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King-Kong – Dämonen aus dem Weltall

Originaltitel: Gojira tai Megaro__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1973__Regie: Jun Fukuda__Darsteller: Katsuhiko Sasaki, Hiroyuki Kawase, Yutaka Hayashi, Robert Dunham, Kotaro Tomita, Kenpachirô Satsuma, Tsugitoshi Komada, Hideto Odachi, Shinji Takagi, Rolf Jessup u.a.
King-Kong - Dämonen aus dem Weltall

Das Cover der alten Anolis-DVD mit dem Alternativtitel “King-Kong – Dämonen aus dem Weltall”

Bei der deutschen Betitelung von „Godzilla vs. Megalon“ als „King-Kong – Dämonen aus dem Weltall“ hat der Verleih wirklich ganze Arbeit geleistet. King Kong kommt nicht vor, stattdessen bezeichnet die deutsche Synchro den Ultraman-artigen Roboter Jet Jaguar auf diese Weise, Dämonen sind mitnichten zu sehen und aus dem Weltall kommt auch nur ein Gegner der beliebten Riesenechse.

Doch der Reihe nach: Toho suchte Ende der 1960er angesichts schwindender Zuschauerzahlen nach einem Kaiju-Erfolgsrezept, wanzte sich daher an TV-Erfolge wie „Ultraman“ heran und setzte außerdem zunehmend auf eine kindliche Zielgruppe. Also erhielt Godzilla, der zu Beginn von „King-Kong – Dämonen aus dem Weltall“ fröhlich auf der Monsterinsel verweilt, ein besonders knuffiges Redesign, während der Knirps Rokuro Ibuki (Hiroyuki Kawase) als Identifikationsfigur dient. Also darf Rokuro zu Beginn des Films auch mit einem toll designten Fisch-Tretboot, das wohl den Traum eines jeden Zwölfjährigen darstellen dürfte, in einer Bucht herumfahren, während sein Erfinderpapa Goro (Katsuhiko Sasaki) und dessen Bruder Hiroshi (Yutaka Hayashi) zuschauen. Als sich ein Wasserstrudel auftut und er fast ersäuft, ist die Rettung durch Vater und Oheim zwar relativ hüftsteif inszeniert, doch für Kinder vielleicht der Nägelkauer schlechthin.

Natürlich kommt das Loch nicht einfach so ins Wasser. Denn unter der Meeresoberfläche hausen die Bewohner des versunkenen Kontinents Seetopia, die angesichts von Atombombentests über ihren Köpfen stinksauer auf die Menschheit sind. Damit schließt man vordergründig an den kritischen und umweltschützerischen Gestus des Ur-„Godzilla“ an, gibt aber auch gleich die volle Trash-Packung dazu. Die Bewohner von Seetopia, das auch Atlantis heißen könnte, sind augenscheinlich bei der letzten Toga-Party entlaufen und werden von König Antonio (Robert Durham) angeführt, dessen Herrschergewand noch um eine weiße Turnhose erweitert wurde. Das Knalleroutfit für jede Bad-Taste-Party, für Könige wegen Volkslachanfallgefahr eher weniger geeignet.

Antonio beordert nun Megalon, eine Art Riesenschabe mit Metallklingen an den Armen, mit der Auslöschung der nervigen Menschheit. Da Megalon allerdings kreuzdumm ist, muss er von Goros Roboter Jet Jaguar angeleitet werden, den zwei Seetopia-Agenten aus dem Haus der Ibukis stehlen. Diese wiederum wollen Godzilla zur Rettung holen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=AFLxzN87hhM

Bis Godzilla allerdings auf der Matte steht, sind schon mehr zwei Drittel des Films vorbei. Bis dahin ist es auch Essig mit Monsterkloppe, denn zuvor wütet lediglich Megalon, der immerhin in einer Sequenz jede Menge Spielzeugpanzer und -raketenwerfer wegflämmt, welche die japanische Armee darstellen, und einen Damm kaputtmacht. Dafür griff der Kaiju- und Godzilla-erfahrene Regisseur Jun Fukuda („Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer“) dann auch auf Stock Footage aus vorigen „Godzilla“-Filmen und von japanischen Armee-Aufmärschen zurück. Besonders putzig dabei: Oft stehen Megalon und die anderen Monster irgendwo auf einem freien Feld herum, die Zerstörung trifft dann aber japanische Großstädte – neues und recyceltes Material passen da nicht zusammen. Hinzu kommen kleinere Actionszenen mit der Heldenfamilie und Seetopia-Agenten mit Prügeleien und Verfolgungsjagden, die begrenzt aufregend sind, aber immerhin ein paar nette Stunts hergeben. Und so haben die Schauspieler auch ein bisschen was zu tun außer Godzilla mit großen Augen beim Kämpfen zuzusehen, wobei das auch nur bedingt ein Vorteil ist: Sonderlich gut ist keiner von ihnen und Hiroyuki Kawase („Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“) als kindliche Identifikationsfigur geht richtig auf den Zeiger.

