Anfang Mai waren Keanu Reeves und Regisseur Chad Stahelski nach Berlin gereist, um hier ihren neuesten Streich, „John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“, vorzustellen. Beide lieferten nette Einblicke in den John-Wick-Kosmos. Unser Mark-Dacascos-Fanboy freeman konnte natürlich nicht an sich halten und stellte auch eine Frage zum großen Bösewicht des aktuellsten „John Wick“-Streifens. Mit seiner unbedarften Frage förderte er sogar eine echte Überraschung zutage, die den lange Zeit als „Rumored“ hinterlegten Eintrag von Hiroyuki Sanada in der IMDB erklärt!
Keanu Reeves und Chad Stahelski stellen “John Wick: Kapitel 3 – Parabellum” in Berlin vor
Entspannt lächelnd und von einem feinen Applaus angefeuert betraten Chad Stahelski (in Jeans und lockerem Pullover) und Keanu Reeves (im typischen John-Wick-Look) den Ballsaal des Hotels „Hotel de Rome“. Bei der Pressekonferenz konnte man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die beiden Männer in Sachen „John Wick“ eine extrem gut funktionierende, einander ergänzende Einheit bilden. Keanu Reeves entpuppte sich dabei als derjenige, der die Geschichte des Franchises und dessen Mythologie im Auge behält, Chad Stahelski dagegen als derjenige, der die Action der „John Wick“-Filme in immer höhere Sphären pushen möchte.
Ich empfand den Film als absolut kompromisslos. Wie kompromisslos konntet ihr eure Vision von John Wick in „John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“ umsetzen?
Chad Stahelski: Ich denke, wir mussten keine großen Kompromisse eingehen. Ich finde, wir konnten genau den Film auf die Beine stellen, den wir beide sehen wollten. Eine gute, hartgesottene Action-Anime-Asian-Cinema-Extravaganz, die auch etwas italienisches Kino in sich trägt. Der Film enthält alles, was wir an Kino lieben.
Keanu Reeves: Aber in deiner eigenen Färbung und Vision.
“John Wick: Kapitel 3 – Parabellum” bietet nie gesehene Actionszenen
Chad, dein erklärtes Ziel ist es, den Leuten Dinge zu zeigen, die sie noch nie gesehen haben. Woher beziehst du all deine frischen Ideen? Immerhin ist das Actionkino ja nun nicht erst zwei Jahre alt.
Chad Stahelski: Wie bereits erwähnt, haben wir den Film gemacht, den wir selber gerne sehen würden wollen. Keanu und ich lieben das Genre und hätten gerne noch viel mehr gezeigt. Aber wir hatten nur 2 Stunden und 15 Minuten Zeit. Also designten wir die Action so, dass sie möglichst gut zur Story und der entwickelten Welt passte. Und auch einen gewissen Humor transportierte.
Wie war es, eine Actionszene mit Pferden in New York zu inszenieren?
Keanu Reeves: Mir hat es viel Spaß gemacht, mit den Pferden zu arbeiten und zu trainieren. Es ist schon eine besondere Sache, die Möglichkeit zu haben, einmal die Straßen in Richtung Brooklyn entlang zu reiten, während man von Motorrädern verfolgt wird, mit denen man sich ein Schusswaffenduell liefert. Das ist einfach das Fantasievolle an „John Wick“. Ich denke es ist eine aufregende Szene, die wirklich Spaß macht.
Keanu, wie hast du dir diese komplexen Choreographien angeeignet? Hast du viele Martial-Arts-Filme geschaut oder einfach wie eine Ballerina die Abläufe auswendig gelernt?
Keanu Reeves: Ein wenig von beidem. Um mich auf die Rolle vorzubereiten, hatte ich eine Menge Leute, die mir halfen, mich instruierten und unterstützten. Es gab ein richtiges Action-Team, mit dem ich zusammenarbeitete. Die Philosophie ist: Chad hat eine Vision der Sequenz, beispielsweise ein Messerkampf, der sich wie eine Schneeballschlacht anfühlt. Dann beginnen wir zu trainieren. Dabei geht es vor allem darum, mir die, wie wir es nennen, John-Wick-Toolbox drauf zu schaffen.
Also lerne ich viele Judowürfe und arbeite mit den Waffen. Abhängig von der Choreographie rufe ich dann einzelne Fähigkeiten ab. Vor manchen Sequenzen trainiere ich deutlich mehr. Bei anderen entwickeln wir die Choreographie erst am betreffenden Drehtag und andere entstehen total spontan. Die Action in „John Wick“ hat viel mit Tanzen gemeinsam. Sie folgt einer Vision, einer Choreographie, wird trainiert und dann aufgeführt.
