Originaltitel: Infinite__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Antoine Fuqua__Darsteller: Mark Wahlberg, Chiwetel Ejiofor, Dylan O’Brien, Jason Mantzoukas, Rupert Friend, Jóhannes Haukur Jóhannesson, Sophie Cookson, Toby Jones, Wallis Day, Tom Hughes, Kae Alexander, Liz Carr u.a. |
Paramount scheint sich aktuell selbst als reinen Content-Generator für verschiedene Streaming-Portale zu begreifen. Nach „The Tomorrow War“ hat es mit „Infinite“ von Antoine Fuqua einen weiteren Streifen erwischt, der rein von seinen Bildern her astreines Blockbusterkino bietet und sicherlich auch den einen oder anderen Dollar an den Kassen eingespielt hätte. Allerdings kann man die Entscheidung Paramounts, den Film schnell abzustoßen und so vielleicht etwas Schadensbegrenzung zu betreiben, mit jeder Minute Laufzeit mehr verstehen.
Hattest du je einen Traum, der so real war, dass du dachtest, er wäre eine Erinnerung? Siehst du dich manchmal im Spiegel und bist überrascht? Als ob du damit gerechnet hättest, das Gesicht eines anderen zu sehen?
Evan McCauley kann davon ein Lied singen. Seit frühester Kindheit wird er von Halluzinationen und höchst lebendigen Träumen geplagt. Um diese zu unterdrücken, pumpt er sich selbst mit illegal beschafften Medikamenten voll. Als er sich gerade wieder Medikamente bei einem zwielichtigen Halunken beschaffen will, geht einiges schief. Bei seiner Flucht wird er von einem Tagtraum übermannt und fällt der anrückenden Polizei in die Hände.
Im Verhörraum der Polizeiwache taucht alsbald der höchst seltsame Bathurst auf. Der kennt Einzelheiten aus Evans Leben, die er gar nicht kennen kann. Und er beginnt sich immer merkwürdiger zu verhalten, bedroht alsbald gar Evans Leben. Da kracht ein Sportwagen mitten in das Verhörzimmer. Eine junge Dame weist Evan an, sich zu ihr ins Auto zu setzen und gemeinsam brettern sie los. Auf ihrer Spur Bathurst.
Auf der Flucht erfährt Evan von den sogenannten Infinites. Reinkarnierte Menschen, die die Gabe haben, sich an alle Fähigkeiten ihrer vorherigen Leben zu erinnern. Endlich wird Evan klar, warum er beispielsweise Schwerter schmieden und führen kann. Doch er erfährt noch viel mehr. Etwa dass es zwei rivalisierende Infinite-Gruppen gibt: Die Gläubigen, die sich dem Schutz der Menschheit und dem Fortschritt verschrieben haben. Und die Nihilisten um Bathurst, die mit ihrer Gabe hadern und sich und die Menschheit vernichten wollen.
Letztere nutzen die modernsten Techniken, um andere Infinites auszuschalten und um eine Waffe zu kreieren, die das Potential hat, alle Menschen auszurotten – und damit auch den Infinites und deren unendlichen Reinkarnationen ein Ende zu setzen. Der Schlüssel für diese Megawaffe: Ein seltsames mechanisches Ei.
Schaut in „Infinite – Lebe unendlich“ mit Mark Wahlberg hinein
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Bevor man als Zuschauer mit all diesen „Ideen“ konfrontiert wird, kann Antoine Fuqua („The Equalizer 2“) zwei Mal das machen, was er am besten kann: Action! Gleich die erste Actionszene in Mexico City lässt den Actionfan mit der Zunge schnalzen. Eine coole Autoverfolgungsjagd wird gefühlt mit jedem zurückgelegten Meter Strecke exzessiver. Es gibt amtlich Blechschaden, in Tunneln werden tragende Pfeiler weggerammt und die Stuntfahrer hauen einen 180 Grad Turn nach dem anderen raus. Am Ende spielen eine endende Straße, ein Pirouetten „tanzender“ Sportwagen und ein Kran eine wichtige Rolle.
Danach lernen wir kurz Mark Wahlbergs Evan kennen. Eine insgesamt traurige Gestalt, die glaubt, an Schizophrenie zu leiden. Wird Evan dann im Knast von Bathurst verhört, bekommt der Film dank des schräg overactenden Chiwetel Ejiofor bereits leicht Schlagseite. Was man aber zur Seite räumt, wenn Soophie Cooksons Nora mit ihrem Sportwagen in den Verhörraum kracht.