Im Finale gibt es dann die Battle Royale. Jet Jaguar ist inzwischen der Kontrolle der Böswichte entrissen, kann sich vollkommen sinnfrei auf Godzilla-Größe aufplustern (was wohl dem Vorbild Ultraman geschuldet ist) und tritt im Tag Team mit Godzilla in Monsterärsche. Weil zwei gegen einen bekanntlich unfair ist, bekommt Hauptbedrohung Megalon derweil Unterstützung von dem Robo-Flugsaurier Gigan, den Antonio aus unerklärlichen Gründen aus dem Weltall anfordern kann. So liefern sich die vier dann eine rund zwanzigminütige, nicht enden wollende Klopperei, die immerhin ganz putzig ist, aber auch irgendwann ermüdet. „King-Kong – Dämonen aus dem Weltall“ hat nicht zu viel oder zu wenig Action, er verteilt sie einfach nur bärig schlecht. Und mancher Move der Kaijus ist schon sehr cheesy, vor allem jener berühmt-berüchtigte Sprungkick Godzillas, bei dem er waagerecht in der Luft liegt und mit beiden Beinen auf den Gegner zufliegt, während nur noch sein Schwanz den Boden berührt.

Bevor der große Showdown der Männer in den Gummianzügen ansteht, ist „King-Kong – Dämonen aus dem Weltall“ allerdings eine ziemlich lahme Veranstaltung. Die Seetopianer sind eh nur zum Monster-Loslassen da und verschwinden aus Handlung und Film, nachdem sie ihre Schuldigkeit getan haben. Goro, Hiroshi und Rokuro sind egale Pappkameraden, die man lieber nicht als Charaktere bezeichnen sollte, weshalb ihre Abenteuer entsprechend unspannend ist. Und noch dazu nervt der Dreikäsehoch, den der Film penetrant zum nutellasüßen Kinderhelden hochjubeln will. Das Militär schaut eher pflichtschuldig vorbei und spielt nach der ersten großen Schlappe keine Rolle mehr. Vielleicht verkamen Monsterangriffe auch intradiegetisch zur Routine: Das Monster greift an, die Zivilbevölkerung flieht und das Militär ballert bis die Rohre glühen, obwohl ihre Waffen wenig bis gar nichts ausrichten, da muss man sich auch gar nicht mehr anstrengen und neue Lösungen finden. Godzilla richtets eh. Und nach Sinn im Handlungsverlauf fragt man auch lieber nicht, denn der storyrelevante Jet Jaguar kann gerade so viel oder so wenig wie die Autoren brauchen, wozu auch nie angekündigte Gadgets und Kontrollmaßnahmen gehören.

„King-Kong – Dämonen aus dem Weltall“ kämpft mit knappem Budget, egaler Story und einer reichlich lahmen ersten Hälfte, doch Fans von Kaiju-Kloppe kommen spätestens im überlangen Showdown auf ihre Kosten – sofern sie mit einem gewissen Cheese-Faktor leben können. Denn sonderlich filigran und durchdacht ist die Action nicht, teilweise auch etwas ermüdend, aber man kann nicht sagen, dass man nichts geboten bekomme. Nur die Verteilung der Kaiju-Action hätte viel besser sein müssen.


© Nils Bothmann (McClane)


……


Ein Grundschüler, besessen von der Farbe Rot und vermutlich großer Fan der TV-Serie „Ultraman“ (1966), reichte 1971 seinen Beitrag für einen von Seiyu ausgerufenen und von Toho gesponserten Kaiju-Design-Wettbewerb ein. „Red Alone“ war der Name des ironischerweise nicht roten, sondern weißen Roboters. Natürlich, ein Roboter; Kinder sind seit Anbeginn der Science Fiction besessen von Robotern. Der kleine Erschaffer dieses besonderen Exemplars jedenfalls konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, dass sein „Red Alone“ als Gewinner des Wettbewerbs die Chance dazu hatte, im neuesten Abenteuer der Godzilla-Franchise mitzumischen. Das wurde den Finalteilnehmern erst während einer TV-Show mitgeteilt.