Keanu, hast du dir bei den Dreharbeiten irgendwelche Verletzungen zugezogen?
Keanu Reeves: Ich wurde im Laufe der „John Wick“-Filme nie verletzt. Ich habe viele Leute, die mir helfen und mich unterstützen. Und die Stunt-Leute, mit denen ich arbeiten darf, sind fantastisch. Chad will natürlich einerseits die Action immer weiter treiben, aber er ist andererseits allen gegenüber sehr rücksichtsvoll und weiß genau, wer welche Fähigkeiten hat und wer was kann.
Wie habt ihr die Szenen auf den Motorrädern umgesetzt? Seid ihr da wirklich gefahren und habt gleichzeitig gekämpft?
Keanu Reeves: Yeah! Äh, Nein! *lachen* Es war ein Mix aus echtem Motorradfahren und einiger Bühnenarbeit.
Wie viele Motorräder mussten bei den Dreharbeiten dran glauben?
Chad Stahelski: Es dürften sechs Stück gewesen sein. Worauf ich noch hinweisen will, ist, dass das immer echte Crashes mit echten Menschen waren. Auch das Drehen an echten Schauplätzen war uns sehr wichtig. So haben wir beispielsweise sehr viel der Motorradaction wirklich auf der Verrazzano-Narrows Bridge, die längste Hängebrücke der USA, gedreht. Dort haben wir einige Szenen von Keanu und den Stuntmen beim Fahren aufgenommen. Und die Fights mit den Schwertern wurden auf entsprechenden Bühnen realisiert.
Und könnte man mit einem Schwert wirklich ein Motorrad crashen lassen?
Chad Stahelski: In „John Wick“ ja.
Keanu Reeves: *raunt* Fantasyyyy
Die Lieblingsszenen von Keanu Reeves aus “John Wick: Kapitel 3 – Parabellum”
Welche Szenen in „John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“ gefallen dir am besten, Keanu?
Keanu Reeves: Eine meiner absoluten Lieblingsszenen ist jene mit Anjelica Huston, in der wir ein wenig mehr über John Wicks Vergangenheit erfahren. Ich denke auch, dass der Messerkampf erinnerungswürdig ist. Auch die Motorrad-Sequenz, bei der wir nebenbei mit Schwertern kämpfen, ist ziemlich besonders. Ich mag das Finale in dem Glasraum, die Intensität und den Humor in dieser Szene. Die Pferdeszenen sind ziemlich aufregend. Auch die Szene mit dem Ältesten mag ich sehr und alle Szenen mit Winston. Auch das Shooting in der Wüste war sehr tiefgehend und besonders für mich.
Was hat es mit Anjelica Hustons Rolle als Ballett-Trainerin auf sich?
Chad Stahelski: Ich liebe Ballett. Ich liebe Tanzchoreographien. Ihre Rolle zeigt die zwei Seiten, um in der Welt von „John Wick“ einen Killer zu trainieren. Die Jungs erhalten eine Sambo-, Judo- und Jiu-Jitsu-Ausbildung und die Mädchen werden als Tänzerinnen ausgebildet.
“John Wick: Kapitel 3 – Parabellum” und seine Brutalität
„John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“ beinhaltet eine Menge Gewalt. Keanu, du interessierst dich für Buddhismus. Wie passen die Brutalität und die Sanftmut zusammen?
Keanu Reeves: So ist das Leben, oder? Das Leben ist kompliziert und das Leben hat viele verschiedene Facetten.
Chad Stahelski: Die Figuren in „John Wick“ sind sehr komplex. Sie leben in einer Welt mit Aufs und Abs, mit Positivem und Negativem. Am Ende des Tages geht es uns darum, einen unterhaltsamen Film zu drehen, der die Reise eines Helden bebildert, die eben auch durch die rauen Viertel der Stadt führt. *lachen*
Wie viele Menschen werden in „John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“ getötet?
Keanu Reeves: Keine Ahnung.
Chad Stahelski: Ich weiß es. Ich habe eine Redaktion, die auf derartige Zahlen extrem steht. Immer wenn wir einen Killer umlegen, machen sie einen dicken Strich auf ihre Tafel. Die wissen genau, wen er wie und mit welcher Waffe tötet.
