„Mr. Blockbuster“ – so lautet ein Spitzname des Erfolgsproduzenten Jerry Bruckheimer. Der kam als Jerome Leon Bruckheimer als Sohn deutsch-jüdischer Eltern am 21. September 1943 in Detroit auf die Welt. Sein Vater war Verkäufer, hasste den Job und gab seinem Sohn einen Rat: „Such dir einen Job, bei dem du dich nicht nur auf zwei Wochen Urlaub im Jahr freust.“ Der junge Bruckheimer liebte Filme, doch es sollte eine Weile dauern, ehe er in dem Geschäft landete.
Der Weg ins Filmbusiness
An der Universität von Arizona machte er einen Abschluss in Psychologie, wo er sich als Filmfan und Hobbyfotograph profilierte. Nach dem Studium arbeitete er in der Werbebranche in Detroit und New York, wo er erstmals bewegte Bilder produzierte – wenn auch nur für Werbespots.
Einer der Regisseure, der in der New Yorker Werbebranche arbeitete, war Dick Richards, der so gut wie jeden Award in diesem Business gewann und schließlich Filme machen wollte. Er zog nach Hollywood, zusammen mit Jerry Bruckheimer, der seinen ersten Credit als Filmproduzent bei Richards‘ Langfilmdebüt „Greenhorn“ hatte.
Mit „Fahr zur Hölle, Liebling“, „Rafferty und die wilden Mädchen“ und „Marschier oder stirb“ produzierte er auch die nächsten drei Filme von Richards. Für beide begann anschließend eine Durststrecke, da „Marschier oder stirb“ sein Budget überzog und an der Kinokasse scheiterte.
Die ersten Hits als Produzent
Es dauerte drei Jahre bis die nächsten beiden Bruckheimer-Produktionen an den Start gingen. Während das Actiondrama „Defiance – Die Schläger von Brooklyn“ keinen nennenswerten Eindruck hinterließ, tat dies der von Paul Schrader inszenierte „Ein Mann für gewisse Stunden“ umso mehr. Bruckheimer machte sich einen Namen, produzierte in der Folgezeit Schraders nächsten Film „Katzenmenschen“, das Michael-Mann-Frühwerk „Der Einzelgänger“ und die Komödie „Küss mich, Doc“. Für seine Karriere bestimmend sollte allerdings der Film sein, den er danach anging: Das Tanzdrama „Flashdance“.
Don Simpson und Jerry Bruckheimer
Zum einen arbeitete er bei „Flashdance“ erstmals mit seinem langjährigen Produzenten-Kompagnon Don Simpson zusammen, den er 1973 bei einem Screening von „The Harder They Come“ kennengelernt hatte. Dieser ließ Bruckheimer bei sich wohnen, als dessen erste Ehe mit Bonnie Fishman 1974 nach fünf Jahren geschieden wurde. Simpson galt wegen seiner Hollywood-Kontakte als „Mr. Inside“, der zugezogene, aber in Sachen Filmemachen beschlagene Bruckheimer als „Mr. Outside“.
Zum anderen fanden Bruckheimer und sein Kumpan ein Erfolgsrezept, das viele ihrer späteren Werke prägen sollte: Sie ließen Musikvideos zu „Flashdance“ auf dem kurz zuvor gegründeten Sender MTV spielen, was Aufmerksamkeit bei der jungen Zielgruppe bedeutete. Von da an kam kaum eine Simpson/Bruckheimer-Produktion ohne Hitsoundtrack und entsprechende Musikvideos aus.
Die Tür ging in beide Richtungen auf, denn das Duo rekrutierte viele Regietalente für ihre Kinofilme aus der Werbe- und Musikvideoindustrie, darunter Tony Scott, Michael Bay und Antoine Fuqua. Mit dem ursprünglich für Sylvester Stallone gedachten, dann mit Eddie Murphy gedrehten „Beverly Hills Cop“ und dem Tom-Cruise-Kampfjet-Vehikel „Top Gun“ verantwortete das Duo zwei prägende Actionkracher der 1980er, die auch die etwas leichtere, familienfreundlichere Ausrichtung der meisten Bruckheimer-Filme im Vergleich zu seinem Rivalen Joel Silver erkennen ließen.
Obwohl Bruckheimer und Simpson sich auch mal in anderen Genres versuchten, sei es mit der Weihnachtskomödie „No Panic“, dem Schuldrama „Dangerous Minds“ oder dem Thriller „Nachts werden Träume wahr“, so blieb Action ihre Kernkompetenz.
Jerry Bruckheimer startet solo richtig durch
1995 finanzierten sie Michael Bays Regiedebüt „Bad Boys“, ein Jahr später folgte „The Rock“ des ehemaligen Musikvideomachers, dessen Premiere Simpson nicht mehr erleben sollte – der exzessiv lebende Produzent starb an den Folgen seines Drogenkonsums. Jerry Bruckheimer nannte seinen langjährigen Kompagnon posthum sowohl bei „The Rock“ als auch bei den „Bad Boys“-Sequels als Produzenten, obwohl er die Partnerschaft Ende 1995, rund einen Monat vor dessen Tod, aufgrund der Drogeneskapaden seines Geschäftspartners beendet hatte.
