Originaltitel: Kill Order__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: James Mark__Darsteller: Chris Mark, Alain Moussi, Reuben Langdon, Amos Crawley, Scott Cavalheiro, Denis Akiyama, Jessica Clement, Paul Rivers, Jennifer Li, Jason Gosbee u.a. |
Der in Deutschland als “Killing Soldier – Der Krieger” vermarktete „Kill Order“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gebrüder Mark, die mit dem Film eine Visitenkarte hinsichtlich ihrer Fähigkeiten abliefern wollten. Der ältere der beiden Brüder, James, hat als Stuntman an Filmen wie „Pacific Rim“ mitgewirkt und bei “Killing Soldier” als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Editor den schöpferischen Part übernommen. Sein jüngerer Bruder Chris ist ebenfalls vornehmlich Stuntman und hat unter anderem bei „xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“ seine Knochen hingehalten. Für “Killing Soldier” ist er als Hauptdarsteller und sein eigener Stuntman am Wirken…
Waise David wird tagein tagaus von Albträumen geplagt. Das dauernde Bombardement mit verstörenden Bildern sorgt dafür, dass der bei seinem Onkel lebende Junge kaum zur Ruhe kommt. Auf sein Umfeld wirkt er infolgedessen immer schläfrig und abwesend. Das ändert sich schlagartig, als eines Tages eine Spezialeinheit die Schule von David stürmt und gezielt nach ihm sucht.
David wird direkt wieder von den Bildern aus seinen Träumen übermannt… und schaltet auf einmal den Turbo an! In Sekundenbruchteilen wischt er mit den bewaffneten Kerlen den Boden auf. Nutzt Scheren und ähnliche Utensilien des Klassenraumes, um die Angreifer dauerhaft aus dem Spiel zu nehmen.
Verstört flüchtet David nach dem Gemetzel vom Ort des Geschehens, nur um in der Wohnung seines Onkels erneut attackiert zu werden. David muss sich damit abfinden, dass es irgendjemand auf ihn abgesehen hat. Eilig packt er seine Siebensachen, um den Vorgängen auf den Grund zu gehen. Dabei muss er beständig auf der Hut vor immer neuen Angreifern sein…
Schaut in den Actioner “Killing Soldier” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=yuaQG2bbPpY
Die Story von “Killing Soldier” kommt recht dünn daher und weiß leider niemals zu packen oder mitzureißen. Schlimmer noch: Mehrfach hat man den Eindruck, dass sie das Tempo des Actionfilmes sehr künstlich verschleppt, indem sie zum einen versucht, möglichst viel Verwirrung zu stiften, und zum anderen auf einen leicht mystisch angehauchten Rahmen abzielt.
In der Folge gehen immer wieder die gleichen Flashbacks und sich unangenehm inhaltslos anfühlende Szenen auf den Zuschauer nieder, der spätestens bei der dritten Wiederholung des Ganzen in Richtung Vorspulknopf zu schielen beginnt. Kein schöner Fakt für einen Film, der mit einer Nettolaufzeit von 73 Minuten alles andere als lang ausgefallen ist und theoretisch eigentlich kaum überflüssiges Fett auf den Rippen haben dürfte.
Sobald “Killing Soldier” dann seine Action zündet, läuft der Film bedeutend runder. Kein Wunder beim Stuntman-Background der beiden Brüder. Die hauen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass “Killing Soldier” immer noch ein Low-Budget-Werk ist, ordentlich einen raus. In der ersten Actionszene haut Chris Marks David die Spezialeinheit fast schon ein wenig zu schnell weg. Doch schon hier wird deutlich, dass James Mark ein Auge für Action hat und diese mit einigen interessanten Kameraideen in Szene zu setzen weiß.
In Szene zwei drehen die Brüder dann richtig auf: Im lang ausgespielten Kampf von David gegen einen Schwertkämpfer dreschen sich die Kontrahenten durch die Wohnung von Davids Onkel und lassen keinen Stein auf dem anderen. Ungeheuer präzise und wirklich beeindruckend effektiv eingewobene Wirework-Momente lassen unvermutet mit der Zunge schnalzen. Auch deutet Chris Mark an, dass er über ein paar hübsche Flugskills verfügt, was in Actionszene drei, dem offenkundigen Herzstück des Actioners, für ein paar spektakuläre Momente sorgt. In einer mehrere Minuten langen Kampfszene in einer Parkanlage gehen Chris Mark und drei versierte Kampfsportler richtig zur Sache.