Um Bathurst in seinem gepanzerten Polizeitransporter zu entkommen, rast sie nicht auf Straßen davon, sondern mitten durch das Polizeirevier! Richtig gelesen: Mittendurch! Auch hier dreht Fuqua wieder groß auf und lässt die beiden Gefährte Kanonenkugeln gleich durch die Räumlichkeiten scheppern, Wände einreißen und Zellen zerschmettern. Logik? Egal! Hauptsache Spaß!
Doch nach dieser großartigen Einlage hat die Action leider Pause. Denn nun beginnt Antoine Fuqua das Erzählen. Und er hat viel zu erzählen. Sehr viel. Gefühlt eine gute Stunde lang gibt es nun Background-Informationen zu den Infinites, zu Evans Rolle und seinen Reinkarnationen, zu Bathursts fiesen Plänen und seiner Weltenvernichtsungsmaschinerie. Alles seltsam abgehoben und immer wieder mit unfreiwillig komischen Einsprengseln versehen.
Die Logik von „Infinite“ ist definitiv endlich
Schnell hat man das Gefühl, dass der auf dem Roman „The Reincarnationist Papers“ von D. Eric Maikranz basierenden Story die notwendige Erdung fehlt. Denn dafür, dass das grundlegende Element der Reinkarnation dank verschiedener menschlicher Glaubenskonstrukte nichts Neues ist, tut “Infinite” immer wieder so, als habe er – um im Bild zu bleiben – das Ei des Columbus gefunden und hier etwas vollkommen Neues auf die Menschheit losgelassen.
Doch das verfängt niemals. Stattdessen knarzt die Filmlogik heftigst vor sich hin. Und werden immer wieder Sachen erklärt, die für den Film gar keine Rolle spielen, während tatsächlich wichtige Story-Elemente komplett unerklärt bleiben. Zudem verliert Fuqua in dem Erklärabschnitt die Pace des Filmes vollkommen aus den Augen. Die eine oder andere Actionszene mehr hätte sicherlich beim Verdauen des Information-Overloads geholfen.
Und vielleicht hätte sich manche Figur über ihre Handlungen besser erklären können, als es das Drehbuch letzten Endes kann. Das hat nämlich einen steten Fokus auf Evan und vergisst die Figuren um ihn herum komplett. Maximal Bathurst bekommt noch so etwas wie echte Motive zugestanden, die anderen Figuren hingegen bleiben vollkommen nichtssagend. Sogar jene, die sich mal eben für Evan opfern. Was häufiger passiert.
Doch selbst Evan wirkt nie schlüssig auserzählt. Highlights sind die Momente, in denen er sich gefühlt mit Händen und Füßen gegen bestimmte Äußerungen sträubt, nur um mit seinem letzten Satz jedes Mal zu sagen: Lasst es uns tun. Das passiert mindestens drei Mal im Film und wirkt seltsam unstet. Auch die Darreichung einer Behandlungsmethode, um Evans Fähigkeiten vollends zu aktivieren, ist so dumm geskriptet und mit derart seltsamen Dialogen versehen, wie es aktuell nur Hollywood hinbekommt. Ganz nach der Devise: Was ein Glück, dass unser Auserwählter die Behandlung dann doch überlebt hat – wie auch immer er das geschafft hat.
Ist das Gelaber an immerhin sehr schönen Bildern dann endlich überstanden, macht Fuqua wieder das einzig Richtige: Action satt. Die das ganze vorhergehende Geschwurbel direkt wieder vergessen macht. Fette Explosionen, amtlich Geballer, nette Stunts und von Bathurst cool gesteuerte Drohnen sorgen ebenso für amtlich Augenfutter wie der Sprung mit einem Motorrad von einer Klippe auf ein vorbeifliegendes Flugzeug. Der finale Fight in einem abschmierenden Flugzeug hebt jedwede Idee von oben, unten, links und rechts mühelos auf und macht richtig Laune. Fette Bilder liefert dann auch der Final-Fight, inklusive einem erstaunlich konsequenten Ende.
Von über- und unterforderten Darstellern
In der Action macht Mark Wahlberg („Mile 22“) eine gute Figur. In den Handlungsszenen wirkt der Mime hingegen teils ein wenig verloren. Ihm meint man mehrmals anzumerken, dass ihm, ähnlich wie dem Zuschauer, einige Fragezeichen über dem Haupt schweben. Und dass, wo er schon gegen Riesenroboter kämpfen durfte. Die sympathischste Performance liefert Sophie Cookson („Kingsman“) ab, die dafür vom Drehbuch teilweise schon extrem alleingelassen wird. In kleineren Rollen sind Toby Jones („Atomic Blonde“), Jóhannes Haukur Jóhannesson („Bloodshot“) und Dylan O’Brien („Love and Monsters“) zu sehen – alle komplett unterfordert.
