Originaltitel: Kick-Ass 2__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Jeff Wadlow__Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Chloë Grace Moretz, Jim Carrey, Lyndsy Fonseca, Christopher Mintz-Plasse, Rob Archer, John Leguizamo, Clark Duke, Donald Faison, Ella Purnell, Morris Chestnut, Lindy Booth, Yancy Butler u.a. |
Das Ende von „Kick-Ass“ schrie mehr oder weniger nach einer Fortsetzung, Comicautor Mark Miller zeichnete eine und drei Jahre nach dem Erstling steht nun das Sequel an.
Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) alias Kick-Ass hat das Helden-Dasein drangegeben, Mindy Macready (Chloë Grace Moretz) alias Hit-Girl noch nicht. Immer noch schwingt sie sich in ihr Helden-Outfit, trainiert und jagt Kriminelle, während sie ihrem Ziehvater Marcus Williams (Morris Chestnut), einem Kollegen ihres getöteten Vaters, vorgaukelt, sie gehe noch zur Schule. Schließlich trainiert Dave bei ihr, doch bereits der erste Ausflug zeigt, dass auch „Kick-Ass 2“ gerne Klischees gegen den Strich bürstet: Nach einigen Wochen Training macht Dave zwar bessere Schnitte im Kampf gegen Dealer, bekommt aber am Ende dennoch die Hucke voll, ehe Hit-Girl ihn rettet.
Chris D’Amico (Christopher Mintz-Plasse), früher Red Mist, hingegen ist zur Untätigkeit verdammt: Die Mafiafamilie verbietet ihm Vergeltung, vor allem seine Mutter. Doch als er ihren Tod verschuldet, steigt er nicht zum mächtigsten Mitglied des Clans außerhalb des Knastes auf, ein in ihrem Nachlass gefundenes Fetisch-Outfit gibt ihm den Ansporn unter neuem Namen erneut eine Karriere als Superbösewicht zu starten: The Motherf%&*^r. Oder auch The Motherfucker, für alle weniger Verschämten. Zur ironischen Brechung trägt Chris‘ rechte Hand Javier (John Leguizamo) bei, der diesen stets auf seine mangelnde political correctness, sein fehlendes Feingefühl und oft problematische Wortspiele hinweist.
Als Mindy bei Hit-Girl-Aktionen erwischt wird, redet Marcus ihr ins Gewissen und sie hängt das Kostüm an den Nagel. Dave will jedoch weitermachen und findet die Gruppe Justice Forever: Weitere selbsternannte Superhelden unter der Führung von Colonel Stars and Stripes (Jim Carrey). Diese bekommen es bald mit Chris‘ Truppe zu tun…
httpv://www.youtube.com/watch?v=HJkUPKan9M0
„Kick-Ass 2“ trifft den sehr speziellen Ton des Vorgängers trotz des Wechsels auf dem Regiestuhl überraschend gut, entwickelt er doch das Grundkonzept der alltäglichen Superhelden weiter. Die Konsequenzen der Popularität von Kick-Ass machte Schule, mehr Leute versuchten sich als Heroen und oft haben diese banale Probleme zu lösen, geben den Leuten aber ein Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit. Gleichzeitig droht Gefahr, denn viele sind wahren Gangstern nicht gewachsen und die Schaffung einer Superschurkentruppe erscheint noch dazu ein logischer Schritt. Gleichzeitig versuchen andere sich an den Erfolg anzuhängen, in dem sie beispielsweise Kick-Ass verprügeln und ein Video bei Youtube hochladen – die neuen Medien spielen auch hier eine zentrale Rolle in dieser reflexiven Comicadaption.
