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Jaguar lebt

Seventies-Action als Mix aus Agentenfilm und Martial Arts. Joe Lewis gibt den Karate-Bond Jonathan Cross, der in „Jaguar lebt“ einem Superschurken hinterher spürt, der den internationalen Drogenhandel unter seine Kontrolle bringt. Das Ergebnis ist knalliger Kokolores mit vielen Kloppereien und erstaunlich prominenter Besetzung.

Originaltitel: Jaguar Lives!__Herstellungsland: USA/Spanien__Erscheinungsjahr: 1979__Regie: Ernest Pintoff__Darsteller: Joe Lewis, Christopher Lee, Donald Pleasence, Barbara Bach, Capucine, Joseph Wiseman, Woody Strode, John Huston, Gabriel Melgar, Anthony De Longis, Sally Faulkner u.a.
Jaguar lebt

Seventies-Action zwischen James Bond und Martial Arts: “Jaguar lebt”

In den 1970ern versuchten sich findige B-Produzenten an der Kombination gleich zweier populärer Genres: James-Bond-Verschnitte und Martial Arts. Nun hatte 007 selbst schon in Werken wie „Man lebt nur zweimal“ fernöstliche Kampfkunst erlebt, die geballte Handkante sollten dagegen Experten in den B-Kopien verteilen, so auch in „Jaguar lebt“.

Also steckte man einen Karate- und Kickboxchamp in die Titelrolle als Jonathan Cross (Joe Lewis), Codename Jaguar, in dessen Spezialeinheit „Big Cats“ alle Agenten nach Raubkatzen benannt sind. So auch sein Kumpel Bret Barrett (Anthony De Longis) alias Cougar, mit dem er sich ein Wettrennen zum Schauplatz des nächsten Einsatzes liefert, an dem Terroristen eine Bombe platziert haben. Doch beim Antiterrorkampf schießt Bret dem Jaguar ganz unfein ins Bein, ehe die Bombe hochgeht und alle Welt ihn für tot hält, während Jonathan überlebt. Daher auch der Titel. Im Gegensatz zum Jaguar und dem Rest des Geheimdienstes kriegt der Zuschauer allerdings ganz klar mit, dass Bret a) seinen Kumpel anschießt und b) gar nicht bei der Explosion draufgegangen sein kann, was sich als wenig kluge Idee von Drehbuchautor Yabo Yablonsky („Flucht oder Sieg“) und Regisseur Ernst Pintoff („Blade – Der Kontrabulle“) erweist.

Jonathan zieht sich zwecks Trauerns und Trainierens in die Berge zurück, wo er von seinem Sensei (Woody Strode) entsprechend unterrichtet wird. Gemeinsam zieht man auch mal ein paar pöbelnden Rassisten einen Scheitel, doch die Männer-Zweisamkeit wird gestört als Kontaktfrau Anna Thompson (Barbara Bach) auftaucht und verkündet, dass neue Arbeit auf den Jaguar wartet. Jonathan sträubt sich erst, ist aber Feuer und Flamme, als man ihm steckt, dass der neue Schurke derjenige sein soll, der Bret auf dem Gewissen hat, womit eigentlich der klassische Racheanlass gegeben ist, auch wenn der Film ihn ja schon mit besagter Auftaktszene torpediert hat.

Also sucht Jonathan nach Spuren des kriminellen Masterminds, das den internationalen Drogenhandel komplett unter seine Kontrolle bringt und etwaige Konkurrenten ausschalten lässt. Die Jagd nach dem Schurken führt ihn durch aller Herren Länder…

httpv://www.youtube.com/watch?v=KFgLDftO5ls

Wer dann im Finale als mysteriöser Oberboss präsentiert wird, dürfte nur diejenigen mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs überraschen, doch drehbuchtechnisch ist „Jaguar lebt“ alles andere als rühmlich. Das Bond-Rezept der vielen Schauplatzwechsel und exotischen Locations sollte hier Pate stehen, jedoch fehlt „Jaguar lebt“ in die inhaltliche Geschlossenheit der Vorlagen. Episodenhaft jettet Jonathan über die Kontinente, plauscht mit Diktatoren in einer Bananenrepublik, befreit Gefangene aus einem Wüstengefängnis und kloppt sich in asiatischen Gefilden über Dschunken. Zwischenzeitlich werden für wenige Sekunden Aktionen der Schurken in weiteren Ländern gezeigt (etwa ein Bombenattentat in Paris), immer mit Ortsangabe, damit der Zuschauer noch weiß, welches Land er gerade bestaunen darf. Damit kann „Jaguar lebt“ immerhin einen ähnlichen Exotikfaktor wie diverse Bonds aufbringen, denn hier gibt es vielfältige, hübsch in Szene gesetzte Schauplätze vom japanischen Garten bis zum europäischen Schloss zu sehen, wobei an jeder Ecke ein Gaststar steht.

