Britt Robertson spielt die Hauptfigur in „Katies Blog“, eine Teenagerin, die nach der Highschool eine Auszeit nimmt und darüber auf ihrem Blog berichtet. Ihre geschiedenen Eltern, ihre Freunde, Arbeitgeber und Lover sind Katies Bezugspersonen, die unter anderem von Molly Hagan, Robert Patrick, Justin Long, Martin Sheen, Christian Slater, Kimberly Williams-Paisley und Andy Buckley gespielt werden.
Originaltitel: Ask Me Anything__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Allison Burnett__Darsteller: Britt Robertson, Molly Hagan, Justin Long, Robert Patrick, Christian Slater, Martin Sheen, Kimberly Williams-Paisley, Andy Buckley, Zuleikha Robinson, Max Carver, Max Hoffman, Beatrice Rosen, Gia Mantegna, Lorraine Toussaint, Jussie Smollett u.a. |
Allison Burnett begann seine Karriere als Drehbuchautor, schrieb unter anderem „Untraceable“, „Gone“ und „Underworld: Awakening“, verfasste später auch Bücher und führte manchmal Regie. So auch bei „Katies Blog“, im Original „Ask Me Anything“, basierend auf seinem eigenen Roman „Undiscovered Gyrl“.
Hauptfigur Katie Kampenfelt (Britt Robertson) hat gerade die Highschool abgeschlossen, entscheidet sich aber dagegen direkt aufs College zu gehen. Sie möchte lieber eine einjährige Auszeit nehmen, um sich selbst zu entdecken, sehr zum Entsetzen ihrer Mutter Caroline (Molly Hagan). Katies Englischlehrerin empfiehlt der Teenagerin einen Blog als Tagebuch zu führen, um ihrem Tag Struktur zu geben. So dienen Katies Blogposts als eine Art Off-Kommentar zum Film, als sie sich tatsächlich dazu entschließt und die Welt an ihren Erlebnissen teilhaben lässt – mit einigen Namens- und Detailänderungen, um nicht erkannt zu werden.
„Katies Blog“ ist dabei kein plotgetriebener Film, sondern zeigt seine Hauptfigur im Zusammenspiel mit anderen Charakteren. Neben ihrer Mutter ist da noch deren Lebensgefährte Mark (Andy Buckley), den Katie allerdings nur so halbwegs leiden kann. Da ist ihr Vater Doug (Robert Patrick), ein gescheiterter Sportjournalist, der mittlerweile nur noch rumhängt. Ihre beste Freundin Afreen (Zuleikha Robinson), die ein ähnlicher Freigeist wie Katie ist, außerdem ihr Freund Rory (Max Carver), den sie allerdings regelmäßig mit dem deutlich älteren Uni-Dozenten Dan Gallo (Justin Long) betrügt. Außerdem der Buchladenbesitzer Glenn Warburg (Martin Sheen), das Ehepaar Paul (Christian Slater) und Margaret Spooner (Kimberly Williams-Paisley), bei denen Katie als Babysitter arbeitet, und ihr früherer Mathetutor Joel Seidler (Max Hoffman), der unerwartet Kontakt zu ihr aufnimmt.
Schaut euch den Trailer zu „Katies Blog“ an
„Katies Blog“ ist kein handelsüblicher Teeniefilm, in dem das nette Mädchen von nebenan nach der wahren Liebe sucht und sich für ihren Traumprinzen aufspart. Katie dagegen ist im wahrsten Sinne des Wortes bumsfidel, noch dazu alles andere als eine klassische Sympathieträgerin. Sie lügt und betrügt, sie manipuliert die Leute um sich herum, etwa wenn sie ihren Vater an das Versprechen erinnert ihr ein Auto zum Schulabschluss zu schenken, nur weil sie sonst nicht mehr zu Dan kommt, als dieser weiter wegzieht. Oft sieht man sie mit der Fleppe im Mund oder einem alkoholischen Getränk in der Hand – Joel traut sich sogar ihr zu sagen, dass sie kurz vorm Alkoholismus steht. Nein, das ist nicht die kleine Miss-Rühr-mich-nicht-an vieler Teeniefilme, auch keine toughe, wortgewandte Außenseiterin wie die Titelfiguren von „Veronica Mars“ oder „Juno“, sondern eine ebenso orientierungslose wie selbstsüchtige Person zwischen Kind- und Frausein, mit der man sich vielleicht schwer identifizieren könnte, wäre sie nicht die Hauptperson und würde der Off-Kommentar nicht immer wieder Gründe für ihr Handeln geben – wie man dieses letztendlich beurteilt, das überlässt der Film seinem Publikum dann selbst.
Viele andere Figuren kommen zudem kaum besser weg. Doug ist verbittert und antriebslos, Rory hat eine kurze Lunte und erweist sich auch nicht als der Treuste, von Katies anderen Lovern, die ihre Lebensgefährtinnen mit ihr betrügen, ganz zu schweigen. So ergibt sich ein Bild von lauter Figuren, die meist weder herzensgut noch abgrundtief verdorben sind, ein Versuch der Absage an Konventionen. Das ist selten im klassischen Sinne lustig, trotz einiger sarkastischer Sprüche zwischendurch, weshalb die Tatsache, dass „Katies Blog“ bisweilen als Komödie eingeordnet wird, doch ein wenig verwundert. Viel eher erscheint das Ganze als Drama, in dem verkorkste Menschen verkorkste Dinge tun, in dem wohlmeinende Stimmen wie jene von Katies Mutter eher rar gesät sind.