Auch den schrägen, mal bösen, mal auch etwas klamaukigen Humor des Vorgängers behält „Kick-Ass 2“ bei und kann mit einigen exquisiten Momenten aufwarten, wie etwa jener Szene, in der sich Mindy als normales Mädchen versucht und ein Boyband-Video vorgeführt bekommt: Zum einen treibt der Film diverse Boyband-Klischees herrlich auf die Spitze, gleichzeitig ist es wahnsinnig amüsant das sonst so toughe Girlie in dieser oder anderen Szenen im Kampf mit den eigenen Hormonen zu beobachten. Nur leider ist es dieser Handlungsstrang, der zur (nicht nur humoristischen) Totalausfallszene des Films in der Cafeteria führt: *SPOILER* Als Mindy mit den Zicken abrechnet, posaunt sie einfach so herum, dass ihr Vater ein Superheld war, gibt einem Mädchen Geld und merkt dabei an, dass dies von einem toten Drogendealer stammt (wieso?), ehe sie dann noch für Kotze und Fäkalien in der Cafeteria sorgt. *SPOILER ENDE* Das ist zwar überzogen, aber leider auch gnadenlos unlustig und erinnert an gängige Flachkopfkomödien.
Genau in dieser Phase schlägt die Geschichte einige dämliche Kapriolen, etwa die unglaubwürdige Naivität von Daves Kumpel Todd (Augustus Prew), der durch nicht rational erklärbare Dämlichkeit eine Tragödie im Finale herbeiführt. Zum Glück fängt sich „Kick-Ass 2“ im letzten Drittel wieder. *SPOILER* Gerade der Tod von Daves Vater ist etwas, das sich nicht viele Filme trauen würden. Dabei führt dies das Thema Väter weiter: Nach Big Daddy und Vater D’Amico stirbt nun auch Daves Dad, hat im Gegensatz zu diesem aber nichts mit dem Kampf von Helden und Verbrechern zu tun, weshalb diese Szene zum einen ein ziemlicher Schock ist, aber auch zeigt, dass für Dave/Kick-Ass nun alles anders wird. *SPOILER ENDE* Doch es gibt noch mehr Szenen, in denen sich „Kick-Ass 2“ reflektiert mit den Folgen von Gewalt beschäftigt: Ein Superverbrecher bereut im letzten Moment, doch ehe er tatsächlich Konsequenzen ziehen kann, wird er von einem Hai zerfleischt, der Vigilantenkampf der selbsternannten Helden fordert Opfer, bei denen man sich nicht sicher sein kann, ob sie es wert waren, und am Ende muss Hit-Girl Kick-Ass daran erinnern, dass es in der realen Welt Konsequenzen hat, wenn man mehrere Leute mit einer Polizeiwaffe erschießt.
Trotzdem darf sich auch die Actionfraktion freuen, denn es gibt natürlich auch wieder die blutigen Kämpfe des Vorgängers zu bestaunen. Der durch „Never Back Down“ bereits Martial-Arts-erfahrene Regisseur Jeff Wadlow und sein Fight Choreographer Mike Lambert sorgen hier für meist dynamische Kloppereien, in denen neben Macheten und selbstgebastelten Knüppelwaffen auch allerlei zweckentfremdete Gegenstände zum Einsatz kommen, darunter Glasscherben, eine Gasflasche und ein Rasenmäher. Dazu gibt es noch einige Shoot-Outs, in denen es ebenfalls ordentlich suppt, auch wenn man dem Film das niedrige Budget in einigen Szenen (z.B. bei der Kletterei auf dem Transporter) ansieht. Richtig schwach ist jedoch nur das Massaker in einer Wohnsiedlung, bei dem die Polizisten immer brav zu zweit ankommen, um nach und nach von Mother Russia (Olga Kurkulina) dahingemetzelt zu werden – die Szene ist einfach viel zu bemüht gewalttätig und schräg zu sein, wodurch sie einfach nur verkrampft wirkt.