Chiwetel Ejiofor („Doctor Strange“) hat sich optisch für „Infinite“ ordentlich verunstalten lassen, überzieht seinen Lump extrem und sorgt für einige echt trashy Momente. Gut ist er immer dann, wenn er dem Schmerz seiner Figur Ausdruck verleiht und die Schattenseiten des ständigen Weiterlebens betonen darf. Das reicht allerdings nicht aus, um seinen Bösewicht irgendwie ambivalenter zu machen. Dazu macht der Mime mit seinem sonstigen Spiel zu viel wieder kaputt.
Aus rein optischen Gesichtspunkten hätte „Infinite“ definitiv einen Kinorun verdient gehabt. Antoine Fuqua inszeniert mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln des Hochglanz-Bombastkinos. Vor allem die häufigen Szenen mit Bullet-Time-Effekten machen richtig Laune. Und sowohl in der Action als auch in den Montagen der Halluzinationen ist für starke Bilder gesorgt.
„Infinite – Lebe unendlich“ – Antoine Fuqua und Mark Wahlberg setzen auf Trash
„Infinite“ hat seine Qualitäten. Vor allem Antoine Fuquas Actionkönnen strahlt in den drei großen Actionszenen durchaus. Zwar wird der Fan auch an diesen Szenen zu mäkeln haben – vor allem die Blutleerheit enttäuscht extrem, der überzogene Ansatz der Action wird auch nicht jedem schmecken -, für mich jedoch stimmte der lustvoll überdrehte Spektakelfaktor. Gerade in der Action wirkte der Film, als sei er ausnahmsweise mal ganz bei sich. Auch die Optik und der Score von „Infinite“ passen. Rund um die farbsatten, mit steilen Kontrasten arbeitenden Hochglanzbilder und die Action wird es allerdings schwierig.
Hier entpuppt sich „Infinite“ nämlich als formvollendeter Big-Budget-Trash, der sich angesichts seiner verstiegenen Handlung selbst viel zu ernst nimmt. Und ist der Film doch mal witzig, geschieht dies unfreiwillig. Fast immer hat dann der enthemmt chargierende Ejiofor die Finger im Spiel. Vor allem im Mittelteil, wenn Fuqua die Welt seines Filmes zu etablieren versucht, gerät das ganze Unterfangen immer zäher, einfach weil einen die Geschichte um die Reinkarnationen niemals wirklich erreicht oder packt. Das liegt auch und vor allem daran, dass der Film aus seiner gar nicht so üblen Prämisse nichts macht. Bis auf eine einzige Szene hat man nicht den Eindruck, Wahlbergs Charakter würde sich gerade an etwas aus seinen vorherigen Leben gewinnbringend erinnern. Womit sich der ganze Film gefühlt selbst aushebelt.
So schaut man teils ein wenig peinlich berührt auf den Streifen und ist tatsächlich froh, wenn man ihn dann endlich durchgestanden hat. Man kann nur hoffen, dass dieser Film irgendwann als besserer Vertreter seiner selbst reinkarniert wird.
In diesem Sinne:
freeman
…
Einige hundert Menschen leben auf der Erde, die sich an ihre früheren Leben erinnern können, behauptet Mark Wahlbergs Off-Stimme in den ersten Minuten von „Infinite“. Unterteilt seien sie in zwei Gruppen: Da gebe es zum einen die „Believers“, die ihre Fähigkeit als Gabe betrachten und sie einsetzen, um das Gute in der Welt zu bewahren. Und dann sind da noch die „Nihilists“, die sich dem Fluch der ewigen Wiederholung ausgesetzt sehen und den Kreislauf um jeden Preis unterbrechen wollen, wozu ihnen auch die Auslöschung der Menschheit recht ist. Eine Prämisse, so hirnzerfräsend, dass man sie dem Zuschauer wohl Wort für Wort über die Tonspur eintrichtern muss, damit er sie schluckt.
Während die Hauptfigur also ihr entzückend einfach gestricktes Weltbild ausbreitet, gibt sie bereits preis, dass sie damit ihrem eigenen Wissensstand bei Handlungsbeginn weit voraus ist und im folgenden ihre Geschichte rückwärts aufrollen wird. Denn dies, darauf deuten früh alle Zeichen, wird eine weitere Erwacher- und Erlöserfabel, geschnitten aus der Matrix-Lende, auf dass der heilige St. Neo seinem ausgezehrten biblischen Vorbild optisch immer näher kommt.
