Originaltitel: Kinjite: Forbidden Subjects__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: J. Lee Thompson__Darsteller: Charles Bronson, Perry Lopez, Juan Fernández, James Pax, Peggy Lipton, Sy Richardson, Marion Kodama Yue, Bill McKinney, Gerald Castillo, Nicole Eggert, Danny Trejo u.a. |
Crowe ist so ziemlich der hartgesottenste Cop, den Los Angeles zu bieten hat. Vor allem bei dem Thema Kindesmissbrauch kennt der Bulle keine Gnade. Gerade hat er noch einem Kinderschänder einen fetten Dildo in den Arsch gerammt, da hat er bereits seinen nächsten Erzfeind ausgemacht. Den Zuhälter Duke, der mit Vorliebe blutjunge Mädchen entführt, vergewaltigt, von sich abhängig macht und dann für wenige Stunden an die Perversen unserer Welt verkauft.
Als eines Tages seine eigene Tochter von einem Japaner im Bus sexuell belästigt wird, entwickelt Crowe höchst rassistische Tendenzen. So kommt es ihm nicht wirklich gelegen, dass ausgerechnet er im Fall der entführten Tochter eines Asiaten ermitteln soll.
Doch er reißt sich am Riemen und lässt seiner Spürnase freien Lauf. Natürlich führen irgendwann alle Spuren zu Crowes Lieblingshassobjekt Duke und natürlich wird sich Crowe den Lump ordentlich zur Brust nehmen…
Schaut in den Cannon-Actioner mit Charles Bronson hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=QbukKgngDCw
„Kinjite – Tödliches Tabu“ lässt einen in vielerlei Hinsicht ratlos zurück. Zum einen braucht der auf simpelsten Actionfilm-Stereotypen aufbauende Plot die halbe Laufzeit, bevor dem Zuschauer erst einmal ansatzweise klar wird, worauf der Actioner hinauswill. Zum anderen hat man durchgehend das Gefühl, man schaue sich eine Art filmische Ruine an, von der wesentliche Plotinhalte entweder nie gedreht oder auf dem Fußboden des Schneideraumes gelandet sind.
So gibt sich der Film lange Zeit große Mühe, dem Zuschauer Crowe und den Vater des entführten asiatischen Mädchens parallel vorzustellen. Dabei zeichnet das Drehbuch den Asiaten zunehmend unsympathischer. Er ist es dann auch, der Crowes Tochter mal eben im Bus an den Schambereich tatscht. Infolgedessen glaubt man immer, dass es zwischen den Männern zur Konfrontation kommen muss – was aber nie passiert.
Weshalb man sich vor allem nach „Kinjite“ schon fragt, warum der Film so einen starken Fokus auf dem Japaner hatte. Selbst ein Moment, in dem dank der inszenatorischen Mittel angedeutet wird, dass Crowes Tochter den Lüstling erkennt, wird von „Kinjite“ einfach bar jedweder Konsequenzen fallengelassen.
Ein weiteres großes Problem ist, dass „Kinjite“ mit seiner schwierigen Thematik recht sorglos umgeht. Wenn etwa das entführte japanische Mädchen mehrfach vergewaltigt wird, wirkt die unter der Szene laufende Musik schon reichlich unpassend. Dramatische Entwicklungen rund um die Missbrauchsopfer reicht das Drehbuch total emotionslos. Selbst verstörende Elemente, wie die Hörigkeit der Opfer in Bezug auf Duke, will niemand erläutern oder irgendwie plausibel untermauern.
Besonders verstörend gerät dahingehend der Kurzauftritt von der hier noch blutjungen späteren „Baywatch“-Nixe Nicole Eggert („The Demolitionist“), bei dem nicht einmal ansatzweise versucht wird, zu erklären, warum sie sich verhält, wie sie sich verhält.
