Originaltitel: Ironclad: Battle for Blood__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Jonathan English__Darsteller: Michelle Fairley, Roxanne McKee, Danny Webb, Rosie Day, Andy Beckwith, David Rintoul, Tom Austen, Predrag Bjelac, Twinnie Lee Moore, David Caves, Tom Rhys Harries u.a. |
2011 durfte James Purefoy in Jonathan Englishs „Ironclad“ gegen eine Horde Dänen und den England unterjochenden King John mal so richtig den Hammer schwingen und ein wahrhaft infernalisches Gemetzel entfesseln. Blutige Schauwerte, durchaus kinotaugliche Bilder und eine richtig gute Besetzung (Brian Cox, Paul Giamatti, Kate Mara, …) konnten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Film vor allem an Herz und Seele fehlte. Die Handlung animierte nicht zum Mitfiebern und die diversen Heldentode ließen einen vollkommen kalt.
Drei Jahre später ermöglichte man Jonathan English („Minotaurus“) einen zweiten Anlauf. Dabei ging man aber auf Nummer sicher und strich ihm das Budget gehörig zusammen. So reichte es nur noch für zugegebenermaßen sehr stimmungsvolle Drehorte in Serbien und allenthalben aus Fernsehserien bekannte Gesichter…
Fünf Jahre nach den Ereignissen in „Ironclad“ hat sich England von der Terrorherrschaft King Johns erholt. Alles könnte so toll sein, wären da nicht keltische Stämme, die sich entlang der Grenze zu Schottland erheben und die Ordnung und Sicherheit Englands immer wieder aufs Neue bedrohen. Als ein keltischer Clan eine englische Burg angreift, kommt es zu einem verheerenden Zwischenfall: Der Sohn des Anführers der Kelten wird getötet. Dessen Vater sinnt nun auf Rache und belagert die Burg inbrünstig. Die eingekesselten Engländer sehen irgendwann keinen Ausweg mehr und schicken einen der Ihren los, um Söldner anzuheuern, die die Belagerung zersprengen sollen. Unter den verpflichteten Söldnern befindet sich mit Guy the Squire ein Neffe der eingeschlossenen Burgbesitzer, der zudem vor fünf Jahren mit Thomas Marshal (James Purefoys Charakter) gegen King John aufbegehrt hatte…
httpv://www.youtube.com/watch?v=cUjYbRn1htQ
Kurzum: Die Kelten ersetzen die Dänen, ein wilder Kelten-Anführer ersetzt King John und ein eingekesseltes Schloss ist der Hauptschauplatz des nun folgenden Dauergemetzels. Und auch wenn English mit der Figur des Guy an seinen Vorgängerfilm anzuschließen versucht, inszeniert er letzten Endes einfach nur ein Remake von „Ironclad“. Der weitere Verlauf ist nun klar vorgezeichnet: Die Schotten stürmen an und werden zu Dutzenden umgehackt und abgestochen. Und ab und an darf auch mal ein Engländer heldenhaft verrecken. Das erinnert ein Stück weit an ein „Die glorreichen Sieben“ im Mittelalter oder eben an, genau, „Ironclad“.
Beginnen wir doch einfach einmal mit dem Positiven: Jonathan English gelingt es mehrfach, ein paar wunderschöne Landschaften mittels spektakulärer Kamerafahrten ins rechte Licht zu rücken. Auch die Settings seines Filmes überzeugen und der Hauptschauplatz der belagerten Burg bietet definitiv eine fantastische Szenerie. Ebenfalls gefällt, dass Englishs mittelalterliches England mal so richtig schmutzig und abgefuckt rüberkommt! Selbst die Helden starren hier vor Dreck und man wird nicht permanent von gleißend hellen Zahnreihen geblendet. Auch die Ausstattung ist schlicht und ergreifend sehr stimmig und vor allem überzeugend geraten. So gelingen English immer wieder Momente, in denen sein „Ironclad 2“ deutlich teurer wirkt als er tatsächlich war.
