Originaltitel: June__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: L. Gustavo Cooper__Darsteller: Casper Van Dien, Victoria Pratt, Addy Miller, Eddie Jemison, Kennedy Brice, Aiden Flowers, Lance E. Nichols, Camden Flowers, Theodora Greece, Cindy Hogan u.a. |
Irgendwo im Nirgendwo veranstaltet ein Kult einen seltsamen Ritus. An dessen Ende sind alle Teilnehmer tot und nur ein junges Mädchen kann mit einem Baby den Schauplatz des Geschehens unbeschadet verlassen. Das Mädchen wird von der Polizei aufgegriffen und das Baby wird Teil des Systems. Von Pflegefamilie zu Pflegefamilie führt nun der weitere Weg für die kleine June. Überwacht wird dieser Weg von dem Sozialarbeiter Victor Emmanuel.
Der hat scheinbar irgendwann in den Andersons die ideale Pflegefamilie für June gefunden. Nach anfänglichem Fremdeln scheint sich das Mädchen mehr und mehr in seine neue Familie einzufinden. Doch die Andersons bekommen mehr und mehr zu spüren, warum die scheinbar so harmlose June nie lange bei einer Familie verweilte: Sie hat eine imaginäre Freundin, die sie nur Aer nennt. Und sobald diese zum Vorschein kommt, geht es im Leben der Andersons drunter und drüber.
Vor allem Dave Anderson wird schnell zur Zielscheibe für Aer, während seine Ehefrau Lily Anderson ganz genau zu wissen scheint, was hier eigentlich gespielt wird…
Schaut in den übersinnlichen Thriller mit Casper Van Dien hinein
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„June“ hat ein paar reizvolle Handlungselemente zu verzeichnen. Wer hier warum über wen was weiß, sorgt für eine nette Grundspannung. Zudem legt der lange Zeit bedächtig und ruhig erzählte Thriller seine Karten nicht allzu früh auf den Tisch. Lässt den Zuschauer miträtseln und über manche Wendung sinnieren. Problematisch wird es jedoch, wenn „June“ auf die Zielgerade einbiegt. Dann muss der Zuschauer nämlich erfahren, dass ganz viel von dem, was ihn gerade noch im Film gehalten hat, eigentlich reichlich egal ist.
Und das ist eine Erkenntnis, die dem Film im Nachhinein gewaltig schadet. Zumal „June“ ein Ende auffährt, dass schlichtweg beliebig und total egal geraten ist. Ganz abgesehen davon, dass hier leider mal wieder nicht erklärt wird, was nun eigentlich genau und warum geschehen ist. Setzt der Abspann dann ein, fühlt man sich innerlich reichlich leer und hat gar keine Lust, über die ganzen Fehlstellen in dem letztlich lustlos wirkenden Plot zu sinnieren.
Doch das unentschlossene Ende ist nicht die einzige Problemstelle im Film. Auch die Figuren und ihre Anlage lassen einen teils ratlos zurück. Warum etwa June so extrem introvertiert angelegt werden muss, dass sie, von einer Szene abgesehen, eigentlich gar nicht kommuniziert und alle Dialoge mit ihr zwangsläufig im Nichts enden, man weiß es nicht. Das lässt alle Szenen um Kennedy Brices June extrem behäbig und bedeutungsschwanger wirken, was freilich reizvoll sein kann, dank der überfordert wirkenden Jungmimin aber eher nervig rüberkommt.
Dagegen schneiden Casper Van Dien („Turbulent Skies“) und Victoria Pratt („Christmas Twister“) als Pflegefamilie Anderson schon deutlich besser ab. Van Dien kommt einfach megasympathisch und wie der coolste Dad der Welt rüber, während Pratt als überfürsorgliches Muttertier Züge einer Helikopter-Mutter offenbart, ohne nervig zu wirken. Die Figuren um die beiden sind reichlich egal, einzig Eddie Jemison („On the Doll“) darf als Victor Emmanuel noch ein wenig zum Mystery-Part des Streifens beitragen.
Der ist letzten Endes eher trist in seiner Bildsprache und der wenig ökonomische Schnitt verschleppt manch ungelenk wirkende Szene nur noch mehr. Die gedeckten und fahlen Farben drücken ordentlich auf die Stimmung, was zumindest gut zur Handlung passt. Der Score gefällt, wird in der deutschen Fassung aber von einer wirklich gruseligen, schrecklich unauthentisch wirkenden Synchronisation übertönt.
Die wenigen, effektiv gesetzten Special Effects hingegen funktionieren annähernd tadellos. Vor allem wenn June ihre Kräfte wirken lässt, kommt dank fliegender Gegenstände, Monsterfratzen und alles wegfegenden Druckwellen Stimmung auf. Leider setzt „June“ viel zu selten auf derartige Eruptionen.
„June“ bietet letztlich nur bemühte Mystery von der Stange
Es gibt immer wieder mal Momente in „June“, da ist man durchaus in der Plotte drin und fragt sich, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Spätestens, wenn angedeutet wird, dass die Kräfte Junes für irgendetwas missbraucht werden sollen, ist man hellwach. Leider macht der Film von L. Gustavo Cooper, der seitdem nur noch Kurzfilme und Serienepisoden in Szene setzen durfte, nichts aus diesen guten Ansätzen.
Stattdessen wird ein Ende angehangen, das einen Kreis schließen soll, aber eben kein rundes Filmerlebnis kreiert. So bleiben eigentlich nur die ganz ordentlichen Leistungen von Victoria Pratt und Casper Van Dien, der den Film auch mitproduzierte, in Erinnerung. Beim Rest greift tatsächlich mal die viel bemühte Phrase von der gestohlenen Lebenszeit, denn warum man die Minuten zwischen dem Anfang und dem Ende durchstehen musste, ist angesichts des Filmes in der vorliegenden Form tatsächlich vollkommen unklar.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Ascot Elite und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |