Originaltitel: King of Killers__Herstellungsland: USA/Kanada__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Kevin Grevioux__Darsteller: Alain Moussi, Frank Grillo, Stephen Dorff, Marie Avgeropoulos, Shannon Kook, Kevin Grevioux, Georges St-Pierre, Gianni Capaldi, Ryan Tarran, Zoe Worn u.a. |
Zusammen mit Regisseur Len Wiseman und Drehbuchautor Danny McBride erschuf Kevin Grevioux als ursprünglicher Ideengeber und Storylieferant das „Underworld“-Universum, was seine Karriere als Schauspieler, Drehbuch- und Comicautor ankurbelte. Mit „King of Killers“ zeigt Grevioux als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent erneute Franchise-Ambitionen.
Bei diesem Videothekenfutter merkt man freilich, dass die Budgets für unabhängig produzierte Genrefilm wesentlich schmaler sind als noch bei „Underworld“ 20 Jahre zuvor. Das sieht man nur zu gut bei zwei anfänglichen Aufträgen von Profikiller Marcus Garan (Alain Moussi), der Übelwichte auf Toiletten und in Hinterzimmern ausknipst. Da spielen beispielsweise drei Gangster Poker um eine neue Superduper-Geheimtechnologie, aber nicht in einem luxuriösen Geheim-Casino, sondern am Klapptisch in einem Lagerraum, zumindest so lange bis Marcus ihnen das Licht auspustet. Dummerweise wird bei genau jenem Auftrag seine Ehefrau zum Ort des Geschehens gelockt, die jedoch nicht viel vom geheim gehaltenen Tagewerk des Gatten mitbekommt, da sie sich schnell mehrere Kugeln einfängt.
Marcus versinkt nach dem Verlust in großer Trauer, parkt Tochter Kimberly (Zoe Worn) bevorzugt bei der Großmutter und sucht auf eigene Faust nach den Verantwortlichen für den Tod seiner Frau. Als ihn der geheimnisvolle Roman Korza (Gianni Capaldi) für einen Auftrag anheuern will, sagt Marcus ab. Doch Filmgott Zufall schlägt natürlich passgerecht zu und versieht Kimberly mit einer schweren Krankheit, die ein paar bemühte Melodrama-Einsprengsel im Spital sowie Geldnot nach sich zieht, weshalb die angebotenen 10 Millionen Dollar für die Beseitigung des Auftragskillers Jorg Drakos (Frank Grillo) dem Profimörder a.D. doch plötzlich verlockend erscheinen.
Als fliegt Marcus nach Tokio, um eine handfeste Überraschung zu erleben: Er ist nicht der einzige angeheuerte Profikiller, sondern gleich mehrere wetteifern um die Kohle. Und ihr Auftraggeber ist niemand anderer als Drakos selbst, der sich in diesem Wettstreit als der wahre König der Killer beweisen will…
Schaut euch den Trailer zu „King of Killers“ an
Das Profikiller-vs.-Profikiller-Konstrukt wurde in ähnlicher Form schon in „The Tournament“ und „Accident Man“ verwurstet, wobei die Prämisse hier eher der aktuellen Budgetlage im B-Bereich entgegenkommt. Da gibt es kaum noch große Gefechte und Unmengen verprügelter Statisten, stattdessen konstruiert man seine Story lieber um diverse Zweikämpfe von Leuten, die wahlweise ein bekanntes (B-)Gesicht, Martial-Arts-Skills oder im besten Falle sogar beides mitbringen. Nach diesem Muster funktionierte bereits das Alain-Moussi-Vehikel „Jiu Jitsu“, dessen Belegschaft hier zum Teil wieder versammelt wurde. Bei „King of Killers“ war der Schmalhans aber noch viel offensichtlicher Küchenmeister, weshalb große Teile des Films in einem kargen Gebäude spielen, das Drakos als Spielwiese für seine Duelle auf Leben und Tod ausgesucht hat. Die Regie tut ihr Möglichstes, um das Ganze mit Farbfiltern, Schattenspielen und bunter Ausleuchtung zu übertünchen, wirkt dabei aber bisweilen eher bemüht als stilsicher. Und bei den CGI-Effekten, die vor allem bei Einschüssen und splitterndem Glas zum Einsatz kommen, kann „King of Killers“ seine Direct-to-Video-Herkunft gar nicht mehr verschleiern, denn die Computertricks sind so mies, dass man sich selbst im Hause Millennium Pictures dafür schämen würde.
Allerdings ist „King of Killers“ sichtlich nur um seine Zweikämpfe gebaut, was für eine eher langweilige erste Hälfte sorgt, die dem Publikum Marcus näherbringen soll, aber nicht über redliche Bemühungen hinauskommt. Dass der Mann seine Gattin sehr geliebt hat und doch nur Idylle mit Häuschen und weißem Gartenzaun für sich seine Familie wollte, ist keine Erkenntnis, die rund 30 Minuten Exposition trägt, da kann man Marcus noch so verkniffen auf sein Ermittlerboard zur Ermordung seiner Frau gucken. Was er herausgefunden hat oder nicht, das erfährt man bezeichnenderweise nicht, was nur zeigt, wie egal die ganzen Versuche von Charakterentwicklung sind. Dass der Mord an seiner Frau im weiteren Verlauf eine Rolle spielt, ist natürlich klar wie Kloßbrühe. So spielt dieser in den finalen Twist hinein, der „King of Killers“ teilweise schon ziemlich abstrus wirken lässt und gleichzeitig noch das Tor für eine Fortsetzung sperrangelweit offen bläst. Grevioux arbeitet außerdem schon fleißig an einem Prequel in Serienform, aber angesichts der Qualität von „King of Killers“ darf man arg bezweifeln, dass er eine Franchise á la „Underworld“ auf die Kette kriegt.