Dass es kein Kinder-Entwurf einfach so in einen Godzilla-Film schafft, versteht sich dabei von selbst. Das finale Design stammt letztlich nicht von einem kleinen Jungen, sondern von Teruyoshi Nakano, einem langjährigen SFX-Supervisor für allerhand Monsterfilme. Aus „Red Alone“ wurde „Jet Jaguar“, eine mit den Grundfarben Blau, Rot und Gelb akzentuierte Reminiszenz an die futuristischen Anzüge der Weltraumeroberer aus unzähligen Pulp-Comics und natürlich auch aus Raumfahrtfilmen, zu denen letztlich auch „Godzilla“-Erschaffer Ishiro Honda seinen Teil beigetragen hat.

Und dennoch, aus der Ferne betrachtet erscheint Jet Jaguar wie albernes Kinderspielzeug. Acht Jahre „Good-Zilla“ seit der Verwandlung zum Guten in „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ haben schließlich Früchte getragen. Auch wenn die Entscheidungshoheit bei den Erwachsenen liegt, es sind die Kinder, die das Spielzeug kaufen und die Serien schauen, deren Stimmen man hören möchte. Und sie verlangten offenbar nach mehr Metall in einem Universum, das bislang hauptsächlich von prähistorischem Inselgemüse und außerirdischen Tyrannen angetrieben wurde. Mehr also von einer Schaffenskraft menschlichen Ursprungs.

Godzilla gegen Megalon

Jet Jaguar ist geschmeichelt, dass man ihn King Kong nennt.

In gewisser Weise fungiert Jet Jaguar daher als Legitimation für mehr Blechschäden, wie sie später vor allem durch „Mechagodzilla“ Einzug in die Reihe erhielten. Der feierte 1974 in „King Kong gegen Godzilla“ sein Debüt und unterstrich durch seine stählerne Anmutung das schizophrene menschliche Verhältnis zu Götteranbetung und Gottkomplex: Einem Gott ein Denkmal zu bauen, dieses aber dann gegen den Gott antreten zu lassen, nichts könnte typischer für unsere Spezies sein.

Auch Jet Jaguar ist schon so etwas wie die Fingerspitze auf Michelangelos Gemälde „Die Erschaffung Adams“, die Brücke also zwischen Mensch und Godzilla. Immerhin kann er sich für die Prügelei am Ende ohne weitere Erklärung einfach von einem 150-Kilo-Metallgestell in 25.000-Tonnen-Ungetüm verwandeln. So steht er dem König der Echsen zur Seite, wenn der sich zum Kampf gegen den alten Bekannten Gigan und die Insekten-Abart Megalon stellt, wobei letztere ihr Debüt und im Grunde ihren einzigen Auftritt absolviert, sieht man mal von ein paar Spielzeug-Cameos ab.

Grund für die ganze Aufregung sind natürlich mal wieder Atomtests, die einen fröhlichen Jungen bei einem Ausflug zum See beinahe in ein Wasserloch zerren. Eine Unverschämtheit, meint nicht nur der Wissenschaftler, der das Tretboot für den Jungen entworfen hat, sondern meint auch das Unterwasservolk der Seatopianer, die im Film einerseits die Natur repräsentieren, andererseits aber arrogant wie die Römer oder abgehoben wie die Götter der griechischen Mythologie auf ihrer Wasserwolke sitzen und dem verdienten Untergang ins Auge blicken. Wenn sie also Megalon an die Oberfläche senden, um alles zu Klump zu schlagen, tritt Godzilla dann nicht als Anwalt der Atomkraftwerke auf, wenn er Megalon wieder postwendend zum Teufel schickt?

Godzilla gegen Megalon

Hinfort mit dir, du lästiges Insekt!

Ein verzwicktes moralisches Dilemma, dem das Drehbuch aber gar nicht weiter auf den Grund gehen will. Also füllt es die Laufzeit bis zur obligatorischen Quartett-Klopperei mit allerhand Stock-Footage-Exkursen und einem Haufen inhaltsleerer Diskussionen im Wissenschaftlerlabor, während Jet Jaguar reglos in der Ecke steht und in der deutschen Fassung irritierenderweise dauernd als „King Kong“ referenziert wird – wohl auch, weil „Frankenstein“ ausnahmsweise mal Urlaub hatte. Leerstellen vertreibt man sich mit fesch auf Fast-Forward getunten Miniauto-Verfolgungsjagden, die den abenteuerlichen Irrfahrten von Wunderkäfer Herbie in Disneys „The Love Bug“ nachempfunden scheinen, auch weil die durchaus schicke See- und Kraterlandschaft des Films allerlei Stunt-Gelegenheiten bietet.

