Originaltitel: Killer Elite__Herstellungsland: Australien, USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Gary McKendry__Darsteller: Jason Statham, Robert De Niro, Yvonne Strahovski, Clive Owen, Dominic Purcell, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Grant Bowler, Ben Mendelsohn, Kristy Barnes-Cullen, Michael Dorman, Lachy Hulme u.a. |
Wenn aktuell die Sprache auf potentielle Nachfolger für die Actiongarde der seligen 80er/90er Jahre kommt, ertönt genauso oft wie der Name Jason Statham auch Genöle, dass genau dieser Darsteller doch immer nur dasselbe spiele und voll langweilig in seiner Rollenauswahl sei. Als Fan vom verlässlichen Briten fragt man sich dann freilich schon, ob diese Nöler Stathams Streifen „13“, „Blitz“ oder „War“ gesehen haben, in denen er genauso hübsch gegen den Strich gebürstet wurde, wie sein irres Haupthaar in „Revolver“. Auftritte in „London“, „Snatch“ oder „Mean Machine“ haben dann ja gleich gar nichts mit dem Jason Statham zu tun, von dem die Nöler da zu reden scheinen. Klar, er spielt auch in finanziell erfolgsversprechenderen Filmen, aber warum sollte er das nicht dürfen? Er braucht ja auch Geld für die Miete … und machen wir uns doch nichts vor: Statham spielte Chev Fucking Chelios – und so ein Typ darf alles. Und wenn es drei Transporterstreifen sind, who cares?
Und ein weiteres Projekt wird gerne ausgeblendet, wenn es vor allem um den aktuelleren Superstar Statham geht. „Bank Job“, eine schräge Räuberpistole nach angeblich wahren Ereignissen, deren Wahrheitsgehalt aber nicht wirklich verbrieft ist. Die „Killer Elite“ schlägt nun durchweg in eine ähnliche Kerbe, ist aber keine Wiederholung von „Bank Job“. Die Gemeinsamkeiten sind, dass man sich einer speziellen Zeitperiode annimmt (diesmal den 80ern, obwohl die „Killer Elite“ häufiger eher an den grimmigen Realismus der 70er erinnert!) und auf einer angeblich wahren Geschichte aufsetzt, über die erneut nicht wirklich klar ist, wie viel davon der Wahrheit entspricht, auch wenn das zugrundeliegende Buch sogar als Sachbuch gehandelt wird.
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Die 80er. Eine kleine Einheit von Söldnern ist im Nahen Osten unterwegs, um einen in seinen Abläufen exakt geplanten Mordauftrag auszuführen. Alles geht gut, bis Danny, durchaus die Abrissbirne des Teams, das Ziel ausschaltet und dabei fast ein Kind tötet, das mit dem Ziel im Auto saß. Danny zieht sich fortan von dem dreckigen Geschäft zurück und will seinen Lebensabend in Australien verbringen. Dort ereilt ihn wenig später die Kunde, dass sein Freund und Mentor Hunter im Oman festgesetzt wurde und hier von einem Scheich gefangen gehalten wird. Für diesen sollte Dannys Freund einen heiklen Auftrag ausführen, weigerte sich aber in letzter Instanz – nachdem er das Geld für den Auftrag bereits abgegriffen hatte. Das konnte sich der Scheich freilich nicht bieten lassen. Nun soll Danny den Auftrag seines Freundes zu Ende bringen, sonst müsse dieser dran glauben. Der Auftrag: Vergeltung üben für die einst ermordeten Söhne des Scheichs. Die Ziele: britische SAS Agenten und damit hochrangige Mitglieder der wohl gefährlichsten und besten Geheimorganisation ihrer Zeit. Erschwert wird der Auftrag dadurch, dass der SAS seinerseits Danny im Auge hat und mit Spike einen Ex-Agenten auf ihn ansetzt, der sich wie ein Pitbull in Danny verbeißen wird …
Der etwas unglückliche Trailer zur „Killer Elite“ täuscht – wie für viele *tztztz* sicher auch der Name Jason Statham – einen Non-Stop Actionstreifen vor, was der Film letztendlich nicht einhalten kann und auch gar nicht will. Er versteht sich als eher storygetriebener Actionthriller, in dem sich die Action eher dahingehend manifestiert, dass der Film und seine Geschichte ständig in Bewegung sind und immer wieder neue Figuren und Wendungen auf den Zuschauer warten. So viele, dass man sich irgendwann wünscht, das etwas zu überladene Drehbuch hätte ein paar Storymomente und Figuren zugunsten einer strafferen Dramaturgie geopfert. So bleibt das Tempo zwar durchgehend hoch und das Treiben auf der Leinwand baut auch eine nicht zu unterschätzende Spannung auf, irgendwann wirkt die „Killer Elite“ aber dennoch ziemlich gestreckt und mit fast 120 Minute Laufzeit auch überlang, was vor allem im Schlussteil eklatant auffällt.