Aaron Taylor-Johnson („Savages“) überzeugt erneut als sympathischer Teenager, der sich zu höherem berufen fühlt, während Chloë Grace Moretz („Texas Killing Fields“) wieder ganz groß aufspielt als Minderjährige, die schon zu viel gesehen und zu viel getan hat. Jim Carrey („Dumm und dümmer“) hält sich angenehm zurück und hat gerade dadurch seine großen Momente, Christopher Mintz-Plasse („Year One“) overactet ein wenig, gibt aber einen guten Schurken ab. Clark Duke bekommt als bester Kumpel mehr Raum, während Lyndsy Fonseca („Hot Tub Time Machine“) nur eine Szene hat und etwas unsauber aus dem Film geschrieben wird. Als Neuzugänge dürfen unter anderem Donald Faison („Scrubs“), John Leguizamo („Der Mandant“), Morris Chestnut („Half Past Dead“) und Lindy Booth („Cry_Wolf“) gelungenen Support abliefern, während Chuck ‘The Iceman‘ Liddell einen Cameo hat – als er selbst.
Im Mittelteil schwächelt „Kick-Ass 2“ in mehrerlei Hinsicht, sei es durch die mörderisch schlechte Cafeteria-Szene oder manchen Drehbuchpatzer (z.B. haben die meisten aus Chris’ Superschurkentruppe fast gar kein Profil), doch insgesamt denkt die Fortsetzung die Geschichte würdig weiter: Weg von der Origin-Story und den Versehen Helden- und Teenager-Dasein unter einen Hut zu bringen, hin zum Blick auf die Konsequenzen des Heldentums außerhalb rechtsstaatlicher Bahnen. Nachdenklich, schwarzhumorig und actionreich kommt „Kick-Ass 2“ daher, lässt ein Hintertürchen für ein weiteres Sequel offen, findet aber auch einen befriedigenden Abschluss, falls es nicht weitergehen sollte.
© Nils Bothmann (McClane)
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„Kick-Ass“ war für mich eine der Comicverfilmungen, die sich genau die Freiheiten gegenüber der Vorlage nahm, die es brauchte, um das Comic dramaturgisch sinnvoll auf die große Leinwand zu übertragen – ohne dabei die Vorlage an und für sich zu verraten. Bei „Kick-Ass 2“, dessen Comicvorlage mir per se schon weniger gefiel als jene zu Teil 1, sieht das meines Erachtens aber ganz anders aus. Hier wird vor allem gegen Ende des Filmes die Hauptaussage der Vorlage komplett fehlgedeutet, um ein schönes Happy End zu basteln…
Dankenswerterweise behielt man die Grundgeschichte der Comicvorlage von Mark Millar bei: Dave alias Kick-Ass mutierte dank seinem in den verschiedenen Social Media Kanälen verbreiteten Kampf gegen das organisierte Verbrechen zum Vorbild seiner Generation. Fortan wandet sich so gut wie jeder in ein fantasievolles Kostüm und gibt den Vigilanten im Kampf gegen das Verbrechen. So patrouillieren fortan so viele „Helden“ auf den Straßen, dass Dave sich nicht mehr gebraucht fühlt und einfach erneut seinem Leben als Niemand nachgeht. Schwung in sein Leben bringen nur die Übungsstunden mit Hit-Girl, die ihm all das beibringt, was ihr ihr Vater Big Daddy einst beibrachte. Hit-Girl treiben allerdings auch diverse Probleme um. Ein ehemaliger Kollege ihres Vaters hat sich ihrer angenommen und will von ihr, dass sie nicht mehr als Hit-Girl herumstreunt und allgemein ihr Heldendasein ad acta legt. So haben die Trainingsstunden mit Dave bald ein Ende, der sich nun andere Kompagnons sucht. Diese Suche führt ihn ins Geheimversteck einer ganzen Verbindung von Helden. Die Rede ist von „Justice Forever“, angeführt von Colonel Stars and Stripes. Und Dave wird diese Unterstützung schneller brauchen, als ihm lieb ist, denn seine Nemesis Red Mist plant, den Tod seines Vaters, für den Kick-Ass verantwortlich zeichnet, zu rächen.