Bevor zur Halbzeitmarke der erste Killer gegen Drakos antreten darf, lernt man noch die Konkurrenz kennen, die jedoch nie Stereotypen hinauskommt. Da ist das obligatorische Kanonenfutter, das beim Spiel nicht mitmachen will und dafür schon vor Beginn die Rübe weggeballert bekommt. Da ist der alternde Hüne Dyson Chord (Kevin Grevioux). Der gutherzige Allrounder Andre LeCroix (Georges St-Pierre). Der unsympathische Hitzkopf Rick Nigel (Ryan Tarran). Der ehrenwerte Ren Hiro (Shannon Kook). Und Asha Khanna (Marie Avgeropoulos), die Marcus von früher kennt. Kurz wird angedeutet, dass diese Verbindung Bewandtnis für den Film haben könnte, aber das wird dann wieder fallen gelassen. Auch die Ausgestaltung des Spiels und seiner Regeln folgt kaum einer Logik und dient in erster Linie dazu die Angelegenheit auf 90 Minuten zu prügeln. Und damit nicht jeder der angeheuerten Profikiller nur gegen Drakos kämpfen darf, gibt es ein paar unmotivierte Einsprengsel, in denen sich die Killerkollegen auch mal gegenseitig auf die Drömmsel geben oder ein Handlangerin Drakos‘ auch mal zum Fight gegen Marcus antritt.
Immerhin: Das kämpferische Talent ist vielen Beteiligten nicht abzusprechen. Und selbst bei jenen, die nicht von Natur aus im Kampfkunstbereich tätig sind, sorgt die Choreographie durch Dennis Lafond („Es – Kapitel 2“) und Ryan Tarran („Thor – Tag der Entscheidung“) für sehenswerte Ergebnisse. Klingen- und Schusswaffen werden in die Fights mit einbezogen, da merkt man den Einfluss der „John Wick“-Reihe, die eh mehrfach als Vorbild um die Ecke schauen. Grevioux trifft als Regisseur dagegen nicht immer die beste Wahl: Der Flackerlicht-und-Schatten-Kampf zwischen Drakos und Chord beispielsweise ist viel zu dunkel geraten. Zudem muss man sich fragen, warum einen MMA-Profi wie Georges St-Pierre („Killing Salazar“) engagiert, diesen dann aber quasi nur mit einer Pumpgun rumballern lässt. Insgesamt liefern die Fights aber, auch wenn sie etwas länger sein könnten – der ähnlich gelagerte „Accident Man 2“ beispielsweise hat mit vergleichbaren Budget- und Storyschwächen zu kämpfen wie „King of Killers“, bot dafür aber exzessives Fratzengeballer.
Zu den Aktivposten von „King of Killers“ gehört zudem Frank Grillo („Black Lotus“), der als charismatischer Meuchelmörder seine Kollegen an die Wand zu spielen droht. Alain Moussi („Kickboxer – Die Abrechnung“) ist solide, macht mit seiner 08/15-Performance aber auch mal wieder klar, dass er selbst im B-Bereich wohl eher zur zweiten Garde gehört und nicht die Ausstrahlung für echten Videothekenruhm mitbringt. Kevin Grevioux spielt seine Nebenrolle mit Gravitas und seiner markanten Stimme, Shannon Kook („Dark Places“) setzt Akzente als Killer mit Ehrenkodex. Marie Avgeropoulos („Dead Rising: Endgame“) ist eher mittelmäßig, Stephen Dorff („The Price We Pay“) hat arg limitierte Screentime als Marcus‘ Auftraggeber. Eher schwach abseits ihrer körperlichen Einsätze kommen Georges St-Pierre und Ryan Tarran daher, eine veritable Nervensäge ist der mäßig talentierte Gianna Capaldi („The Commando“) als Schmierlappen von einem Mittelsmann.
Letzten Endes erfüllt „King of Killers“ immerhin die Mindesterwartungen, die man stellen durfte, denn wenn sich die meist kampfgeschulten Darsteller hier etwas auf die Moppe geben, dann liefert das recht gelungene Action. Deren Anteil am Gesamtfilm ist dann aber zu klein, um diverse Belanglosigkeiten und Durchhänger zwischen den Fights, die sichtliche Unterfinanzierung und das mäßige Script vergessen zu machen. Regiedebütant Kevin Grevioux gibt sich immerhin Mühe und lässt trotz einiger Schnitzer Talent erkennen, aber das hier als Grundlage für Franchise-Material zu nehmen, erscheint doch mehr als gewagt.
Splendid Film veröffentlicht „King of Killers“ auf Blu-Ray und DVD in Deutschland, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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