Originaltitel: Independence Day: Resurgence__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Roland Emmerich__Darsteller: Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, William Fichtner, Jessie T. Usher, Bill Pullman, Vivica A. Fox, Maika Monroe, Joey King, Charlotte Gainsbourg, Brent Spiner, Sela Ward u.a. |
1996 ließ Roland Emmerich die Aliens von der Leine. Dank spektakulärer, mit dem Oscar gekrönten Special Effects zerstörte er mit beinahe kindlicher Begeisterung alle Wahrzeichen der USA, um hernach einen in Pathos und Patriotismus getränkten Gegenschlag der vornehmlich amerikanischen Bevölkerung zu entfesseln. Das Ergebnis war ein Blockbuster par excellence, der noch heute exemplarisch für das steht, was Emmerichs Blockbuster-Kino ausmacht. Und da es für unseren Roland zuletzt nicht so gut lief in Hollywood, besann er sich 20 Jahre später auf seinen größten Erfolg zurück…
Diese Rückbesinnung setzt ebenfalls 20 Jahre nach den Ereignissen in „Independence Day“ an. Die Bevölkerung der Erde ist seit den damaligen Ereignissen enger zusammengerückt und hat alle Streitigkeiten und Kriege untereinander beigelegt. Man konzentriert sich lieber auf extraterrestrische Feinde. Und man nutzte die vor 20 Jahren eroberte Technologie der Aliens, um der Erdentechnologie einen irren Entwicklungsboost zu bescheren.
Diese aufgespannte Parallelwelt zu der unsrigen Welt anno 2016 ist eines der reizvollsten Elemente an Emmerichs neuem Film. Der Weltfrieden ist erreicht, man arbeitet gemeinsam gegen gefährlichere Gegner und nutzt dazu deren eigene Technologie. In der Folge errichtete man hochtechnisierte Raumstationen und einen Verteidigungsgürtel rund um die Erde. Alienwaffen gehören zur Standardausrüstung der Soldaten und alle Fluggefährte auf Erden nutzen die Antriebstechniken der Außerirdischen. Die Welt als besserer Platz. Eines von Emmerichs Lieblingsthemen, auf das er trotz seiner Zerstörungswut immer wieder zurückkommt.
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Doch natürlich standen im Rest des Universums die Uhren ebenfalls nicht still. Und so passiert, was in einer Fortsetzung zu Emmerichs Giga-Zerstörungsorgie passieren muss: Die Aliens kehren zurück. Und auch sie haben sich weiterentwickelt. Sind schlagkräftiger und noch überlegener geworden. Doch das darf die Erdenbevölkerung freilich nicht schrecken. Unter Führung der USA (wem sonst?) startet man eine Gegenoffensive…
In der Folge hat man den Eindruck, Roland Emmerich („White House Down“) bemühe sich, einen Roland-Emmerich-Film auf die Beine zu stellen, der nicht nach Roland Emmerich aussieht. Es ist wahrlich verblüffend, wie zurückhaltend Emmerich diesmal den großen Angriff der Aliens inszeniert. In wenigen, präzise gesetzten und topp getricksten Spektakel-Szenen zerstört er unter anderem London beinahe beiläufig. Wer sich „Independence Day: Wiederkehr“ also unter der Erwartung noch größerer Destruktionsbilder als in Teil 1 anschaut, sollte seine Erwartungen deutlich zurückschrauben! DEUTLICH! Es wird in einer ironisch aufgeladenen Sequenz sogar das Weiße Haus verschont!
Doch es gilt, seine Erwartungen noch weiter abzusenken. Denn „Independence Day: Wiederkehr“ funktioniert auch an anderen Fronten nicht so gut wie der Vorgänger. So mag man von „Independence Day“ halten, was man will. Ihn für dumm erklären und/oder platt patriotisch. Aber in Sachen Spannungsaufbau war der Film schlichtweg meisterhaft: Die riesigen Raumschiffe, die sich zunächst langsam der Erde näherten, um dann ganze Landstriche zu verdunkeln, indem sie einfach nur am Himmel schwebten. Und dabei sowohl Ängste als auch Begehrlichkeiten (man denke an die „Ufo-Spinner“) bei den Menschen weckten. Dann die erste Entladung purer Vernichtungskraft, die fantastische, genreprägende Bilder zur Folge hatte – wie eben die Zerstörung des Weißen Hauses oder die Feuerwalze, die alles verzehrend durch New York rollt…
Das kann Emmerich in Teil 2 nicht wiederholen. Die Aliens tauchen trotz aller errichteten Abwehrmaßnahmen urplötzlich über der Erde auf und schalten sofort in den Zerstörungsmodus. Dank dem Vorgänger weiß man auch sofort, wohin die Reise gehen wird, was den Film deutlich vorhersehbarer macht als „Independence Day“. Zumindest wird das Motiv der Aliens diesmal erklärt. Die kommen nämlich nicht nur, um Ramba-Zamba zu machen.