Red Mist, der gleich zu Beginn dank eines ekelhaft überspannten Einstiegs um den Tod seiner Mutter zum „Motherfucker“ mutiert, ist wie in „Kick-Ass“ eines der größten Probleme am ganzen Film. Red Mist ist in den Comics keine Flitzpiepe, kein uncooler Nerd und schon gar nicht hat er eine sonnenbankverbrannte Mutter, die er selbst umbringt, um dann deren Fetischkleidung aufzutragen. Die Lackklamotten mit derbem Kettenbehang sind sowieso ein einziges Ärgernis und finden keinerlei Entsprechung in der Comicvorlage. Zudem muss man wissen, dass Red Mist im „Kick-Ass 2“-Comic erst in einer Schlüsselszene der Handlung erstmals wieder auftaucht. Und zwar so eindrücklich, dass man, als er skandiert, nun der Motherfucker zu sein, hart schlucken muss und es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Dagegen wird die Motherfucker-Werdung im Film für einen sinnlosen Lacher verheizt. Und leider wird Red Mist aka Motherfucker im Laufe des Filmes immer mehr zur Witzfigur. Seine Henchmen sind die Fiesen; er braucht einen Leibwächter, der ihm beibringt, böse zu sein; eine Vergewaltigung scheitert an seinem Schlabberschwanz und sein eigentlicher Masterplan bleibt einem vollkommen unbekannt. Im Comic gibt es all diesen Schund nicht. Hier bleibt Red Mist eine niederträchtige, gleichzeitig rotzencoole Bösewichtfigur, die auch für Spannung sorgen kann und einen ziemlich fiesen Plan verfolgt.
Das zweite große Problem ist die Umdeutung der Figur des Hit-Girls. Hier machte den Produzenten das fortschreitende Alter von Chloë Grace Moretz einen massiven Strich durch die Rechnung. Im Comic ist Hit-Girl nach wie vor ein kleines Mädel. Als sie von ihrem neuen Erziehungsberechtigten verpflichtet wird, nicht mehr als Rächerin durch die Straßen zu streifen, geht sie fortan Betätigungen nach, die kleinen Kindern gefallen: Kinobesuche, Ponyhofaufenthalte. Abgehandelt wird diese „Parallelwelt“ in Hit-Girls Leben im Comic mit 5-6 Panels. Keine große Sache also. Im Film nun ist „Hit-Girl“ ein Teenie. Und rund um diesen Teenie zog man unfassbar miese Teeniekomödienelemente hoch. Erste Liebe, Schmetterlinge im Bauch, Zickenkriege, Pippie-Kacka-Witze, … breit und ausgewalzt dargereicht, echte Niveaudrücker und im Comic eben überhaupt nicht zu finden. Hier erleidet der Film beinahe Schiffbruch, verkommt er doch zu einem x-beliebigen Teeniestreifen, dem die Frechheit der Superheldendemontage der Comicvorlage fast vollkommen abgeht!
Kurzum: Die Interpretation von Red Mist/Motherfucker ist schlichtweg eine Katastrophe, die auch dem Spannungsbogen des Filmes schadet. Die Entwicklung um Hit-Girl ist insofern nachvollziehbar, dass die Darstellerin der Kleinen den Kinderschuhen zu überdeutlich entwachsen ist und man sich keine andere als Chloë Grace Moretz in der Rolle vorstellen kann. Sie zieht als schlagkräftiges Gör wieder eine irre Show ab und lässt auf einen Hit-Girl Ableger hoffen (allerdings bitte nicht nach dem bereits vorhandenen Comic, der kann nämlich gar nichts!). Leider dreschen die Drehbuchautoren rund um Hit-Girl aber zu massiv auf den Klischeesandsack ein und so hat „Kick-Ass 2“ in den Momenten, in denen es um Hit-Girls Heldenabstinenz geht, seine massivsten Probleme zu verzeichnen. Hier kommen auch unzählige neue Figuren zum „Kick-Ass“ Universum hinzu, denn die gesamte Gruppe an Teens rund um Hit-Girl gibt es im Comic freilich nicht.
