Originaltitel: Jeepers Creepers: Reborn__Herstellungsland: Finnland, Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Timo Vuorensola__Darsteller: Sydney Craven, Ocean Navarro, Gabriel Freilich, Georgia Goodman, Imran Adams, Matt Barkley, Alexander Halsall, Jodie Mcmullen u.a. |
„Was war denn das?“, fragte mich mein Kumpel entgeistert nach dem „Genuss“ des neuesten Eintrages ins „Jeepers Creepers“-Franchise. „Was das war? Das war Scheiße!“, lautete meine trockene Replik. Und selbst heute, nach einem Tag drüber schlafen, kann ich von meiner Einschätzung kein Stück abrücken.
Dabei mag ich den Creeper. Fand „Jeepers Creepers“ saustark. Doch schon mit Teil zwei bekam die Liebe zum Creeper tiefe Risse, denn diese funktionierte für mich gar nicht. Die mit deutlicher Verspätung nachgereichte zweite Fortsetzung „Jeepers Creepers 3“ machte mir allerdings wieder mehr Spaß, kam aber auch nicht an den Erstling heran.
Warum also keinen Neustart versuchen? Mutig fabulierte man direkt von einer weiteren Trilogie um den Creeper. In Timo Vuorensola („Iron Sky: The Coming Race“) fand man auch bald einen Regisseur. Der stand neben der Revitalisierung einer beliebten Horrorfigur vor dem großen Problem, einen Film mitten in der Pandemie drehen zu müssen. Infolgedessen wurden die Dreharbeiten beispielsweise auf zwei Zeiträume aufgeteilt. Das Ergebnis erzählt nun folgende Story:
Chase ist mit seiner Freundin Laine auf dem Weg nach Louisiana. Hier will er zum einen die Horror Convention Horror Hound besuchen und zum anderen seiner Freundin endlich einen Antrag machen. Vor Ort wähnt sich Chase alsbald im Paradies. Denn Chase saugt von jeher jedwede Information zum Creeper förmlich in sich auf und in der Gegend des Horrorfestivals ist die Legende des Viechs, das alle 23 Jahre für 23 Tage menschliche Opfer sucht, so lebendig wie sonst nirgendwo.
Dass der Creeper in unmittelbarer Nähe zu neuem Leben erwacht ist, kann Chase freilich ebenso wenig ahnen, wie die Tatsache, dass es das Viech ausgerechnet auf seine Freundin abgesehen hat.
Horrorfilm-Katastrophe mit dem Creeper
Vorweg: Es gibt auch ein paar positive Elemente an „Jeepers Creepers: Reborn“. So werden die bisherigen Filme als zur Popkultur gehörende Werke abgefeiert. Und auch Einzelszenen lassen wohlige Erinnerungen an „Jeepers Creepers“ aufkommen. Obendrein ist das Pärchen aus Chase und Laine mega sympathisch und eigentlich würde man an deren Seite nur zu gerne vor dem Creeper flüchten. Spätestens wenn sexy Laine eine Cosplay-Modenschau abhält, ist man(n) ihr vollkommen verfallen.
Blöderweise ist der Rest rund um diese positiven Momente einfach nur zum Davonlaufen. Das belegt bereits der Prolog zum Film. In diesem gerät ein Rentnerpaar an den Creeper und versucht, dem Untier und dessen röhrendem Truck zu entkommen. Was als Referenz an das Original gedacht ist, hat ein so beschissenes Timing, dass man sich irgendwann nur fragt, wann diese Sequenz endlich ein Ende findet.
Derart abgeturnt, fällt es schwer, in den Film hineinzufinden. Doch Sydney Craven als Laine und Imran Adams als Chase helfen. Ihre Interaktionen wirken angenehm natürlich und glaubwürdig gespielt. Dass sie sich gefühlt permanent nur vor Green-Screens zu bewegen scheinen, geht einem aber schnell auf den Sack. „Jeepers Creepers: Reborn“ wirkt zu beginn sehr artifiziell in seiner Optik. Und vor dem Corona-Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit sogar sehr hoch, dass da tatsächlich viel im Backlot-Verfahren entstanden ist.
Und obschon Regisseur Vuorensola bereits mehrfach zeigen durfte, dass er diese Technik eigentlich beherrscht, wirkt das Ergebnis hier extrem billig und einfach nicht kinotauglich. Immer wieder steigen dann auch Szenen, bei denen man sich fragt, ob Vuorensola auf Laufzeit kommen musste. Denn so schön die Cosplay-Modenschau auch anzusehen ist, so gottverdammt sinnlos ist sie für den Film. Kommen unsere Helden dann endlich auf der Horror-Convention an, wird es ganz übel.