Und, wie viele Menschen mussten nun dran glauben?
Chad Stahelski: Das wäre doch nicht lustig. Sie müssen das selbst herausfinden. Es sind mehr Tote als in Teil 2, aber nicht so viele wie in Teil 4. *lachen*
Halle Berry erklärte in einem Interview, dass sie dank der Dreharbeiten nun wisse, wie man Leute verprügele. Keanu, wie fit bist du deiner Meinung nach in Sachen Selbstverteidigung?
Keanu Reeves: Das ist gefaktes Kämpfen. Das ist nur choreographierte Action. Ich möchte mich mit niemandem prügeln. Ich liebe den Frieden.
Mark Dacascos spielt den Superkiller Zero
Ich bin ein großer Fan von Mark Dacascos. Mich interessiert daher, wie er Teil des Filmes wurde und ob seine Figur schon immer als dieser etwas seltsame John-Wick-Fanboy angelegt war?
Chad Stahelski: Ich kenne Mark Dacascos seit den frühen 90er Jahren, als ich noch als Stuntman gearbeitet habe. Wir liefen uns am Set von „Drive“ über den Weg. Als Keanu und ich über den Charakter des Superkillers Zero in “John Wick: Kapitel 3” sprachen, hatten wir Hiroyuki Sanada als seinen Darsteller im Kopf. Keanu hatte mit ihm an „47 Ronin“ gearbeitet. Sein Part sollte ein sehr sehr ernster Master-Ninja sein. Aber Hiroyuki hatte sich im Vorfeld der Dreharbeiten bei einem Training schwer verletzt. Das musste operiert werden und wäre nicht pünktlich genug abgeheilt. Wir hofften zwar das Beste, aber es sollte eben nicht sein.
Mark hatte Interesse bekundet, Teil des Filmes zu werden. Zunächst sogar nur als Teil des Stunt-Teams. Also ging ich zu ihm und fragte ihn, wie er es finden würde, eine noch wichtigere Rolle für den Film zu spielen. Er schwang sich am gleichen Tag in ein Flugzeug und flog zu uns nach New York.
Zu Beginn versuchte er noch, sich an die Figurvorgaben für Sanadas ernsten Sensei zu halten. Aber jeder, der Mark kennt, weiß, dass der sehr fröhlich und voller Energie ist. Also begann er Szenen auch in seinem Stil zu interpretieren und häufig schauten sich Keanu und ich danach an und sagten nur: Das ist es! Sei ein Fanboy! Er brachte uns immer wieder zum Lachen und so setzten wir es auf diese Art um.
Ob es wohl Outtakes zum Film geben wird?
Gab es lustige Momente bei den Dreharbeiten?
Chad Stahelski: Haben Sie jemals mit Hunden oder Pferden gearbeitet? Da wird jeder neue Tag zum einzigen Witz. Vor allem Pferde machen nur wenig so, wie sie es eigentlich tun sollen. So gibt es nach Szenen mit ihnen immer viel aufzuräumen fürs Stunt-Team.
Keanu Reeves: Lustige Momente… Lustige Momente… Nein. *lachen* Es gab da schon lustige Momente beim Dreh, aber ich erinnere mich an keine speziellen.
Was passierte häufiger? Dass ihr den Dreh unterbrechen musstet, weil jemand seine Dialogzeilen nicht konnte, oder weil jemand bei den Stunts seine Moves nicht drauf hatte?
Chad Stahelski: Weil jemand in Pferdemist ausgerutscht ist… *lachen*
Es ist schon einiges passiert. Zum Beispiel Hunde, die Katzen jagten. Wir hatten einige Katzenprobleme. Eines Tages jagte ein Hund ein Pferd, das gewiehert hatte. Aber es war keines von unseren Pferden. Es war ein Pferd der New York City Police!
Keanu Reeves: Das war echt „witzig“ *faked ein Lachen* HaHa…
Chad Stahelski: Ja, heute ist es bedeutend witziger als zur Zeit der Dreharbeiten. Da war es gar nicht witzig.
Basketballer Boban Marjanovic und sein Fight gegen Keanu Reeves
Ich fand interessant, den NBA-Spieler Boban Marjanovic in der ersten Actionszene zu sehen. Wie war es, für diesen Riesen eine Actionszene zu kreieren?
Keanu Reeves: Er ist eine coole Type!