Herausfinden darf das eine von Charlotte Gainsbourg („Nymphomaniac“) gespielte Wissenschaflterin. Eine der neuen Figuren in „Independence Day: Wiederkehr“, von denen die meisten niemals im Film ankommen. Vor allem das Helden-Trio um Liam Hemsworth („The Expendables 2“), Jessie T. Usher („When the Game stands still“) und Independent Favourit Maika Monroe („It Follows“) bleibt so blass und unterentwickelt, dass man keinerlei Bindung zu ihnen aufbauen kann und so nie in die Chose involviert wird. Allesamt leiden sie stark darunter, dass Emmerich versucht, seinen Stars aus Teil 1 ihren Raum zum Wirken zu geben.
Während Jeff Goldblum („Buckaroo Banzai“) diese Möglichkeit gewohnt souverän nutzt, um zum eigentlichen Helden aufzusteigen, rangieren die Auftritte der anderen bekannten Charaktere von konfus bis nervig. Vor allem die Entwicklung von Bill Pullmans („Red Sky“) Präsidentenrolle ist äußerst eigenwillig geraten. Und auf die unfassbar unlustigen, aber leider komisch gemeinten Auftritte von Brent Spiner als verschrobenem Wissenschaftler, der Teil 1 wider Erwarten überlebt hat, hätte Emmerich vollends verzichten sollen.
Doch machen wir uns nichts vor: Ein Film wie „Independence Day: Wiederkehr“ lebt freilich von anderen Qualitäten und buhlt nicht wirklich um höhere Filmweihen. Spaß soll das Ganze machen. Und hier macht Roland Emmerich trotz desolatem Figuren-Interieurs und vorhersehbarer Dramaturgie viel richtig. In fetten Blockbusterbildern inszeniert er vornehmlich äußerst kurzweilige Dogfights zwischen menschlichen und außerirdischen Flugmodellen. Lässt uns das riesige Mutterschiff erneut von innen sehen und etabliert gar ein eigenes Ökosystem in diesem Gefährt, durch das sich unsere Helden schlagen müssen.
Und in den letzten 30 Minuten gibt der Schwabe endgültig Vollgas und entfesselt die riesige Alien-Königin. Eine geniale Sequenz, voller Tempo, Action und großen Bildern, inszeniert in dem reizvollen Setting einer Salzwüste rund um Area 51. Spätestens hier ist Emmerich wieder voll in seinem Element und der Fan des Vorgängers wird für so manch enttäuschte Erwartung an den Nachfolger wieder milder gestimmt. Der fette Score von Harald Kloser und Thomas Wander unterstreicht diesen Eindruck nur. Und auch die Andeutungen in Richtung einer weiteren Fortsetzung deuten eine interessante Storyprämisse an.
Was am Ende bleibt, ist immer besser ins Rollen kommendes Spektakel-Kino, das technisch absolut fehlerfrei umgesetzt wurde, in einigen Szenen das gewohnte Überwältigungskino von Roland Emmerich zelebriert und das Heimkino ordentlich durchrüttelt. Auch über Leerlauf oder Langweile kann man sich bei dem kurzweiligen Happening zu keiner Sekunde beklagen. Leider aber hat der Film ein paar riesengroße Probleme: Zum einen ist der Spektakelwert des betagten Vorgängers deutlich höher. Zum anderen ist Teil 1 einfach der rundere, der sympathischere und der bessere Film, mit den frischeren und vor allem menschlicheren Helden.
Die deutsche DVD/Blu-ray von „Independence Day: Wiederkehr“ erscheint am 24. November 2016 von Fox Home Entertainment und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten. Beide Datenträger haben eine nette Ladung an Extras an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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