Originaltitel: Killers__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Robert Luketic__Darsteller: Ashton Kutcher, Katherine Heigl, Catherine O’Hara, Tom Selleck, Katheryn Winnick, Rob Riggle, Mary Birdsong, Kevin Sussman, Larry Joe Campbell, Lisa Ann Walter, Martin Mull, Casey Wilson u.a. |
Aufgrund seiner Präsenz in vielen Medien (Kino, TV und Twitter) ist Ashton Kutcher („Partyalarm“) schon irgendwie ein Star, aber zur waschechten Hollywoodgröße hat es noch nicht gereicht – aber mit Knete kann man ja versuchen (mit sich selbst als Produzent) dorthin zu kommen.
Also schnappt man sich eine Kombo aus Regie und Hauptdarstellerin, die einen letztjährigen Sommerhit hinbekommen hat („Die nackte Wahrheit“), natürlich ebenso wie dort mit romantischem Einschlag: Jen Kornfeldt (Katherine Heigl), ihres Zeichens Superblondie und vom Verlobten sitzen gelassen, fährt mit ihren Eltern (Tom Selleck, Catherine O’Hara) und deren ausgeprägtem Beschützerinstinkt in den Urlaub nach Nizza, wo sie sich alsbald in die blanken Bauchmuskeln von Schönling Spencer Aimes (Ashton Kutcher) verknallt – mehr Anziehungskraft kann „Kiss & Kill“ da nicht vermitteln, weshalb die romantische Einführung mit ihrer fast halbstündigen Laufzeit, die nur durch ein paar Pannen, Irrungen und Wirrungen zustande kommt, auch schon mal ein Gähner vor dem Herrn ist.
Im Gegensatz zu Jen hat der Zuschauer allerdings bereits erfahren, dass Spenciboy die Surfervariante von James Bond und Jason Bourne ist und im Auftrag der Regierung Leute liquidiert – aber nur pöse Purschen, wie später betont wird. Das bereitet die Krise vor, aber vorerst darf man dem Ausstieg Spencers beiwohnen, der Jen zuliebe ein bürgerliches Leben als Bauunternehmer anfängt. Zeitsprung ahoi, drei Jahre später wohnt man in der Zuckerwattewelt von Suburbia, die Robert Luketic gerne karikierend überzeichnen will, aber grandios daran scheitert.
Doch dann kommt ein Anruf von Spencers ehemaligem Boss nach dem nichts mehr so ist wie es war: Diverse Leute aus dem Umfeld des Paares erweisen sich als Killer, die es auf Spencer abgesehen haben. Das führt natürlich zu Schießereien, einer Ehekrise und der Suche nach Antworten, warum man ihn denn jetzt gerade liquidieren will…
httpv://www.youtube.com/watch?v=7vHhql3jYm4
„True Lies“ und (der daran angelehnte) „Mr. & Mrs. Smith“ wurden oft als Vorbilder genannt, jedoch darf man auch „Grosse Pointe Blank“ und „The Big Hit“ als prominente Paten für „Kiss & Kill“ nicht ignorieren, doch wo diese ihre Mischungen aus Komik und Action zwar unterschiedlich dosierten, aber immer gelungen unter einen Hut bekamen, da stimmt bei „Kiss & Kill“ fast nichts. Nach der viel zu langen Exposition folgt Killerattacke auf Killerattacke ehe dann im Finale dann die Auflösung übermäßig konstruiert, dafür aber immerhin unerwartet und immerhin ansatzweise logisch nachvollziehbar daherkommt – wenngleich auch jenes Entwirren des Storyknotens nur ein weiterer Wegwerfgag ist, der dann vom ultrakitschigen Happy End gefolgt wird.
Gelegentlich blitzt mal schwarzer Humor auf, doch sämtliche genannten Vorbilder konnten das besser, meist wird aber nur auf den Marotten der Figuren rumgeritten, sodass jeder Charakter quasi für nur einen Witz gut ist: Jen muss andauernd vom Geschehen überfordert sein und dabei dermaßen viel kreischen und keifen, dass man in diesem Falle ausnahmsweise mal doch ein wenig häusliche Gewalt befürworten würde, würde sie danach einfach die Schnute halten, ihr Daddy ist immer der verstockte, überfürsorgliche Übervater, ihre Mutter betrinkt sich in jeder Szene und Spencer – naja, der ist eigentlich nie lustig, hat ja auch keine ach so putzige Marotte. Viel mehr an Gags gibt es auch nicht und wenn, dann sind die Witzeleien genauso unoriginell – heissa da klauen wir die Nummer aus den „Friends“-Folgen, in denen verschiedene Charaktere Tom Sellecks ultramännlichen Bart kopieren, was damals frisch und originell war, hier allerdings nur billig kopiert.
Im Gegensatz zu den großen Vorbilder fällt „Kiss & Kill“ allerdings auch in der Knallerei-Abteilung softer und unspektakulärer aus (man wollte ja die Mädels in der Zielgruppe nicht vergraulen), weshalb die paar bemühten Actionszenen den Karren auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen, zumal die ersten Actionszenen in der Mitte des Films noch das Beste sind: Zwei Bourne-style Kämpfe gegen Killer, von denen der erste in einer putzigen Autojagd mündet, danach geht es nur noch bergab, bis zum traurig-unspektakulären Finale, das als langweilige Routine fast schon wieder gut zum missratenen Rest des Films passt.
Ashton Kutchers Plan dadurch gut dazustehen, dass sich alle um ihn herum drehbuchbedingt zum Horst machen müssen, funktioniert nicht so recht, spielt er doch so versteinert, dass selbst Chuck Norris wie ein Oscarmime daneben aussieht. Katherine Heigl („Alarmstufe: Rot 2“) wird für peinlich Schrei- und Tapsigkeitsgags verschenkt, Tom Selleck („Von Bullen aufs Kreuz gelegt“) und Catherine O’Hara („Dick Tracy“) versuchen tapfer das Beste aus ihren Simpelrollen herauszuholen, verzweifeln aber auch irgendwann am Script. Lichtblicke mit kurzer Screentime sind Rob Riggle („Die etwas anderen Cops“) und Katheryn Winnick („Charlies Welt“), aber die retten hier auch nichts mehr.
Eine Actionkomödie, die weder lustig, spektakulär noch spannend ist – fast schon beeindruckend dieses Vollversagen, vor allem nach dem recht spritzig inszenierten „Die nackte Wahrheit“. Zwei, drei nette Nahkampfszenen und die Autojagd machen minimal Boden gut, angesichts des peinlichen Humors und der mäßigen Darstellerleistungen ist das aber kein großer Gewinn.
Kinowelt bzw. dessen Nachfolgelabel StudioCanal haben den Film hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial auf den Scheiben umfasst entfallene Szene, ein Making Of, Trailer, ein Gag Reel und eine Fotogalerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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