Originaltitel: Kiss of the Dragon__Herstellungsland: Frankreich/USA__Erscheinungsjahr: 2001__Regie: Chris Nahon__Produktion: Luc Besson u.a.__Darsteller: Jet Li, Bridget Fonda, Tchéky Karyo, Max Ryan, Ric Young, Burt Kwouk, Laurence Ashley, Cyril Raffaelli, Didier Azoulay, John Forgeham, Paul Barrett u.a. |
Nach seinen Hollywoodeinsätzen machte Jet Li mit “Kiss of the Dragon” einen Ausflug nach Frankreich, den der Starregisseur und umtriebige Genreproduzent Luc Besson („Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“) produzierte.
Der chinesische Geheimagent Liu Jian (Jet Li) kommt nach Paris, um mit der dortigen Polizei einen chinesischen Drogendealer und seinen französischen Kontaktmann hochzunehmen. Das Treffen der beiden Partner soll in einem Hotel stattfinden. Nach einer schönen Creditsequenz, die Paris zeigt, gelangt Liu Jian in das Hotel, wo er auch den Chef der französischen Polizei, Inspektor Richard (Tcheky Karyo), trifft. Tcheky Karyo als Good Guy? Wenn man dies als Zuschauer schon stark bezweifelt, liefert das erste Zusammentreffen zwischen Liu Jian und Richard schon fast die Gewissheit, dass Mr. Karyo auch dieses Mal der Kontrahent sein wird. Denn Liu Jian findet ihn nicht nur dabei vor, einen Unbekannten heftig zusammenzuschlagen, Richard behandelt Liu Jian auch absolut herablassend.
Der beschattete Chinese verzieht sich derweil mit den Prostituierten Aja (Laurence Ashley) und Jessica (Bridget Fonda) auf sein Zimmer. Doch während Jessica ins Bad geht, zieht Aja eine versteckte Waffe und sticht auf den Dealer ein. Liu Jian, der dies auf von der Polizei installierten Überwachungskameras mitsieht, kann Aja gerade noch davon abhalten, aber dann betritt Richard das Zimmer, nietet Aja und den Dealer um und will auch Liu Jian töten. Doch der türmt und lässt dabei noch ein Überwachungsvideo mitgehen. Nach kurzer Einführung hat “Kiss of the Dragon” für klare Verhältnisse gesorgt: Richard ist (wie bereits erwartet) der Böse, der in Prostitution und Drogenhandel verwickelt ist. Nebenbei gibt Liu Jians halsbrecherische Flucht aus dem Hotel Regisseur Chris Nahon („Lady Bloodfight“) noch die Chance für eine fantastische Actionsequenz, in der sich Jet Li mit Martial Arts gegen bewaffnete und unbewaffnete Gegner zur Wehr setzt.
Doch Richard informiert die chinesischen Behörden zuerst und bezichtigt Liu Jian des Verrats. Dieser ist nun gezwungen bei seinem Kontaktmann, der sich als sein Onkel ausgibt, unterzutauchen und seinen Leuten das belastende Überwachungsvideo zukommen zu lassen. Dann geht durch Zufall Jessica vor dem Geschäft von Liu Jians „Onkel“ anschaffen…
Wenn man sich “Kiss of the Dragon” ansieht, fragt man sich, warum Jet Li die Hauptrolle in „Art of War“ ausschlug. Denn die Geschichte von “Kiss of the Dragon” ist nahezu dieselbe (OK, diese Geschichte wurde auch schon sehr oft verwendet), nämlich jene vom eingeplanten Bauernopfer, das dann doch noch effektiv zurückschlägt. Dabei kann “Kiss of the Dragon” dem durchgehend gelungenen Snipes-Film nur bedingt das Wasser reichen, auch wenn es hier mehr Action gibt.
