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In einsamer Mission

Originaltitel: Strategic Command__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Rick Jacobson__Darsteller: Michael Dudikoff, Paul Winfield, Richard Norton, Tim Abell, Bryan Cranston u.a.
In einsamer Mission

Michael Dudikoff in einem seiner “Die Hard” Rip-Offs: In einsamer Entscheidung

Ihr habt Lust auf „The Rock“, „Air Force One“, „Stirb Langsam“ und „Einsame Entscheidung“, aber nicht genug Zeit und Lust, euch alle vier Filme anzuschauen? Tja, dann versucht es doch einfach mal mit „In einsamer Mission“, einem Michael Dudikoff Kracher. Dieser beginnt mit einer „The Rock“-Routine: Terroristen dringen in ein Lager für chemische Kampfstoffe ein, verfrachten den megagefährlichen Kampfstoff Bromex in Behälter und wollen verduften. Doch oh weh, ein Beutel mit Bromex fällt runter, ein Terrorist steht voll im Einzugsbereich und beginnt zu schreien und zu erbrechen. Seine Kameraden schließen die Tür zu dem Kampfmittelraum und schauen ihrem Kameraden durch – natürlich – eine Glasscheibe beim Sterben zu.

Michael Dudikoff gerät hier auch gleich das erste mal mit Carlos Gruber (Wow, noch ein Bruder von Jack Gruber aus „Stirb Langsam“!!!) zusammen und hat sichtliche Probleme in dem folgenden Infight. Zum einen ist Richard Norton – der Gruber Darsteller – eine harte B-Movie Filmnuss, die schon Jackie Chan eine einschwenken durfte, zum anderen ist Dudikoff die ganze Zeit damit beschäftigt, seine mittlerweile offensichtliche Wampe einzuziehen. So verliert er freilich…

httpv://www.youtube.com/watch?v=EwFgEH4Targ

Die Terroristen schleichen sich nun an Bord eines Flugzeuges. Der Chef tarnt sich wie weiland Gary Oldman in „Air Force One“ als Kameramann eines Reporterteams, sein Team selber wird mittels Kisten im Frachtraum des Flugzeuges deponiert… Dass der Film weit vor Nine Eleven entstanden ist, merkt man an ALLEN Ecken und Enden. Freilich ist auch ein hohes Tier an Bord, wäre ja sonst nicht die komplette „Air Force One“-Routine. Diesmal ist es – Achtung Innovation – der Vizepräsident der USA, der den Terroristen in die Hände fällt. Selbstverfreilich stellen die Terroristen ordentlich Forderungen, denn immerhin haben sie den Vizepräsidenten UND eine ganz böse Bromex-Kampfstoffbombe an Bord. Natürlich geht es mal wieder darum, einen Kameraden freizupressen. Ob der auch von Jürgen Prochnow gespielt worden wäre, erfährt man leider nie, denn man bekommt den freizupressenden Terroronkel nie zu Gesicht.

Derweil startet das FBI eine Rettungsmission. Dabei wird offenbar, dass die Verantwortlichen schon einmal von der Aktion in „Einsame Entscheidung“ gehört haben, denn die unmissverständlichen Befehle lauten: „Stellen sie ein Team zusammen, das in der Luft in das entführte Flugzeug einsteigt und die Terrorlumpen umnietet.“ Dieses Team besteht aus einer Spezialeinheit und Dudikoff. Natürlich sind die Soldaten nicht gut auf Dudikoff zu sprechen, denn der gibt letzten Endes einen Wissenschaftler und Sesselfurzer, der obendrein persönlich involviert ist, denn – schon wieder etwas Neues – seine Frau gehört zu dem Reporterteam, das unwissentlich den Oberbösen an Bord gebracht hat. Übrigens hat Michael Dudikoff auch fast die gleiche Frisur wie Kurt Russel in „Einsame Entscheidung“… doch ich schweife ab. Das Umsteigen gelingt jedenfalls und es sind auch keine Dilettanten am Werk wie in „Einsame Entscheidung“, so dass diesmal niemand drauf geht. Danach wird das Flugzeug infiltriert, durch Schächte gekrochen und die Kampstoffbombe gefunden, die freilich entschärft werden muss.

Gleichzeitig wird die Passagierkabine gesäubert, indem der Chef der Spezialeinheit „Yeah Baby Yeah“ schreiend durchs Kabinendach bricht und mit zwei Berettas in der Hand wie bekloppt rumballert. Dabei fällt noch einige Male der brillante Oneliner „Yeah Baby Yeah“. Nachdem der Chef der Spezialeinheit aufgrund seiner unauffälligen Kampfart zusammengeschossen wurde, macht Dudikoff die Teroristen im Alleingang platt und gibt Gruber ein Päckchen Bromex zu fressen. Ihr seht, die „The Rock“-Routine läuft wieder an. Dudikoff rammt sich selber eine Spritze Adrenalin in den NACKEN – noch eine Innovation, die hatten voll die geilen Ideen bei dem Film –, so dass er dann leicht angewidert und mit Bromexkotzefäden im Mundwinkel seinem Gegner beim Verrecken zugucken kann.