Eine ästhetische Beobachtung, die hingegen keineswegs auf den alternden, gleichwohl immer noch ordentlich fleischbepackten Hauptdarsteller Mark Wahlberg zutrifft. So wie Antoine Fuqua die satten Proportionen seines ehemaligen „Shooter“-Stars inszeniert, könnte man tatsächlich glauben, dass darin unzählige frühere Leben Platz finden, vom Jäger mit Speer und Bastrock bis zum mittelalterlichen Eisenschmied. In so mancher Szene fällt die Beleuchtung derart schmeichelnd auf seinen massigen Oberkörper, dass die darunter liegenden Muskeln damit zu einem Tanz der Symmetrien aufgefordert werden. Der auf die Brust tätowierte Imperativ „Look Inside“ wird zum Ticket für ein Klassentreffen mit allen Ehemaligen, die in der Wahlberg-Bauchhöhle den Bären steppen lassen.
Um das abenteuerliche SciFi-Fundament dann auch gleich einem Crash Test zu unterziehen, wird der Prolog nicht etwa mit Wahlberg und seinem Widersacher Chiwetel Ejiofor bestritten, sondern mit deren Schmalhans-Avataren Dylan O’Brien und Rupert Friend, die sich als 1985er-Reinkarnation der Hauptcharaktere eine flotte Verfolgungsjagd durch das nächtliche Mexico City liefern. Ausgesprochen früh wird dadurch auch schon die eklatanteste Schwäche freigelegt: Dieser Film wird sich zum Friedhof ausrangierter Kleinteile vom Paramount-Wertstoffhof entwickeln, zusammengeklebt durch völlig redundante Autorennen oder sonstige Spießrutenläufe. Was auch immer auf dem Schneidetisch früherer Produktionen des Studios gelandet ist, feiert hier minutiöse Wiederauferstehung, indem Szene für Szene einfach das visuelle Konzept, das Setdekor, der Cast und die Effektcrew über den Haufen geworfen werden. Kann man ja mal machen, es passt schließlich zum Inhalt, denn es geht ja um Reinkarnation. Und so fungiert schon das Autorennen als warnendes Omen für die folgenden Ereignisse: Handwerklich beginnt es einwandfrei (übersichtliche Panoramaeinstellungen, dynamische Onboard-Aufnahmen, fast schon Jack-Reacher-Niveau), da blitzt noch einmal kurz der Fuqua auf, der sein Handwerk versteht. Auf dem Höhepunkt verwandelt es sich aber auch schon in einen irrsinnigen Superhelden-Alptraum, als der Ferrari, beziehungsweise dessen computergeneriertes Abbild, gemäß jüngster Gesetze des Unterhaltungsfilms jeglichen Grip verliert und den Adler auf der Schanze macht.
Dass Wahlberg kurz darauf mit seiner Türsteher-Statur ganz klein im Bewerbungssessel eines arroganten Restaurantbesitzers hockt und Häme über sich ergehen lassen muss, womit er als Normalo verkleidet das Mitleid des Zuschauers sucht (wie einst Neo als ausgebeuteter Büroangestellter im Großraumbüro), wirkt im Kontrast zur gerade erlebten Übertreibung sondergleichen wie die Pointe eines schlechten Witzes. Doch die Erdung durch eine Alltagssituation ist schon bald wieder passé, denn kurz darauf findet sich Otto Normalverbraucher aka Heinrich Treadway aka Evan McCauley in der Drogenhöhle eines Kleingangsters wieder und versucht ihm ein selbst geschmiedetes Katana anzudrehen. So postmodern verdreht, wie die Szene in ihrer Ausstattung schon anmutet mit all dem fernöstlichen Kitsch und den Tattoos, kommt sie natürlich nicht ohne billige „Kill Bill“-Referenz aus und beweist ihr beschränktes, auf recycelte Popkultur limitiertes Vorstellungsvermögen, um schließlich erneut in einer bleigeschwängerten Eskalation auszuarten. Und man beginnt zu verstehen: Der Restaurantchef, der seinen Bewerber arrogant abblitzen lässt, hat im Grunde in diesem Moment beste Menschenkenntnis bewiesen.
