Originaltitel: Behind Enemy Lines: Seal Team Eight__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Roel Reiné__Darsteller: Tom Sizemore, Tanya van Graan, Langley Kirkwood, Lex Shrapnel, Bonnie Lee Bouman, Eugene Khumbanyiwa, Dylan Edy, Darron Meyer, Aurélie Meriel, Colin Moss u.a. |
Die „Behind Enemy Lines/Im Fadenkreuz“ Reihe wartete bereits mehrfach mit einigen echten Überraschungen auf. Von einer mal sehr ungewöhnlichen Besetzung (Owen Wilson in „Behind Enemy Lines“, der es sogar ins Kino schaffte) bis zum schwer unterhaltsamen DTV-Kracher (die Teile II („Achse des Bösen“) und III („Einsatz in Kolumbien“)) war im Grunde schon alles drin. „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“ setzt das Franchise nun fort. Die bei Teil III involvierte WWE ist als Produzent wieder raus und Roel Reiné als Regisseur drin. Und der schafft es spielend, den Unterhaltungspegel der Vorgängerfilme zu halten und einen mehr als soliden B-Actioner ins Rennen zu schicken.
Alles dreht sich um das Seal Team von Case. Fünf der besten Navy Seals überhaupt, die in Afrika stationiert diversen Warlords Einhalt gebieten sollen. Eines Tages werden sie auf eine besonders heikle Mission geschickt. Ein kongolesischer General hat laut dem Vorgesetzten von Case genug Bürger des Landes gemeuchelt und soll endlich aus dem Spiel genommen werden. Dass er nebenbei auch noch Waffen an Al-Qaida weiterleitet und deren Kämpfer ausbildet, ist dann nur das Tüpfelchen auf dem „i“. Der General muss weg und Case nimmt sich des Auftrages pflichtbewusst an. Eine ausufernde Ballerei später ist der Auftrag erfüllt und eine französische Geisel des Generals befreit. Diese unterbreitet den Seals, dass der General in einen Deal rund um waffenfähiges Uran verwickelt gewesen sei. Cases Vorgesetzte fackeln darum nicht lange und weisen die Soldaten an, jedwedes Geschäft mit dem Uran zu unterbinden und alle an dem Deal beteiligten Parteien auszuschalten…
httpv://www.youtube.com/watch?v=p_sqB6SWtkk
Leider findet man keinen brauchbaren Trailer zum Film
Roel Reiné („Deathly Weapon“) macht in seinem Streifen „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“ von Anfang an richtig Druck und eröffnet den Actionreigen mit einer coolen Actionszene, in der die fünf Seals – natürlich extrem übermächtig – zig afrikanische Rebellen- halunken in die ewigen Jagdgründe schicken. Unterstützt von einer Drohne kommen auch die Fans von explosiven Schauwerten nicht zu kurz. Das Seal-Team selber geht angenehm professionell vor und ist nicht zum Munitionsverbrauchsschießen vor Ort. Kleinere Nicklichkeiten wie Headshots geben auch die härtetechnische Marschrichtung vor: Gefangene müssen nicht unbedingt gemacht werden. Reiné ist dabei meist mittendrin mit einer sehr beweglichen Steadycam, ohne in Wackelkameraorgien zu verfallen. Sprich: Seine Optik ist unfassbar dynamisch und man behält trotzdem immer schön den Überblick. Der strahlende Sonnenschein des südafrikanischen Drehortes und die erdigen Farben der Landschaften, in die die auch folgenden Actionszenen eingebettet sind, heben „Seal Team 8“ problemlos vom gängigen Ostblocktand unserer Zeit ab.
Die tolle Natur und die weitläufigen Landschaften Südafrikas inszeniert Reiné auch zwischen den Actionszenen eindrücklich, allerdings schraubt er hier natürlich die Dynamik seiner Bilder deutlich herunter. Diese zieht in Actionreigen zwei wieder deutlich an: Unsere Seals leisten sich eine Bootsverfolgungsjagd mit afrikanischen Soldaten. Währenddessen werden amtlich blaue Bohnen verteilt und der Bodycount steigt fröhlich an. Nach einer coolen Schlussszene rund um ein brennendes Boot, das einen Staudamm runterkracht, setzt es den Splattereffekt des Filmes überhaupt und macht Reiné unumwunden klar, dass er nun nicht mehr locker lassen wird. Und schon rummst es wieder. Diesmal auf einer Brücke. Danach geht es in eine unterirdische Mine, in der dem Regisseur allerdings nicht soviel einfällt. Und dann…, ja…, dann dreht Reiné so richtig auf!
