Originaltitel: Jigsaw__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Michael Spierig, Peter Spierig__Darsteller: Laura Vandervoort, Tobin Bell, Callum Keith Rennie, Matt Passmore, Hannah Emily Anderson, Brittany Allen, Mandela Van Peebles, Tina Jung, Michael Boisvert u.a. |
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Teil 8 des „Saw“-Franchises heißt: „Jigsaw“.
Die Männer um Detective Halloran sind in heller Aufregung. Nachdem man gemeinsam einen Kerl umgenietet hatte, der vor seinem Dahinscheiden verzweifelt vom Start eines neuen Spieles fabulierte, tauchen immer wieder neue, schrecklich zugerichtete Leichen auf. Alle sind mit Hinweisen versehen, die darauf hindeuten, dass der vor zehn Jahren verschiedene John Kramer – alias Jigsaw – wieder am Wüten ist, um der Welt seine Vorstellungen von Moral beizubringen.
Ist Jigsaw wirklich wieder auferstanden? Oder treibt ein Trittbrettfahrer sein Unwesen? Für eine Handvoll Menschen stellt sich diese Frage gar nicht. Denn sie sind vielmehr damit beschäftigt, um ihr Leben zu kämpfen. In einer von Jigsaw entwickelten Todesmaschine…
2010 wurde das „Saw“-Franchise mit großem Tamtam zu Grabe gegraben. Nach einem großartigen ersten Teil trugen die Teile zwei und drei dazu bei, eine ganz neue Form der Härte in den Mainstream zu pumpen. Bis Teil drei wirkten auch die Storys durchaus durchdacht und schlüssig. Mehr noch: „Saw“ schien nach dem dritten Teil auserzählt. Doch die Marke hatte sich längst verselbstständigt und generierte Dollar um Dollar an den Kinokassen.
Neue Fallen, neue Opfer: Schaut in „Jigsaw“ rein
httpv://www.youtube.com/watch?v=NXV-V1HWn6I
Also erdachte man die Teile 4-6 und machte sich damit nicht unbedingt viele Freunde. Wie die neuen Steven-Seagal-Filme schaute man sie sich eigentlich nur an, weil es sie gab, nicht aber, weil man sich viel davon versprach. Dementsprechend egal war im Grunde auch „Saw 7“, das vermeintliche Ende des Franchises. Die Macher beweisen nun, wie sehr: Denn die proben den Rücktritt vom Rücktritt. Das Ergebnis: „Jigsaw“.
Der ließ zumindest kurz aufhorchen. Denn mit „The Spierig Brothers“ wurden ausgewiesene Fans des Horrorgenres ans Ruder gelassen. Die beiden hatten mit „The Undead“, „Daybreakers“ und „Predestination“ bewiesen, dass sie auch ausgetretenen Genre-Pfaden neue Abzweigungen entlocken konnten. „Jigsaw“ – beziehungsweise das damit verknüpfte Franchise – walzt all diese Kreativität leider komplett platt.
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Wird Detective Halloran in ein Spiel von „Jigsaw“ verstrickt?
„Jigsaw“ unterscheidet sich nicht in einer Sekunde von den bisherigen Auswürfen der Reihe. In einer Todesmaschinerie kämpfen unsympathische Spacken um ihr Leben, während in einer Parallelhandlung irgendwer ermittelt, was es mit Jigsaw und seinem aktuellen Tun auf sich hat. Das findet am Ende alles zusammen, es wird wild getwistet, die Erzählzeit wird aufgehoben und fertig ist der Mindfuck. Sozusagen.
Aber in „Jigsaw“ funktioniert das alles genausowenig wie in den Teilen 4-7. Die Reihe ist in ihrem Modus Operandi vollkommen erstarrt, packt nicht mehr, hat keine Ideen und ist nur noch darum bemüht, immer noch abenteuerlichere Wege zu erfinden, wie hier wer und warum mit Jigsaw zusammenarbeitet oder eben auch nicht. Vermutlich lernen wir in Teil 9 dann auch mal den Jigsaw-Schoßhund kennen, der dem Maestro immer die Füße leckte, während der seine Todesmaschinen entwarf.
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Diese fünf Leute werden einen reichlich höllischen Tag verleben.
Und „Saw“ tut nicht mehr weh. Wo man in allen Vorgängerfilmen bisher mindestens einen dieser berühmten Momente zu kreieren wusste, wo man sich auf dem Sessel wand, Luft durch die Zähne zog und sich wünschte, dass die Szene schnell vorbei sein möge, weil sie sich zu realistisch anfühlte und auch noch zu derb aussah, schafft „Jigsaw“ nicht einen einzigen dieser Momente. Zum einen kostet der Film seine derben Momente diesmal gar nicht wirklich aus. Zum anderen sind einem die Figuren, die es hier erwischt, vollkommen Latte. Unsympathisch bis ins Mark. Vor allem zu Beginn nur nervig krakeelend und irrational handelnd. Nö, die haben verdient, was sie kriegen. Doch nicht mal deren Dahinscheiden bringt einem Genugtuung. Es ist einfach zu egal, was mit ihnen passiert.
Hinzu kommt, dass die Regisseure das Franchise nun vollends in den Hochglanz heben. Die Figuren erwischt es in einem gülden ausgeleuchteten Schauplatz. Erdige, warme Farben konterkarieren das Grauen der Todesmaschinen komplett. Das Schmutzige, das Raue der Reihe, das die Effekte bislang teilweise noch krasser wirken ließ, wird hier vollends und extrem konsequent zu Grabe getragen.
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Laura Vandervoort aus „Smallville“ bekommt vielleicht einen Ausweg geboten.
Zumindest mühen sich die Hauptdarsteller Callum Keith Rennie („Code Name: The Cleaner“) als Cop Halloran, Matt Passmore („The Glades“) als neuer Held Logan und Laura Vandervoort („Damage“) als eines von Jigsaws Opfern redlich. Kommen aber nicht gegen ihre arg schwach gezeichneten Charaktere an. Tobin Bells („Dark House“) Auftritte als Jigsaw sind derweil rar, pumpen aber, gemeinsam mit der altbekannten Musik von Charlie Clouser, zumindest etwas Flair in den Film und sind zugleich dessen stärkste Szenen.
Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass es auch kreativen Regisseuren selten gelingt, zu verschleiern, dass die Entscheidung für ein neues Projekt einer Reihe ausschließlich von der Aussicht auf den großen Reibach angetrieben wird und ansonsten keine wirklich klaren Visionen existieren, wie man dem Franchise neue Impulse geben könnte. Das Ergebnis ist eine nichtssagende und absolut überflüssige Wiederbelebung einer Reihe, die schon vor ihrem „finalen“ Kapitel hinreichend tot war.
„Jigsaw“ lief am 26. Oktober 2017 in den deutschen Kinos an und erscheint nun am 8. März 2018 für euer Heimkino auf DVD und Blu-ray. Freigegeben ab 18 kommen die Datenträger von Studiocanal und sind ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Studiocanal__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |