herausgeholt. Und obschon einem die Gejagten durchaus sympathisch erscheinen, ist man in der Jagd nie drin.

Das liegt vor allem daran, das selbige kaum spannend ist, nicht eben vor Highlights strotzt, zu wenig auf grafische Gewalt setzt, tempomäßig verschleppt wirkt und einfach keinerlei Intensität zu entwickeln vermag. Die lahme Umsetzung des gar nicht mal uninteressanten Endes und die gelangweilt nachgeschobene Schlusspointe unterstreichen nur, dass bei „Hunted – Menschenjagd“ durchgehend der Wurm drin ist.

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 01. August 2024 von Sunfilm / Tiberius Film. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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