Originaltitel: Immortal Wars__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Joe Lujan__Darsteller: Eric Roberts, Tom Sizemore, Bill Oberst Jr., Shaun Gerardo, Jackie Gerhardy, Taylor Kilgore, Lindsey Cruz, Mark Justice, James Bahm, Christina Buenaventura, Brittany Enos u.a. |
Die Welt, sie ist mal wieder am Arsch. Man kennt das ja. Ein Atombömbchen hier, ein Krieg da. Die Reste unserer Zivilisation sind in Sektoren aufgeteilt. Der wohlhabendste ist natürlich der amerikanische Sektor. Hier leben die Reichen und Schönen. In den restlichen Sektoren sieht es nicht gar so rosig aus. Hier leben viele Menschlein in Armut und hat die Strahlung so manchen mutieren lassen.
Aus irgendeinem Grund jagen die Chefs der Sektoren die Mutanten und entsenden daraufhin den jeweils stärksten zu einer Fernsehshow namens „Immortal Wars“. Warum die Mutanten dann für den jeweiligen Sektor kämpfen sollten, lässt der Film offen. Nebensächlichkeiten. Worum die Mutanten kämpfen? Wen juckt es? Was die Sektoren davon haben? Vielleicht ein paar Tribute aus Panem?
Inmitten all der offenen Fragen ist zumindest eines klar: In der TV-Show geben es sich die Mutanten so richtig. Bis zum Tod wird gefightet. Und irgendwelche Deppen scheinen darauf zu wetten. Was und warum? Egal. Nur der oder die Beste wird die Show überleben und darf dann gegen den Champion von „Immortal Wars“ ran. Aus unerfindlichen Gründen ein hehres Ziel.
Schaut in “Immortal Wars” mit Eric Roberts hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=oXaXwQ7BtzU
Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte auch nur ansatzweise kapiert, worum es in „Immortal Wars“ eigentlich gehen soll. Der ist kaum mehr als ein öder Mischmasch aus “Die Tribute von Panem” und den “X-Men“. Obendrein ist der Film beim Erkenntnisgewinn keine große Hilfe. Man muss sich das vorstellen: Da werden alle Charaktere 45 Minuten lang in irgendwelche endöden Zellen gesperrt und das Drehbuch schafft es doch tatsächlich, nicht einen einzigen Satz fallen zu lassen, der irgendwas irgendwie auch nur ansatzweise erklären würde.
Stattdessen endlose Dialogwüsten von mies chargierenden Hackfressen, die nicht für einen Cent Schauspielen können. Allerdings wurden sie auch nicht wegen ihrer Kampfsportfähigkeiten gecastet, die sind nämlich noch übler! Apropos: Nach 45 Minuten verzeichnet der Actionfan erste zarte Anflüge von Dynamik im Film. Der Regisseur würde sich nun sichtlich gerne in die Bourne-Optik retten und so die kämpferische Unfähigkeit seiner Darsteller kaschieren. Blöderweise kann der Schnittmaestro, der im Übrigen auch der Regisseur ist, noch weniger ordentlich schneiden, als die Darsteller kicken.
Zudem ist die Choreografie unglaublich steif und langweilig. Auch steht die Kamera immer ideal, um zu sehen, dass die Schwinger meilenweit an den Visagen der Gegner vorbeigehen. Und warum die Mutanten ihre Superkräfte so gut wie nie einsetzen, erklärt einem auch keiner. Vermutlich weil kein Budget für mehr grünen Nebel und lila Blitze da war.
Unfähigkeit auf breiter Front. Übrigens ist der unfähige Schnittmaestro und Regisseur in Personalunion auch der Drehbuchautor. Tja, von nichts kommt nichts. Joe Lujan heißt der Mann und besorgte obendrein die Ausstattung, die Special Effects und sogar das Kostümdesign. Dabei ist nicht alles schlecht. Vor allem die Special Effects und die wirklich netten Kostüme sind durchaus vorzeigbar. Deutlich weniger als der eigentliche, extrem schäbige Look des Filmes.
Der müht sich wirklich inständig, irgendwie modern auszuschauen. Da das aber sichtlich nicht geklappt hat, beschloss der Herr Regisseur zu tricksen. In der Folge wabern und flirren beständig irgendwelche Partikel über den Bildschirm: Rauch- und Nebelschwaden, Funken- und Ascheflug, Regen und Feuersbrünste – immerzu verdeckt irgendwas den freien Blick auf die Bilder. In den ersten 20 Minuten hat man beinahe das Gefühl, „Immortal Wars“ wolle nicht ein einziges Gesicht unverfremdet präsentieren. Nerviger geht’s kaum noch.