Auftritt Chiwetel Ejiofor, der nicht an sich halten kann und sich an einem kostengünstigen Denzel-Washington-Plagiat eines soziopathischen Straßenwolfs versucht. Das Spiel „Böser Cop, böser Cop“ übernimmt er praktisch im Alleingang. In einer von Klischees regelrecht gefluteten Verhörsequenz zieht er alle Register, die Hollywood ihm bietet. Ganz offensichtlich sind wir jetzt in der „Matrix“-Szene gelandet, als Neo über die Matrix aufgeklärt wird und ihm gewaltsam eine Metallspinne in den Bauch gepflanzt wird. Ejiofor jauchzt quasi vor Spielfreude, als er mit der Knarre herumfuchteln und seinem Widersacher rabiat die Augen öffnen darf. Welch ein Höhepunkt schauspielerischer Weihen. Immerhin zieht er sein hoffnungslos überzogenes Spiel den gesamten Film über durch und ist damit eine der wenigen Konstanten in einem Film, der auch nach dieser absurden Sequenz ohne Sinn und Verstand bei jeder sich bietenden Möglichkeit die Gestalt ändern wird.
Und während Wahlberg so langsam die Abenddämmerung der Erkenntnis ins Gehirn strahlt, öffnet sich das Produktionsdesign immer weiter der Hi-Tech-Linie. Futuristische Gerätschaften mit blauen Lichtern lassen vergangene Zeiten in Blitzgeschwindigkeit am Auge des Betrachters vorbeirauschen, zwischen Welten und Zeiten wird gesprungen, als wären es Nachbarschaften, die bequem zu Fuß erreichbar sind. Während Ejiofor mit abstrusen Mitteln zunehmend dämonisiert wird (Benzin-Waterboarding als morgendliche Hallowach-Übung? Warum nicht…), löst Mark lustige Körperrätsel und stählt somit nicht nur Körper, sondern auch Geist für den finalen Standoff. Zwischendurch präsentiert uns das Drehbuch allerhand abenteuerliche Nebenfiguren, die im Grunde nichts beitragen außer ihre eigene Schrulligkeit (hier insbesondere zu nennen: Jason Mantzoukas als Maschinenmeister und Toby Jones, wie zumeist, als schmieriger kleiner Wicht). Zum Abschluss wird noch ein wenig aus Flugzeugen gehüpft, was nichts Anderes bedeutet, als dass wir alle mit dem Storch gebracht werden und manche von uns dabei auch mal aus dem Wickel ins Meer fallen. Wasserspritzer, Blubberblasen, ein paar Gedankenmonologe zum Abgang. Warum das alles noch gleich? Was war das noch mit den Believers und Nihilists? Egal. Der Epilog ist dann wieder wie der Prolog, nur eben indonesisch. Und so schließt sich der Kreis. Asien-Sequel incoming. Mit neuen Darstellern, falls Wahlberg gerade Besseres zu tun hat. Spencer Confidential 2 drehen oder den Funky Bunch re-uniten zum Beispiel.
D. Eric Maikrantz hat eine Verfilmung seines Debütromans „The Reincarnationist Papers“ selbst aktiv vorangetrieben, indem er eine Prämie für die erfolgreiche Vermittlung an einen Hollywood-Agenten ausschrieb. Ob er sich das Ergebnis so vorgestellt hat? „Infinite“ ist nicht nur mit gebührendem Abstand Antoine Fuquas schlechtester Film, sondern ein waschechtes Desaster. Eine Frankenstein-Azubi-Schularbeit von einem SciFi-Actioner, die sich nicht anders zu helfen weiß, als die Reinkarnations-Thematik in unzusammenhängende Filmfetzen zu übersetzen, die nichts Wesentliches miteinander zu tun haben, außer, dass sie am Schneidetisch zusammengefügt wurden. Dabei liegt bei einem solchen Thema doch gerade der Reiz darin, kognitive Brücken zu schlagen und Verknüpfungen zu erstellen. Die finden hier jedoch bloß in Form von überzogenen, mit künstlichen Spezialeffekten legierten und schnell vergessenen Actionszenen statt, die in der Vita eines routinierten Handwerkers wie Fuqua eigentlich schon einen Alan Smithee rechtfertigen würden.
Noch:
Ursprünglich sollte “Infinite” bereits im August 2020 im Kino erscheinen. Die Covid-Pandemie machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Nach mehrfacher Verschiebung des Starttermins wurde die Kinoausstrahlung komplett gestrichen. Der Film wurde schließlich ab Juni 2021 über den US-Streaming-Service Paramount+ ausgewertet. Hierzulande ist er seit dem 24. September 2021 über Amazon Prime zu sehen. Über eine eventuelle Disc-Auswertung ist nichts bekannt.
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
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