Chad Stahelski: Ich liebe die öffentliche Bibliothek in New York City. Keanu und ich hatten die Idee, dass John Wick eine Art Safe-Buch besitzt, in dem er wichtige Gegenstände aufbewahrt. Als wir die New York City Public Library scouteten, war das erste, was uns auffiel, dass sie sehr klein/eng war. Daher dachten wir, es sei eine coole Idee, darin die größte Stunt-Person, die wir finden konnten, gegen John kämpfen zu lassen. Wir dachten, das wäre eine großartige Eröffnung für den Film.
Wir dachten dabei zurück an den Beißer von James Bond und an Kareem Abdul-Jabbar gegen Bruce Lee in „Bruce Lee – Mein letzter Kampf“. Genau so etwas wollten wir auch. Aber dann konnten wir niemanden in der Stunt-Welt finden, der größer war als zwei Meter. Zu unserem Glück war einer unserer Produzenten ein riesiger Basketball-Fan. Der hatte Boban bei diversen Spielen für die Los Angeles Clippers gesehen.
Ich habe mir daraufhin ein paar seiner Clips angesehen und fand ihn sehr unterhaltend. Zudem sah er großartig aus. Also fragten wir ihn, ob er zu uns nach New York kommen könne. Dann übergaben wir ihn für zwei oder drei Wochen in die Hände eines Stunt-Teams und stellten ihn danach Keanu vor. Der hatte im letzten Film gegen einen Sumo-Ringer gekämpft, diesmal muss er mit Boban gegen einen Riesen ran.
Doch wir haben auch das genaue Gegenteil. Immerhin kämpft John Wick ja auch gegen die nur 160 cm großen Stars aus „The Raid“, Yayan Ruhian und Cecep Arif Rahman. Mir macht es Spaß, Kämpfe zu choreographieren, die genau derartig verschiedene physische Attribute berücksichtigen.
Keanu Reeves: Und Boban hat sich auch richtig in das Training eingebracht und war immer sehr interessiert. Und er ist alles andere als ein Kämpfer. Aber er kennt seinen Körper und es war toll, mit ihm zu arbeiten. Er hatte gute Reaktionen, ein tolles Timing und eine Menge Spaß. Ich denke, nach vier oder fünf Stunden Kämpfen dachte er dennoch häufiger „Wow…“
Chad Stahelski: „…das ist also Filmemachen? Das ist definitiv kein Basketball-Spiel.“ *lachen* Er bekam im Übrigen auch kein Stunt Double.
Aber ihr denkt immer noch, dass Lesen gut ist, obwohl es in der Szene ja eher tödlich ist?
Chad Stahelski: Yeah, Wissen ist Macht!
John Wick, Muscle Cars und TV-Serien-Pläne
John Wick liebt sein Muscle Car, leider gab es selbiges diesmal gar nicht zu sehen…
Keanu Reeves: Tatsächlich, wir hatten in „John Wick: Kapitel 3 – Parabellum“ keine Muscle Cars! Was war da los, Chad?
Chad Stahelski: Das Budget! *lacht* Pferde, Hunde, Motorräder…
Aber Autos haben diesmal nicht wirklich reingepasst. Dafür gibt es ja viele Motorräder. Wir schätzen Muscle Cars. Wir sind große Fans der alten Steve McQueen Filme. Dank dessen „Bullitt“ kamen wir ja überhaupt auf deren Verwendung.
Kannst du uns schon etwas zu der Serie „The Continental“ verraten?
Keanu Reeves: Ich kann dazu nicht viel sagen. Lionsgate ist interessiert daran, weitere Geschichten aus dem „John Wick“-Universum zu erzählen. Dabei sollte der Fokus meines Wissens auf Geschichten rund um die Continental-Hotels liegen. Das klingt für mich wirklich unterhaltsam, aber viel mehr weiß ich darüber auch nicht.
Keanu Reeves und die Vorbereitung auf die „John Wick“-Filme
Hast du ein spezielles Programm, um dich auf deine Rolle in „John Wick“ vorzubereiten?
Keanu Reeves: Training ist alles. Es geht darum, immer ein kleines Training vor dem nächsten Training zu machen. Um in der Lage zu sein, die Judo- und Jiu-Jitsu-Szenen oder die Waffen-Handling-Szenen durchführen zu können. Ich versuche, mich in der Zeit richtig zu ernähren. Wenn du eine Actionszene an zehn Stunden eines Tages filmst, musst du eine entsprechende Menge an Kalorien zu dir nehmen, um die Energie aufrechtzuerhalten. Aber ich betreibe es auch nicht als eine Art hohe Wissenschaft a la: Welchen Puls hast du? Wie steht es um die Glukosewerte?