Ja, dank Corona wollte man sichtlich nicht allzu viele Menschen an einem Ort versammeln. Keine Frage. Dennoch wirkt die Convention einfach nur billig und wie ein Provinzrummel, auf den sich zufällig Gestalten in Jason-, Michael-Myers- und Beetlejuice-Masken verirrt haben. Einfach erbärmlich.
Zudem arbeitet Vuorensola massivst auf die Convention hin, macht dann aber nichts daraus. Dabei hat zuletzt der großartige „Blood Fest“ gezeigt, was für ein geiler Rahmen ein Horrorfestival zum Killen sein kann.
Denn zum einen könnte jeder der Killer sein, zum anderen kann sich ein Killer nirgends so frei bewegen wie hier. Und so peinlich die Horror Convention in „Jeepers Creepers: Reborn“ auch geraten sein mag, sie wäre der ideale Rahmen für den Metzelpart gewesen.
Der Creeper hat bis hierhin im Übrigen kaum gewirkt. Nur um zu zeigen, was für einen schlechten Horrorfilm wir hier haben, sei der Mord an einem Freund des Heldenpaares genannt. Der Verbleib des Freundes interessiert im gesamten Film niemanden. Horrorklischees aus der Horrorhölle. Dann muss Vuorensola sein neues Setting etablieren. Ausgesucht wird ein langweiliges, leerstehendes Haus.
Drumherum gibt es viele dumme Szenen, die nie erklärt werden. Etwa die Existenz einer Art Creepers-Kult, dessen Mitglieder einfach irgendwelche Sachen machen. Was und warum? Muss ein anderer Film klären. In dem Haus beweist Vuorensola dann erneut, dass er keinerlei Gespür für Atmosphäre, Spannung oder wenigstens stumpfes Gemetzel hat. Sein Film wirkt mit Ankunft in dem Haus, als habe jemand eine Bremse reingehauen und sei nicht bereit, selbige wieder zu lösen.
Nervös rutscht man infolgedessen auf dem Kinositz herum und möchte schreien, dass der Film endlich zum Punkt kommen soll. Doch nichts passiert. Jumpscares verpuffen. Es gibt keinen einzigen coolen Kill. Die Figuren nerven mit ihrem total bekloppten Verhalten und gefühlt scheint das als riesig etablierte Haus nur aus drei Zimmern zu bestehen.
Der von Jarreau Benjamin gespielte Creeper wird im Finale – wie schon vorher im Film – immer topp ausgeleuchtet präsentiert. Was ihm viel von seinem Schrecken nimmt. Und er verhält sich wie jeder x-beliebige Slasherlump. Die ganze Wucht aus der Originaltrilogie geht ihm vollkommen ab. Selbst die von ihm eingesetzten Waffen sind 0815. Und immer weiter werden Fragen aufgeworfen. Warum will er unbedingt Laine? Warum ist er alt und gebrechlich? Warum hat er diesen Fetisch für den Creepers-Song? Und was zum Teufel sollen die bescheuerten, ziellosen, den Film bremsenden Flashbacks zu irgendwelchen beknackten Ritualen?
Anstatt eine dieser Fragen zu beantworten, folgt ein mit CGIs überladenes Finale, in dem potthässlich animierte Krähen ebenso wenig überzeugen, wie das dumme Dachgekletter der Helden und das saudämliche Wetterfahnen-Finish. Und da der Film bislang nicht schlimm genug war, darf freilich auch ein Hint auf die ja bereits beschlossenen Fortsetzungen nicht fehlen. Bei denen kann man nur hoffen, dass sich fähige Filmemacher daran versuchen dürfen.
„Jeepers Creepers: Reborn“ ist mausetot
Der Versuch, den Creeper wiederzubeleben, kann nur als absolut gescheitert betrachtet werden. Gegen „Jeepers Creepers: Reborn“ nehmen sich sogar die beiden Fortsetzungen des Originals wie Horrormeisterwerke aus. Vuorensola bedient sich finsterster Horrorfilmklischees, hat keinerlei Ahnung von Spannungsaufbau und erst recht kein Gespür für die Zelebrierung einer Kultfigur wie den Creeper.
Wie schlecht es zudem um die Involvierung des Zuschauers bestellt ist, zeigt schon die Tatsache, dass man Laine und Cash eigentlich richtig cool findet, einem deren Schicksal aber letztlich auch vollkommen egal ist. Dazu gesellen sich viele handwerkliche Schwächen, die von gruseligen CGIs über eine langweilige Bebilderung bis hin zu einem viel zu lahmen Schnitt reichen. Das Ergebnis hat im Kino nichts zu suchen und kann von Creepers-Fans eigentlich nur als Affront begriffen werden.
Schaut in Jeepers Creepers: Reborn hinein
Dem Film wurde von Splendid Film tatsächlich ein Kinorun spendiert. Hier läuft er seit dem 15. September 2022 mit einer FSK 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit dem 15.09.2022 in den Kinos |