Originaltitel: Kindergarten Cop 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__ Regie: Don Michael Paul__Darsteller: Dolph Lundgren, Andre Tricoteux, Sarah Strange, Fiona Vroom, Aleks Paunovic, Bill Bellamy, Rebecca Olson, Darla Taylor, Enid-Raye Adams, Jody Thompson u.a. |
Ich denke, ich muss an dieser Stelle nicht groß offenbaren, in wessen Fußstapfen Dolph Lundgren in dem Film „Kindergarten Cop 2“ tritt. Das dürfte allen Lesern hier, aber auch den Machern und vor allem Dolph Lundgren nur zu bewusst sein. Von letzterem zeugt eine großartige Sequenz im Gag-Reel der deutschen Veröffentlichung des Filmes, in der Dolph Lundgren einwandfrei die Manierismen Arnold Schwarzeneggers und seine Art der Aussprache imitiert und einem Kind verheerende Konsequenzen androht, wenn es nicht endlich spurt…
„Kindergarten Cop“ war die zweite Komödie der „Gegensatz“-Trilogie von Arnold Schwarzenegger. Also der Komödien, die davon lebten, dass sie das damalige Macho-Image von Arnold Schwarzenegger möglichst heftig konterkarierten. So gab er in „Twins“ den gebildeten, naiven, leicht vollpfostig angehauchten Zwilling eines winzigen Gegenstückes, das auch charakterlich so ganz anders drauf war als er. Bei „Junior“ hingegen bestand die Herausforderung darin, dass Macho-Arnie als schwangerer Mann seine weibliche Seite herauskehren musste.
„Kindergarten Cop“ machte es ihm da zumindest auf dem Papier leichter. Denn in Ivan Reitmans Komödie durfte er seinem eigentlichen Image relativ treu bleiben, immerhin ist der Cop, den er verkörpert, der typische Arnold-Schwarzenegger-Heldentypus. Aber indem man den Hünen auf winzige Gegner treffen ließ, die das so gar nicht juckte und die Arnie mit purer Muskelkraft nie würde besiegen können, gelang ebenfalls ein durchaus amüsanter Storykniff. Nicht umsonst warb das Marketing zum Film damals damit, dass Arnie in diesem Film auf seine ultimativen Gegner treffen würde: Naseweise kleine Teppichratten, die ihm gehörig einheizen.
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Ein Vierteljahrhundert später befand man bei Universal, dass es an der Zeit sei, dem Arnold Schwarzenegger-Vehikel eine Fortsetzung zu spendieren. In der schleust sich FBI-Agent Reed in die Kindergartenabteilung einer Elite-Grundschule ein. Einer der Lehrer, der vor kurzem auf unfreiwillige Weise das Zeitliche gesegnet hat, ist nämlich angeblich in den Besitz einer Liste des Zeugenschutzprogramms gelangt, was freilich die Sicherheit aller Zeugen auf der Liste extrem gefährden würde.
Reed soll diese Liste wieder beschaffen und stellt sich das recht einfach vor. Doch er kann freilich nicht ahnen, dass sechsjährige Kinder kein großes Interesse an der Suche nach einem USB-Stick haben. So machen sie dem Agenten das Leben gehörig schwer. Doch der muss schnellstens Ergebnisse präsentieren, denn ein hochrangiger Gangsterboss hat es ebenfalls längst auf die Liste abgesehen…
Ich liebe Kinder sehr! Sie sind für mich… kleine Menschen.
Soviel vorweg: Einen derart sympathischen Dolph Lundgren („Riot“) wie in „Kindergarten Cop 2“ hat der geneigte Actionfan noch nie gesehen. Klar, er spielte fast immer den Helden, was ihm sowieso die Gunst des Publikums sicherte, aber noch nie durfte er über einen ganzen Film hinweg so relaxed, so cool und so zugänglich auftreten wie hier. In jeder Szene hat er ein Schmunzeln auf den Lippen und vor allem in den Interaktionen mit den Kids wirkt Lundgren nach einem natürlich bewusst steif gehaltenen Einstieg extrem natürlich, nahbar und angenehm menschelnd.