Die Fülle an Ereignissen (alle drei Mordanschläge werden von der Planung bis zur Ausführung begleitet, mehrere Aufeinandertreffen von Danny und Spike, Besprechungen der SAS, die große Verschwörungsgeschichte im Hintergrund, diverse Scheichbesuche) sorgt zudem dafür, dass die Figuren und ihre Interaktionen ziemlich in den Hintergrund gerückt werden. Darunter leidet vor allem Robert de Niro, der zwar alleine durch seine Gegenwart ordentlich Stil und Souveränität in den Film pumpt, sich letztlich aber erneut fragen lassen muss, was ihn bewogen hat, diese eher nichtssagende Rolle anzunehmen. Das ist umso trauriger, da die Chemie zwischen ihm und Statham stimmt und man sich im Nachhinein wirklich gewünscht hätte, dass der Film mehr darauf abgestellt worden wäre, wie die beiden miteinander umgehen, auch um mehr über die Motivation der beiden Profikiller/Söldner zu erfahren. Clive Owens Figur ergeht es da nicht viel anders, aber Owen ist zumindest physisch ab seinem ersten Auftritt hundertprozentig präsent und alleine die Ahnung seiner Gegenwart pumpt ordentlich Spannung in den Film. Sein Spike ist ein würdiger, wenn auch optisch ziemlich schräger (die Rotzbremse ist genauso ein Hammer wie das irritierend seltsam aussehende, kaputte Auge seiner Figur) Gegenspieler für Danny/Statham.
Statham wird durch die Gegenwart dieser beiden starken Schauspieler problemlos mitgezogen und – mehr noch – er liefert in deren Windschatten seine wohl beste darstellerische Leistung überhaupt ab. Zwar erfährt man auch über seinen Danny nicht wirklich viel, aber seine Figur funktioniert, vereinnahmt den Zuschauer mühelos für sich und zieht obendrein alle Sympathien auf sich. Zudem hat er von ziemlich unerbittlichen und emotionslosen Brutaloauftritten über spannungsgeladene (Rede-)Duelle mit Spike bis zu weichen und gefühlvolleren Momenten mit seinem Love Interest (Yvonne Strahovski, das Leckerlie aus der TV Serie „Chuck“) eine breite Palette an Gefühlslagen zu bedienen und schafft den Sprung vom hemdsärmeligen Naturburschen zum eiskalten Mörder scheinbar spielend. Der große Gewinner der Schauspielgarde in „Killer Elite“ heißt allerdings Dominic Purcell. Der wuchtige Mime, der bisher IMMER in vollkommen falschen, viel zu weichen und harmlosen Rollen verheizt wurde, darf hier als enger Freund von Danny seine bisher beste Rolle zum Besten geben. Er sorgt als Davies spielend für einige humorige Auflockerungen, darf endlich auch mal richtig hart agieren und ist eine Art charmantes Rückgrat des Streifens. In diese Richtung sollte sich der Mime weiter orientieren …
Davon abgesehen glänzt „Killer Elite“ immer dann am hellsten, wenn die grimmige und weitgehend wunderbar realistische Action im Film gezündet wird. Von Explosionen über Shoot Outs und krachlederne Prügeleien bekommt man hier eine Menge handgemachter, sehr straighter und teils heftig brutaler Action geboten, die in dem ersten Aufeinandertreffen von Jason Statham und Clive Owen ihren brachialen Höhepunkt hat. Wenn sich die beiden Mimen hier gegenseitig den Staub aus den Klamotten hauen, wirkt die zuletzt so gefeierte Prügelei zwischen The Rock und Vin Diesel in „Fast & Furious“ fast wie eine Übung in Sachen Wellnessmassage … Dabei verblüfft vor allem Owen. Klar hat man ihn schon in diversen körperbetonten Rollen gesehen, aber wenn er hier mit Statham, der vermutlich aus Gründen eines größeren Realitätsgrades auf seine Martial Arts Einlagen verzichten muss, aufeinander prallt, wackeln echt die Wände. Zwar wird leider in genau dieser Szene ein wenig zu sehr dem Bournelook gehuldigt, dennoch hat diese Einlage richtig Pfeffer im Arsch! In den sonstigen Actionsequenzen wird dann im Übrigen auf die Wackelkamera weiträumig verzichtet … und auch in diesen Szenen knallt es teils gar heftig.
Was bleibt ist ein storytechnisch erstaunlich umfangreicher, manchmal zu weitschweifiger und etwas zu langer Actionthriller, der vor allem in seiner Auflösung ein wenig enttäuscht. Irgendwie lauert man hier wirklich auf einen Knalleffekt, der dann ausbleibt, was einen irgendwie unbefriedigt zurücklässt. Auf der anderen Seite ist die Erklärung der ganzen Chose in ihrem Zynismus ungemein nah an unserer heutigen Weltpolitiklage, was dem Film, obwohl er in den 80ern spielt, eine erstaunlich aktuelle Note gibt. Überhaupt, wären da nicht ein paar üble Kleidungsverfehlungen und altmodische Automarken, man würde den Film weitgehend zeitlich gar nicht einordnen können, wirkt er doch in seiner Thematik und den kolportierten Motiven erstaunlich universell. Auch technisch erinnert hier nichts an die 80er. Der Film ist temporeich und flott inszeniert, die vielen Schauplatzwechsel lassen ordentlich Agentenfilmflair aufkommen, die Bilder sind rau, direkt, kalt und hart in ihrer Anmutung und die beständig aufkochende Action rockt richtig heftig. Und Jason Statham? Der liefert hiermit eine seiner besten darstellerischen Leistungen ab, auch und vor allem da sein Name, wie der Trailer zum Film, einen etwas anders gearteten Film hat erwarten lassen. Nicht schlecht für einen langweiligen Wiederholungstäter …
Die deutsche DVD/Blu Ray kommt von Concorde Home Entertainment und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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