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King of New York

Originaltitel: King of New York__Herstellungsland: Großbritannien, Italien, USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Abel Ferrara__Darsteller: Christopher Walken, Wesley Snipes, Laurence Fishburne, David Caruso, Steve Buscemi, Theresa Randle, Victor Argo, Janet Julian, Joey Chin, Giancarlo Esposito, Paul Calderon u.a.
King of New York

Christopher Walken brilliert als “King of New York”. Ihm auf der Spur: Wesley Snipes!

Frank White wurde soeben aus dem Gefängnis entlassen. Seine ausschließlich schwarze Bande empfängt ihn mit offenen Armen und begleicht schon vor Franks Wiederkehr einige offene Rechnungen mit Konkurrenten. Frank selbst tut es seinen Anhängern bald gleich und mischt sich unversehens ins Tagesgeschäft der größten Drogenbosse New Yorks ein. Denn Frank braucht Geld, da ihn ein unerhörter Plan umtreibt: Warum nicht in die Politik drängen? Ein Projekt um ein Krankenhaus in einem verarmten Viertel soll seinen Eintritt in die High Society ermöglichen. Doch wenn sich jemand wie Frank alles nimmt, sind mies gelaunte Konkurrenten nicht weit entfernt und auch den Cops ist der Aufstieg von Frank ein echter Dorn im Auge. Vor allem die beiden Polizisten Dennis Gilley und Thomas Flanigan drängen auf eine alles entscheidende Konfrontation. Mehr noch, die beiden Heißsporne planen ein Attentat auf den „King of New York“…

Spricht man über „King of New York“, fällt oft der Begriff des Meisterwerkes. Ein Status, der dem Film unbenommen sei. Dennoch hat der Film eine große Schwäche: Seine Laufzeit. „King of New York“ ist in erster Linie eines: Viel zu kurz! Denn aus seiner kurzen Laufzeit resultieren einige Unwahrscheinlichkeiten. So übernimmt Frank gefühlt im Laufe eines Tages die italienische Mafia, legt sich mit den Triaden an, schaltet die Kolumbianer aus und steigt auf zum „King of New York“. Das geht alles so leicht und so reibungslos vonstatten, dass man sich beständig fragen muss: Wieso kam nicht irgendwer vorher auf diese scheinbar so simple Idee, ganz New York zu übernehmen? Die Folge ist eine leicht gehetzt wirkende Storyentwicklung, die eines garantiert nicht aufkommen lässt: Langeweile. Stattdessen folgt hier Reaktion auf Aktion und herrscht ein enormes Tempo vor, auch wenn sich Regisseur Abel Ferrara mehrfach bemüht, mit seiner gediegenen Inszenierung eine getragenere Note in den Film zu bringen. Doch derartige Showstopper greifen bei dem Film nur selten und so kann man am Ende, wenn plötzlich alles ganz schnell geht und der „King of New York“ noch einmal in einer großartigen Sequenz durch „seine“ Stadt streift, nur konstatieren, dass dem Streifen gut und gerne 30 Minuten mehr Laufzeit mehr als gut gestanden hätten. Beziehungsweise, und das zeigt freilich die Qualität des Filmes, man wünscht sich, dass der Film nach gut 100 Minuten noch nicht enden soll.