Du musst da also nicht leiden?
Keanu Reeves: Nein, nein, nein. Es macht riesigen Spaß einen „John Wick“-Film zu drehen.
Hältst du dich also konstant fit oder musst du vor jedem Film ein besonderes Training absolvieren?
Keanu Reeves: Ich versuche schon, ab und an in Gyms vorbeizuschauen. Nach anstrengenden Projekten wie „John Wick“ muss ich mich aber meist erst einmal erholen und ruhen. *Chad Stahelski lacht*. Aber da nimmst du dich einfach ein paar Tage raus…
Chad Stahelski: Oder ein paar Wochen.
Du hast John Wick nun bereits das dritte Mal gespielt. Fiel dir das leicht, weil du die Rolle nun schon so gut kennst, oder war es eine neuerliche Herausforderung für dich?
Keanu Reeves: Für mich fühlte es sich eher wie ein Nachhausekommen an. Ich trug buchstäblich den gleichen Anzug aus „John Wick: Kapitel 2“ auf. Und ich trage die ganzen Dreharbeiten über den Ring und die Uhr von John Wick, auch bei mir zu Hause. So dass der Charakter immer um mich herum ist. Also wenn ich den Ring anlege, die Uhr umbinde und den Anzug anziehe, dann beginnt alles wieder zu erwachen. Du bereitest dich also innerlich vor und legst die Insignien an und dann bist du bereit…
Und wie schaffst du es, bei all dem Geballer und Gefighte nach den Dreharbeiten wieder runterzukommen?
Keanu Reeves: Wenn ich das Kostüm ablege und vom Set komme, denke ich an die Arbeit des nächsten Tages und reflektiere die Arbeit des vergangenen Tages. Dann liebe ich es, in eine Wanne voll kalten Wassers zu steigen.
Chad Stahelski: Eisbad!
Keanu Reeves: Und dann vielleicht etwas warmes Wasser. Manchmal reicht aber auch eine kalte Dusche zum Runterkommen. Dann esse ich eine Menge. Denke weiter an den kommenden und den vergangenen Arbeitstag und versuche, meine acht Stunden Schlaf zu bekommen.
Eitelkeit und Actionhelden
Wie wichtig ist Eitelkeit für einen Actionstar und siehst du dich selbst gerne auf der Leinwand?
Keanu Reeves: Ich mag die „John Wick“-Filme wirklich sehr und finde, sie sind ein großer Spaß. Die Geschichte, die Welt, die Kameraarbeit, die Ausstattung, der Humor, die Action… aber Eitelkeit… *schmunzelt*. Also ich hoffe, dass die Leute mögen, was ich tue. Mit dem Endergebnis habe ich dank Schnitt und Postproduktion an und für sich nicht mehr viel zu tun. Ich sehe meine Filme darum gerne wenigstens einmal, um zu sehen, wie der Film letzten Endes geworden ist. Ich bin also keiner dieser Darsteller oder Künstler, die nur den Herstellungsakt genießen, denen letztlich aber egal ist, was am Ende dabei herausgekommen ist. Daher muss ich das Endergebnis mindestens einmal sehen.
Wird es einen vierten “John Wick” geben?
Wird es einen vierten Teil geben, oder ist der dritte Teil der letzte Film?
Keanu Reeves: Das hängt ganz vom Publikum ab. Der große Publikumszuspruch für Teil 1 gab uns die Möglichkeit, einen zweiten Film zu drehen. Dankenswerterweise liebten die Leute auch diesen Film und so konnten wir einen dritten Teil angehen. Hoffentlich gefällt den Leuten jetzt auch, was wir in „John Wick: Kapitel 3“ anstellen. Wenn dem so ist, bestünde da sicher eine Möglichkeit, für einen vierten „John Wick“. Ich persönlich liebe die Rolle, ich liebe die Welt von John Wick und ich bin interessiert daran, zu sehen, was noch passieren wird.
Habt ihr schon Ideen für einen vierten Teil?
Keanu Reeves: Ich habe viele Ideen, Chad hat viele Visionen, aber konkreter wird es erst, wenn wir damit starten dürfen.
Chad Stahelski: Wir sitzen immer mal zusammen und denken über coole Ideen nach. Egal, ob auf der Seite der Stunts oder der Charaktere. Das führen wir behutsam zusammen, um die Welt von John Wick interessant zu halten.