Es ist Zeit für den Showdown. Dieser lässt zwar jedweden Realitätsbezug der vorherigen Navy Seal-Actionroutinen fahren, lanciert dafür aber ein wahres Brett von einem Actionsperrfeuer, das mal richtig brachial durchrockt und jeden B-Hammer der letzten Zeit einfach nur alt aussehen lässt! In den Straßen einer afrikanischen Stadt entfacht Case hier im Alleingang einen wahren Krieg! Mit nur einer Handfeuerwaffe ausgestattet nietet er gefühlte Hundertschaften um und wird von allen Seiten beballert – mit AKs, Panzerfäusten und ähnlichen „Kleinkalibern“. Der Straßenzug beginnt zu brennen, explodierende Autos überschlagen sich in der Luft und Case wird von den Druckwellen der einschlagenden Granaten wie ein Spielball herumgeschleudert. Und die Szene nimmt kein Ende! Case hechtet von Minimaldeckung zu Minimaldeckung, verballert Magazin um Magazin und die Gegnerscharen fluten die Straße. Dass unser Held irgendwann gar keine Deckung mehr sucht und seine Gegner wirklich überhaupt gar nichts treffen, trübt den Impact der Szene zwar, kann aber nicht ihre Gesamtwirkung beschneiden. Die Szene ist unrealistisch bis ins Mark, aber sie rockt einfach nur scheißengeil! Mit dieser Sequenz hat sich Reiné im Grunde selbst ein kleines B-Denkmal gesetzt.
Und auch sonst ist er der eigentliche Star der Chose. Da werden Kameras auf Helme und an Arme geklemmt, um hautnahe First Person Perspektiven zu kreieren als sei dies ein A-Kracher, bei dem nichts zu teuer sein kann. Vor allem die erste Actionszene atmet darum auch viel von dem Ego-Shooter-Look, den etwa „Act of Valor“ so häufig zelebrierte. Auch die Settings atmen Flair und erlauben beeindruckende Kamerafahrten. Großartig ist auch die Musik zum Film, die mal aus wirklich!!! coolen Hip Hop Songs und starken, folkloristisch geprägten Score-Elementen besteht.
Doch freilich definiert „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“ den Actionfilm nun nicht neu. Dazu ist die Geschichte viel zu vorhersehbar. Vor allem der als finaler Twist angedachte Storyschlenker um die Identität des großen Urandealers ringt dem geübten Zuschauer nicht mehr als ein müdes Lächeln ab, zeichnete er sich doch schon meilenweit im Voraus ab. Schuld daran ist die schauspielerische Limitierung des entsprechenden Schauspielers. Allgemein ist es um das Schauspiel in dem Film eher schlecht bestellt. Das liegt aber auch daran, dass die Darsteller keine wirklichen Figuren dargereicht bekommen, die sie mit Leben füllen könnten. Vor allem die Seals bleiben eigenschafts- und konturlos und man kann selbst beim aufmerksamsten Gucken den Namen der Soldaten keine Gesichter zuordnen. Einzig Lex Shrapnel (was ein Name… „Minotaurus“) kommt als Case einigermaßen charismatisch rüber. Tom Sizemore („Schattenkommando“) hat den bekanntesten Namen der Darstellerliste und darf als Vorgesetzter der Seals immer nur auf Bildschirme starren und Schwachsinn von sich geben.
Bei genauerer Betrachtung fallen einem auch noch mehr Unzuläng- lichkeiten auf: Die absolut überflüssige Sexszene des Filmes ist ein einziger Moment des Fremdschämens. Warum Reiné permanent die Fernsteuerer der Drohne abfilmt, fragt man sich mit jedem Einsatz aufs Neue. Das Tempo des Filmes geht in den wenigen Dialogszenen brachial in die Knie und die Gegenschnitte auf Tom Sizemores Reaktionen bei den toll inszenierten Actionszenen sind echte Showstopper. Und dennoch sei „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“ jedem Fan zünftiger B-Action ans Herz gelegt! Der Film ist verdammt stylisch inszeniert (die edlen Zeitlupen Reinés fetzen wirklich schwer!), hält sich nicht zu lange mit seiner funktionalen Story auf und bleibt über seine gesamte Laufzeit hinweg ziemlich unterhaltsam. Die fünf großen Actionszenen lassen wahrlich mit der Zunge schnalzen. Der Munitionsverbrauch ist enorm, es gibt bei Autos, Häusern und Co. Treffereffekte zu bestaunen und es setzt auch kleinere Härten (inklusive einem ordentlichen Mix aus CGI-Blutspritzern und platzenden Blutbeuteln). Im Showdown dreht der Regisseur dann für B-Action-Verhältnisse mal so richtig auf und zündet eine wuchtige Actioneinlage, die zwar jedweden Realitätssinn vollends fahren lässt, aber vermutlich auch genau deswegen einfach richtig fett Spaß macht. Kurzum: „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“ bietet reuelose Action für den zuletzt nicht sonderlich reich beschenkten Fan! Bitte mehr davon!
Die deutsche DVD (leider wird es den Film in Deutschland vorerst nicht auf Blu-ray geben) kommt von Twentieth Century Fox Home Entertainment am 23. Mai 2014 in den Handel und überzeugt in Bild und Ton. Die ab 18 freigegebene DVD ist ungeschnitten und wartet neben kleineren Featurettes zum Film sogar mit einem Audiokommentar von Roel Reiné auf!
In diesem Sinne:
freeman
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