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Zu faszinierend ist das großartige Spiel von Christopher Walken, der einen herrlich ambivalenten Charakter erschafft. Moralisch ist Frank freilich vollkommen auf der falschen Seite, setzt er seinen Willen doch mit eiserner Härte und ohne jede Rücksicht auf Verluste durch, gleichzeitig aber wirkt er wie ein Heilsbringer, der im Grunde nur die Bösen richtet und anscheinend sogar eine soziale Ader entwickelt. Im Grunde aber ist Walkens Frank White ein echter Antiheld und in seinen harten Momenten alles andere als eine Identifikationsfigur. Doch von jenen gibt es sowieso kaum welche in „King of New York“. Die durch die Bank leicht prollig wirkenden Cops agieren so überengagiert jenseits von Gut und Böse, dass sie als Helden ebenso wenig taugen wie die Gangster im Film, die sich nach außen wie Gentlemen geben, innen drinnen aber schlicht und ergreifend absolut verkommen sind. Es gibt eigentlich nur eine positiv besetzte Figur in „King of New York“: Bishop, ein unbestechlicher Cop, der am Ende aber genauso dreckig verreckt, wie auch sonst alles Gute … und ganz nebenbei verliert die Figur auch ihre Integrität, wenn sie das Gesetz in die eigenen Hände nehmen will. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen Gut und Böse, die fließende Moral … Ein typisches Ferrara Thema, das den meisten seiner Filme gemein ist. All seinen „King of New York“ Figuren ist überdies gemein, dass sie von großartigen Schauspielern gegeben werden. Walken (“McBain“) agiert dabei out of this World und ist schlichtweg eine Macht für sich, doch auch seine Mitstreiter Laurence Fishburne („Man of Steel“), David Caruso („CSI Miami“) oder Wesley Snipes (In ähnlich gelagerten Filmen wie „Sugar Hill“ oder „New Jack City“ sonst immer auf Seiten der Bösen, ist er diesmal als Cop unterwegs.) spielen ganz groß auf, auch wenn die Darsteller abseits von Walken immer auch ein wenig ins Overacten verfallen.

Ferrara („Hexenkessel Miami“) inszeniert seinen Film sehr geerdet und sehr ruhig. Langsame Kamerafahrten und –schwenks prägen die Optik von „King of New York“. Stahlbaue Nachtbilder generieren eine unangenehme, kalte Atmosphäre und der düstere Score dräut unheilvoll vor sich hin. Überhaupt saugt die dichte Atmosphäre von „King of New York“ den Zuschauer auf und lässt ihn irgendwann nicht mehr los. Richtig packend geraten dann die Actioneinlagen. Diese sind meist kurz und knackig und mit einer enormen Härte versehen. In „King of New York“ wird blutig und verdammt dreckig verreckt. Highlight in Actionsachen ist freilich das breit ausgespielte Attentat der Cops auf Frank und seine Handlanger, das zum einen den ohnehin beachtlichen Bodycount hochschraubt und mit einer netten Autoverfolgungsjagd aufzutrumpfen versteht, nur um in ein ziemlich beklemmendes Finish zu münden. Der Showdown fällt dann deutlich kleiner aus und konfrontiert das absolut Böse (Frank) und das absolut Gute (Bishop) miteinander. Wobei die dabei gesprochenen Worte deutlich schärfer ausfallen, als die eigentliche Ballerei der beiden.

Am Ende bleibt ein Film, der seinen Status als Meisterwerk des nachtschwarzen Gangsterkinos nicht umsonst hat. Ferrara entwirft mit Inbrunst das Bild eines total kaputten New Yorks, das durch eine regulierende Hand mit Macht neu geordnet wird und dadurch letzten Endes noch konsequenter auf seinen Niedergang zusteuert. Großartige Darsteller, brutale, überstilisierte Gewalteskalationen, ein enormes Tempo und eine düstere, in den Film hineinziehende Atmosphäre halten den Zuschauer in einem unerbittlichen Schraubstock. Doch wenn „King of New York“ nach dem Abspann seine Zuschauer wieder loslässt, wünschen die sich eigentlich noch mehr Einblicke in die Welt von Frank White. Und genau das hätte der Film auch aus dramaturgischer Sicht dringend gebraucht. Etwas mehr Raum zum Atmen, etwas mehr Willen zu epischeren Momenten. Dennoch ist „King of New York“ ein großartiger Gangsterfilm Noir!

Die deutsche DVD / Blu-ray des lange Zeit indizierten Krachers ist ungeschnitten ab 18 freigegeben und kommt von dem Label Ascot Elite.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten:Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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