Auch ohne Simpson bewies Bruckheimer mit Erfolgen wie „Con Air“ und „Armageddon“ ein goldenes Action-Händchen, für die er sich auch auf wiederkehrende Kooperationspartner verließ. Mit Bay drehte er fünf Filme, mit Tony Scott sogar ganze sechs („Top Gun“, „Beverly Hills Cop II“, „Tage des Donners“, „Crimson Tide“, „Der Staatsfeind Nr. 1“, „Deja Vu“).
Mit seinem großen Eventkinostil fand er auch außerhalb des klassischen Actionkinos Zuschauer: Werke wie das Sportdrama „Gegen jede Regel“ oder die RomCom „Coyote Ugly“ wurden zu Erfolgen, mit „Fluch der Karibik“ stieß er auf eine wahre Popcorn-Goldgrube. Diese vielen Hits ließen auch gelegentliche Misserfolge wie „Bad Company“ oder „Kangaroo Jack“ schnell vergessen.
„C.S.I.“: Das Pantoffelkino als weitere Goldgrube
Doch nicht nur in Sachen Genre verbreiterte Bruckheimer sein Portfolio erfolgreich, denn er drängte ins Fernsehen. Werke wie das Gerichtsdrama „Swing Vote“, die kurzlebige Actionserie „Die Schattenkrieger“ oder das Astronautendrama „Max Q“ waren erste zaghafte Schritte, doch schon bald stieß er auch hier auf Gold, nämlich mit der Forensik-Procedural-Crime-Serie „C.S.I.“. Diese brachte es auf stolze 15 Staffeln und mehrere Spin-Offs („C.S.I.: Miami“, „C.S.I.: New York“, „CSI: Cyber“, „CSI: Vegas“) – allesamt produziert von Bruckheimer.
Fehlschläge wie die nach wenigen Folgen eingestellten Serien „Skin“, „Just Legal“ und „Modern Men“ verblassten neben massiven Erfolgen wie „C.S.I.“, „Without a Trace“ oder „Cold Case“. 2007 wollte der Hans-Dampf-in-allen-Gassen auch noch in die Videospielbranche einsteigen und gründete Jerry Bruckheimer Games.
Die Jerry-Bruckheimer-Formel zieht nicht mehr
Doch mit dem Ende der 2010er kam auch das Ende des Höhenflugs von Jerry Bruckheimer. Seine Games-Fima schloss 2013 ohne ein einziges Spiel veröffentlicht zu haben. Die großen TV-Highlights liefen nach und nach aus, während neuere Serien wie „Chase“, „The Forgotten“ und „Hostages“ es selten auf mehr als eine Staffel brachten. Und auch die Zeit, in der so gut wie jede Bruckheimer-Kinoproduktion die Massen abholte, war so langsam vorbei.
Immer mehr mäßige Einspielergebnisse waren zu verbuchen, mit „Duell der Magier“ und „Lone Ranger“ sogar zwei dicke Flops, obwohl Bruckheimer seine „Fluch der Karibik“- beziehungsweise „Das Vermächtnis der Tempelritter“-Stars Johnny Depp und Nicolas Cage in den jeweiligen Hauptrollen besetzt hatte. Die meisten Bruckheimer-Produktionen seiner Erfolgsphase waren für Walt Disney und deren Substudios entstanden; 2014 endete der First-Look-Deal zwischen Bruckheimer und dem Studio.
Mini-Comeback mit Retrotiteln: „Top Gun: Maverick“ und „Bad Boys for Life“
Seitdem arbeitet Bruckheimer wieder mit mehr verschiedenen Studios zusammen und konnte nicht immer Erfolge verbuchen, aber auch Hits wie die Serie „Lucifer“ landen. Eine große Hilfe sind die Rechte an früheren Erfolgen, die er in verschiedener Form aufleben lässt. Die Serien „American Gigolo“ (nach „Ein Mann für gewisse Stunden“) und „Das Vermächtnis von Montezuma“ (nach „Das Vermächtnis der Tempelritter“) erwiesen sich zwar als glücklos und wurden nach jeweils einer Staffel eingestellt, im Kino wurden die späten Sequels „Bad Boys for Life“ und vor allem „Top Gun: Maverick“ dagegen zu millionenschweren Hits.
Der Privatmensch Jerry Bruckheimer
Jerry Bruckheimer ist in zweiter Ehe mit der Schriftstellerin Linda Cobb Bruckheimer verheiratet und hat eine Stieftochter. Er ist außerdem Mitgründer und Miteigentümer des Hockey-Teams Seattle Kraken. An einen Rückzug ins Private denkt er aber offensichtlich auch mit über 80 Jahren noch nicht nach und hat noch mehrere Eisen im Feuer – seine einzige Angst sei es, zu versagen, sagte er einmal.
