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Jumanji

Originaltitel: Jumanji__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Joe Johnston__Darsteller: Robin Williams, Jonathan Hyde, Kirsten Dunst, Bradley Pierce, Bonnie Hunt, Bebe Neuwirth, David Alan Grier, Patricia Clarkson, Adam Hann-Byrd, Laura Bell Bundy, James Handy u.a.
Jumanji

In Joe Johnstons “Jumanji” werden Robin Williams und seine Mitstreiter mit einem magischen Brettspiel konfrontiert

Als Effektspezialist arbeitete Joe Johnston für George Lucas und Steven Spielberg, gab sein Regiedebüt mit dem Disney-Familienfilm „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ und war damit quasi prädestiniert für den effektreichen 1995er Sommerhit „Jumanji“.

Die Grundlage ist eine Variation der Gruselmär über Wünsche erfüllende Affenpfote – ein vermeintlich tolles Teil, das jeder wieder loswerden will, nachdem er sieht wie es funktioniert. So ist es auch mit dem titelgebenden Spiel, das 1869 von zwei Jungen vergraben wird und ein hundert Jahre später von dem Fabrikantensohn Alan Parrish (Adam Hann-Byrd) gefunden wird. Der muss unter Bullies und dem strengen Vater leiden, bringt seinen besten Freund um seine Erfindung und den Job in Daddys Schuhfabrik. Immerhin kann er seinen Schwarm Sarah Whittle (Laura Bell Bundy) zu einer Runde Jumanji bewegen, doch er hat Pech: Das Spiel saugt ihn ein, als er auf ein Straffeld kommt, während Sarahs Wurf Fledermäuse loslässt, die sie aus dem Haus verscheuchen.

26 Jahre später zieht Nora Shepherd (Bebe Neuwirth) mit ihrer Nichte Judy (Kirsten Dunst) und ihrem Neffen Peter (Bradley Pierce) in das verwaiste Parrish-Haus, das nach Alans Verschwinden leer stand. Judy und Peter haben ihre Eltern verloren und reagieren auf eigene Weise: Peter spricht kaum noch, während Judy in einer Tour lügt. Sie erfahren von der Geschichte des Hauses und vom vermeintlichen Mord an Alan, durchsuchen die Bude und finden schließlich das Spiel mit der nicht beendeten Partie. Als sie anfangen zu spielen, entfesseln sie nicht nur einen Löwen und riesige Moskitos, sondern befreien auch den inzwischen gealterten Alan (Robin Williams), der die Zwischenzeit im Dschungel verbrachte. Ein Treffen der Versehrten, der elternlosen Kinder, auch wenn eines davon inzwischen ungefähr 40 ist.

Um die Gefahren wieder einzufangen, müssen sie das Spiel zu Ende spielen. Dafür brauchen sie jedoch Sarah (Bonnie Hunt), die seit dem Vorfall zurückgezogen lebt und für verrückt erklärt wurde, da man eher davon ausging, dass Alan von seinem Vater ermordet und versteckt wurde. Schließlich spielt sie dennoch mit, was zu einem zunehmend turbulenteren Abenteuer wird…

httpv://www.youtube.com/watch?v=AkSsfJlUfN0

Natürlich bietet diese Grundidee die Basis für die grundlegende Prämisse der meisten Horrorfilme, nämlich der Einbruch des Phantastisch-Bedrohlichen ins Alltägliche. Nur, dass der Horror hier familientauglicher Abenteuergrusel ist, der zwar seine für Kinder leicht ekeligen Spinnen und ähnliche Scherze auffährt, die Bedrohungen jedoch vor allem als Abenteuerhindernisse für Jung und Alt in Szene setzt. Als geistiger Vorläufer des Ganzen erscheint Johnstons filmischer Ziehvater Steven Spielberg, der mit den „Indiana Jones“-Filmen und „Jurassic Park“ ja ähnliche, wenn auch etwas erwachsenere Mixturen in Szene setzt. Von Spielberg übernehmen Johnston und sein Drehbuchteam aus Greg Taylor („Harriet, die kleine Detektivin“), Jonathan Hensleigh („Stirb langsam – Jetzt erst recht“) und Jim Strain („Space Warriors – Das verrückte Weltraumcamp“) dann auch gleich die Familienfixierung, das Trauma des abwesenden Vaters und das Happy End, das alles wieder gut macht, hier in besonders kitschiger Heile-Welt-Form.

