Originaltitel: 3D Bing Fung Hap__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Law Wing-Cheong__Darsteller: Donnie Yen, Wang Baoqiang, Huang Shengyi, Simon Yam, Bai Baihe, Lo Hoi-Pang, Lam Suet u.a. |
He Ying und seine Mannen sind zu Zeiten der Ming Dynastie in Indien unterwegs, um für ihren Herrscher das sogenannte Goldene Rad der Zeit zu beschaffen. Eine Vorrichtung, mit der man angeblich ganze dreimal in der Zeit zurückreisen könne, um gravierend in den geschichtlichen Verlauf einzugreifen. Auf dem Rückweg gen China kommt es urplötzlich zu einem Zerwürfnis.
Die Begleiter von He Ying, die gleichzeitig eigentlich seine besten Freunde sind, klagen ihn an, mit den verfeindeten Japanern zu paktieren. Dass sie getäuscht wurden, bemerken sie leider nicht. Und bevor He Ying alles aufklären kann, werden er und seine Freunde von einer Lawine begraben. 400 Jahre später erwachen alle wieder zu neuem Leben und müssen sich in einem neuen Hongkong zurechtfinden.
Während dies He Ying aufgrund der Mithilfe der jungen May und deren Freunden recht gut gelingt, denken seine ehemaligen Freunde nur daran, ihn zu jagen und zur Strecke zu bringen. Und freilich sind alle auf der Suche nach dem Goldenen Rad der Zeit. Immerhin könnte man dann in die Vergangenheit reisen und eine brutale Ungerechtigkeit rückgängig machen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=EXUAQ6IaWbc
Die Folge ist eine wirklich seltsame Extravaganz aus chinesischen Landen. Eine größenwahnsinnige und exzessiv teure Extravaganz obendrein. So wuchs das veranschlagte Budget während der Dreharbeiten mal eben von 100 Millionen Hongkong Dollar auf 200! Beispielsweise wurde der Produktion der Dreh des Showdowns auf der Tsing-Ma-Brücke untersagt. Kurzerhand errichtete man mal eben eine 50 Millionen teure Replik. Unfassbare Investitionen, die sinnloser nicht hätten sein können. Vor allem in Anbetracht des Endergebnisses.
In dem treffen deftige Fights, Enthauptungen und von Bleistiften durchbohrte Polizisten auf herzhaft furzende Helden, die zehn Meter lange Pisse-Strahlen aus ihren Pimmeln schießen lassen können und auf ihren Schildern vor heranrasenden Lawinen davonsurfen. Dazu gesellen sich krasse Stimmungsumschwünge von infantil giggelnd bis zu todtraurig. Und über allem schwebt ein Zuckerguss von all dem, was die Filmemacher wohl für hip, jung und frisch hielten.
Leider entpuppt sich genau das als meganervig: Da schreien sich die Charaktere permanent an, der Held reist auf Bussen sitzend durch Hongkong, die Klamotten der Charaktere sind bonbonfarbene Augenkrebserreger, die Dialoge sind ebenso inhaltsleer wie dämlich und der lancierte Humor ist einfach nur schrecklich. Mittendrin ein ratlos wirkender Donnie Yen („Ip Man 3“), der mit einer scheußlichen Perücke durch die Kulissen fliegt und in seinen schlimmsten Szenen alte Leute verbiegt und mit Akupunktur-Nadeln traktiert.
Yen fliegt durch die Kulissen? Aber wie! „Iceman“ ist wirework-verseucht wie sonstwas. Zwar merkt man, dass mit Yen ein Könner am Werk war, aber irgendwann geht einem das Gefliege wirklich ziemlich auf den Zünder. Zumal es mit einigen grottigen CGIs gepimpt wird. Apropos: Von dieser aktuellen Achillesferse der chinesischen Filmproduktion bekommt man einiges zu sehen. Plus einer Vielzahl an nervigen Pop-Out-Effekten, die den 3D Effekt der Bilder verstärken sollen.
Leider lenkt Actionregisseur Donnie Yen nur selten von all diesen Schwachstellen ab. In den ersten 50 Minuten gibt es so gut wie gar keine Action zu sehen. Erst in Richtung Showdown greift dann auch die Actionmaschine hinter „Iceman“. Dabei sticht vor allem der starke Fight auf einer Autobahnbrücke hervor. Zwar gibt es auch hier viel zu viele schlechte Effekte und noch mehr Seilgeziehe, ABER in dieser Szene geht dennoch erstaunlich viel zusammen. Vor allem die Wirework-Szenen wirken absolut irre dynamisch. Hier zeigt der Film dann kurz auf, was er hätte sein können, wenn alle Beteiligten gewollt hätten.
Inszenatorisch kommt „Iceman 3D“ im aufwändigen Blockbusterlook daher. Die Szenen aus He Yings Vergangenheit sind toll ausgestattet und fotografiert. Die Bilder der Jetztzeit kommen im makellosen Hochglanzlook daher und sind glatt und schreiend bunt. Und der Score klaut sich gefühlt bunt durch die amerikanische Blockbusterära.
Was am Ende bleibt, ist ein seelenloser, im Filmtitel-Sinne kalter Film, der einen nicht an seine Figuren heranlässt und seine nichtige Geschichte so umständlich, langweilig und zerdehnt erzählt, dass man mehr als einmal den Faden verliert und sich in Erinnerung rufen muss, um was es in „Iceman“ gehen soll. Dazu kommt, dass das Remake des Filmes „The Iceman Cometh“ offensichtlich als große Blockbuster-Reihe geplant war, denn „Iceman“ endet vollkommen unbefriedigend mit einem öden Cliffhanger, der weder neugierig auf mehr macht noch irgendwie Spannung aufzubauen versteht. Hauptdarsteller Donnie Yen tut einem irgendwann einfach nur noch leid. Zumal sein unbewegliches und steifes Spiel überhaupt nicht auf die grundsätzliche Stimmung des Filmes passt. Diese ist zumeist überspannt und einfach nur nervig.
All dieser Probleme wird Yen nicht einmal als Action-Regisseur Herr. Denn er bekommt kaum Raum zum Wirken. Sobald er dann wirklich loslegen darf, hat der Film seine Momente, die aber dennoch an einigen Defiziten kranken. Letzten Endes bleibt nur eine Personalie nach diesem Film bleibend in Erinnerung und das ist Simon Yam („Lethal Warrior“). Der darf als Fieswicht nämlich so eiskalt und rücksichtslos agieren, dass er einen um ein Vielfaches besseren Film für diese Performance verdient hätte.
Nachdem der Film nun bereits beinahe drei Jahre auf dem Buckel hat, hat sich KSM doch noch die Rechte für den deutschen Markt gesichert und bringt den Film am 23. Mai 2016 auf DVD und Blu-ray in den Handel. Ungeschnitten und ab 16 freigegeben. Wer diese VÖ nicht erwarten kann, kann auch auf die UK-Discs von Kaleidoscope zurückgreifen. Auf einer der ab 15 freigegebenen Blu-rays basiert auch dieses Review.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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