Viele davon, darunter Barbara Bach („Der Spion, der mich liebte“), Christopher Lee („Der Gigant“) und Donald Pleasance („River of Death“), haben Bond-Erfahrung und wurden wohl wegen ihrer Namen angeheuert, aber immerhin Lee als charismatischer Schurkenboss und Pleasance als Westentaschen-Diktator sorgen für reichlich Leben in der Bude. Außerdem dabei: Ein eher vergessenswerter John Huston („Der Wind und der Löwe“), ein verschenkter Woody Strode („Die gefürchteten Vier“) und eine attraktive Sally Faulkner („The Destructor“) für den weiteren Bekannte-Gesichter-Faktor. Vor allem aber ist das Ganze ein Vehikel für Joe Lewis („Death Fighter“) bei seinem Schauspieldebüt, was der Mann halbwegs okay, aber doch eher hölzern absolviert. Trotz einiger weiterer Rollen in Genrefilmen reichte es für ihn dann doch nicht zu Actionstarweihen.

All die Starpower und all das bunte Treiben sind dann auch der Hauptmotor von „Jaguar lebt“, denn der Plot ist es nicht. Der ist reichlich konfus und kommt von Hölzchen auf Stöckchen, nur um Jonathan von Schauplatz zu Schauplatz schicken. Alles, was man dabei versteht, ist eben, dass er den neuen Player im Drogengeschäft jagt und dass der zum globalen Super-Kingpin werden will, aber warum Jonathan nun genau Aufgabe A an Schauplatz B für Information C erledigen muss, das wird nie so recht klar. Auch sonst ist es mit der inneren Logik nicht weit her. Nicht nur begehen die Schurken andauernd den Fehler, dass sie Joe nicht direkt umlegen, sondern erst lange auf ihn einreden und/oder eine spezielle Todesart für ihn vorbereitet haben (das ist bei Bond ja auch oft so), manchmal verhalten sie sich regelrecht widersinnig. Da nimmt etwa eine Schurkin den Jaguar gefangen, liefert ihn an Crime-Boss Adam Caine (Christopher Lee) aus und besteht darauf, dass er schnellstmöglich eliminiert wird. Warum sie das nicht selbst erledigt, weiß der Geier. Caine will Jonathan aber lieber bei einer Ninja-Kampfprobe zur Strecke bringen und lässt den Helden sogar gehen, nachdem er diese bestanden hat, damit dieser dann Caines Chef meucheln und alle Pläne durchkreuzen kann.

Was dem „Jaguar lebt“ dann in der Logik-Abteilung fehlt, das wird dann immerhin teilweise durch Schauwerte ausgeglichen. Ein Buggy-Jagd durch die Wüste, gelegentliche Schusswechsel und natürlich reichlich Kloppereien stehen auf dem Plan. Deshalb erfindet das Drehbuch immer wieder lauter mögliche und unmögliche Gründe, warum Wachposten ihre Schießprügel gerade nicht benutzen können und stattdessen in den Nahkampf mit dem Agenten müssen. Die von Joe Lewis selbst choreographierten Fights haben manchmal noch diese Seventies-typische Steifheit, machen aber durchaus Laune. Highlights sind der erwähnte Ninja-Parcours, ein Kampf mit Motoradfahrern am Diktatorenhof und das Finale, in dem der Jaguar ausführlich mit einem ebenbürtigen Gegner messen darf.

Insofern ist „Jaguar lebt“ sicherlich kein zu Unrecht vergessener Klassiker des Actionkinos, mit entsprechendem Spaß an konfusem wie buntem Seventies-Blödsinn aber durchaus zu konsumieren. Es gibt recht gelungene Kampfszenen, eine prominente Besetzung und exotische Locations im Dutzendpack – mit der episodenhaften wie konfusen Handlung um all diese Schauwerte herum muss man freilich leben können.

„Jaguar lebt“ erschien hierzulande ungekürzt, sowohl ungeprüft als auch frei ab 12 Jahren, auf VHS, während es ihn in Großbritannien und den USA schon länger auf DVD gab. Ende Mai steht die DVD- und Blu-Ray-Premiere auf dem deutschen Markt an, wenn EYK Media den Film in drei ungeprüften Mediabooks mit beiden Medien veröffentlicht.

© Nils Bothmann (McClane)

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