Und es kommen noch viel mehr neue Figuren hinzu oder tatsächlich im Comic existierende Figuren werden komplett umgedeutet: Da wird uns im Film ein Freund von Dave präsentiert, der Red Mist einen Tipp gibt, wie er Kick-Ass bzw. dessen Familie schaden kann. Einen derartigen Freund und einen solchen Verrat gibt es im Comic nirgends. Der Love Interest von Dave aus Teil I muss im zweiten Teil des Comics durch die Hölle gehen. Im Film fliegt Katie mir nichts dir nichts aus der Handlung und man deutet das Schicksal der Comic-Katie auf das „Justice Forever“-Mitglied Night-Bitch um. Mit der darf Dave auch noch ganz oft in die Kiste springen. Man muss sicher nicht erwähnen, dass derartige Kopulationen im Comic nirgendwo zu finden sind. Stellvertretend für Karen muss Night-Bitch dann eben durch die Hölle gehen. Auch wird uns im Film plötzlich ein inhaftierter Onkel von Red Mist präsentiert, der angeblich dessen Entscheidung festigt, ein Superbösewicht zu werden. Woher der Drehbuchautor diese Figur hat, man weiß es nicht. Zumal sie dem Film auch wirklich gar nichts bringt. Und dass man in Jim Carreys Figur gleich zwei Comic-Charaktere zu einem verschmolz, hält ihn auch nicht länger im Film.
Ein weiteres großes Problem ist das Budget der „Kick-Ass 2“ Verfilmung. „Kick-Ass 2“ ist offensichtlich deutlich preisgünstiger inszeniert wurden, als Teil I. Die Folge ist ein definitiv schäbigerer Look, der mitsamt den Splatterspitzen eher an „Super“ und weniger an „Kick-Ass“ erinnert. Zudem bekommt der Regisseur mit dem vorhandenen Budget einige Actionszenen nicht unter Kontrolle. Vor allem die Transporterszene, bei der Hit-Girl Dave befreit, ist extrem schwach getrickst. Dafür findet man hier einige Gewaltspitzen vor, die 1:1 aus dem Comic übernommen wurden und bei denen recht gnadenlos mit den Bäddies umgesprungen wird. Andere Splatterszenen der Vorlage dagegen wurden wie schon im Vorgängerfilm heftigst entschärft. Wenn Red Mist etwa Katie einen Besuch abstattet, nieten er und sein Gefolge im Comic mehr oder weniger alle Einwohner eines kleinen Vorortes um. Dabei machen sie nicht einmal vor Kindern halt! Im Film schrumpfte man diese Szenerie beträchtlich ein und fokussierte mehr auf den Szenenausklang, wenn Mother Russia herbeieilende Cops kalt macht. Hier schlägt dann die Funsplatterausrichtung des Filmes beinahe Purzelbaum. Da werden Rasenmäher zu Wurfgeschossen und werden diverse Cops kaltschnäuzig hingerichtet. Hier überbietet der Film ausnahmsweise mal das Comic, muss sich aber insgesamt den Vorwurf gefallen lassen, diverse politische Unkorrektheiten des Comics auszublenden.
Am massivsten fällt der Eingriff dann in Richtung Showdown aus. Im Film steigt jener im geheimen Unterschlupf vom Motherfucker. Alle Bösen und alle Guten versammeln sich hier und geben sich Saures. Im Comic gibt es diese Actionszene zwar auch, sie ist aber nur ein Appetizer für den echten Showdown, bei dem der gesamte Times Square eingeebnet wird. Davon bekommt man im Film leider nicht einmal eine Ahnung. Zwar sorgt der Showdown für amtlichen Spaß im Film, insgesamt ist es aber schade, dass man den Schluss so abkürzt, da so nie der Masterplan hinter den Aktionen von Red Mist greifbar wird.