Gerade in diesem Punkt wirkt er ein wenig wie unser allseits beliebter Uwe Boll in seinen frühen Karrieretagen. Sprich: Er händelt sein schmales Budget gekonnt, legt großen Wert auf technische Aspekte und groß wirkende Bilder… und bekommt einfach keine Seele in seinen Film. Denn erneut versagt English bei dem eigentlich wichtigsten Aspekt des Filmemachens: Dem Erzählen. Seine Charaktere sind bloße Hüllen, die sich nicht entwickeln oder verändern dürfen. Ihre wenigen Dialoge feuern sie uninspiriert, in teilweise ungünstig zwischen den Actionszenen geparkten, ruhigen Momenten ab und animieren damit größtenteils unfreiwillig zu einem herzhaften Schmunzeln. Auch wirken einige Darsteller in ihren Rollen alles andere als glücklich. Am besten kommt noch Tom Austen („Die Borgias“) als Guy weg, da jener wenigstens über einige echte Kanten und Ecken verfügt. Leider verpuffen diese spätestens dann, wenn man mitbekommt, dass es Guy einfach an echten Handlungsmotiven fehlt. Werbung für „Ironclad 2“ macht man am liebsten mit Michelle Fairley (Catelyn Stark aus „Game of Thrones“), doch jene findet in „Ironclad 2“ nicht wirklich statt und man hat den Eindruck, der gesamte Film laufe komplett an ihr vorbei. Roxanne McKee („Wrong Turn 5“) ist der zweite „Game of Thrones“ Star, der zumindest für ein wenig Eye Candy sorgt, ansonsten aber auch großräumig verschenkt wird. Die Bäddies rekrutieren sich derweil vornehmlich aus diversen osteuropäischen Darstellern, die teilweise gewaltig überziehen.
In Sachen Action schlägt sich „Ironclad 2“ ganz ordentlich. Zwar sieht man dem Film auch in diesem Bereich an, dass man ihm sein Budget gewaltig gekürzt hat, doch die ruppige und vor allem sehr brutale Umsetzung sorgt definitiv für den einen oder anderen Schauwert – auch wenn die ganz komplexen Szenen ausbleiben. Zudem erreicht der Film bei weitem nicht das Gewaltätigkeitslevel von „Ironclad“. Natürlich ist auch dieser Film wieder weitgehend selbstzweckmäßig brutal, aber er kostet diese Szenen nicht derart aus, wie der Vorgänger. Dennoch gehen diverse Körperteile verloren, werden Schädel eingeschlagen und Augen aus den Höhlen gepult. Alles drin, alles ein wenig kleiner als im Vorgänger und hier und da auch nicht ganz glücklich getrickst. Doch die Frequenz der Actionszenen stimmt und der Bodycount ist ebenfalls munter am Rotieren.
Die Choreographie wirkt leider ein wenig behäbig, was English mit blöden Kameratricks wieder ausgleichen will. Die Folge sind stetig zitternde Einstellungen. Als habe er sich nicht getraut, das Stilmittel der Shaky Cam konsequent und vor allem richtig durchzuziehen. Die damit intendierte Wirkung wurde mir niemals so wirklich klar. Weder wurden die Actionszenen so schneller oder wuchtiger geschweige denn unmittelbarer. Sie wackelten eben und erinnerten an eine Art Fiebertraum. Ganz zu schweigen davon, dass derartig moderne Manierismen so gar nicht zum präsentierten, geerdeten Mittelalter-Setting passen wollen. Schade ist auch, dass English seine Action weitgehend ohne Musik inszeniert. Das kann funktionieren, allerdings muss dann die Action einen ganzen Zacken schneller montiert sein als in „Ironclad 2“. Und sie müsste viel wuchtiger und intensiver daherkommen. Kann man über all diese Probleme noch hinwegsehen, sind die mau inszenierten, viel zu theatralisch umgesetzten Heldentode ein Quell unfreiwilliger Komik. Auch und vor allem, weil einem die meisten Charaktere eh vollkommen Latte sind. Hier überschätzt English sich und sein inszenatorisches Gespür doch gewaltig.
Und so ist „Ironclad 2 – Bis aufs Blut“ in erster Linie eine großräumig verschenkte Chance für Regisseur Jonathan English. Diesem gelingt es nicht einmal ansatzweise, diverse Unzulänglichkeiten des alles andere als runden oder gar starken Vorgängers auszubügeln. Stattdessen inszenierte er einfach ein dank Budgetkürzungen deutlich kleiner skaliertes Remake seines überbrutalen Mittelalterschinkens, kann dabei aber rein gar nicht auf das größte Plus seines Originals bauen: Eine kernige, extrem charismatische Schauspielerriege. Die Folge: Der ausgiebig in Blut badende, actiontechnisch ganz nett aufgestellte und einige sehr tolle Naturpanoramen präsentierende „Ironclad 2“ lässt noch kälter als sein direkter Vorgänger.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 25. Juli 2014 von Universum Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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