Actionszene Nummer 4 gerät wie der Einstieg eher kurz, hat aber einen interessanten Kniff: Man erlebt das Abtreten der Gegner von Chris Mark aus deren Sicht! Sprich, der Zuschauer wird in POV-Sicht ordentlich von Chris Mark mit Schlägen eingedeckt. Der Showdown fährt dann noch einmal zwei längere Fights auf. Der erste ist stilistisch ein starker Mix aus Zeitlupen- und Normalsequenzen, in denen Chris Mark fünf Gegner mit High-Flying-Aktionen abfertigt. Der zweite Fight ist noch einmal ein längerer Kick gegen einen „Supergegner“.
Allen Fights ist eine flüssige Choreografie gemein, die vor allem Chris Mark richtig aufblühen lässt. Wo er vorher noch phlegmatisch durch den Film stolperte, darf er auf einmal gen Himmel abheben und richtig schnell austeilen. Das Ganze wird mit Sinn für spektakuläre Bilder in Szene gesetzt. Dabei bekommt die Choreografie in Totalen Raum zum Atmen. Dynamik entsteht hier also zum Glück nicht durch schnelle Schnitte. Die Musik passt sich dem Geschehen gut an und bei den Schauplätzen der Action ist für ausreichend Abwechslung gesorgt. Auch die rund um die Fights lancierten Special Effects (die Zündung von Davids Superkraft beispielsweise) sind für einen Film dieser Preisklasse absolut sauber umgesetzt.
Wo man gerne noch hätte aufdrehen können, ist die Härte. Zwar langen die Darsteller alle amtlich hin, so richtig weh wollen die Duelle aber nicht tun. Kunstblut wird sparsam eingesetzt. Verheerende Moves ebenso. Vermutlich blutig verlaufende Finisher werden durch die Einstellungen der Kamera meist abgemildert (passieren also im Wesentlichen Off-Screen). Hier wäre definitiv noch Luft nach oben.
Genau wie bei den Darstellern. Während Hauptdarsteller Chris Mark als David noch erstaunlich gut wegkommt und einen durchaus sympathischen Helden entwerfen kann, merkt man seinen Gegnern schon überdeutlich an, dass sie zu weiten Teilen eben eher Stuntmen und Kampfsportler und ganz sicher keine Schauspieler sind. Mit Alain Moussi („Kickboxer: Vengenace“) und Denis Akiyama („Resident Evil: Afterlife“) sind zumindest zwei bekanntere Gesichter in Nebenrollen an Bord. Chris’ Bruder James ist im Übrigen auch in einer Nebenrolle als Yin am Start.
Was am Ende bleibt, ist ein in seinen Martial-Arts-Actionszenen bockstarker Low-Budget-Actionstreifen. Den Versprechen des deutschen Verleihers sollte man trotz dieses Lobs aber nicht zu sehr trauen, denn „Action wie in The Raid“, „Stunts wie in Warcraft“ und „Fights wie in Universal Soldier“ findet man hier schon aus finanziellen Gründen definitiv nicht. Und leider findet man in dem Film auch keine sonderlich aufregende Story. Die endet obendrein vollkommen offen! Deutet Fortsetzungen an und macht “Killing Soldier” letzten Endes zur bloßen Ouvertüre. Das Problem ist nur, dass man nach dem Genuss des Filmes nicht zwingend Lust auf mehr hat. Weil man nicht angefixt ist. Weil die Story einfach nicht packt. “Killing Soldier” wäre gut beraten gewesen, diverse Leerlaufmomente in der bislang erzählten Story zu canceln und vielleicht 15 Minuten für einen echten Showdown dranzuhängen. Vielleicht hätte der Film so am Ende sogar eine richtige Story gehabt. In der jetzigen Form jedoch fühlt man sich mit dem Einsetzen des Abspannes von dem Streifen schon ein wenig veralbert.
Die deutsche DVD / Blu-ray zu “Killing Soldier” erschien am 1. März 2018 von Tiberius Film/Sunfilm und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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