Unsere großen Freunde machen sich in der Zwischenzeit ziemlich rar. Erst als Megalon effektvoll einen Damm durchbricht, brechen alle Dämme und unserem geschuppten Freund vom anderen Ufer reißt der Geduldsfaden. Dass Godzilla diesmal noch knuffliger aussieht als sonst mit seiner knautschig eingedrückten Schnauze und seinen schalen Knopfaugen, hat wohl nicht nur mit dem kindlichen Zielpublikum zu tun, sondern auch mit dem geringen Zeitfenster, das für die Kostüme zur Verfügung stand. Selbiges gilt für die Choreografie, die eigentlich nur ein echtes Highlight im Köcher hat: Godzillas physikalisch völlig unmöglichen Flying Sidekick, der jedem angehenden Karateka seine Grenzen aufzeigt.

Godzilla gegen Megalon

Ausgezeichnet!

„Godzilla gegen Megalon“ entpuppt sich damit als Kinderfantasie mit wirrem moralischen Unterbau, das seinen Leerlauf nur unzureichend mit Pseudo-Tempo zu kaschieren weiß. Obwohl die prinzipiell hübschen Kulissen hin und wieder gekonnt als Sprungschanze für irgendwelchen Blödsinn genutzt wird, hätten ein paar Schauwerte mehr ganz gut getan; und was Jet Jaguar angeht, hat es schon seinen Grund, dass er danach nur noch in Serien, Videospielen und Comics auftreten durfte, niemals wieder jedoch in einem Godzilla-Film.


© Sascha Ganser (Vince)

Informationen zur Veröffentlichung

Godzilla gegen Megalon

Das Cover der neuen Anolis-Blu-ray zu “Godzilla gegen Megalon”

Bereits vor einem Jahr erschien „Godzilla gegen Megalon“ von Anolis in deutscher Blu-ray-Premiere. Dem geht eine lange Serie an VHS- und DVD-Veröffentlichung unterschiedlicher Anbieter voraus. Diese gipfelte 2016 in der schön aufgemachten und längst ausverkauften Metalpak-DVD-Edition aus gleichem Hause, die in Sachen Ausstattung auch weiterhin das Nonplusultra bleibt: Schließlich hatte sie neben der Sonderverpackung inklusive eines 20-seitigen Booklets noch zwei deutsche Audiokommentare, etwas Werbematerial und vor allem drei Fassungen zu bieten: Die japanische Fassung auf Disc 1, die deutsche Kinofassung auf Disc 2 und eine viertelstündige Super-8-Fassung im Bonusmaterial.

Vergleichsweise spartanisch gibt sich dagegen der Blu-ray-Release, womit der Wert der DVD-Sammleredition weiter erhalten bleibt: Wie schon beim Triple von „Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer“, „Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“ und „Frankensteins Höllenbrut“ handelt es sich auch diesmal um eine Barebone-Disc, die nahezu keine Extras enthält. Immerhin, der Kinotrailer ist enthalten und ein Wendecover ohne FSK-Logo ist auch dabei, alternative Fassungen oder sonstige Extras physischer oder digitaler Art sucht man jedoch vergebens.

Dafür winkt natürlich das Upgrade auf das nächsthöhere Format. Anders als noch bei der ersten DVD von Media Target ist natürlich auch auf der Blu-ray neben der deutschen Synchronisation der japanische Originalton dabei (beide im Format DTS-HD Master Audio 2.0 Mono), deutsche Untertitel darf man auf Wunsch dazuschalten. Das Bild hält das recht hohe Niveau der Vorgänger-Releases, was auf recht einheitliche Produktions- und Lagerumstände beim Studio hindeutet. Wir profitieren von knallig bunten Farben und einer Bildschärfe, die jeden Nylonfaden gnadenlos sichtbar werden lässt. Jet Jaguars Superkräfte mag diese Transparenz entmystifizieren, der filmhistorisch Interessierte jedoch entdeckt die Serie mit einem Blick fürs Detail ganz neu.

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Copyright aller Filmbilder/Label: Anolis__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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