Regisseur J. Lee Thompson vergisst die Action
Nach 50 Minuten Laufzeit bekommt der Film dann zumindest eine grundlegende Richtung, was seine eigentliche Handlung angeht, wird aber nicht wirklich besser. Auch weil Regisseur J. Lee Thompson („Murphys Gesetz“) durchweg vergisst, Action zu machen. In ein oder zwei Szenen darf Bronson zwar mal einen Lump zusammenfalten, mit Action, wie man sie von dem Raubein gewohnt ist, hat das nicht viel zu tun. Stattdessen ballert einen die Tonspur mit immer neuen rassistischen Bezeichnungen für asiatische Menschen zu. Was auch reichlich aus dem Nichts kommt.
Erst im Showdown macht „Kinjite“ dann endlich Action. Doch auch diese will nicht begeistern. Es wird dank Explosionen und Stunts rund um einen Kran und einen Pkw etwas aufwändiger und Charles Bronson darf auch den einen oder anderen Schurken killen, eine schön kathartische Wirkung will sich aber nicht einstellen. Kaum einer bekommt gefühlt das, was er verdient. Weshalb die noch immer hohe freie Freigabe und die erst 2015 aufgehobene Indizierung einzig und allein auf die effektheischende Ausschlachtung des Themas Kindesmissbrauch zurückgeführt werden können.
Charles Bronson („Death Wish 5“) spielte hier zum letzten Mal unter der Regie von J. Lee Thompson und man merkt ihm seine Lustlosigkeit in vielen Szenen überdeutlich an. Einzig den einen oder anderen zynischen Spruch bringt er cool rüber, ansonsten wirkt er angesichts seiner Figur und deren Zeichnung reichlich ratlos. Die restlichen Darsteller wirken ähnlich überfordert, nur Juan Fernandez („Extreme Rage“) macht als Oberlump Duke einen einigermaßen akzeptablen Job. Und wer am Ende aufpasst, bekommt sogar kurz Danny Trejo zu sehen, den Bronson zwei Jahre zuvor in „Death Wish 4“ geplättet hatte.
„Kinjite – Tödliches Tabu“ verhebt sich an seiner Handlung
Der optisch reichlich altbacken rüberkommende „Kinjite“ ist Charles Bronsons Beitrag zu den stark asiatisch beeinflussten Actionthrillern der späten 80er/frühen 90er Jahre („Black Rain“ oder „American Yakuza“ seien genannt). Allerdings ist dieser Beitrag saft- und kraftlos geraten und beschränkt sich auf das Abfeiern rassistischer Stereotype. Eine ähnlich unsensible Herangehensweise legt der Film bei dem grundlegenden Thema des Missbrauchs von Minderjährigen hin. Hier ist „Kinjite“ auf den bloßen Effekt hin ausgerichtet.
Das soll dann reichen, um Charles Bronsons neuerlichen Rachefeldzug zu legitimieren. Doch das klappt kein Stück. Und zwar weil „Kinjite“ zerfahren, lustlos und seltsam bruchstückhaft wirkt sowie Ewigkeiten braucht, um seine grundlegende Handlung nachvollziehbar anzuschieben. Und rollt diese endlich halbwegs, heißt das noch lange nicht, dass die Action mitrollen würde. Ganz im Gegenteil, die kommt erst in den letzten zehn Minuten auf und gerät für Charles-Bronson/Cannon-Studios-Verhältnisse erstaunlich unpräzise.
Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film stammt von dem Label NSM Records. Ungeschnitten und ab 18 freigegeben. ACHTUNG: Es gibt von „Kinjite“ auch eine Blu-ray-Fehlpressung. Diese enthält auf dem Datenträger den Film „In den Krallen des Hexenjägers“. Zu erkennen sind die Fehlpressungen am Spine/Rücken der Blu-ray. Hier prangt „Bronson Kinjite“, während die Neuauflage mit dem richtigen Inhalt hier „Kinjite Tödliches Tabu“ verkündet.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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