Denn verglichen mit „Art of War“ fällt vor allem die etwas lahme zweite Hälfte auf: Denn hier mangelt es “Kiss of the Dragon” eindeutig an Tempo, ehe es nach einigen Actionsequenzen kurz vor Schluss zum finalen Showdown kommt. In dieser etwas kraftlosen Phase wird zudem recht stark auf die Tränendrüse gedrückt: Jessica hat eine kleine Tochter und wird mit Drogen gegen ihre Willen zur Prostitution gezwungen etc. Das ist einerseits eine nette menschliche Komponente, gerade wenn der Held sonst so rein auf seine Arbeit fixiert ist, doch es fehlt handlungstechnisch ein wenig an Abwechslung: Liu Jian unternimmt eine Aktion um sich reinzuwaschen, die Bösen verhindern das, können ihn aber nicht endgültig ausschalten und zwischendrin freunden sich die Bordsteinschwalbe und der Geheimagent immer weiter an, ehe dann das große Abräumen angesagt ist.
Zufrieden hingegen stimmt die Action: Jet Li kämpft wie ein junger Gott. Dabei sind die Martial-Arts-Sequenzen extrem furios und spektakulär geraten, was einen über diverse Storyschwächen hinwegsehen lässt. Choreographische Ideen, etwa der Einsatz von Handwerkszeug wie Bügeleisen und Waschmaschinen in einer Hotelwäscherei, ein Stockkampf mit einem ganzen Trainingsraum voller Polizeikadetten oder Liu Jians Duell mit den aufeinander abgestimmten Zwillingsfightern (einer davon übrigens ist „Banlieue 13“-Star Cyril Raffaelli in einer frühen Rolle), sind dabei das Salz in der Suppe. der Kampf Auch die Schusswaffe kommt zum Einsatz, allerdings nur in Feindeshand; Liu Jian kämpft waffenlos oder mit kleinen Nadeln, mit denen er Gegner auf ganz spezielle Akupunktur-Weise matt setzt. Die Action kann beinahe rundum überzeugen, auch wenn im zweiten Drittel ein bisschen wenig davon zu sehen ist; nur hin und wieder könnte Regiedebütant Chris Nahon Details verfeinern: Etwa das Ende vom Kampf gegen den schwarzen Zuhälterbodyguard könnte beispielsweise noch dynamischer montiert sein.
Jet Li („The Expendables“) ist ein recht guter Hauptdarsteller, wobei er allerdings weniger mit seiner Mimik, die lediglich das Gütesiegel „ordentlich“ erhält, sondern mehr durch seinen Kampfstil überzeugt. Bridget Fonda („2 Millionen Dollar Trinkgeld“) kann nur halb überzeugen, denn mit ihrem Talent kommt sie nicht ganz gegen ihre manchmal etwas unglaubwürdige Rolle an, die stark zwischen hilflos und doch wieder tough schwankt. Tcheky Karyo ist mal wieder überzeugend böse, auch wenn er nicht ganz an seine Darbietung in „Bad Boys – Harte Jungs“ herankommt.
Insgesamt ist “Kiss of the Dragon” ein wirklich furioser Actionkracher für Genrefans, der leider in der zweiten Hälfte einen gelegentlichen Mangel an Tempo aufweist. Dafür gibt es abwechslungsreiche Kampfkunstdarbietungen vor europäischer Kulisse mit einem gewohnt agilen Hauptdarsteller, einem charismatischen Schurken und immer noch genug Schmiss, dass man auch bekannte Handlungsmuster hier gerne noch mal aufgetischt bekommt.
Während die gekürzte 16er-Fassung des Films etwas irreführend als ungekürzte Kinofassung verkauft wird (schon im Kino war der Film für eine niedrigere Freigabe geschnitten), so sind die FSK-18-DVDs und -Blu-Rays von BMG/UFA und Universum Film / Tobis ungekürzt. Sie entsprechen der US-Fassung, die französische Version wählt bei einem Kopfschuss einen etwas anderen Bildausschnitt, der etwas mehr blutige Details zeigt. Auf den DVDs sind nur Trailer als Bonusmaterial, die Blu-Ray ist da umfangreicher ausgestattet (Interviews, Making Ofs, Storyboards, Trailer). Ironischerweise bot ausgerechnet die gekürzte FSK-16-DVD im Gegensatz zur Uncut-Variante ebenfalls das Bonusmaterial, aber leider keinen intakten Film.
© Nils Bothmann (McClane)
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