Tatsächlich macht „Jumanji“ weniger Randale als man angesichts der Prämisse oder aufgrund von Erinnerungen an Sichtung im Kindesalter denken mag. Immer wieder muss man sich selbst und das Spiel vor Gefahren in Sicherheit bringen, vom diebischen Pelikan bis hin zum Jäger, der es auf Alan abgesehen hat. Außerdem müssen die Mitspieler gefunden werden, die Exposition nimmt recht großen Raum ein und anhand von Nebenfiguren wie Nora oder Alans Kumpel Carl Bentley (David Alan Grier), der inzwischen Polizist ist, werden die Auswirkungen von Jumanji auf die betuliche Kleinstadt Brantford gezeigt, der bald Moskitos Leute stechen, Affen Polizeiautos klauen und ganze Stampedes von Wildtieren die Innenstadt verwüsten – eben die Nachwirkungen der Katastrophen, welche die Spieler nur teilweise mitbekommen.

Doch diese Passagen kinderfreundlicher Abenteuer-Action sind die Highlights, in denen Häuser geflutet und Supermärkte zu Kampfschauplätzen werden, in denen die Trickspezialisten und Make-Up-Künstler so richtig loslegen, wenn sich ein Spieler in eine Art Affe verwandelt, Regen im Gebäude losbricht oder das Viehzeug von der Leine gelassen wird. Dabei setzt „Jumanji“ auf eine Mixtur von handgemachten Effekten und CGI-Tricks, von den erstere doch etwas charmanter sind. Auch deshalb, weil die FX aus dem Rechenknecht nicht so zeitlos gut wie jene vom zwei Jahre zuvor veröffentlichten „Jurassic Park“ sind, auch wenn sie meist gelungen sind (manches ist aber – gerade mit einigem zeitlichen Abstand – als Computertrick zu erkennen, etwa die Affen im Polizeiwagen).

Daneben wirken dann jene Passagen, in denen kein Budenzauber angesagt ist, etwas blass. Denn dort ist alles aus dem Lehrbuch des Familienfilms, vom der natürlich wieder aufkeimenden Romanze zwischen dem versehrten Alan und der versehrten Sarah über die gekittete Freundschaft mit Carl bis hin zu dem Moment, in dem die Kinder lernen mit dem Tod der Eltern ansatzweise umzugehen. Das ist alles wenig subtil erzählt, während Johnston und seine Drehbuchautoren die übliche Seelenheilung mit halbwegs charmantem Witz erzählen. Denn wenn Sarah und Carl inmitten des eh schon turbulenten Treibens den verschollen bzw. tot geglaubten Alan wiedersehen oder die Normalbürger mit randalierenden Dschungeltieren konfrontiert werden, dann gibt das Raum für die eine oder andere amüsante Slapstickeinlage.

Insofern liegt der Film auch voll auf der Wellenlänge von Robin Williams („Ein Vater zuviel“), der hier fröhlich losalbert, als Held fürs große und kleine Publikum, und der mit seiner Comedy-Starcharisma dafür sorgt, dass er und seine Mitspieler nicht vollends hinter den Effekten verschwinden. Da hätte die okaye, aber doch etwas blasse Bonnie Hunt („Dave“) allein Probleme gehabt, während die Kinderdarsteller Bradley Pierce („Man’s Best Friend“) und vor allem Kirsten Dunst („The Virgin Suicides“) einen überraschend guten Job machen. David Alan Grier („Saigon – Der Tod kennt kein Gesetz“) sorgt für ein charmante Blödeleinlagen und der Rest vom Fest ist weitestgehend unauffällig, abgesehen vielleicht von Jonathan Hyde („Richie Rich“): Der spielt mit seinem markanten Gesicht in einer Doppelrolle sowohl Alans emotional kalten Vater als auch den Jäger Van Pelt, was natürlich darauf hindeutet, dass David bzw. das Spiel den Daddy in die schwer bewaffnete Killerfigur hineininterpretieren.

„Jumanji“ ist eine rechte vergnügliche und gut besetzte Family-Abenteuersause mit Anleihen bei Action- und Horrorfilm, die aber immer dann etwas hängt, wenn die Tricks gerade nicht das Ruder in der Hand haben: Der Witz ist eher zahm und putzig als wirklich zum Totlachen, die Figurenzeichnung etwas naiv und stereotyp. Macht aber trotzdem noch Laune und Kinder bzw. das innere Kind (gerade bei in den 1980ern und 1990ern Geborenen) werden gut bedient.

„Jumanji“ ist bei Columbia Tristar, inzwischen Sony auf Blu-Ray und DVD erschienen. War die DVD-Erstauflage in Sachen Bonusmaterial noch karg, so bieten die Collector’s Edition DVD und die Blu-Rays einige Extras, vor allem Dokumentationen zum Film und seinen Spezialeffekten. Die FX-Crew steuert dann auch bezeichnenderweise den Audiokommentar zum Film bei.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony/Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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