Dummerweise scheinen sich hier Form und Inhalt aneinander anzupassen – und das ist nicht unbedingt im positiven Sinne. „Katies Blog“ erscheint ähnlich ziellos wie seine Hauptfigur, die im Vergleich des Films eher wenig Coming of Age durchmacht. Katie ist bestenfalls begrenzt lernfähig, gegen Ende des Films größtenteils die, die sie schon zu Beginn war. Man folgt einem Ausschnitt ihres Lebens, doch so wirklichen Mehrwert scheinen ihre Erfahrungen und Erlebnisse nicht zu haben. Vor allem aber wird das Bloggen zu weniger als einem Gimmick, obwohl es sowohl hierzulande als auch im Original titelgebend ist. Die Romanvorlage ist komplett in Form von Blogposts geschrieben, zu Beginn sieht man Katie auch öfter am Rechner, während visuelle Details wie Schreibfehlerkorrektur auf das Blogging verweisen. Doch schnell wird das Ganze zu einem stinknormalen Off-Kommentar, der sich auch einfach so in einem (Teenie)Film finden könnte, da helfen Miniverweise auf Katies Leserschaft oder kurze Inserts, dass sie längere Zeit nicht gebloggt hat, dann auch nicht weiter.
Ein großer Knackpunkt für viele Zuschauer ist das Ende, das durchaus gewagt daherkommt. *SPOILER* Dies in gleich in mehrerlei Hinsicht interessant. Da ist beispielsweise die formale Seite, wenn der Film ins Schwarz-Weiß wechselt und man außerdem die „realen“ Versionen vieler Figuren sieht. Diese werden nicht von bekannten Schauspielern dargestellt und sehen weniger glamourös als die Versionen aus Katies Blogposts aus. So ist Rory eher ein Lauch, ihre beste Freundin Afreen keine Jetsetterin, die Verwandte im Ausland besucht, sondern ein Junkie. Wenn Katies Mutter an ihrer Stelle bloggt, dann wird dem Filmpublikum erst so richtig klar, dass sie zuvor einer subjektiven Version der Ereignisse gefolgt sind – man hätte auch denken können, dass man die „reale“ Katie sieht. Dummerweise wird dem Film hier seine vorige Schlurigkeit etwas zum Verhängnis. Dadurch, dass der Blog-Charakter des Ganzen so vernachlässigt wurde, kommt der Twist ein wenig aus dem Nichts. Und dadurch, dass Katie vergleichsweise wenig Entwicklung durchgemacht hat, bleibt ihr Verschwinden einfach nur eine weitere Facette. All die Stationen des Films erscheinen eben nicht als Glieder einer (Kausal)Kette, sondern stehen einfach nebeneinander. Ob Katie untergetaucht ist, ob sie entführt oder gar ermordet wurde, das lässt der Film bewusst offen, aber letzten Endes bleibt der finale Twist ohne echten Nachhall, da er eben auch null vorbereitet wurde. *SPOILER ENDE*
Wenig zu meckern gibt es dagegen bei der Besetzung. Britt Robertson („Scream 4“) verfällt in kleinen Momenten ist Overacting, schultert die Hauptrolle aber meistens ziemlich stark, was keine leichte Aufgabe ist: Sie kann Katie so darstellen, dass sie nicht als Unsympathin, sondern als glaubwürdige Figur erscheint, auch in ihrer Impulsivität und in ihren negativen Seiten. Martin Sheen („Thrill Seekers“) verleiht seinen wenigen Szenen Gravitas, besonders starken Support gibt es von Robert Patrick („Feuer am Himmel“) als verbittertem Grantler, der nie das Buch geschrieben hat, das er eigentlich schreiben wollte, Justin Long („Youth in Revolt“) als opportunistischem Lover und Andy Buckley („Jurassic World“). Letzterer spielt Mark als einen etwas peinlichen Typen, den Katie und Doug immer nur auf seinen Schnörres reduzieren, lässt aber immer durchscheinen, dass Mark vermutlich ein wesentlich besserer Kerl ist als Katie glaubt. Christian Slater („Freelance“) als pseudolebenserfahrener Wall-Street-Honcho, Kimberly Williams-Paisley („The Christmas Chronicles“) als seine Ehefrau und Molly Hagan („Navy Seals vs. Zombies“) als gutmütige, aber toughe Mutter sind auch recht gut, verkörpern ihre Rollen aber eindimensionaler.
Am Ende des Tages hinterlässt „Katies Blog“ einen zwiespältigen Eindruck: Die Besetzung ist gut aufgelegt, die ungewöhnliche Hauptfigur und das unerwartete Ende zeugen von Risikobewusstsein, aber für ein Coming-of-Age-Teenagerdrama bleibt dieser Indie-Film seltsam an der Oberfläche und entwickelt seine Protagonistin nie weit und überzeugend genug. Dass das Bloggen – immerhin das Grundkonzept der Romanvorlage – im Verlauf des Films immer weiter in den Hintergrund tritt, erscheint dann folgerichtig als Anzeichen, dass Burnett letzten Endes keinen guten Plan hatte, wie er den Inhalt von den Buchseiten auf die Leinwand übertragen sollte.
In Deutschland hat „Katies Blog“ keine physische Veröffentlichung erhalten, sondern kann bei Plattformen wie Amazon, Joyn oder AppleTV+ gestreamt werden. Von der FSK wurde der Film nicht offiziell geprüft.
© Nils Bothmann (McClane)
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