Er beziehungsweise seine Konfrontationen mit den Kids sorgen auch für die meisten Gags. Das baut relativ häufig auf sein Image als Kerl der alten Schule auf, der hier mit Kids konfrontiert wird, die die bewussten Lebensweisen ihrer Eltern übernehmen und in einer Umgebung erzogen werden, die pädagogisch höchst wertvoll daherkommt und sogar ein Therapie-Schwein auffährt. Freilich alles neue Welten für Agent Reed, der schon mit seinem Erdnussbutter-Sandwich in der Frühstückspause eine regelrechte Massenpanik unter zig vermeintlich allergischen Kids auslöst.
Die Story rund um diese Gags ist eher dünner Natur und in seinem gesamten Ablauf ein ziemlicher Abklatsch von Ivan Reitmans Vorlage: Hier wie dort erleben wir erst einen kernigen Auftritt des Actionhelden, in dessen Rahmen auch ordentlich geballert werden darf. Da wir es allerdings mit einer Komödie für die ganze Familie zu tun haben, stirbt freilich niemand so wirklich und Reed erschlägt die Lumpen lieber mit einem Essensautomaten. Direkt danach wird Reed in den Kindergarten versetzt und muss hier Kindererziehung und Spurensuche unter einen Hut bringen.
Vor allem die ersten Konfrontationen mit den Kids bergen dabei viel Komik-Potential und zeigen, dass auch der Schwede verdammt komisch sein kann, wenn er will. Damit es nicht zu langweilig wird, darf sich Reed auch noch in ein heißes Geschoss verlieben. Diese betreut eine Parallelklasse und steckt sich immer wieder schnippisch ihre Haare mit Bleistiften zusammen. Selbst dieser Romantic-Comedy-Abschnitt geht dem sehr charmanten Lundgren erstaunlich leicht von der Hand. Was auch an der stimmigen Chemie mit Darla Taylor liegt, die obendrein für die zugrundeliegende Thematik erstaunlich sexy daherkommenden darf. So eine Erzieherin hätte ich auch gerne gehabt…
Direkt danach steigt dann schon der kindgerechte Showdown, in dem Lundgren dem ebenfalls riesigen Aleks Paunovic („Vendetta“) amtlich eine zimmern darf und damit die harmlose Komödie zu ihrem netten Ende führt. Die ganze Chose bekommt von Regisseur Don Michael Paul („Sniper: Legacy“) ein sehr wertig wirkendes, extrem farbsattes Gewand verpasst, welches er mit einer angenehm warmen, gülden überstrahlenden Ausleuchtung abrundet. Der lockere Soundtrack untermalt die durchweg gelöste Stimmung treffend.
Kurzum: „Kindergarten Cop 2“ ist eine typisch amerikanische Komödie für die ganze Familie. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das so mit sich bringt. In der Folge ist der harmlos unterhaltende Film weder handlungstechnisch innovativ noch durchgehend brachial komisch. Um niemanden zu sehr aufzuregen, köchelt die Spannung weitgehend auf Sparflamme und auch die Action wird eher in homöopathischen Dosen gereicht. Für die Erwachsenen gibt’s neben dem kernigen Helden ein wenig Romantisches und für die Kids ein paar überspanntere Charaktere und sogar süße Tiere. Das klingt in seiner Ausrichtung auf jedwede vermeintliche Zielgruppe vielleicht nicht sonderlich erquickend, ist aber von mir gar nicht so negativ gemeint. Ganz im Gegenteil, denn „Kindergarten Cop 2“ findet extrem schnell seinen Groove, ist sauber inszeniert, durchgehend charmant, ohne große Längen durchgezogen und obendrein mit einem tollen Hauptdarsteller gesegnet! Der, und das haben im Vorfeld sicherlich die meisten befürchtet, wird hier weder verheizt noch muss er sich selbst zum Affen machen. Stattdessen darf Dolph Lundgren ganz neue Seiten von sich zeigen. Vielleicht lauern da ja noch irgendwo ein paar ähnlich amüsante Projekte auf den Schweden!
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 26. Mai 2016 von Universal Pictures Home Entertainment und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten. Neben 10 Minuten an geschnittenen Szenen warten ein Behind the Scenes und eingangs erwähntes Gag Reel auf ihre Entdeckung.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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