Noch einmal steigt die „Einsame Entscheidung“-Routine, denn nach der Säuberungsaktion ist niemand mehr da, der das Flugzeug landen könnte. Also muss unser Wissenschaftler ran und der Teufelskerl schafft es freilich. Dann gibt es erleichterte „Puhs“ und Stirnabwischer bei den Verantwortlichen gefolgt von einer „Ich bin schwanger“ Einlage von Dudikoffs Frau und dann sind wirklich alle glücklich. Außer natürlich der Terrorist, der frei gepresst werden sollte. Der ist nämlich immer noch im Knast… und das ist auch gut so.

Was für ein Film. Bei einer Laufzeit von effektiv 90 Minuten läuft er gefühlte drei Stunden, obwohl eigentlich immer etwas passiert. Ganz seltsam. Was durchaus verblüfft, ist das Produktionsdesign, denn bei dem Film scheint direkt Geld da gewesen zu sein. So wirken etwa die Flugzeuginterieurs glaubwürdig und die „In-der-Luft-umsteige“ Szene ist komplett neu gedreht worden und es kommt gar ein komplett anderes Flugzeug zum Einsatz als im großen Vorbild. Die Szene selbst ist zwar recht offensichtlich und unbedarft getrickst, aber das ist immer noch besser und charmanter als schlecht einkopierte Stock Footage Szenen aus einem anderen Film. Optisch ist der Film ansonsten sehr piefig und langweilig geraten. Regisseur Jacobson, der im Umfeld von „In einsamer Mission“ auch schon diverse Don Wilson Heuler verbrochen hatte, hat erst in den letzten Jahren einen eigenen, etwas interessanteren Stil gefunden (siehe „Bitch Slap“ oder „Spartacus“, die Serie).

Darstellerisch amüsiert Michael Dudikoff („Night Hunter“) mit einer gewohnt steifen Performance. Weit aufgerissene Augen und unbedarfte Blicke ob der unglaublichen Situationen, in die er gerät, sind keine Seltenheit. Zudem bekommt man schnell den Eindruck, er habe den Film eh nur gemacht, um sich neue Klamotten kaufen zu können, mit denen er seine Wampe kaschieren konnte. Dementsprechend sieht man Dudikoff auch kaum in echter Action. Ein Schwinger hier, etwas Ballern da. Ansonsten wird mehr geredet als gehandelt. Richard Norton („Tough and Deadly“) macht als sein Widersacher schon Laune, darf aber nie so richtig loslegen und aufgrund der Faulheit von Dudikoff springt auch kein cooler Endfight heraus. In den Reihen von Norton kann man auch Tim Abell ausmachen, der sich wenig später von Mark Dacascos in „The Base“ die Kauleiste einhauen lassen durfte. Aus heutiger Sicht sehr interessant ist das Mitwirken von Bryan Cranston, der hier, weitab von seinem „Malcolm Mittendrin“ oder „Breaking Bad“ Erfolgen, als eitler Pfau vor sich hin dilettieren darf.

Das Ergebnis ist ein uninspirierter „Stirb Langsam“-Klon, der sich zudem ziemlich frech bei den verschiedensten Derivaten des großen Vorbildes bedient und einen mehr schlecht als recht funktionierenden Flickenteppich an Zitaten aus besseren Filmen webt. Das gerät so bieder und beliebig, dass trotz relativ hoher Ereignisdichte schnell Langeweile aufkommt. Vor allem der Mittelteil, in dem „In einsamer Mission“ so gar nichts einfällt, um Spannung zu generieren, säuft der Film fast vollends ab.

Eine deutsche DVD kam lange Zeit von Splendid und präsentierte den Film uncut in Vollbild und mit annehmbarem Sound. Inzwischen wurde der Film als „Executive Command“ im Rahmen der „Platinum Cult Edition“ neu veröffentlicht und sogar auf Blu-ray gebannt. Die Bildqualität hat dabei im Vergleich zur Splendid DVD stark zugelegt, aber wirklich perfekt geht dann doch anders. Zum einen wurde ziemlich effektiv jedwedes Filmkorn getilgt, weshalb der Film recht glatt poliert wirkt. Zudem beschloss man, den 4:3 Film einzuzoomen auf 16:9, was teils seltsame Bildausschnitte mit eigenwillig beschnittenen Köpfen zur Folge hat. Witzigerweise legt die „neue“ Bildqualität so manchen Goof frei: Etwa eine Tonangelträgerin in rotem Shirt, blauer Jeans und mit blondem Haar. Ein erstaunlicher HD-Nebeneffekt… Neben einer Slideshow und diversen Bildern weiterer Artworks zum Film hat es auch die Fortsetzung des Interviews mit Michael, das auf der „Moving Target“-Scheibe begonnen hatte, auf die digitalen Datenträger geschafft. Das informative Booklet konzentriert sich vornehmlich auf die Parallelen des Filmes mit „Stirb Langsam“.

In diesem Sinne:
freeman

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