Zumindest für einen Punkt kann „Immortal Wars“ nichts: Die deutsche Bearbeitung. Die ist von grottigster Qualität und nimmt dem Film jedwede Atmosphäre. Unpassende Stimmen sind da noch das kleinste Übel. Highlight ist ganz klar die Synchronisation der Kämpfe der weiblichen Heldinnen. Hierzu hat der deutsche Verleih ganz offensichtlich Pornodarstellerinnen eingeladen und denen gesagt hat, sie sollten sich einfach vorstellen, eine Runde Analsex zu vertonen.
Was man sich angesichts von „Immortal Wars“ schon fragen muss, ist, wie viel Geld ein Filmschaffender berappen muss, wenn er einen Auftritt von Eric Roberts („The Expendables“) in seinem Werk haben will. Aktuell scheint sich Eric wirklich für jeden Schund für’n Appel und n’ Ei herzugeben. Aus irgendeinem Grund scheinen ihm die Dreharbeiten sogar Spaß bereitet zu haben. Anders ist nicht zu erklären, dass er beständig in bester Laune ist, obwohl ihm der Kostümbildner permanent das Unterteil eines Motorradhelmes vor die Gusche geschnallt hat.
Neben Eric Roberts ist noch eine weitere bekannte B-Fratze an Bord: Tom Sizemore („Das Relikt“). Der hat aber insgesamt noch weniger Screentime als Eric und lässt sich ganz schnell aus dem Film befördern. Gut gemacht, Tom. Der Rest kann, wie bereits erwähnt, nichts und quält sich mit wirklich üblen Drehbucheinfällen ab. Wenn beispielsweise die Heldin direkt zu Beginn zur mächtigsten und stärksten Mutantin ever erklärt wird, fragt man sich schon, ob der Drehbuchautor jemals irgendwas von Spannungsgenerierung gehört hat.
“Immortal Wars” und die Hoffnung, dass es nicht weiter geht
„Immortal Wars“ basiert auf dem Comic „The Vanquishers“. Federführend war auch hier der in der Kritik bereits häufiger erwähnte Joe Lujan. Dem schwebt wohl eine richtige eigene Welt rund um seine Comicfiguren vor, hat er doch bereits mehrere Comics, eine Webserie und eben den hier besprochenen Film in die Wege geleitet. Für selbigen ist auch eine Fortsetzung angekündigt: „Immortal Wars: Resurgence“. Der wäre sogar zwingend notwendig, weil „Immortal Wars“ mal eben total offen endet und nach dem vollkommen aus dem Nichts kommenden Start einer Art Revolte einfach den Vorhang zuzieht und den Abspann abfahren lässt. Spätestens da fühlt man sich dann doch leicht verarscht.
Denn warum zum Teufel sollte man sich ein Sequel zu diesem Film zu Gemüte führen wollen? Um endlich zu erfahren, worum es geht? Um noch mehr Girlies beim Rumhampeln äääh Kicken zuzugucken? Oder um herauszufinden, ob Regisseur Lujan von einem Tag auf den anderen gelernt hat, wie man einen Film so in Szene setzt, dass er in Maßen spannend, aufregend, stringent oder irgendwie auserzählt wirkt und nicht einfach nur total beschissen aussieht? Dem Autor dieser Zeilen sind die Antworten auf all diese Fragen jedenfalls herzlichst egal.
Die deutsche DVD / Blu-ray zu „Immortal Wars“ kommt von dem Label White Pearl Movies / daredo und hat neben der üblen deutschen Tonspur noch ein tolles Feature zu bieten: Trotz FSK 18 ist der Film geschnitten. Nicht etwa in der Gewalt, von der es eh kaum welche zu sehen gibt, sondern in den Reaktionen der Fernsehzuschauer auf das Ableben einzelner Charaktere. Die FSK vergab für den restlichen Film eine FSK 16. Das Label steuerte mit passigen Trailern nach, um dennoch einen roten Flatschen auf die Datenträger-Hüllen zu bekommen. Lächerlicher geht es kaum noch.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: White Pearl Movies / daredo__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Ja__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |