Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Invasion Force

Originaltitel: Invasion Force__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: David A. Prior__Darsteller: Renée Cline, Walter Cox, Douglas Harter, Richard Lynch, Charles Stedman, Graham Timbes, David Marriott, Steve Bullack, Rebecca McGowan u.a.
Invasion Force deutsches DVD Cover

“Invasion Force” ist ein sehr unterhaltsamer B-Actioner.

David A. Prior wird bei mir aufgrund des granatenstarken Acion-Unfuges „Deadly Prey“ und der herrlich selbstironischen Fortsetzung „Deadliest Prey“ auf ewig einen Stein im Brett haben. Davon abgesehen, ist Prior in meinen Augen ein ziemlicher Stümper, dessen qualitätsmäßige Trefferquote rückblickend eher unterirdisch ausfällt. Mit „Invasion Force“ haben wir jedoch eine rühmliche Ausnahme. Denn der Actionfilm macht richtig Laune.

Aufblende. Die Kamera bahnt sich anstelle des Helden ihren Weg durch den Laubwald hinter David A. Priors Haus, in dem er einfach zu gerne drehte. Perspektivwechsel. Wir sehen endlich den Held. Ein blonder Hühne mit pervers lächerlicher Vokuhila-Frisur, bei deren Erstellung der Friseur brachialst abgerutscht sein muss. Ein Stirnband hält die restliche Haarpracht zusammen. Mit Riesenwumme im Anschlag schleicht Blondie durch den Laubwald.

Umschnitt. Eine holde Maid im Leopardenbikini ist an eine Zeltstange gefesselt. Ein Lump macht sich an ihr zu schaffen. Gerumpel von der Tonspur. Laubhütten werden von Explosionen zerfetzt. Mit plötzlich gleich zwei Superwummen im Anschlag nietet der blonde Vokuhila-Knilch die Halunken um. Bloodpacks platzen, Männer schreien in Todesangst und Explosionen steigen gen Himmel. Die holde Maid wird befreit.

Einen Schnitt später pustet der Held weitere Lumpen um. Ist der Landstrich dann endlich befriedet, wirft sich die holde Maid um des Helden Hals, ignoriert den toten Hund auf seinem Kopf und setzt zum Kuss an. Da schreit der Held „Aua“ und irgendjemand anderes ruft „Schnitt“. Die Dreharbeiten zu einem nicht betitelten Actionfilm müssen unterbrochen werden.

Die ganze Szene mit sämtlicher Pyrotechnik und geplatzten Bloodpacks ist unbrauchbar. Diese verdammten Schauspieler! Die zicken sich hernach sogar noch an. Regisseur Ben Adams ist konsterniert. Zumal er bereits Tage hinter dem Drehplan zurückhängt.

Tage, die ihm und seinem Team zum Verhängnis werden. Denn just am Abend des vergurkten Drehtages landen ausländische Terroristen in dem Laubwald und wollen die angrenzende Stadt im Handstreich nehmen. Hernach wollen sie die US and A räuberisch erpressen. Da haben sie allerdings die Rechnung ohne die Filmcrew gemacht, denn anstatt wegzurennen, startet die einen eigenen Krieg gegen die Terrorlumpen!

Schaut in den Actioner mit Richard Lynch hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=r1hBrzGWSz4

In „Invasion Force“ trifft eine Menge „Die rote Flut“ auf eine Menge „Invasion USA“, angereichert mit netten „Film im Film“-Momenten. Die lassen in ihren cleversten Momenten häufiger den Eindruck aufkommen, die Macher von „Tropic Thunder“ hätten bei „Invasion Force“ das eine oder andere Mal GAAAANZ genau hingeschaut. Und ja, „Invasion Force“ hat tatsächlich ein paar starke Szenen zu verzeichnen. Highlight ist definitiv eine großartige Motivationsrede einer jungen Dame an das Filmteam, in der der Zauber der Filmemacherei beschworen wird: Das Möglichmachen des Unmöglichen, das Schaffen von Illusionen.

Spätestens bei derart liebevollen Liebeserklärungen an das Medium Film reibt man sich ein wenig verwundert die Augen und spult noch einmal zum Beginn, um sich zu vergegenwärtigen, dass hier David A. Prior am Wirken war. Der treibt seinen mit straffen 75 Minuten Nettolaufzeit aufwartenden Actionspaß mit hohem Tempo über die Leinwand, generiert keinerlei Leerlauf und schafft es sogar, die recht große Filmemacherschar beinahe durchweg extrem sympathisch erscheinen zu lassen.

Und als wäre all das noch nicht genug, fängt das Drehbuch kurz vor Schluss auch noch das Twisten an und endet mit einem so nicht zu erwartenden Ende, welches das soeben Gesehene noch einmal auf den Kopf stellt. Man sehe und staune!

Super Force USA aka Invasion Force DVD Cover

“Invasion Force” wird auch als “Super Force USA” an den willigen Actionfan herangetragen.

Dass sie in einem Film mitwirken dürfen, dessen grundlegende Story-Idee zur Zeit der Entstehung alles andere als überstrapaziert war (und es bis heute nicht ist), beflügelte zudem einige der Darsteller. Hier sind beinahe alle mit sichtlichem Spaß bei der Sache und selbst unbedarft wirkende Darsteller wie Renée Cline als Heldin der Chose mühen sich redlich. Zudem nimmt keiner den Film zu ernst, was direkt für einen schön lockeren Unterton sorgt.

Der bekannteste Name im Cast ist Richard Lynch („Cashfire“) als Terroristen-Anführer. Ein kleiner Besetzungscoup, spielte er doch schon in einem der Vorbilder von „Invasion Force“ die gleiche Rolle: Unvergessen, sein Auftritt als Chuck Norris’ Endgegner in „Invasion USA“.

Actiontechnisch hält „Invasion Force“ ein paar Szenen bereit. Allerdings sind diese dann um einige Klassen niedriger skaliert als jene in „Die rote Flut“ oder „Invasion USA“. Mit derartigen Budgethämmern kann Prior nicht mithalten. Dennoch müht er sich, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen. Er wird geballert und es explodiert eine Menge. Alles recht durchsichtig und billig wirkend.

Auch missglücken ein paar Momente, etwa das nett gedachte, aber eher mau umgesetzte Dschungelfallen-Massaker. Zumindest platzen immer mal wieder Bloodpacks, zwei Menschen werden komplett zersprengt und ein Panzer rollt auch noch durch die Gegend. Da hat Prior selbst schon deutlich Schlechteres abgeliefert.

In optischer Hinsicht erstaunt es immer wieder, mit welchem Spaß Prior bei seinen Filmen durch die Laubwälder Amerikas tingelte. Es gibt im ganzen Film kein einziges Haus zu sehen. Nur Zelte, Strohhütten, Bäume, Waldwege und kleinere Sandgruben. Nicht einmal die bedrohte Stadt bekommt man zu sehen. Was nur unterstreicht, wie dick der Geldbeutel bei „Invasion Force“ gefüllt war. Der Hauch des Billigen umweht jedes einzelne Bild und in Sachen Optik war Prior schon immer Handwerker und kein Künstler. Dafür gibt sein Soundtrack-Maestro alles am Keybord und zaubert einen gar nicht mal so üblen Synthie-Score hin.

„Invasion Force“ weiß absolut zu unterhalten

Was am Ende bleibt, ist ein dank seiner Story-Prämisse damals wie heute erstaunlich frisch rüberkommender B-Actioner, der über seine kurze Laufzeit hinweg richtig gut unterhält. Spielfreudige Darsteller lassen ebenfalls keinerlei Langeweile aufkommen.

Starke Abzüge gibt es leider in der B-Note. „Invasion Force“ durfte nicht allzu viel kosten, weswegen gerade der Action immer mal wieder der rechte Druck fehlt und explodierende Karren und Strohhütten eher unspektakulär vor sich hin kokeln. Und das Setting im Laubwald um die Ecke ist halt auch ein echter Stimmungskiller. Dennoch kann der geneigte Actionfan bei diesem kleinen Actioner getrost mal einen Blick riskieren. Und wenn er mutig ist, lässt er sich die Frise vom blonden Hünen rasieren.

6 von 10

Am 22. Juli 2022 erschien „Invasion Force“ erstmals auf DVD in deutschen Landen. Ungeschnitten mit einer harschen FSK 18 Freigabe. Mr. Banker Films / Cargo Records brachten den Streifen zudem unter dem Alternativtitel „Super Force U.S.A.“ und mit abweichenden Cover in den Handel. Beide Auflagen hatten eine italienische VHS als Master, was eine eher schlechte als rechte Bildqualität zur Folge hat.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Mr. Banker Films / Cargo Records__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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