Originaltitel: The Karate Kid Part II__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: John G. Avildsen__Darsteller: Ralph Macchio, Pat Morita, Yuji Okumoto, Danny Kamekona, Tamlyn Tomita, Nobu McCarthy, BD Wong, Pat E. Johnson, William Zabka, Chad McQueen, Martin Kove, Bruce Malmuth, Eddie Smith u.a. |
„Karate Kid“ war nicht nur die Inspiration für unzählige Rip-Offs im Bereich des Kampfsportfilms, sondern zog auch offizielle Sequels nach sich. Warum sollte man auch den Plagiatoren das Feld überlassen? Drei Jahre nach dem Original kam die Fortsetzung „Karate Kid II“ mit bewährtem Team vor und hinter der Kamera, darunter Regisseur John G. Avildsen („Rocky“) und Drehbuchautor Robert Mark Kamen („Kiss of the Dragon“).
Dabei schließt die Fortsetzung direkt an das Original an, ähnlich wie „Halloween II“ an „Halloween“. Für die Auftaktsequenz wurde noch einmal die Originalbesetzung zurückgeholt, wenn Mr. Miyagi (Pat Morita) und sein Schüler Daniel LaRusso (Ralph Macchio) nach dem Turnier sehen müssen, wie John Kreese (Martin Kove) seinen Schüler Johnny Lawrence (William Zabka) für die Niederlage im Finale grün und blau schlägt. Miyagi erteilt Kreese noch eine Lektion, sowohl in Karate als auch in Demut, dann war es das mit Cobra Kai und dem direkten Anschluss, denn es folgt ein Zeitsprung von sechs Monaten.
Ärgerlicherweise gehört auch Daniels Liebe zu Ali zu den Zöpfen, die der Film abschneidet: Diese erzählt ihm auf dem Senior Prom, dass sie sich in einen College-Footballspieler verliebt habe, womit die große Romanze aus Teil eins für die Binsen ist. Die Tatsache, dass all das nur offscreen passiert, zeigt schon, dass Elisabeth Shue wegen der Wiederaufnahme ihres Studiums in Harvard zeitlich unpässlich war und deshalb etwas unelegant aus dem Film herausgeschrieben werden musste. Andrerseits lässt „Karate Kid II“ sowieso vieles aus dem Erstling hinter sich, denn es geht nach Okinawa, als Miyagi die Nachricht erhält, dass sein Vater und Sensei in der alten Heimat im Sterben liegt, weshalb er dorthin aufbricht und Daniel ihn begleitet.
Miyagi verließ sein Heimatdorf dereinst, da er sich in jene Frau verliebte, die seinem besten Freund als Braut versprochen war, seine Zuneigung öffentlich kundtat und der Freund die Schande nur mit einem Duell auf Leben und Tod ausmerzen wollte. Kaum in Japan angekommen, müssen Daniel und Miyagi feststellen, dass Sato (Danny Kamekona) immer noch zornig ist und den Kampf noch immer fordert…
httpv://www.youtube.com/watch?v=V-T0ajeo7xQ
„Karate Kid II“ ist entgegen vieler Unkenrufe keine reine Kopie des Erstlings, sondern Weiterentwicklung und Companion Piece in einem. Stand in „Karate Kid“ noch der Schüler Daniel im Mittelpunkt, so ist es im Sequel der Lehrer Miyagi. Der trifft seine Jugendliebe Yukie (Nobu McCarthy) wieder, muss sich Problemen stellen, denen er sein Leben lang entging, und selbst noch im höheren Alter reifen. Zudem verschiebt sich der Fieslingsfokus vom Standard der bösen Schulrowdys zum Standard des bösen Kapitalisten, denn ein solcher ist Sato geworden, dem inzwischen das komplett Heimatdorf Miyagis gehört. Es geht nicht mehr (allein) um amerikanisches Coming of Age und Schmetterlinge im Teenagerbauch, sondern um japanische Ehrbegriffe, vergangene (Fehl-)Entscheidungen und Liebe im fortgeschrittenen Alter.
Natürlich geht „Karate Kid II“ nicht komplett neue Wege, sondern orientiert sich am Vorgänger, wobei er diesen teilweise spiegelt. Wieder gibt es einen alten und einen jungen Widersacher, doch wo Johnny lernfähig und Kreese verbittert war, ist es bei Sato und seinem Neffen Chozen (Yuji Okumoto) andersherum. Natürlich ist der Höhepunkt, auf dem auch „Karate Kid II“ hinarbeitet, ein Duell zwischen Daniel-san und seinem Gegner, wieder gibt es eine Spezialtechnik, die er für den Sieg meistern muss, während der Kranich ihm bei diesem Anlauf nicht hilft. Und auch für Daniel hat der Film ein Love Interest in Form von Kumiko (Tamlyn Tomita) parat, die allerdings weniger im Zentrum steht als Ali im Erstling. Freilich hat auch Chozen ein Auge auf die junge Dame geworfen, was dem Duell ebenso zusätzlichen Pfeffer verleiht wie die Tatsache, dass Daniel Chozens Betrug an den Dorfbewohnern aufdeckt. Dieser allerdings dürfte eigentlich gar nicht funktionieren, denn der Einsatz leichterer Fake-Gewichte kommt ja eher den Gemüse verkaufenden Dörflern als dem Käufer Chozen zugute, aber sei es drum.
