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Jane LA

Originaltitel: Jane LA__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Max Landis__ Darsteller: Zena Grey, Maggie Levin, Hadrian Belove, Russell Henson, Anna DeHaan, Max Landis, …
Jane LA (2014)

Jane LA (2014)

httpv://www.youtube.com/watch?v=Ahozy4HJCjc

A short film about a girl and her art project…

„Jane LA” ist ein knapp 12-minütiger Kurzfilm aus dem Jahre 2014, der von Max Landis in einem Cinéma-Vérité-Faux-Documentary-Found-Footage-Stil konzipiert und umgesetzt wurde sowie die Geschichte eines in eben jener westamerikanischen „Stadt der Engel“ lebenden Mädels (Zena Grey) erzählt, welches man durchaus als eine Art Manic Pixie Dream Girl charakterisieren könnte und sich nach bestimmten gesammelten Erfahrungen im Rahmen eines Festivalbesuchs jüngst erst daran begeben hat, ein wie folgt angekündigtes bzw. freimundig umschriebenes „Kunst-Vorhaben“ zu realisieren: „I want to build a bomb… and set it off in a really highly populated location… and kill a lot of people.“ Als ein junger Mann namens Trey (Landis höchstpersönlich) davon erfährt, erweckt die Story auf Anhieb seine Neugier – worauf er Kontakt zu Jane und einigen Leuten aus ihrem Umfeld herstellt und sich dazu entschließt, das Ganze mit seiner Video-Kamera festzuhalten, um später aus dem Material eine Doku anzufertigen. In diesem Sinne interviewt er einige ihrer Freunde (Maggie Levin, Hadrian Belove, Russell Henson und Anna DeHaan), verbringt Zeit mit ihr – erfreut sich u.a. an ihrer reizenden Gesellschaft – und begleitet sie bei einem Teil ihrer Vorbereitungen, welche sie eines Tages auch in einen Baumarkt führen. Als sie im Anschluss daran allerdings damit beginnt, einige der dort erworbenen Produkte (unter ihnen Aceton) gemäß einer Anleitung aus dem Internet gezielt miteinander zu vermengen, wird ihm zum ersten Mal bewusst, dass sie ihre dargelegte Absicht eventuell tatsächlich ernst meinen könnte…

Bei Jane´s Figurenzeichnung ließ sich Landis zum einen von einer seiner einstigen „Verflossenen“ inspirieren – einem süßen, hübschen, unbeschwert auftretenden Mädel, das gelegentlich jedoch (unverblümt direkt) erstaunlich bedenkliche (unhöfliche, grausame, politisch inkorrekte) Dinge von sich gab, die ihre Mitmenschen dann aber stets mit nichts weiter als einem Lächeln oder vergnügten Lachen abtaten – ebenso wie (zum anderen) seitens diverser sich primär auf „angesagten Veranstaltungen“ in und um Hollywood herumtreibender Frauen, die sich immerzu möglichst interessant und cool zu geben bzw. zu präsentieren versuchen sowie geradezu süchtig nach Aufmerksamkeit und Anerkennung (egal ob nun „im echten Leben“ oder auf „Facebook“) wirken, hinter ihren „kreierten Fassaden“ allerdings oft ziemlich einsam, verunsichert und/oder „instabil“ sind. Nach einer flüchtigen Affäre mit einem ihrer Professoren musste Jane vor einiger Zeit das College abbrechen, wohnt inzwischen in Los Angeles, gilt als alternativ und künstlerisch ambitioniert. Ihre Bekannte beschreiben sie u.a. als funky, off-kilter und fun-crazy. Im Prinzip weiß keiner so recht, wie sie eigentlich ihren Lebensunterhalt bestreitet – vermutlich mit Hilfe finanzieller Unterstützung ihrer Eltern (in einer Szene verfasst sie bspw. einen privat gehaltenen Brief an ihren Vater). Andere betrachtet sie häufig als bösartig und gemein – etwa wenn jemand Kritik äußert, sie irgendwie korrigiert oder einzelne ihrer Aussagen Schrägstrich Anschauungen nicht teilt: Sie ist also eine dieser Personen, die sich leicht und schnell missverstanden und angegriffen fühlen…