Und spätestens im Showdown fällt extrem negativ auf, wie der Film für einen netteren, glatteren Ausklang die wichtigste Aussage des Comics unter den Teppich kehrt. Der Comic „Kick-Ass 2“ dreht sich nämlich vollkommen um das Thema Konsequenzen. So wird im Comic die Staatsgewalt zum Beispiel viel stärker eingebunden als im Film. Diese verhaftet nämlich irgendwann einfach alle Kostümierten. Egal, welchem Lager sie angehören. Denn sowohl Bösewichter als auch Helden agieren gegen den Rechtsstaat. Die einen offensiv, die anderen, indem sie das Recht in die eigene Hand nehmen. Das geht sogar soweit, dass die Cops nach dem Showdown erneut Gut und Böse verhaften. Selbst Hit-Girl fährt im Comic ein und übernimmt von sich aus die Verantwortung für viel passiertes Ungemach. Im Film nun bringen die Guten die Bösen um. Es schreitet keine Polizei ein, man feiert den Sieg, Kick-Ass versucht Menschenmögliches um Red Mist zu retten (im Comic klinkt Kick-Ass im Übrigen vollkommen aus und richtet Red Mist!) und Hit-Girl fährt auf ihrem Motorrad in den Sonnenuntergang … also so ungefähr. Konsequenzen? So what!? Die Bösen haben aufs Fressbrett bekommen und die Guten dürfen sich auf die Schulter klopfen. Hier verrät die Verfilmung ihre Vorlage … und zwar massiv.
Auch allgemein gesehen war ich ein wenig von der „Kick-Ass 2“ Verfilmung enttäuscht. Look und Feel unterscheiden sich für mich zu deutlich von Teil I zu Teil II. Teil II wirkt deutlich roher und rauer, ungeschliffen und hat zumindest optisch gesehen einige Ecken und Kanten. Die Inhalte, die mit diesen Bildern transportiert werden, sind aber leider eher infantiler, naiver und viel zu sehr auf lustig getrimmter Natur. Tempomäßig kann man „Kick-Ass 2“ keinen Vorwurf machen. Der Film sorgt für ein beständig hohes Tempo und versucht durchweg, etwas auf der großen Leinwand passieren zu lassen. Dafür werden die Ohren hier und da ziemlich malträtiert. Insbesondere die für den Film zusammengestellten Songs gingen in meinen Ohren weitgehend überhaupt nicht. Die Action ist derweil flott und rasant inszeniert und montiert. Wenngleich durchweg eine Nummer kleiner skaliert als im Vorgänger. Wer sichtlichen Spaß an dem Film hatte, sind die Darsteller. Diese überspielen manche Ungereimtheit mit Verve.
Kurzum: Rein von der filmischen Seite muss sich „Kick-Ass 2“ keine sonderlich großen Problemherde ankreiden lassen. Der Film ist weitaus weniger perfekt als Teil I, keine Frage, aber er ist zumindest sehr solide und straight umgesetzt. Problematisch wird es immer dann, wenn man den Film mit seiner wesentlich giftigeren Vorlage vergleicht. Dabei fallen so eklatante Storyabweichungen auf, dass man sich schon zu fragen beginnt, inwiefern der Drehbuchautor und Regisseur jemals denken konnte, eine frechere Story auf die Beine stellen zu können, als es Mark Millar getan hat. Jedenfalls scheitert er grandios und verfälscht sogar einige wichtige Grundaussagen des Comics. Von der kompletten Versaubeutelung des Bösewichtes ganz zu schweigen. In der ersten Verfilmung war diese Umdeutung der wirklich cool bedrohlichen Figur noch nicht so dramatisch, da mit deren Vater ein vorzüglicher Antipode für die Helden vorhanden war. In Teil II bricht diese Umdeutung dem Spannungsbogen allerdings komplett das Genick, weil man den Bösewicht im Film einfach keine Sekunde ernstnehmen kann. Schade drum.
In diesem Sinne:
freeman
„Kick-Ass 2“ startet am 15. August 2013 in den deutschen Kinos. Auf DVD und Blu-ray erschien der FSK 18 freigegebene Film ungeschnitten.
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