Dabei bleibt er seinem Stil treu und sucht auch für Prestigeprojekte eher unbekannte Filmemacher, die ihn mit früheren Werken überzeugten, etwa Adil El Arbi und Bilall Fallah, denen er „Bad Boys for Life“ anvertraute, weil er ihren Film „Black“ sehr mochte, oder Videoclip-Regisseur Mark Molloy, der den vierten „Beverly Hills Cop“-Film „Axel F“ drehen durfte. Seinem Ruf als „Mr. Blockbuster“ wurde er nicht jedes Mal gerecht, aber oft genug, denn seine Filme spielten zusammengerechnet mehr als 13 Milliarden Dollar ein.
Die Produktionen von Jerry Bruckheimer
1970 | Secret Lives of Husbands and Wives |
1972 | Greenhorn |
1975 | Rafferty und die wilden Mädchen |
Fahr zur Hölle, Liebling | |
1977 | Marschier oder stirb |
1980 | Die Schläger von Brooklyn |
Ein Mann für gewisse Stunden | |
1981 | Der Einzelgänger |
1982 | Küß mich, Doc! |
Katzenmenschen | |
1983 | Flashdance |
1984 | Nachts werden Träume wahr |
Beverly Hills Cop | |
1986 | Top Gun |
1987 | Beverly Hills Cop II |
1990 | Tage des Donners – Days of Thunder |
1994 | No Panic – Gute Geiseln sind selten |
1995 | Crimson Tide – In tiefster Gefahr |
Dangerous Minds – Wilde Gedanken | |
Harte Jungs – Bad Boys | |
1996 | The Rock – Fels der Entscheidung |
1997 | Die Schattenkrieger (TV Serie) |
Soldier of Fortune | |
Con Air | |
1998 | Max Q. – Emergency Landing |
Der Staatsfeind Nr. 1 | |
Armageddon – Das jüngste Gericht | |
1999 | Swing Vote – Die entscheidende Stimme |
2000 | C.S.I. – Tatort: Las Vegas (TV-Serie) |
Gegen jede Regel | |
Coyote Ugly | |
Nur noch 60 Sekunden | |
2001 | Black Hawk Down |
Pearl Harbor | |
Das große Rennen (TV-Serie) | |
2002 | The Legacy |
Without a Trace – Spurlos verschwunden (TV-Serie) | |
C.S.I.: Miami (TV-Serie) | |
Bad Company – Die Welt ist in guten Händen | |
2003 | Skin (TV-Serie) |
Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen (TV-Serie) | |
Fluch der Karibik | |
Bad Boys II | |
Die Journalistin | |
Kangaroo Jack | |
2004 | Das Vermächtnis der Tempelritter |
C.S.I.: New York (TV-Serie) | |
King Arthur | |
Fearless | |
2005 | Close to Home (TV-Serie) |
Just Legal (TV-Serie) | |
E-Ring (TV-Serie) | |
2006 | Justice (TV-Serie) |
Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit | |
Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 | |
Modern Men (TV-Serie) | |
Spiel auf Sieg | |
The Amazing Race: Asia (TV-Serie) | |
2007 | Das Vermächtnis des geheimen Buches |
Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt | |
2008 | Eleventh Hour (TV-Serie) |
The Dreaming (Kurzfilm) | |
Un gancho al corazón (TV Serie) | |
2009 | Dark Blue (TV-Serie) |
G-Force – Agenten mit Biss | |
The Forgotten – Die Wahrheit stirbt nie (TV-Serie) | |
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin | |
2010 | Chase (TV-Serie) |
Miami Medical (TV-Serie) | |
The Whole Truth (TV-Serie) | |
Duell der Magier | |
Prince of Persia – Der Sand der Zeit | |
The Amazing Race: China Rush (TV-Serie) | |
2011 | Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten |
Take the Money and Run (TV-Serie) | |
The Amazing Race: Australia (TV-Serie) | |
2012 | The Amazing Race: Philippines (TV-Serie) |
2013 | Hostages (TV-Serie) |
Lone Ranger | |
Trooper | |
Marshal Law: Texas | |
2014 | Erlöse uns von dem Bösen |
2015 | CSI: Cyber (TV-Serie) |
2016 | Lucifer (TV-Serie) |
Home | |
2017 | Training Day (TV-Serie) |
Pirates of the Caribbean – Salazars Rache | |
2018 | Operation: 12 Strong |
2019 | Gemini Man |
L.A.’s Finest (TV-Serie) | |
SI True Crime | |
Main Justice | |
2020 | Council of Dads (TV-Serie) |
Hightown (TV-Serie) | |
Bad Boys for Life | |
2021 | CSI: Vegas (TV-Serie) |
Under the Bridge | |
Main Justice | |
2022 | Fire Country (TV-Serie) |
Das Vermächtnis von Montezuma (Webminiserie) | |
American Gigolo (TV-Serie) | |
Secret Headquarters – Das geheime Hauptquartier | |
Top Gun: Maverick | |
2023 | The Amazing Race: Suomi (TV-Serie) |
2024 | The Ministry of Ungentlemanly Warfare |
Bad Boys: Ride or Die | |
Beverly Hills Cop: Axel F |
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