Die Frage ist natürlich, was es mit ihrem „Projekt“ letzten Endes auf sich hat: Baut sie ernsthaft eine Bombe, mit der sie Unschuldige zu töten gedenkt, handelt es sich bloß um „leeres Gerede“, möglicherweise um in gewissen Kreisen im Gespräch zu bleiben, oder plant sie vielleicht eine Art Aufführung, Happening bzw. Performance-Kunst, ggf. inklusive Feuerwerk und einer konkreten, tiefschürfenden Botschaft? „People spend so much of their lives just guarding themselves and trying to feel safe. I want to create something that makes everyone see how beautiful life is and how important and special it is. If everybody would just look around and just go outside of themselves and just stop protecting themselves – then maybe we can all care about each other…“, gibt sie an einer Stelle an, als es um ihre Beweggründe geht. Für wirklich gefährlich hält sie indes niemand. Genau darauf angesprochen, erwidert einer der betreffenden Hipster rhetorisch: „Are ‘My Little Ponys’ dangerous?“ Ohne sich je boshaft über sie lustig zu machen, amüsieren sie sich eher ein Stück weit über ihr Gebaren: „It´s like she went to ‘Burning Man’ and came back and decided that she´s ‘Tyler Durden’ or something.“ Es ist klar, dass der Film mit speziellen Stereotypen und Geschlechterrollen spielt: Keiner würde ein solch charmant-zierlich-quirliges Wesen wie sie für eine „verrückte Terroristin“ halten. Tendenziell exzentrisch, ja – aber wohl kaum zu einer Gewalttat wie der verlauteten fähig. Unzweifelhaft ist es so, dass unsere Einschätzungen und Verhaltensweisen in unterschiedlichen Situationen (unweigerlich) von Äußerlichkeiten und „vorgefassten Klassifizierungen“ beeinflusst werden…

Seines Zeichens John´s 1985 geborener Sohn sowie Drehbuch-Autor solcher Werke wie „Chronicle“ und „American Ultra“, hat Max Landis den „Short“ ursprünglich bereits nur ein paar Monate nach der Veröffentlichung seiner überdrehten 2012er educational Parody „the Death and Return of Superman“ abgedreht – und das relativ spontan im Laufe einer einzigen Woche, mit einer geliehenen „Canon 7D“-Kamera sowie angrenzend frei eines Skripts und Budgets. Zwei Jahre später fand er schließlich die nötige Ruhe, sich dem finalen Editing und der Hinzugabe einzelner Effekte zu widmen, die von seinem Kumpel Mike Deva (kostengünstig) beigesteuert wurden. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen. In erster Linie ist das den wunderbar authentisch und ungekünstelt erscheinenden Darbietungen der versammelten Akteure zu verdanken: Sie agieren durch die Bank weg überzeugend und haben ihre Dialoge weitestgehend (mit nur wenigen im Vorfeld genannten Stichworten) frei heraus improvisiert. Hauptdarstellerin Zena Grey („My Soul to Take“) hat immerzu erst unmittelbar vor der jeweiligen Aufnahme erfahren, was (grob) darin vorkommen und in welche Richtung sich die Story im Folgenden bewegen soll. Ihr einnehmend sympathisches Auftreten sorgt dafür, dass man selbst gern „mit ihr abhängen“ und „um die Häuser ziehen“ würde. Als Trey allmählich Gefühle für sie entwickelt, dämpft eine der Befragten seine Hoffnungen (auf seine vorsichtige Erkundigung hin) allerdings prompt: „I think like, you´re ‘too regular’ for her.“ Und dennoch sucht er (trotz allem) weiterhin ihre Nähe – bis irgendwann sogar mal von einem „offiziellen Date“ die Rede ist…

Alles in allem entpuppt sich „Jane LA“ als ein zeitgemäßer, reizvoll-anregender Kurzfilm, bei dem der gewählte „unprofessionell-rohe“ Shaky-Cam-Found-Footage-Amateuraufnahmen-Doku-Stil sowohl vom Konzept als auch der Umsetzung her prima passt und funktioniert: Eine unterhaltsame, durchaus einfallsreiche und keineswegs unsmarte Kombination aus Satire, schwarzer Komödie und Drama, die einen „frischen Eindruck“ heraufbeschwört sowie u.a. aufgrund ihrer „Ungeschliffenheit“ und erzeugten Empfindungen zu punkten vermag. Obgleich einige Schwächen nicht von der Hand zu weisen sind – unter ihnen spezifische Vorhersehbarkeiten sowie ein Abspann, der zwar mit einem klangvollen Musikstück Evan Goldmans aufwartet, den ich persönlich allerdings (zumindest teilweise) mit anderem Bildmaterial unterlegt hätte – hat Landis in Gestalt dieses kleinen, zum Jahreswechsel 2014/15 online gestellten Projekts hier insgesamt jedoch einmal mehr bewiesen, dass man nicht unbedingt viel Geld benötigt, um etwas Beachtenswertes zu erschaffen, sofern man denn über ein ergiebiges Maß an Talent und Kreativität verfügt…

Stefan SeidlJane LA

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Jane LA

Copyright der Bilder bzw. Screenshots: Max Landis

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