Wie schon der Vorgänger ist auch „Karate Kid II“ ein gar nicht allzu actionreicher Martial-Arts-Actionfilm. Vor dem Final Fight gibt es die eine oder andere Konfrontation, aber diese sind meist kurzer Natur, wenn Daniel von Chozen einen vors Fressbrett bekommt oder es mal wieder eine Szene gibt, in der Miyagi ein paar Bullys aufmischt. Macchio hat sich seit „Karate Kid“ auch ein paar Moves mehr draufgeschafft und ist etwas besser geworden, man sieht ihm aber erneut an, dass er kein lang ausgebildeter Kampfkünstler ist, doch dank der Arbeit von Stunt Coordinator Pat E. Johnson („Showdown in Little Tokyo“) und Assistant Fight Coordinator Nijel Binns („Die Macht der Fünf“) sind die Kampfszenen gelungen.
Was „Karate Kid II“ ein wenig abgeht, ist der Style und Eighties-Charme des Klassiker-Vorgängers. Zwar sind alle Zutaten da, inklusive der Musik Bill Contis („Masters of the Universe“), der diesen Film „Rocky IV“ vorzog. Für Stallones Film hatte auch die Hymne „Glory of Love“ geschrieben, doch als Stallone sich für einen anderen Song entschied, machte der Komponist sie zum Titelthema von „Karate Kid II“. Einen Knallersong vom Kaliber eines „You’re the best“ vermisst man aber leider auf dem Soundtrack. Das Japan-Flair des (allerdings auf Hawaii gedrehten) Films ist mal etwas anderes im US-Martial-Arts-Film, aber es zeichnete den Vorgänger eben auch aus, dass der zwar Kampfkunst für das amerikanische Teenagerpublikum aufbereitete, dabei aber so amerikanisch wie Apfelkuchen war. So fehlen auch die amerikanisierten Trainingsmethoden Miyagis – einem Haken an einer Seilwinde auszuweichen ist halt weniger kultig als „Wax on, wax off“. Immerhin: Kultcharakter hat wenigstens die Szene, in der Daniel bei einem Bruchtest mehrere Eisplatten zerschlagen muss.
Darstellerisch ist alles auf gewohnt gutem Niveau. Ralph Macchio („Crossroads“) profitiert davon, dass die Daniel-Rolle nicht mehr ganz so weinerlich wie im Erstling ist, sondern als immer noch sympathischer, aber merklich souveränerer Schüler angelegt ist. Doch auch wenn Macchio der Jungstar für das Teeniepublikum ist, so ist auch im zweiten Teil Pat Morita („Bloodsport II“) das Herz und Zentrum des Films. Der profitiert davon, dass seine Rolle mehr Raum und mehr Tiefe bekommt. Danny Kamekona („Robotjox“) und Yuji Okumoto („Robotjox 2“) sind brauchbare, aber auch nicht überragende Antagonisten, was auch daran liegen könnte, dass ihre Rollen etwas eindimensional und klischeehaft sind. Nobu McCarthy („Fremde Schatten“) und Tamlyn Tomita („Tekken“) als Love Interest liefern solide Leistungen ab, während die Gastauftritte von Leuten wie Martin Kove („Tapped Out“), William Zabka („Shootfighter“) und Chad McQueen („Martial Law“) in der erwähnten Auftaktszene eine hübsche Note sind.
„Karate Kid II“ bleibt der Grundstruktur seines Vorgängers einerseits treu, variiert das Muster aber doch an vielen Stellschrauben: Japan anstelle der USA, Fokus auf den Lehrer anstelle des Schülers, Ehrbegriffe und Vergangenheitsbewältigung anstelle von Coming of Age. Das ist trotz der Akzentverschiebungen im zweiten Anlauf weniger frisch, zumal „Karate Kid“ dann doch das rundere Paket mit Klassikerpotential bot, aber der zweite Teil ist ein würdiges, gar nicht mal so viel schlechteres Sequel.
Knappe:
Die deutsche DVD und Blu-Ray von Sony sind ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial bietet Trailer und eine kurze Dokumentation zum Film.
© Nils Bothmann (McClane)
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